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Ausgabe:

1992

Spalte:

670-673

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Davies, Glenn N.

Titel/Untertitel:

Faith and obedience in Romans 1992

Rezensent:

Hübner, Hans

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 9

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Bochum S. Herrmann

öffentlichten Aufsatz kurz einzugehen, weil er besonders in die talc Hingabe an ihn als einen, der das Positive will. So hat sich die Wandelgegenwärtige
Forschungssituation um Israels Frühgeschichte barkeit des „El über alle Elohim" über Jahrtausende erhalten, indem über
und ihren Beitrag zur Theologie des Alten Testaments hinein- alle„Wirkgrößen"derZeitenhinwegundsiezugleichsachgemäßeinbezie-
paßt hend, der Gott Israles nicht „verunstaltet", sondern seinem Wesen ent-

,, . _.. , _. . .„. . _ . . , „ , . . sprechend lebendig erhalten wurde als der Beständige und der Wandelbare

Unter dem Titel „Die hebräische Sprache zwischen Polytheismus und , . . ... . , . ... . , . . ° ...

__... „ .. „ . . . . ... . , ,. zugleich. Ob Kirche solche Wahrheit stets in reiner Form beobachtete und

onothcismus versucht Koch der alten Frage nach den Wurzeln des Mo- -

■ , . i • • r. l. in ihre Praxis eingehen ließ, ist eine andere Frage,
"otncismus in Israel nachzugehen und polemisiert gegen jene Behauptung,

« habe in der ausgehenden Königszeit in Isracl/Juda eine sogenannte wie man sieht- arbeitet Klaus Koch auf einem breiten Funda-

..Jahwe-allcin-Bewcgung- gegeben (Morton Smith/Bernhard Lang), die ment, im Detail stets zuverlässig und begründet. Seine Bemühun-

den einen Gott favorisierte gegenüber den Göttern Kanaans, denen Israel gen, „hebräisches Denken" in modernen Kategorien verstehbar

sich geöffnet hatte. Was Koch dagegcnstellt, ist aus diffizilen sprachlichen zu machen, richten sich letztlich nicht gegen die christliche Dog-

ßcobachtungen gewonnen, die den Schluß zulassen, daß man in Israel all- matik, sondern dienen, recht verstanden, der Vertiefung christli-

mählich in Jahwe den „El über alle Elohim "erkannte. Israel habe sich chen Denkens und dem Verständnis seiner Ursprünge und

durchaus der Denkform und der Begriffe der kanaanäischen Religion be- u/nnrlliino
dient, fühlte sich aber doch auf einen Erkenntnisweg gewiesen, der allmählich
zur Monolatric führte und die Integration anderer Mächtigkeiten, die
den kanaanäischen Göttern anhafteten, in die Jahwe-Religion ermöglichte
. So sieht Koch etwa in Jim (schalem) und sdk (sedek) ursprüngliche
Erscheinungsformen von Gottheiten, die in Jerusalem beheimatet waren
und in den Stadtnamen Jeru„salcm" oder in den Namen des Stadtkönigs

. Malki-scdck" eingingen und als Bestandteile eines „frühen Jerusalemer Adamo, David: Ruach in the Old Testament (DBM 20, 1991, 27-37).

Polytheismus" (47) begriffen werden können. Israel hat diese göttlichen Barstad, Hans M.: Nyc bidrag til sporsmalet om det gamle Israels reli-

Erscheinungsformcn Jahwe beigeordnet, hat ihre Funktionen instrumenta- gion (NTT 92, 1991, 217-226).

I'sicrt und zu „Wirkgrößen" der Macht des Gottes Israels gemacht. Koch Bohlen, Reinhold: Die Rutrolle - Ein aktuelles Beispiel narrativer Ethik

hat die entsprechenden Belege fast ausschließlich aus den Psalmen und aus des Alten Testaments (TThZ 101. 1992, 1-19).

dem Buche Jcsaja gewonnen. Burgmann, Hans: Der „Sitz im Leben" in den Josuafluch-Texten, in 4 Q

Diesem Jerusalcmcr Traditionskreis stellt er einen anderen gegenüber, 37922 II und 4 Q Testimonia. Krakow-Offenbarung: The Enigma Press

der vornehmlich um Sichern beheimatet war und im Dcutcronomium und 1990. 63 S. 8 - Qumranica Mogilanensia, 1.

seinen von ihm becinllußtcn Vorstellungen zu finden ist. In seinem Mittel- Caquot, Andre: La secte de Qoumrän et la Tcmple (RHPR 72, 1991,

Punkt steht die It'nt-Vorstellung, die durchaus nicht als ungebrochenes 3-14).

Eigengut Israels zu betrachten sei. sondern einen kannanäischen Hinter- Gibert. Pierre: Vers une intelligcnce nouvcllc du Pcntateuque? (RSR 80.

Bnind habe, deutlich erkennbar in der Erscheinungsform eines Baallfrli in 1992, 55-80).

Sichern Ri 9.4.46 und in einer in Ugarit gefundenen Parallele ilbrl. die dort Haag, Ernst: Zeit und Zeiten und ein Teil einer Zeit (Dan 7, 25) (TThZ

ln einem hurritischen Hymnus vorkommt (Koch, 60). Daraus kann gc- 101. 1992,65-68).

schlössen werden, „daß neben Jahwä auch EI-Göttcr als Bundespartner bc- Kapera, Zdzislaw J. (Ed.): Qumran Cave IV and MMT. Special Report,

kannt sind" (61). In Jos 24 und „nachfolgend in der dcutcronomischcn Krakow: The Enigma Press 1991. 120S. 8 .

öundcsauffassung wird kanaanäisches Erbe radikalisicrt" (62f). Laato, Antti: Psalm 132 and the Development of the Jerusalcmite/

Man würde diese Ausführungen mißverstehen, wenn man ihr Ziel darin brachte Royal Idcology (CBQ 54. 1992, 49-66).

sähe, die Jahwe-Religion in die Welt der damaligen Religionen schlechthin Layton. S. C: Whencc Comcs Balaam9 Num 22,5 Rcvisited (Bibl 73,

C|nzuebnen. Gezeigt werden soll, daß die Allcinvcrchrung Jahwes ohne 1992, 32-61).

|»0« „Vorgeschichte im palästinischen Raum schwer begreiflich" ist (63). McCann, J. Clinton: The Psalms as Instruction (lnterpr. 46. 1992. I 17-

,n je spezifischer Weise hat die Jahwe-Religion ihre Ausprägung gefunden, 128).

indem sie an lokale Verchrungsformcn anknüpfte, dabei kanaanäische Pleins, David J.: Son-Slayers and Their Sons (CBQ 54, 1992,29-38).

Göttcrkreiscdepotcnzicrte.abcrzugleichdercnFunktioncninstrumentali- Prinsloo, Willem: The Unity of the Book of Joel (ZAW 104, 1992,

S'crt in das eigene Gottcsbild integrierte. Koch sagt gegen Ende seiner Aus- 66-81).

Rührungen (64). „hebräisches Denken ist kanaanäisches Denken unter dem Roberts, J. J. M.: Double Entendre in First Isaiah (CBQ 54, 1992,

tindruck einer neuen Gotteserfahrung". Müßte man diesen Satz nicht um- 39-48).

kehrcn: „ Die neue Goltcscrfahrung stellte sich unter Einbezug kanaanäi- Saebo, M.: Hebrew Bible / Old Testament: The History on Its Interpretascher
Vorstellungen und Begriffe in ihrer Überlegenheit dar?" Die Kern- ,jon Report on a New International Project (Bibl 73. 1992. 137-143).
rage bleibt doch: Was Tür eine eigenartige Gottheit war dieser Gott Israels. Saueri Gcorg: Abraham - tragende Gestalt der Frömmigkeit? (ThZ 47,
der in einem kaum vergleichbaren Prozeß fremde Götterwelten in sich auf- 1991, 291-298).

"ahm. um am Ende sie alle zu „depotenzicren"? Dieser Gott wird wohl Schmidt. Ludwig: Väterverheißungen und Pentateuchfrage (ZAW 104,

sein Rätsel nicht hergeben, auch dann nicht, wenn Koch urteilt: „Indem 1992, 1-27).

die Exegese solche Eigenarten hebräischen Denkens anerkennt befreit sie Schmidt, Werner H : Gott und Böses. Hinweise auf das Alte Testament

S'ch von den unangemessenen und sterilen Schablonen christlicher Dog- (EvTh 52, 1992. 7-22).

™>«ik. die den auf das Gedeihen seiner Geschöpfe bedachten Gott des Schuller, O. S., u. M. Eileen: The Psalm on 4Q372 I Within the Context

Alten Testaments zu einem vornehmlich mit Gesetz und Gericht handeln- on Sccond Temple Prayer (CBQ 54, 1992. 67-79).

dc" Tyrannen verunstaltet haben" (64). Sekine, Seizo: Qohclct als Nihilist (AJBI 17, 1991,3-54).

Bei solcher Beurteilung sollte man. um mit Koch zu sprechen, zwei Wright. Christopher J. H.: The Ethical Authority of the Old Testament :

"Wirkgrößcn" nicht außer acht lassen, die am Verständnis des Gottes Is- a Survey of Approaches. Part I (TynB 43, 1992, 101-120).
[ads und der Form seiner Aufnahme in das Abendland „mitgewirkt"
haben: das „Spätjudenlum" (hier hat der Ausdruck eine gewisse Berechtigung
) und das abendländische Denken in seiner griechischen und römi-

Schcn Ausprägung. Man sollte mindestens jene Richtungskämpfe in Judäa N6U6S TGStaiTIGnt

"'cht außer acht lassen, die aus makkabäischcr Erhebung und Hasmonäcr-
Crrschaft hervorgegangen sind und ihre eigene Auffassung von Thora her-

vorbiachten , man sollte schließlich die Umprägung in Rechnung stellen, Davies, Glenn N.: Faith and Obedience in Romans. A Study in

dlc das Verständnis des „Gesetzes" im abendländischen Raum durch die Romans 1-4. Sheffield: JSOT Press 1990. 232 S. 8° = Journal

^bindung von Gottesgebot und „ Wcrkgcrechtigkcit" erfuhr. Daß es ge- for the Study of the New Testament, Suppl. Series 39. Lw. £

---.v., ...... . .. . ~. ...... „ ^ '"£>'■ ^ •------------------O-

n8cn ist. dem Gesetz seinen Platz zu erhalten und im Lichte der Bot- 22,50.
^•"aft Jesu neu zu definieren, ist eine einmalige Leistung der frühchrist-

'chen Theologie, die erreichte, was sonst nirgends zu beobachten ist. die Man möge es dem Autor dieser Zeilen, der sich wohl oft genug

berwindung der allen Religionen eigenen Furcht vor Gott durch die to- positiv zur Grundintention von Bultmanns Entmythologisie-