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Ausgabe:

1992

Spalte:

745-747

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kratz, Reinhard Gregor

Titel/Untertitel:

Kyros im Deuterojesaja-Buch 1992

Rezensent:

Krüger, Thomas

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 10

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in the formation of the psalms. J. Eaton and others have properly
suggested that his role is probably more evident than the traditio-
nal royal psalms would suggest. Soll adds to that case in a signifi-
cant fashion.

A careful, annotated translation is offered in an appendix to
the book.

There is one feature of the psalm that merits more adequate
treatment. Soll has set the torah terminology as the matrix of the
psalm and focussed upon its character as prayer. But the intricate
connection of law and prayer in this psalm needs more discus-
sion. The very combination of those themes or concerns suggests
a connection between God's guidance in the course of Iife by
means of the law and God's help in time of trouble. The Instruction
found in the law in its various forms has sustained the suffe-
rer in distress and been the basis of hope. The psalmist finds a
kind of solace, a refuge in the midst of trouble in God's law. There
•s a kind of confidence reminiscent of that expressed in Psalm 46
but with a Deuteronomistic twist, one consistent with Soll's pro-
Posal for an exilic or early postexilic date of composition. For
Deuteronomy 4, probably from that period, suggests the presence
of God is to be found in the presence of God's teaching and Instruction
in and among the people, even when they are far from
the normal places with which God's presence is associated, when
they are in exile and distress (see P. D. Miller, Deuteronomy
[Louisville: John Knox Press, 1990], pp. 56-57). The cry for help
(vv. 86, 173) becomes in the end the petition "let yourorclinances
help mc" (v. 175). The cry for God's help becomes a prayer for
God's law to help. God's guidance in the law is able to help the
Person in distress. We have something here quite different from
the oracle of salvation that was more often the response to the
Prayer for help, but it serves a similar function.

In the effort to understand this long psalm, Soll's rieh and
readable study deserves to stand alongside and in conversation
with Deissler's very different interpretation.

Princcton Patrick D. Miller

Kratz, Reinhard Gregor: Kyros im Deuterojesaja-Buch. Redaktionsgeschichtliche
Untersuchungen zu Entstehung und Theologie
von Jes 40-55. Tübingen: Mohr 1991. X, 254 S. gr.8° =
Forschungen zum Alten Testament, 1. Lw. DM 148,-.

Mit dieser im Sommersemester 1990 von der Theol. Fakultät
der Universität Zürich als Habilitationsschrift angenommenen
Arbeit eröffnet K. die neue, von Bernd Janowski und Hermann
Spieckermann herausgegebene Reihe „Forschungen zum Alten
Testament".

Teil A (1-35) stellt „das Problem" vor und entwickelt an
45,1-7 exemplarisch „Ansätze zu seiner Lösung". Das Dtjes-
Buch präsentiert sich einerseits als spachliche, thematische und
kompositionelle Einheit (mit den zwei Hauptteilen 40-48 und
49-55, die durch 40,1-11 und 55 gerahmt werden). Andererseits
weist es im Einzelnen einen hohen Grad an Komplexität auf. Das
Verständnis von Jes 40-55 als Sammlung relativ unabhängiger
Einzeltexte eines Verfassers kann diesen doppelten Befund für K.
nicht befriedigend erklären. Eine Selbstbeschränkung der Interpretation
auf den vorliegenden „Endtext" (etwa als „Drama")
verkennt s. E., daß „die kanonische Endgestalt nicht die Lösung,
sondern gerade das Problem der Exegese ist" (10). Die Lösung
dieses Problems sieht K. in einer „diachrone(n) Kompositionskritik
" (35), die redaktionsgeschichtlich sukzessive Fortschrei-
bfngen eines grundlegenden Textbestandes zu ermitteln sucht.
Als Ausgangspunkt wählt er die Kyros-Aussagen in Jes 40-48.

In 45,1 -7 rekonstruiert K. zunächst literarkritisch eine Ergän-
?ungsschicht in V.*l. 3b (init.) und 5. Während der Grundbestand
des Textes Kyros als Bezwinger Babylons im Rahmen des

Wirkens Jahwes zum Heil Israels versteht, erhält das „Kyros-
Werk Jhwhs" in der Ergänzungsschicht „einen eigenen Stellenwert
und steht nun zusammen mit der Person des Kyros als solcher
im Vordergrund. Kyros wird berufen und bekommt Völker,
Könige und Städte einschließlich Babylons, die sich jetzt mehr
oder weniger freiwillig ergeben, unter seine Füße gelegt, um zunächst
selbst zur Erkenntnis Jhwhs zu gelangen (V.3b), damit dadurch
zum einen das Gottesvolk Jakob-Israel gerettet wird, zum
anderen - angeführt von Kyros - auch die ganze Welt Jhwh als
den einzigen bekennt" (32f)- Im Blick auf den Kontext erkennt
K. Grundbestand und Ergänzung in 45,1-7 als Elemente übergreifender
Kompositionsschichten in Jes 40-48.

Der Rekonstruktion dieser Schichten dient die Untersuchung
der „übrigen Kyros-Texte und ihre(r) redaktionelle(n) Verankerung
im Buch" in Teil B (36-147), der sich mit 41,1-5. 21-29;
46,9-11; 44,24-28; 45,9-13; 48,12-15 sowie 42,5-9 und den
Ebed-Jahwe-Texten befaßt. K. analysiert diese Texte jeweils zunächst
literarkritisch und fragt dann nach dem literarischen Kontext
und den redaktionsgeschichtlichen Horizonten der rekonstruierten
Textschichten. Dabei kommen auch zentrale Konzepte
des Dtjes-Buches in ihrer differenzierten Entwicklung in den
Blick (vgl. 43ff: Völker/Welt-Aussagen, 68ff: Zeitvorstellung,
82ff: Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels, 103ff: Gola
und Heimkehr, 108ff: Schöpfung, 128ff: Ebed-Jahwe).

Der abschließende Teil C( 148-229) rekonstruiert, aufbauend
auf den vorangehenden Einzelanalysen und diese weiterführend,
„das Werden des Deuterojesaja-Buches" und interpretiert es „als
literarisch produktive(n) Vorgang theologischer Sinnerschliessung
". Die „bald nach 539 v. Chr." verfaßte Grundschrift des
Dtjes-Buches (148-174) sieht K. in 40,1-5 (Prolog); 40,* 12-17.
*21-31;41,*l-5.*8-20.*21-29;42,10-13. 14-16;43,1-4. 9-13.
14-15. 16-21. »22-28; 44,1-4. 6-8. 21-23; 44,24-26a; 45,*l-7;
45,20a.21/46,9-11; *47; 48,20-21 und 52,7-10 (Epilog). In vier
Einheiten (»40,12-42,13; »42,14-43,21; »43,22-44,23; »44,24-
48,21 - grafische Darstellung: 152) leitet sie jeweils aus der
Summe der gesamten (!) „früheren" Heils- und Unheilsgeschichte
Israels das „jetzt" mit Kyros anhebende „künftige"
Heilsgeschehen ab. In diesem „Konzept nimmt die Kyros-
Gestalt... offensichtlich eine ganz wesentliche, wenn auch historisch
begrenzte Rolle ein", „als Vollstrecker des Jhwh-Willens"
an den Völkern, insbesondere an Babylon und Ägypten (155).
„In allem aber steht... Jhwh selbst, sein ausschließliches Gottsein
gegenüber den Göttern der Völker wie gegenüber den Zweiflern
im eigenen Volk, im Zentrum" (156).

Hinter dieser Grundschrift erkennt K. noch Elemente einer älteren
prophetischen Heilsverkündigung Dtjes'. Eine erste Phase
seiner Wirksamkeit (wohl nach dem Regierungsantritt Nabonids
556) hat sich niedergeschlagen in den „Diskussions- und Heilsworten
" in 40,*12ff; 41,*8ff; 42,14-16; 43,1-4. 16-21; 44,1-4
(und 48,20f?), die im Rückgriff auf die Traditionen der Schöpfung
, der Erwählung der Erzväter und des Exodus die Katastrophe
von 587 zu bewältigen versuchen. Aus einer zweiten Phase
(wohl nach der Unterwerfung Lydiens durch Kyros 546) stammen
die „Völkergerichtsreden" in 41,»1-5. »21-29; 43,9-13;
44,6-8; 45,*20f/46,9-l 1. „Ihr Verhältnis zur prophetischen Verkündigung
in den Diskussions- und Heilsworten ist durch sachlich
fortgeschrittene Konzentration auf die Gottesfrage (mit dem
neuen Argument Kyros in der Völkerfrage!) gekennzeichnet"
(167Q.

Die Erstverschriftung der prophetischen Heilsverkündigung
reagiert auf die Verzögerung ihrer Erfüllung und bedeutet zugleich
eine „Sinnfixierung", „Sinnverkürzung" und „Sinnerschließung
" (169). Indem sie die Aussagen über das Volk in
»40-48 mit Aussagen über Zion rahmt (40,1 f; 52,9), bringt sie Jerusalemer
Traditionen in die Diskussion ein und bereitet die
„Zion-Fortschreibungen" (aus der späteren Kyros- oder der