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Ausgabe:

1992

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 1

52

sollte aber sowohl auf Anklagen als auch auf eine inzwischen fast
als Tugend hingestellte Selbstquälerei verzichten. Denn Tatsache
ist: Die DDR-Staats- und Parteidoktrin hat jahrzehntelang bis in
die Grundschulen hinein (ja es werden sogar Beispiele aus Kindergärten
berichtet) doziert, daß die Sondergemeinschaften -
„richtig interpretiert" - etwas Fortschrittliches seien, denn sie
hätten sich von den verrottenden Kirchen schon gelöst und bildeten
ein wichtiges Anzeichen für das Absterben unwissenschaftlichen
Glaubens überhaupt.

Bensheim Heiner Grote

Kustermann, Abraham Peter: Pseudepigraphie und literarische Anleihen
in der Tübinger Theologie des 19. Jahrhunderts: ein Plädoyer für den
kritischen Umgang mit Texten (ZKG 101, 1990, 287-300).

Meier, Kurt: Evangelische Kirche und „Endlösung der Judenfrage" (In:
Stegemann, W. [Hg.]: Kirche und Nationalsozialismus. Stuttgart: Kohlhammer
S. 75-96).

Meinardus, Otto F. A.: Zur Translation der St.- Mauritius-Reliquien von
Tholey nach Kairo (IKZ 81, 1991, 59-67).

Miyata, Mitsou: Bonhoeffer und Japan. Der kaiserliche Faschismus als
politische Religion (ÖR 39, 1990, 162-181).

Molnär, Amedeo: I valdesi, pellegrini attraverso l'Europa (Protest. 45,
1990, 84-93).

Norderval, Oyvind: Quisling, kirken og kristendommen. Quislings kir-
kepolitikk og verdensanskuelse (NTT 91,1990, 215-232).

Parmentier, M. F. G.: Ignaz von Döllinger und Vinzenz von Lerins(IKZ
81, 1991,41-58).

[Rade, Martin:] Martin Rade. Theologe - Publizist - Demokrat 1857-
1940. Eine Ausstellung der Universitätsbibliothek Marburg vom 26. April
bis 20. Mai 1990. Marburg: Universitätsbibliothek 1990. 229 S. m. 49 Abb.
8" = Schriften der Universitätsbibliothek Marburg, 47. Kart. DM 15,-.

Ricca, Paolo: Amedeo Molnär 1923-1990 (Protest. 45,1990, 82-83).

Rieske-Braun, Uwe: Reaktionen des Erlanger Luthertums auf die politische
Einigung Deutschlands 1866-71. Acht Briefe aus dem Nachlaß Christoph
Ernst Luthardts (ZBKG 59, 1990, 163-198).

Rohrbacher, Stefan: Volksfrömmigkeit und Judenfeindschaft. Zur Vorgeschichte
des politischen Antisemitismus im katholischen Rheinland
(AHVNRh 192/193, 1990, 125-144).

Scharf, Kurt: Die Bekennende Kirche, ihr Erbe, die Verpflichtung aus
ihrer Geschichte (In: Stegemann, W. [Hg.]: Kirche und Nationalsozialismus
. Stuttgart: Kohlhammer. S. 57-74.

Schmidt, Hans: Verantwortung für die Kirche: die „Kirchenkampf-
Aufzeichnungen" des Landesbischofs D. Meiser (ZBKG 59, 1990, 265-
278).

Schwedt, Herman H.: Zur Verurteilung der Werke Anton Günthers
(1857) und seiner Schüler (ZKG 101, 1990, 301-343).

Thadden, Rudolf von: Das Feuer der Reformation - ausgebrannt? Gedanken
über die Zukunft des Protestantismus (PTh 79, 1990, 2-10).

Vinke, Rainer: Das Verhältnis Jung-Stillings und der Erweckung zur Revolution
(MEKGR 39, 1990, 59-83).

Willecke, Bernward H.: Die Franziskanermission in Osaka, Sakai und
Wakayama zu Anfang der Togugawa-Ära (1603-1614) (FS 72, 1990, 257-
271).

Wolf, Gerhard Philipp: Evangelische Kirche und staatliche „Armenpflege
" im Bayern des 19. Jahrhunderts. Der Landpfarrerais Vorstand des
lokalen Armenpflegschaftsrates (ZBKG 59, 1990, 215-245).

Wolf, Hubert: Der Fall Sailer vorder Inquisition: eine posthume Anklageschrift
gegen den Theologen und Bischof aus dem Jahre 1873 (ZKG 101,

1990, 344-370).

Xaver, Franz: Der Konstanzer Generalvikar Ignaz Heinrich Freiherr
von Wessenberg im Spiegel der Berichte des Luzerner Nuntius Fabrizio
Sceberras Testaferrata (1803-1816) (ZKG 101, 1990, 197-224).

Zum Doppeljubiläum der Gesellschaft Jesu (Themaheft ZKTH 113,

1991, Heft 2-3): Stecher, Reinhold: Ignatius und das Heute. Gedanken zur
Spiritualität des hl. Ignatius (130-139) - Coreth, Emerich: Das Jesuitenkolleg
Innsbruck (140-213) - Beneder, Emmerich: Aus der Geschichte der
Innsbrucker Jesuitenbibliothek (214-221) - Neufeld, Karl H.: Gegenseitigkeit
, Umgehen des Menschen mit Gott nach Ignatius von Loyala (222-

243) - Büchle, Herwig: Zur Suche nach dem Willen Gottes in Gemeinschaft
(244-260) - Batlogg, Andreas: Biographie als Theologie. Themen
und Trends in neuerer Ignatiusliteratur (261-277).

Systematische Theologie: Dogmatik

Herms, Eilert: Erfahrbare Kirche. Beiträge zur Ekklesiologie.
Tübingen: Mohr 1990. 258 S. 8°Kart. DM 49,-.

Wie der Glaube, so lebt auch die Kirche als Versammlung der
Gläubigen von einer Erfahrung, welche nicht durch die Welt und
die Gesamtheit dessen, was ihr zugehört, sondern durch den
transmundanen Grund allen Weltseins, nämlich durch Gott
selbst, bestimmt ist. Das unmittelbare Selbstbewußtsein des
Glaubens besteht sonach in der Gotteserfahrung, welche allen
Vermittlungsgestalten gläubiger Welterfahrung zugrundeliegt,
ohne je in ihnen aufzugehen. Gleichwohl stellt die Gottunmittel-
barkeit des Glaubens keine vermittlungslose Unmittelbarkeit
dar: Denn sosehr sich der realexistierende Glaube lebensweltlich
als durch Überlieferungs- und Bildungsprozesse, kurzum: durch
das Hören des äußeren Wortes vermittelt erfährt, sosehr muß er
sich zur Weltgestaltung und insbesondere dazu verpflichtet wissen
, selbst innerweltlich erfahrbare Gestalt anzunehmen. Wollte
der Glaube solches verweigern, so wäre dies nichts anderes als
„Verweigerung der Übernahme seiner welthaften, fleischlichen,
leibhaften Existenz" (E. Herms, Art. Erfahrung II und IV, in:
TRE 10, 89-109; 128-136, hier: 133).

Entsprechendes gilt für die Kirche, zu der sich die Gläubigen
dem Wesensgesetz ihres Glaubens gemäß versammeln: ist doch
die Lebensbewegung des Glaubens „nichts anderes als die leibhafte
Lebensbewegung von Einzelnen in wesentlich - stets und
immer - interaktionellen Zusammenhängen" (7). Wie der
Glaube, der prinzipielle Individualität und Sozialität in gleichursprünglicher
Weise in sich vereint, so ist auch die Kirche ihrer
Bestimmung nach zur Erfahrbarkeit verpflichtet. Dabei gilt,
„daß ohne eine verläßliche Ordnung Kirche überhaupt nicht
erfahren werden kann. Die Erfahrung von Kirche hängt an der
Erfahrung kirchlicher Ordnung." (237) Den Lebens- und Lehrordnungen
der Kirche ist deshalb - um des Kircheseins der Kirche
willen - die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. H. unterzieht
sich dieser Aufgabe mit der ihm eigenen Konsequenz:
Gemeinsames Ziel der in dem angezeigten Sammelband vereinten
elf Beiträge zur Ekklesiologie, von denen knapp die Hälfte
bisher unveröffentlicht war, ist es, „die theologischen, in den
Grundeinsichten der Reformation begründeten Konstruktionsprinzipien
kirchlicher Ordnung in theoretisch ausgearbeiteter
Form vorzulegen und damit die Möglichkeit zu erleichtern, daß
die geschichtlich existierenden, erfahrbaren Kirchen ihre Gestalt
und ihren Kurs bewußt und verantwortlich an diesen Grundsätzen
orientieren" (VIII). Dabei geht es „zunächst um einen dogmatischen
Strukturbegriff von derjenigen erfahrbaren leibhaften
und sozialen Verfaßtheit der christlichen Glaubensgemeinschaft,
die für diese aufgrund ihres Zustandekommens und Lebens aus
der unverfügbaren geistlichen Wirksamkeit des leibhaft begegnenden
Offenbarungszeugnisses wesentlich ist". Sodann aber
soll „auch durchsichtig gemacht werden, wie dieser dogmatische
Begriff von den wesentlichen Grundzügen der Verfassung erfahrbarer
Kirche konkret als Leitperspektive für die in einzelnen
geschichtlichen Situationen erforderlichen Entscheidungen über
die Ordnung der Kirche (also konkret: die Pflege des Kirchenrechts
) und ihren Kurs in der geschichtlichsozialen Welt fungiert
". (VHIf)

Im einzelnen läßt sich der Argumentationszusammenhang, der die Texte
und ihre Anordnung im Sammelband bestimmt, wie folgt skizzieren: Zu-