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Ausgabe: | 1992 |
Spalte: | 748 |
Kategorie: | Neues Testament |
Autor/Hrsg.: | Crafton, Jeffrey A. |
Titel/Untertitel: | The agency of the Apostle 1992 |
Rezensent: | Schille, Gottfried |
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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 10
748
Kambyses-Zeit) in »49,14-54 sowie 41,27; 44,*26b.27; 45,*14;
47 (Erg.) und 55,l-2(?) vor.
Eine „Kyros-Ergänzungsschicht" aus der Zeit Dareios I. (520-
515 oder bald danach) (175-191) erkennt K. in 41,aß(M).
25aß(M); 42,5-7; 44,28; 45,1 (ab „Kyros"). 3b (init.) 5.1 la.12-
13ba. 18.22-23; 48,12-15(16b?); 51,*4-5(?); 52,11-12;
55,3-5(7). Zusammen mit dieser Schicht sind s. E. auch die ursprünglich
selbständigen Ebed-Jahwe-Lieder ins Buch gelangt.
Sie interpretiert in Fortschreibung von 42,1-4 in V.5fT „den
Doppelauftrag des Ebed als Werk des Kyros und deutet ihn auf
ein politisches Befreiungshandeln an allen Völkern zugunsten Israels
und zur Erkenntnis Gottes durch alle Welt" (176). Mit ihren
Einschreibungen strukturiert sie das Buch neu in die zwei Hauptteile
*40-46 (mit den Abschnitten »40,1-41,29; »42,1-44,23;
»44,24-46,11) und »48,12-55,5, zwischen denen Kap. 47 die
„Wende von der Vorhersage des Heilsgeschehens zu ihrer Erfüllung
" markiert (178 - grafische Darstellung: 180). K. „scheint es
so, daß mit den Kyros-Ergänzungen in Dtjes die chronistische
Theorie entsteht, wonach die im Zusammenwirken der heimgekehrten
babylonischen Gola mit der persischen Reichsregierung
seit Dareios I. erreichte judäische Restauration auf Kyros als
Reichsgründer und Vorbild persischer Welt- und Religionspolitik
zurückgeht" (186).
Als „weitere Fortschreibungsschübe in Jcs 40-49" (192-217 -
Tabelle: 217) identifiziert K. noch eine „ Götzen-Schicht" aus der
späteren Dareios-Zeit in 40,18-20; 41,6-7; 41,24b.29; 44,9-20;
45,15-17.20b; 46,5-7, die die „Vernichtung" der Völker „auf
Hersteller und Verehrer der Götterbilder unter ihnen (insbesondere
Babylon) beschränkt" und so gegen die „in persischer
Zeit zusammen mit dem Gedanken der Völkerwallfahrt auf-
kommendeO Vorstellung" polemisiert, „wonach der Gottesdienst
der Völker im summus dem, dem Himmelsgott und
Schöpfer der Welt, tatsächlich dem einzigen Gott gilt" (200).
Weiter erkennt K. in 40,(6)9-11(7); 42,8-9.17.18-25; 43,5-
7.8; 44,5.26ba2(7); 45,8-10.1 lb.l3bßy(7). 14(7). 19.24-25;
46,1-4.8.12-13; 48,1-11.16.17-19; 49,3 (Israel). 7-13; 54,2-
3(7). 11 -17a(7); 55,6-13(7) eine „ Ebed-Israel-Schicht" aus der ersten
Hälfte oder Mitte des 5. Jh.s, die vielleicht bereits die Verbindung
von Dtjes mit Kap. »60-62 voraussetzt. Sie spiegelt die
,,gewandelte() Selbsteinschätzung der babylonischen Exulanten"
als „Ebed Israel" angesichts der „Erfahrung der Heilsverzögerung
" und macht deutlich, „ daß das Heil nicht allein in der eigenen
Befreiung vom babylonischen Joch besteht, sondern von
einer damit korrelierten, stellvertretenden Umkehr und der dadurch
ausgelösten Heimkehr aller Israeliten abhängt" (213). „Im
Zusammenhang der ganzen Schrift geht auf dieselbe Schicht die
literarische Markierung der zwei Buchhälften in 49,13.14 zurück
" (211). „Späte Einzelzusätze" sieht K. schließlich in
40,6-8(7) (41,14-16?) 44,26ba2(7); 45,13bßy(?).14(?); 48,22;
50,10-11; 51,16; 54,2-3(7). (11 -7) 17b. 10-11 (?) sowie weiteren
Ergänzungen in 49-54.
In einem abschließenden Abschnitt über „Gott im Wort der
Schrift" (218-229) reflektiert K. die Gemeinsamkeiten und Unterschiede
zwischen literarischer Fortschreibung, buchexterner
Auslegung und historischer Interpretation.
K. verfährt im Rahmen des von ihm gewählten methodischen
Ansatzes konsequent und im Einzelnen sorgfältig. Er entwickelt
ein diskutierbares Gesamtbild der Entstehung des Dtjes-Buches,
in dem redaktionelle Fortschreibungen als Interpretationen vorgegebenen
Materials begreiflich werden. Eine Fülle von historischen
und traditionsgeschichtlichen Einzelbeobachtungen macht
die Arbeit auch für Leser(innen) interessant, die Jes 40-55 mit
anderen Fragestellungen und methodischen Voraussetzungen interpretieren
.
München Thomas Krüger
Neues Testament
Crafton, Jeffrey A.: The Agency of the Apostle. A Dramatistic
Analysis of Paul's Responses to Conflict in 2 Corinthians.
Sheffield: Sheffield Academic Press/JSOT 1991. 188 S. 8° -
Journal for the Study of the New Testament, Suppl. Series 51.
Lw. £21.-.
Das flüssig geschriebene Buch ist die überarbeitete Dissertation
des Autors von 1989, unter Robert Jewett am Garrett-Evangelical
Theological Seminary/Northwestern University gearbeitet. C.
geht von der Überzeugung aus, daß die im biblischen 2. Korinther-
brief zusammengefaßte Korrespondenz besser verständlich wird,
wenn man sie als Äußerung in einem lebendigen Prozeß der Auseinandersetzung
liest. C. denkt an three distinetive responses des
Apostels (14) im Zuge einer sich zuspitzenden und wieder entspannenden
Situation. Er macht zwei Voraussetzungen, die ihm
zur Durchführung seiner These nötig erscheinen: Daß hinter der
Korrespondenz eine erkennbare rhetorical Theory and Method
stehe (Kap. 1: 16-47) und die Teilungshypothesen zu diesem Brief
nicht noch einmal bewiesen werden müssen (Kap. 2: 48-58). Für
die Rhetorik stützt er sich auf Kenneth Burke, der die dramatischen
Elemente des Dialogs untersucht und bestimmte Grundzüge
erarbeitet hatte. Wer die Schlüssigkeit der Voraussetzungen
C.s prüfen will, wird sich vor anderem diesem Kapitel zuwenden
müssen. In dem knappen zweiten Kapitel wird die Teilungs-
Hypothese mehr vorgeführt als selbständig begründet. Ergebnis ist
die Annahme von drei wesentlichen ursprünglichen Teilbriefen:
der Brief "of Initial Response" umfaßt 2,14 bis 6,13 zuzüglich
7,2-4; "the Letter ofAttack" 10,1 bis 13,13;derBrief"ofReconci-
liation" enthält die Rahmenstücke (1,3-2,13, dazu 7,5-16). Die
Kollektenbriefe (2Kor 8 und 9) können für diese Arbeit außer Betracht
bleiben, ähnlich wie die wenigen nicht genannten Verse.
Für die Beurteilung des ersten Korrespondenzschrittes (Kap-
3: 59-102) ist die Bestimmung der Ausgangslage wichtig: Paulus
habe die Lage in Korinth nur aus zweiter Hand, nicht vom Augenschein
her gekannt (59). Daher geht er von einem anderen Gesichtspunkt
an die Dinge heran als die Korinther. Während er
sich als Gottes Werkzeug versteht, denken die Leute in Korinth,
wenn sie von einem Apostel reden, an einen selbständig agierenden
Charismatiker (61, 102). So ist es kein Wunder, daß beide
Seiten aneinander vorbeireden. Der Besuch vor Ort konnte
daran wenig ändern, wenn er auch dem Apostel die Erkenntnis
abnötigte, daß er seinen Stil ändern müsse. They were not able to
hear what Paul was saying (103). In einem zweiten Anlauf (Kap-
4: 103-136) wählt Paulus eine andere Tonart, which the Corinthians
could understand (104). Er übernimmt die Redeweise der
in der Gemeinde bestimmenden Charismatiker und setzt diesen
seine Autorität entgegen, was rhetorisch through extensive use
irony, sarcasm and parody zum Ausdruck kommt. Offenbar hat
man diese Sprache besser verstanden und ist eingelenkt, so daß
der Apostel in einem weiteren Schreiben (Kap. 5: 137-162) auf
die Aussöhnung drängen kann. The absence of rhetorical struggle
in this letter is remarcable (143). Ein paar verbliebene Mißverständnisse
gilt es auszuräumen (145). Das aber sei charakteristisch
für die rhetorische Situation of memory, die den
Verstehensprozeß abschließe (155). In einem weiteren Kapitel
(163-169) werden die Ergebnisse kurz zusammengefaßt. Register
, darunter eine engbedruckte neunseitige Bibliographie,
schließen die Studie ab. - Über kleinere Auslegungsfragen wird
man sich ebenso wie über die Durchführbarkeit des Ansatzes
gewiß streiten können. Doch überwiegt der Eindruck, daß hier
ein Weg eingeschlagen worden ist, auf dem man sich der leidigen
Frage annähern kann, wie die Entstehung der im 2. Korinther-
brief vorliegenden Paulus-Korrespondenz erklärt werden kann.
Borsdorf Gottfried Schille