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Ausgabe:

1992

Spalte:

737-739

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Reallexikon für Antike und Christentum ; Bd. 14, Lfg. 102-112 1992

Rezensent:

Seidel, Hans

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 10

738

Imbach, Josef: Jesus begegnen. Biblische Erfahrungen heute. Zürich:
Benziger 1992. 182 S. 8 . geb. DM 29,80.

Jost. Renate, Kessler, Rainer, u. Christoph M. Raisig [Hg.]: Auf Israel
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Ohler, Annemarie: Mutterschaft in der Bibel. Würzburg: Echter 1992.
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Scobie, Charles H. H.: The Structure of Biblical Thcology (TynB 42,
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Theissen, Gerd: The Open Door. Variations on Biblical Themes. Transl.
by J. Bowden. Minneapolis: Fortress Press 1991. XII, 191 S. 8 .

Alter Orient

Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur
Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt.
Hg. von E. Dassmann, C. Colpe, A. Dihle, J. Engemann, B.
Kötting, W. Speyer, K. Thraede, J. H. Waszink. Bd. XIV. Lfg.
102-112. Stuttgart: Hiersemann 1986-1988. 1288 Sp. m. Abb.
4°.

Bd. XIV enthält 42 Artikel. Davon umfassen 7 Artikel nicht
mehr als zehn Spalten: „Heilige Krankheit" (Sp. 63-66) von H.
Brackmann, „Hephaistos von Theben" (Sp. 545-550) von A.
Kehl, „Hera" (550-559) von Chr. Schäublin, „Heraklit" (583-
602) von G. O'Daly, „Hermes" (772-780) von P. Stockmeier,
..Hermias" (808-815) von J. H. Waszink und „Hexe" (1270-
•276) von Kl. Thraede. Bemerkenswert ist im Letztgenannten
die Ehrenrettung der Frau aus Endor 1 Sam 28.

Die meisten Artikel haben einen Umfang zwischen 11 und 30
Spalten. Chr. Belting-Ihm stellt nach einer Begriffsbestimmung
Geschichte und Denkmäler zum Stichwort „Heiligenbild"
(66-96) vor. Der Artikel „Heilkunde" (223-249) von F. Kudlien
hat seinen Schwerpunkt im nichtchristlichen Bereich. Auf Sirach
wird Bezug genommen. Die jüdische Literatur der heilenist. röm.
2eit (z. B. Hen 6) ist ausgeblendet, und auch auf die Kirchenväter
sowie das rabbinische Judentum wird kaum eingegangen. Ein
ahnliches Bild bietet der Artikel „ Heilmittel" (249-274) von G.
Büttner. Mit den syrischen Übersetzern, den Nestorianern und
der Mönchsmedizin ist die nachchristliche Zeit etwas besser verbeten
. A. Kehl verfolgt unter dem Stichwort „Hekate" (310-
338) die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Vorstellung
bis in das christliche Mittelalter. J. Fossum u. G. Quispel bearbei-
ten „Helena I" (simonianisch) 338-355). Die Vff. geben die
sonst im RAC übliche Einteilung in „Nichtchristlich - christlich
" zugunsten der Unterscheidung ,Nichtgnostisch - gnostisch'
auf. Die mythologische Gestalt der H. ist literarisch und archäologisch
im griech. und orientalischen Raum gut bezeugt. Derjüd.
Sophia-Mythos beeinflußt die H.-Vorstellung, und auch die in
Apg 8,9ff anscheinend historische Person H. ist bei den Kirchen-
vätern zur mythischen Figur geworden. Im Abschnitt ,Gnosis' ist
d'e Bedeutung der H. bei Justin, Irenäus, Hippolyt, Epiphanius,
ln den Pseudo-Clementinen und andere Quellen skizziert und die
Verwandtschaft der H. mit der Athena-Deutung, der jüdischen
Sophia und den großen Göttinnen des Alten Orients. R. Klein
s,ellt in „Helena II" (355-375) die Kaiserin Helena vor. Neben
den Lebensdaten kommen das Helenabild in Literatur, Münzen,
Plast iken etc., ihre Kirchenbauten und die Legendenbildung zur
Sprache. W. Beierwalters Artikel „Hen" (445-472) beschreibt
den Begriff des Einen, wie er Tür Antike und Christentum als phi-
'°sophisches und theologisches Prinzip wichtig ist. Der Schwer-
Punkt liegt auf der griechischen Philosophie. Es bleibt zu fragen,
°D man hier begrifflich und inhaltlich das AT anschließen darf.
•< Der Gott des AT ist begrifflich essentiell als Einer u. Einziger bestimmt
", könnte als eine das ganze AT umfassende Aussage so
schwerlich behauptet werden, selbst wenn dafür das Deuterono-

mium und Deuterojesaja herangezogen werden. Der Monotheismus
' Deuterojesajas liegt auf einer anderen Denk- und Erfahrungsebene
als das transzendente Eine oder Gottes absoluter
Selbstbesitz durch Denken seiner selbst in der griechischen Philosophie
. Der Gedanke der absoluten Einheit Gottes bei dem jüdisch
-hellenistischen Theologen Philon von Alexandria ist von
der griechischen Philosophie geprägt. Über das NT zieht der Vf.
die Linie bis zu Augustin aus. Vom Umfang her gehören hierher
auch die Artikel „Herakles" (559-583) von A. J. Malherbe,
„Herberge" (602-626) von O. Hiltbrunner, „Hereditas" (626-
648) von J. Fellermayr, „Hermas" (682-701) von A. Hilhorst,
„Herme" (701-722) von H. Wrede, „Hermetik" (780-808) von
H. Sheppard, A. Kehl und R. Mcl. Wilson, „Herodot" (849-861)
von Chr. Ehrhardt, „Heros" (861-877) von W. Speyer, „Herrschaftszeichen
" (937-966) von M. Restle, „Heuchelei" (1205-
1231) von U. Wilckens, A. Kehl und K. Hoheisel. Hier fällt auf,
daß außer der Erwähnung von 1QS 4,10 die zwischentestamentarische
Literatur nicht erwähnt wird. „Hesiod" (1191-1205) von
Th. Wolbergs, „Heuschrecke" (1231-1250) von M. Weber und
„Hexameron" (1250-1269) von J. C. M. van Winden liegen
ebenfalls unter 30 Spalten.

Mit einem Umfang von 31-50 Spalten sind 10 Stichworte vertreten
. In „Heiligenverehrung II." (150-183) stellt M. van Uyt-
fanghe die Heiligenverehrung mit dem Untertitel .Hagiographie'
dar. Im Mittelpunkt steht der ,hagiographische Diskurs' in seinen
verschiedenen literarischen Formen. C. Colpe zeichnet für den
Artikel „Heilige Schriften" (184-223) verantwortlich. Nach
einer ausführlichen Definition wird im Abschnitt ,vor- und nebenchristlich
' Ägypten, der griechisch-römische Bereich und das
Judentum behandelt. Es wird das Verhältnis der Juden und Christen
zur fertigen Bibel dargestellt, aber man hätte auch gern erfahren
, wie die anderen Gruppen (z. B. Samaritaner, Qumran-
sekte) zu ihren .heiligen Schriften' gestanden und die der anderen
beurteilt haben.

Das AT wird nochmals unter .Christlich' und mit dem NT in
knapp vier Spalten verhandelt. Als ,neben- und nachchristlich'
kommen chaldäische und sibyllinische Orakel, Awesta, Man-
däerschriften bis zum Koran zur Sprache. Problematisch scheint
der Begriff .nebenchristlich' zu sein.

Im Artikel „Hekataios von Abdera" (275-310) von W. Spoerri
kommen die ältesten griech. Zeugnisse über das Judentum und
die PsHekataios-Literatur zur Sprache. M. Delcourt und K. Hoheisel
haben sich das Stichwort „Hermaphrodit" (649-682) geteilt
. „Hermeneutik" (722-771) verantworten J. P6pin und K.
Hoheisel. Dieser Artikel bedarf im Abschnitt .Qumran' (7410
der Berichtigung und Ergänzung. Selbst zur Zeit des Erscheinens
von RAC XIV (1988) trafen Behauptungen wie „außer der Kupferrolle
und einigen Fragmenten wurden in den 11 Höhlen praktisch
nur biblische Texte und Auslegungsliteratur gefunden"
nicht zu (vgl. 1QH, 1QM, 4QEn, 1 lQDavComp u. m.). Ergänzt
werden müßten Handschriften wie HQSirSabb, 4QpNah (und
Pescharim zu anderen Propheten), 4QPs 37, 1 lQMelch u. m.

J. R. Fears zeigt nach der Darstellung des „Herrscherkult"
(1047-1093) in der orientalischen, griechischen und römischen
Welt, welche Schwierigkeiten das Judentum und das Christentum
damit hatten. Ähnlich umfassend führen Joh. B. Bauer und
A. Felber den Artikel „Herz" (1131-1191) aus. Eine doppelte
Verfasserschaft weist auch der Artikel „Herodes der Große"
(815-845) auf.

H. Merkel und D. Korol untersuchen die Quellen zur Geschichte
des Herrschers und zeichnen sein Bild in der alten Kirche
. Der Art. „Herrscherbild" (966-1047) von J. Engemann versucht
Überschneidungen mit den Artikeln .Herrscherkult' und
,Herodes d. Große' zu vermeiden und konzentriert sich daher auf
die Herrscherbilder der Spätantike im Vergleich zu Vorbildern
und Vorläufern aus der römischen Kaiserzeit und die juristischen