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Ausgabe:

1992

Spalte:

42-43

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Sumney, Jerry L.

Titel/Untertitel:

Identifying Paul's opponents 1992

Rezensent:

Wolff, Christian

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 1

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logische Ausblick, dessen älteste überlieferungsgeschichtliche Sumney, Jerry L.: Identifying Paul's Opponents. The Questions
Gestalt in dem semitischen Kern der Sondertradition Lk of Method in 2 Corinthians. Sheffield: JSOT 1990. 256 S. 8 =
22,15-18 vorliegt. Die befristete Verzichterklärung ist „als eine Journal for the Study of the New Testament, Suppl.Series 40.
Todesankündigung zu verstehen, in der sich jedoch zugleich Zu- 8eb- £ '0,-.
kunftsgewißheit erkennen läßt" (353), die aber nicht mit Auferstehung
, Erhöhung oder Parusie im nachösterlichen Sinn iden- In seinem gehaltvollen Kommentar zum 2Kor hatte V. P. Fur-
tjsch ist. nish (vgl. ThLZ 112, 1987, 190-192) u.a. methodische Grund-
Der Rez. gesteht, daß er von der Stringenz und inneren Ge- sätze zur Ermittlung der Gegner des Paulus genannt und ange-
schlossenheit des hier gezeichneten Gesamtbildes beeindruckt wendet (50ff). Sein Schüler J. L. Sumney hat sie nunmehr in einer
'St. Daß H. in der Tendenz Fragestellungen der älteren, oft zu Un- 1987 angenommenen Dissertation vervollkommnet und für die
recht gescholtenen Leben-Jesu-Forschung aufgreift und weiter- Bestimmung der Opponenten, mit denen sich der 2Korauseinan-
führt, sollte man ihm nicht zum Vorwurf machen. Der Mut zur dersetzt, fruchtbar gemacht.

historischen Rekonstruktion darf nicht verlorengehen! Trotzdem Der erste Hauptteil erweist anhand eines Überblicks über den

bleibt - von exegetischen Details abgesehen - die Frage, ob die Forschungsstand die Notwendigkeit einer methodisch reflektier-

Grundthese des Buches wirklich zu halten ist. Bezeichnet „Men- ten Identifizierung der Kontrahenten. Eine kritische Sichtung

schensohn" tatsächlich nur den irdischen Messias designatus, der Hypothesen, in denen die Antipauliner als Judaisten, Gnosti-

warum spricht Jesus dann selbst in den Logien von der zukünfti- ker, göttliche Männer oder Pneumatiker bestimmt werden, er-

gen Hoheit immer noch vom „Menschensohn" und nicht wenig- gibt eine auffällige Vernachlässigung der Methodenfragen. Vor

stens hier direkt vom „Messias"? Ist die Unterscheidung von allem wurde das Quellenproblem zu wenig bedacht, so daß weit-

Designation und Inthronisation nicht doch in die Texte hineinge- hin der Eindruck besteht, eine im voraus erfolgte Einordnung

lesen? Schon G. Bornkamm (Jesus von Nazareth, 5. Aufl. 1960, werde nachträglich durch Texte gestützt.

'63) bemerkte gegenüber M. Dibelius: „Nicht ein einziges seiner Im zweiten Teil werden zuverlässige Identifizierungsmethoden

(sc. Jesu) Worte redet vom Messias designatus". Endlich: deutet vorgeschlagen. S. betont die Beschränkung auf die Primärquelle

die doppelte Determination des griechischen Ausdrucks nicht (in diesem Falle: 2Kor). Wo Dokumente aus späterer Zeit Grund-

doch auf einen vorgegebenen titularen Sinn? Sollte Jesus wirklich läge zur Bestimmung von Gegnern sind, wird anachronistisch ge-

einen vieldeutigen Geheimnamen, ein „Rätselwort", als Selbst- arbeitet; denn die vielfältigen Veränderungen, denen gerade eine

Bezeichnung verwendet haben? Natürlich ist das nicht einfach entstehende geistige Bewegung ausgesetzt ist, bleiben unberück-

undenkbar. Aber daß es tatsächlich aus den Texten erwiesen sieht. Aber auch bei der Heranziehung zeitgenössischer Quellen

ware, vermag ich noch nicht zu sehen. Daß H.s Buch trotz solcher ist wegen der unterschiedlichen Ausprägung des christlichen

Bedenken eine außerordentliche geistige Leistung darstellt, sei Glaubens in den einzelnen Gebieten und Städten bereits in der

abschließend ausdrücklich betont. Frühzeit Vorsicht geboten. Der jeweilige Einzelbrief hat unbedingt
als die Primärquelle zu gelten; Parallelen aus anderen

Greifswald Günter Haufe Schriften desselben Autors müssen den gleichen Kontext und

dieselben Wörter bzw. Ausdrücke aufweisen und können nur bestätigende
Funktion haben. - Daß ein Autor seine Kontrahenten

Sabourin, Leopold: L'fivangile de Luc. Introduction et Commen- mißversteht, ist zwar nicht grundsätzlich zu leugnen. Wo jedoch

taire. Rom: Editrice Pontificia Universita Gregoriana 1987. die Mißverständn.stheorie als Basis für die Identifizierung der

^12 S. 8! Kart. L. 32.000. Gegner dient, erfolgt diese höchst subjektiv. Für den 2Kor ist solche
Hypothese ohnehin unwahrscheinlich, da Paulus mit der Ge-

voici un commentaire du style Neues Testament Deutsch, pra- meinde direkten Kontakt hatte,

t'quant une exegese historico-critque, distinguant redaction et Bei der Befragung der Primärquelle unterscheidet S. drei ver-

'radition et signalant les principales variantes, qui est informe schiedene Textarten: explizite Aussagen, Anspielungen und

des recherches recentes (cf. les notes en fin d'ouvrage) et sensible Versicherungen (affirmations), sowie vier verschiedene Kon-

aux enjeux theologiques. L'introduction (p. 11-47) aborde les texte: polemische, apologetische, didaktische und konventionell-

Problemessuivants: lacompositionO'auteurinsistesurlaqualite' briefliche. Mit Sicherheit liegt eine Bezugnahme auf Gegner in

d auteur de Luc), la genese (lien avec Marc et Q), les caracteristi- allen expliziten Aussagen vor. Davon sind die anderen Texte je-

lues litteraires (liens avec l'Ecriture Sainte, langue) et surtout weils gradweise abzuheben; für sie gilt, daß ihr Bezug auf die Op-

'heologiques (bonnes pages, p. 33-41, surlachristologie). Sabou- ponenten von den expliziten Aussagen her zu beweisen ist, Ver-

nn parait favorable ä l'attribution de l'oeuvre double ä Luc, le mutungen sind unzulässig. Hinsichtlich der Zuverlässigkeit in

ComPagnon de Paul. der Charakterisierung der Kontrahenten kommen den expliziten

Le commentaire occupe l'essentiel du livre (p. 49-386). Les Aussagen und Anspielungen in lehrhaftem Kontext und in den

n°tes (p. 387-404), une bibliographie (p. 405-408) et un index konventionellen Briefelementen die informativste Bedeutung zu,

analytiqUe (p 409-412) occupent la fin du livre. während apologetische und polemische Passagen naturgemäß

^algre son öpaisseur, ce commentaire analyse de maniere tendenziöser gestaltet sind,
breve chaque pericope (les deux paraboles du seneve et du levain, Dieser Schlüssel wird im dritten Hauptteil auf den 2Kor ange-
Par exemple, n'oecupent pas une page). En general, je suis d'ae- wendet. S. unterscheidet zwei Briefe, die aus Kapitel 1 -9 und den
eord avec les analyses de L. Sabourin et ses attributions de tel pas- etwas später (!) abgefaßten Kapiteln 10-13 bestehen. Beide vertage
ä Marc ou ä Q. A propos de la parabole du grain de senevö, muteten Schreiben werden getrennt befragt nach expliziten Aus-
' auteurnoteäjustetitreque Lucsuit ici Qplutöt que Marc,alors sagen (z.B. 2,17; 3,1b; 5,12; 10,10; 11,20-23), Anspielungen
'lue Matthieu combine Marc et Q. II fait bien ressortir, par ail- (z.B.2,16b; 3,1a; 4,2f; 5,16; 10,1; 12,1 f.) und Versicherungen
eurs, l'orientation lucanienne: l'evang&iste est plus sensible au (z.B. 10,9; 11,7-11; 12,15-18). Auf eine Diskussion der Einzelresultat
qu'ä la croissance. heiten muß hier aus Raumgründen verzichtet werden. Das Er-
, En bref, un commentaire intelligent et pratique, qui dit l'essen- gebnis"der methodisch konsequent durchgeführten Befragung ist
tlel sans entrer dans les details. jedenfalls überzeugend: Sowohl in Kapitel 1 -9 als auch in 10-13

sind dieselben Opponenten im Blick, die als Pneumatiker einzu-

Genf Francois Boron schätzen sind. Sie betonten, daß Gottes Geist an ihnen als Apo-