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Ausgabe:

1992

Spalte:

579-581

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Gärtner, Hannelore

Titel/Untertitel:

Kleines Lexikon der griechischen und römischen Mythologie 1992

Rezensent:

Hüneburg, Martin

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579

Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 8

580

lungsprojekte. in: Die Kirche im Gespräch der Kirchen, ökumenische
Themen, ausgewählt und eingeleitet vom ökumenischen Institut Berlin,
Berlin 1975, 94-116.

32 A.a.O. 101.

33 A.a.O. 105.

34 S. o. Anm. 3.

35 Aufschlußreich die Bemerkung "that investing heavily in people
makes sensc not just in human terms, but also in hard-headed economic

terms" (69).

36 Richard D. N. Dickinson, To Set at Liberty the Oppressed, Towards
an Understanding of Christian Responsibilities for Development/
Liberation, Genf 1975, 117.

37 ökumenische Erklärung zum Wirtschaftsleben (s. o. Anm. 30) 31.

38 A.a.O.

39 A.a.O.

Allgemeines, Festschriften

Gärtner, Hannelore: Kleines Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie. Leipzig: Bibliographisches Institut 1989.
400 S. m. Abb. 8°.

Das seit einer Reihe von Jahren auch in der damaligen DDR
wieder erwachte Interesse an Mythologie hat nicht nur zur Neuveröffentlichung
alter Texte und zum Erscheinen ein- und hinführender
Studien (Vgl. die Rez. von G. Haufe zu F. Jürß, ThLZ
114 [1989], 2600 geführt, sondern fand seinen vielleicht breitenwirksamsten
Ausdruck in der Adaption mythischer Stoffe in der
Gegenwartsliteratur. Hannelore Gärtner bezeichnet in der Einleitung
(5-11) das Erscheinen von Christa Wolfs Kassandra-
Roman 1983 als Punkt, an dem „die Faszination, die von den
uralten Geschichten ... (ausgeht), wieder einem größeren Publikum
bewußt geworden" (5) ist. Sicher zu Recht, denn der bereits
1975 erstmals veröffentlichte Aufsatz von Franz Fühmann über
das mythische Element in der Literatur hat wohl kaum eine breitere
Resonanz gefunden. Da im Gegensatz zu diesem neuen
Interesse ein zunehmender Wissensverlust zu verzeichnen ist,
war ein allgemeinverständliches Nachschlagewerk für antike Mythologie
ein seit langem bestehendes Desiderat.

Das hier anzuzeigende Lexikon erschien bereits 1989 (die verspätete
Anzeige geht zu Lasten des Rez.). Die Vfn., Lektorin beim
Bibliographischen Institut Leipzig, wendet sich an ein breites
Lesepublikum, dem zwar gute und preiswerte Textausgaben zur
Verfügung standen, für das außer dem auf den gleichen Leserkreis
zielenden, aber breiter ausgerichteten Lexikon von Heinrich
Alexander Stoll (Die Antike in Stichworten, Leipzig 1969
pass.) und dem von Johannes Irmscher hg. Lexikon der Antike
(Leipzig 1971 pass.) jedoch kaum ein entsprechendes Nachschlagewerk
greifbar war.

In mehr als 600 Artikeln wird der Benutzer nun über die wichtigsten
Gestalten aus Mythologie und Sagenwelt informiert. Daß
es sich dabei überwiegend um Personenartikel handelt, liegt in
der Natur der Sache. G. verzichtet allerdings fast vollständig
auf Sachartikel und geht auf Gegenstände und Orte im Zusammenhang
der dazu gehörigen Personen ein. So wird bei „Aigis"
auf „Athena" verwiesen, bei „Argo" auf „Argonauten" und wen
der Ursprung der Olympischen Spiele interessiert, der wird unter
„Oinomaos" (so aber nur mit der einen Version des Wettkampfes
zwischen Oinomas und Pelops) fündig. Hätten, zumal Helikon
und Parnassos als Stichwort vorkommen, nicht aber auch Ida
und Delphoi/Delphi und einige andere angesichts ihrer Bedeutung
einen eigenen Artikel verdient? (Warum dagegen auch Py-
thia nicht erwähnt wird, ist unverständlich.) Dennoch ist die
Auswahl insgesamt sehr umfassend und zuverlässig.

Ebenso erfreulich ist, daß die Stichworte in originaler griech.
oder Iat. Schreibweise aufgeführt werden.

Der Begriff der Mythologie wird bewußt sehr weit gefaßt,
bleibt aber diffus: „Geschichte von Göttern, Göttinnen, Ungeheuern
, Helden, aber auch von unglücklichen Frauen, sogar von
Kindern. Mit Mythos im ursprünglichen Sinn und mit religiösen

Lehren haben diese Geschichten wenig zu tun." (5) Das, was die
Bedeutung dieser Geschichten ausmacht, ist ihre prägende Kraft
und ihr existentieller Bezug. „Sie gehen uns etwas an." (Ebda.)
Darin scheint sich für die Vfn. auch das Wesen des Mythos zu zeigen
, wenngleich sie andererseits Wirkung und Lebendigkeit eher
von der künstlerischen und literarischen Gestaltung abhängen
sieht (6). Denn von hier aus bestimmt sie auch das Verhältnis von
griech. und röm. Mythologie. „Die griechischen Mythen ... berühren
uns ungleich mehr als die römischen" ... „Die römischen
Götter, die mit den verwandten griechischen identifiziert wurden
... haben wenig Eigenleben. Der Kult, der für die römische
Staatsmacht so wichtig war, geht uns nichts mehr an." (9, Hervorhebungen
vom Rez.)

Die Hauptschwierigkeit, angesichts der vorhandenen Stoffülle
ein solches Lexikon zusammenzustellen, liegt zweifellos in der
Beschränkung. G. zeigt bereits durch den Titel an, daß es ihr
um die griechische und römische Mythologie geht, Erscheinungen
des hellenistischen Synkretismus werden nicht aufgenommen
. Eine weitere Beschränkung liegt darin, daß religionsgeschichtliche
und religionsgeographische Probleme bis auf wenige
Ausnahmen außer Betracht bleiben, dafür aber die Nacherzählung
einen relativ breiten Raum einnimmt. „Die Geschichten
werden ... nacherzählt, und zwar in der jeweils geläufigsten
Form. Varianten in der Überlieferung sind nur dort erwähnt, wo
sie zum Verständnis von Zusammenhängen notwendig sind oder
in der Literatur bzw. Kunst eine Rolle gespielt haben." (10). Dieser
Ansatz kommt der Sache durchaus zugute, denn damit wird
vermieden, den Leser durch die bloße Nennung genealogischer
Zusammenhänge zu ermüden. In der guten Lesbarkeit liegt überhaupt
das Plus des Buches. Probleme treten jedoch sofort auf.
wenn dieses Prinzip verlassen wird. Etwa wenn unter dem Stichwort
Demeter ausgerechnet zu den Eieusinischen Mysterien angemerkt
wird, daß über sie „Einzelheiten nicht bekannt sind.
(101). Liegen doch gerade für diese Mysterien in Anbetracht der
wegen der Arkandisziplin im allgemeinen recht spärlich fließenden
Quellen relativ viele Zeugnisse sowohl archäologischer als
auch literarischer Art vor.

Ein zweiter Schwerpunkt neben der Nacherzählung besteht in
der Einbeziehung der Wirkungsgeschichte. Dabei wird vor allem
Wert gelegt „auf die Wandlungen, die die griechischen, in geringerem
Maße auch die römischen Sagen (sie!) als literarische
Stoffe über die Jahrhunderte erfahren haben." (100 Einbezogen
werden neben dem literarischen Weiterleben auch die bildende
Kunst und die Musik. Dies kann im Rahmen eines solchen Lex''
kons selbstverständlich nicht systematisch und nur in einem sehr
begrenztem Umfang erfolgen, macht aber dennoch die Rezepti0"
mythischer Stoffe bis in die Gegenwart hin sehr gut deutlich. Def
Theologe wünschte sich hier natürlich eine stärkere Berücksichtigung
der Einwirkungen auf christliche Vorstellungen. So wird 'e'
diglich bei Orpheus dessen Bedeutung für die Darstellung des
„Guten Hirten" vermerkt. (279)

Eine kurze Auswahl deutschsprachiger Ausgaben griech. un°
röm. Autoren (wobei die klassische Homerübersetzung von J- ^'
Voss nicht mitgenannt wird) beschließt das Lexikon.