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Ausgabe:

1992

Spalte:

608-609

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Aphraates, Unterweisungen 1992

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 8

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wurf, Paulus habe das korrekt aus Jerusalem empfangene Evangelium
eigenmächtig verfälscht. Diatribe-Elemente und AT-
Zitate sprechen ebenfalls gegen den juridisch-apologetischen
Charakter der Kapitel 3-6.

Die potentiellen Apologien in Phil 3,4-6 und 4,17 erweisen
sich gleichfalls als nur scheinbare Apologien, da es sich nicht um
Auseinandersetzung mit echten Gegner-Einwänden, sondern um
Zurückweisung fiktiver Gegnerreden handelt, wie nicht zuletzt
die Diatribe-Elemente zeigen. Der Autor entscheidet sich für die
literarische Einheitlichkeit des Briefes und interpretiert 3,2-11
als Digressio oder Exkurs, der den Christen von Philippi anhand
des nicht-aktuellen Judaisten-Beispiels aus Galatien klarmachen
will, daß auch sie mit ihrer Rede von „Vollkommenheit" viel zu
sehrauf sich selbst setzen. Ob freilich der Abschnitt sich wirklich
„nur scheinbar" (159) gegen Gegner innerhalb der Gemeinde
wendet, bleibt m. E. weiterhin anzufragen. Ist er tatsächlich nur
„ein rhetorischer Trick" (128)?

Den eigentlichen Gewinn der Untersuchung sehe ich in dem
beispielhaft vorgeführten Nachweis, „daß die regierende Gattung
in Paulusbriefen immer der Brief ist" (81), was nicht ausschließt
, daß Paulus Topoi verschiedener Rede-Gattungen in
durchaus origineller Weise aufgreifen und verbinden kann, wobei
jedoch nirgends aus dem Brief eine Rede mit brieflichem Rahmen
wird.

Grcifswald Günter Haufe

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Kirchengeschichte: Alte Kirche

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übers, u. eingel. von P. Bruns. Freiburg-Basel-Wien: Herder
1991. 629 S. 8° - Fontes Christiani, 5/1 u. 2. Lw. DM 44,- u.
Lw. DM 53,-.

Über die neue, zweisprachige Quellenreihe „ Fontes Christani"
berichtete ThLZ 117 (1992). Der Doppelband 5 bringt nur eine
deutsche Übersetzung, da der Urtext drucktechnisch aufwendig
gewesen wäre und syrische Sprachkenntnisse ohnehin kaum vorhanden
sind. Es ist erfreulich, daß neben griechischen und lateinischen
Texten auch ein Text altchristlicher Theologie syrischen
Ursprungs geboten wird. „Aphraatis Sapientis Persae Demon-
strationes I-XXII" waren als Band I der Patrologia Syriaca erschienen
(Paris 1894); das Kapitel 23 steht im Band 2 der Patrologia
Syriaca (1907). Grundlage waren 2 Handschriften aus dem
5. und 6. Jh., schon früh gab es Übersetzungen in die armenische
und georgische Sprache. Afrahat wendet sich an Mönche und
Seelsorger. Die ersten 10 Unterweisungen stammen aus dem
Jahre 337; Unterweisung 5 enthält eine kritische Betrachtung
über Kriege: Dies läßt die Datierung zu, denn der Perserkönig
Schapur wollte gleich nach dem Tode Kaiser Konstantins (Mai
337) in Mesopotamien einrücken. „Es ist nicht auszuschließen,
daß die 5. Darlegung noch in den Sommermonaten Juni/Juli entstanden
ist" (156). Von den Visionen im Danielbuch aus soll def
Perserkönig gewarnt werden durch das Beispiel Nebukadnezars-
Den Personen, unter denen die syrischen Christen leben mußten,
wird die besondere Rolle des römischen Reiches vorgehalten:
„Das Reich hat er bei seinem Kommen den Römern verliehen,
die Esausöhne genannt werden. Und die Esausöhne bewahren
das Reich für den, der es ihnen gegeben hat" (5,22-1,176).

Afrahat weiß um die Grenzen der Bibelauslegung und des
menschlichen Wissens überhaupt: „Das nun, mein Lieber, was