Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1992

Spalte:

635-636

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Gottespassion 1992

Rezensent:

Kirchner, Hubert

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

635

Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 8

636

gleichzeitig eingeführt wird und die Letztverantwortung in der
Seelsorge sowie die Aufgaben wahrnimmt, für die die Priesterweihe
unerläßlich ist. Im Miteinander der beiden wird deutlich,
daß Kirche als Gemeinschaft existiert und nicht in der bis dahin
in der katholischen Ekklesiologie unaufgebbaren hierarchischen
Ordnung.

Die Dokumentation ist nicht streng historisch aufgebaut.
Indem sie zuerst nach den theologischen und biographischen
Wurzeln in der Person des zairischen „ Kirchengründers" Malula
fragt, wird diese „Episkopaltheologie" als authentische afrikanische
Adaption des Konzils dargestellt. Erst im zweiten Teil wird
von der Situation her argumentiert, um in einem dritten noch
einmal der Frage nachzugehen, wie sich gesamtkirchliche Impulse
in einer Ortskirche niederschlagen können und in einem
vierten Teil umgekehrt zu fragen, wie die Ortskirche auf die Gesamtkirche
einwirken kann. Diese Struktur des Buches bewirkt,
daß manche Dokumente auseinandergenommen werden und
teils an jenem, teils an diesem Ort zitiert werden. Es ist auch unvermeidlich
, daß sich manches wiederholt, obwohl es dem Hg.
gelungen ist, durch gute Zwischenkommentare und geschickte
Anordnung auch dafür zu sorgen, daß insgesamt solche Wiederholungen
als Vertiefungen verstanden werden können. Freilich
kann man sich insgesamt auch nicht ganz des Eindrucks erwehren
, als habe man bei dieser Publikation einer interessanten und
in Europa wenig bekannten afrikanischen Reform ein apologetisches
Ziel im Auge. Dafür könnte auch sprechen, daß der Bericht
eigentlich keine Probleme benennt, die bei der Durchführung sicher
auch aufgetreten sein werden. Die schließlich angefügten
Erlebnisberichte eines Mokambi der ersten Stunde und seiner
Ehefrau wirken deshalb auch etwas steif. Dennoch ist die Dokumentation
sehr wichtig. Wie die Gemeinschaft der Dienste im
Priestertum aller Gläubigen angesichts eines durch bürgerliche
Kultur und volkskirchliche Regelungen hervorgehobenen Pfarramtes
geistlich, kirchenstrukturell und menschlich verwirklicht
werden kann, ist ein nach wie vor ungelöstes Problem auch nicht
nur in der katholischen Kirche. Ob Malula hier Anstöße geben
kann?

Berlin Johannes Alfhausen

Metz, Johann Baptist, u. Tiemo Rainer Peters: Gottespassion.
Zur Ordensexistenz heute. Freiburg-Basel-Wien: Herder
1991. 103 S. 8". geb. DM 17,80.

Ein „Kurzporträt einer radikalen christlichen Existenz" soll es
sein, was sich unter diesem etwas ungewöhnlichen Begriff und
Titel präsentiert. „Gottespassion" - damit sind „Leidenschaft
und Leiden derer benannt..., die sich Gott nicht ausreden lassen,
selbst wenn alle Welt bereits glaubt, daß die Religion ihn nicht
braucht oder nicht mehr brauchen kann" (8), oder ein wenig
deutlicher: Es geht um „Gottespassion im doppelten Sinn des
Wortes: als Leidenschaft für Gott und als eingestandenes Leiden
an Gott" (25).

Damit ist vor allem der erste Beitrag charakterisiert, ein Vortrag
, den J. B. Metz im Juni 1990 unter dem Titel „Religion, ja -
Gott, nein" auf der Jahreshauptversammlung der Vereinigung
der deutschen Ordensoberen gehalten hat (11-62). Aus der Erkenntnis
einer neuen „Religionsfreudigkeit", die aber eher eine
„neue Mythenfreudigkeit" (23), oder „religionsfreundliche
Gottlosigkeit, in einem Zeitalter der Religion ohne Gott" (22) ist,
erwächst, was „von den Orden heute zunächst und in erster Linie
gefordert wäre - nicht als Doktrin, sondern als Lebensform",
„das Elementarste und Riskanteste des Glaubens zugleich: Gotteszeugenschaft
" (22). Was das bedeutet, buchstabiert Metz dann
anhand ausgewählter Seligpreisungen aus dem Matthäus-Evangelium
.

Der zweite Beitrag von T. R. Peters OP, „ Evangelische Räte -
therapeutische Räte" (63-103) stellt demgegenüber einen mehr
fundamentaltheologischen Versuch dar, „die Orden in ihrer
Wahrheit zu erfassen - inmitten der sozialen, kulturellen und politischen
Wirklichkeit von heute" (66). Zwei Sätze dienen als
grundlegende Thesen: „ In welcher Welt... leben wir? Die Weltflüchtigen
wissen es nicht, werden es nie erfahren und die Welt-
förmigen - noch weniger," und: „... daß die Krise der Orden
nicht auf verweigerter Anpassung, sondern auf nicht gewagter
Nicht-Anpassung beruht, auf der fehlenden Kraft zum Widerspruch
, zur konstruktiven Verweigerung" (ebd.). Und das wird
dann in Diskussion mit zwei sehr eigenen Partnern entfaltet: mit
Franz Overbeck auf der einen Seite und Eugen Drewermann auf
der anderen.

Zwei interessante Versuche, zum Wesentlichen nicht nur des
Ordenslebens, sondern des Christseins überhaupt, vorzustoßen,
lesenswert für jeden, der sich Mühe gibt, ein wenig weiterzudenken
und über die Konfessionsgrenzen hinweg.

Schöneiche bei Berlin Hubert Kirchner

Berichtigung

In ThLZ 117(1992) 5,338 muß es in der 3. Z. v. u. korrekterweise
eben [nicht neben] heißen:

... und der mir mehrmals bekannt hat, es fechte ihn geradezu an. daß es
für seine Philosophenkollegen nicht Erfüllung eben der philosophischen
Existenz sei, sich am Sonntagmorgen auf die Sünderhank zu setzen.

Die Mitarbeiter dieses Heftes:

Dr. Johannes Althausen, Welsestr. 6,0-1090 Berlin

Dr. Walther Bindemann, Hauptstr.32, PF 010-05, O-I092 Berlin

OKR Dr. Siegfried Bräuer, Nordendstr. 6I.O-1110 Berlin

Doz. Dr. Christian Bunners. Georgenkirchstr. 69, O-1017 Berlin

Dr. Erika Dinkler-von Schubert, Wilckensstr. 5, W-6900 Heidelberg

Prof. Dr. Christofer Frey, Ruhr-Univ. Bochum, Abt. Evang. Theologie

Postfach 102148, W-4630 Bochum
Prof. Dr. Dr. h. c. Gert Haendler, Rostocker Str. 17,0-2560 Bad Doberan
Prof. Dr. Günter Haufe, Robert-Blum-Str. 11, O-2200 Greifswald
Prof. Dr. Hans Hübner, Fachber. Evang. Theologie, Abt. f. Biblische Theologie
, Platz der Göttinger Sieben 2, W-3400 Göttingen
wiss. Ass. Martin Hüneburg, Pfarrwinkel 16,0-7101 Großdalzig
Prof. Dr. Johannes Irmscher, Nordendstr. 49, O-l i 10 Berlin
Pfr. Dr. Hubert Kirchner, Goethestr. 30, O-l254 Schöneiche
Prof. Dr. Ernst Koch, Hardenbergstr. 2,0-7030 Leipzig
Ralf Koerrenz. Schumannstr. 104, W-4020 Mettmann
Dr. Siegfried Kratzsch, Am Kirchtor 29a, O-4020 Halle (Saale)
Prof. Dr. Claus-Peter März, Arndtstr. 2,0-5071 Erfurt
Prof. Dr. Christian Möller, Karlstr. 16, W-6900 Heidelberg
Dr. Olivier Munnich, 5, Rue du Jura, F-75013 Paris
Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr, Abtnaundorfer Str. 60, O-7024 Leipzig
Kirsten Nielsen, Vagogade 5, DK-8200 Aarhus N
Prof. Dr. Eva Oßwald, Asbachstr. 46, O-5300 Weimar
Dr. Wiard Popkes, Oberförstcrkoppel 10, W-2055 Aumühle
Prof. Dr. Eckart Reinmuth, Lindenberg 65, O-4800 Naumburg (Saale)
Sup. Dr. Johannes Richter, Thomaskirchhof 18, O-70I0 Leipzig
Prof. Dr. Jürgen Roloff, Falkenstr. 38, W-8520 Erlangen
Prof. Dr. W. Schmidt-Biggemann, Freie Univ. Berlin, Philos. Institut, Kö"

nigin-Luise-Str. 34, W-1000 Berlin 33
Univ. Doz. Dr. Karl Schwarz. Evang. theol. Fakultät, Rooseveltplatz l0/8'
A-l 090 Wien

Prof. Dr. Hans Seidel. Raschwitzer Str. 56,0-7113 Markkleeberg
Prof. Dr. Winfried Thiel, Tilsiter Str. 8, W-3550 Marburg 7
Prof. Dr. Hans Georg Thümmel, Robert-Blum-Str. 11, O-2200 Grei'5'
wald

Prof. Dr. Dieter Vieweger, Borsigstr. 5,0-1040 Berlin

Prof. Dr. Wolfgang Wiefel, Preßlers Berg 2,0-4020 Halle (Saale)

Prof. Dr. Jürgen Ziemer, Schneeberger Str. 35, O-7042 Leipzig