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Ausgabe:

1992

Spalte:

32-33

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Kilpatrick, George D.

Titel/Untertitel:

The principles and practice of New Testament textual criticism 1992

Rezensent:

Metzger, Bruce Manning

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 1

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neuen Textes) bewußt, daß er eine literarisch abgeschlossene Darstellung
verbesserte' / .vervollständigte'" (413). Deutet sich in
dieser Argumentation nicht die Gefahr an, die synchrone Betrachtung
als das eigentliche Leseprogramm zu ideologisieren?

Der Graben zwischen den „alten" und den „postmodernen"
exegetischen Methoden ist tief und er wird vermutlich unüberbrückbar
, wenn nicht bald der Versuch unternommen wird, eine
Hermeneutik der divergierenden Methoden zu erarbeiten. Sie allein
könnte verhindern, daß man sich in Zukunft fast ausschließlich
nur noch mit den vermeintlichen Fehlern und Schwächen
der anderen exegetischen Methoden auseinandersetzt.

Halle/Saale Ernst-Joachim Waschke

Tschuggnall, Peter: Das Abraham-Opfer als Glaubensparadox.
Bibeltheologischer Befund - Literarische Rezeption - Kierkegaards
Deutung. Frankfurt/M. - Bern - New York - Paris:
Lang 1990. 208 S. 8°= Europäische Hochschulschriften. Reihe
XXIII: Theologie, 399. Kart. DM 56,-.

In der gegenwärtigen Kierkegaard-Diskussion wird besonders
auf die Climacus- und Anticlimacusschriften des großen Dänen
eingegangen, um dessen Werk und Wirkung zu ergründen. Da
rückt die kleine, aber wichtige Abhandlung von „Johannes de
Silentio" „Furcht und Zittern" (1843) oft mehr in den Hintergrund
als sie verdient. Um so wesentlicher ist es, dieses Werk neu
zu erschließen und das komplexe religionsgeschichtliche und
theologische Hintergrundmaterial zu analysieren. Dieser Versuch
ist von Peter Tschuggnall in seiner Dissertation über „Das
Abraham-Opfer als Glaubensparadox", die der theologischen
Fakultät der Universität Innsbruck vorgelegt wurde, gemacht
worden. Es ist dem Vf. gelungen, die Deutung Kierkegaards, vor
allem von dessen Lebenshintergrund (Vaterverhältnis und Regi-
nekomplex) her, richtig herauszustellen.

Die Arbeit beginnt mit einem Vorspann unter der eigenwilligen
Formulierung „Einfahrt: Ausgangslage und Vorblick" (9.9).
Dem entspricht am Ende der Abhandlung die „Ausfahrt", wo
nochmals deutlich auf das Abraham-Opfer und seine Rezeption
zusammenfassend eingegangen wird (157-194). Im ersten Teil
der Arbeit unter der Überschrift „Ausschau: Bibeltheologische
und überlieferungsgeschichtliche Erwägungen" werden die verschiedenen
Sichtweisen der gegenwärtigen alttestamentlichen
Forschung (G. v. Rad, C. Westermann, W. Zimmerli u. a.) durchmessen
und auf die glaubenstheologische Konzeption der Abra-
ham-Isaak-Problematik hin abgeklopft. In einem Teilabschnitt
wird auch die neutestamentliche Sicht des Abraham-Opfers
nicht vernachlässigt; allerdings ist zu sagen: „Offenkundige Anklänge
an das Abraham-Opfer im Neuen Testament sind vorhanden
, wenn auch eher spärlich" (42). Immerhin sind wesentliche
Bezugspunkte zu sehen zwischen Gen. 22, 1-19 und Hebr. 11,
17-19.

Diesem Teilabschnitt folgt richtig ein weiterer, der sich mit der
„Bindung Isaaks" in der jüdischen Überlieferung beschäftigt
(45-49) und die Brücke zur Sicht des Abraham-Opfers in der
christlichen Auslegungsgeschichte bauen hilft (Teilabschnitt
„1.3.2", 49-58). Wichtige Hinweise auf die „reformatorischen
Auslegungen" (52ff) zeigen in knapper Form, wie einmalig das
Abraham-Opfer als „eine Glaubensprüfung" (Luther) gedeutet
wird. Hier kann dann Kierkegaard anknüpfen.

Der zweite Abschnitt vorliegender Dissertation bildet eine Art
Atempause der Besinnung: „Zwischenstation: Das Abraham-
Opfer in literarischer Rezeption" (59-83). Der Vf. will also
grundsätzlich zuerst die literarische Rezeption an Einzelbeispielen
aufgreifen, um dann ganz auf Kierkegaards Darstellung des
„Glaubensritters Abraham" einzugehen. Es hätte sich natürlich

auch eine umgekehrte Anordnung ergeben können, wobei dann
z. B. die Kierkegaard-Analysen schon vorgelegen und reizvoll
mitgewirkt hätten. Hier sei nur an Kafkas Abraham-Deutung,
seine Kierkegaard-Verehrung zu denken. Kafkas Kierkegaard-
Rezeption hätte dann vom Leser noch tiefgreifender nachgearbeitet
werden können (vgl. auch 64f!).

Verdienstvoll ist es jedenfalls, daß der Vf. verschiedene Gesichtspunkte
des Abraham-Opfers durch Schriftsteller des zwanzigsten
Jahrhunderts wie Jakov Lind, Rolf Schneider und Tsvi
Blanchard herausstellt. Bewegend ist der Teilabschnitt „2.2", wo
die „,Opferung Isaaks' als Symbol des Holocausts" dem Leser
eindrücklich vor Augen geführt wird (69-74). Die Gedichte der
Nelly Sachs z. B. geben im Nacherleben der Judenverfolgungen
unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft eine neue
Dimension des Leidens und entschlüsseln quasi von dorther die
existentielle Leidenserfahrung im Lichte des Religiösen. Damit
ergibt sich nun auch die „Vertiefung" im dritten Abschnitt, wo es
um Kierkegaards Deutung des Abraham-Opfers geht (84-156).
Nach dem Aufweis von Leben und Werk Kierkegaards gelingt es
dem Autor, die radikale „Einsamkeit und die Isolation des
im Paradox sich befindenden Glaubenshelden" (154) im Gegensatz
zum „tragischen Helden" herauszuarbeiten und für die
theologische Diskussion nutzbar zu machen. Des Einzelnen
„Kampf" gegen die „bestehende Christenheit" (vgl. Teilabschnitt
„3.1.3.2", 103-108) erhält so mit der Kierkegaardschen
Deutung des „Glaubensritters Abraham" den entscheidenden
Stützpunkt.

Detmold Wolfdietrich von Klocden

Neues Testament

Elliott, J. K. [Ed.]: The Principles and Practice of New Testament
Textual Criticism. Collected Essays of G. D. Kilpatrick. Leu-
ven: University Press; Leuven: Peeters 1990. XXXVIII, 489
S., 1 Taf. gr. 8°= Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lo-
vaniensium, 96. Kart. FB 3000.

This volume contains 69 articles that were published between
1939 and 1986 by George Dunbar Kilpatrick (1910-1989), former
Dean Ireland's Professor of the Exegesis of Scripture in the
University of Oxford. The articles have been selected by his former
pupil, Dr. J. Keith Elliott of Leeds University, and classified
in two main sections: (A) The Principles of New Testament Textual
Criticism (pp.3-109), an (B) the Practice of New Testament
Textual Criticism (pp.l 13-456). The second sections is further
sub-divided into articles (i) that deal with problems concerning
the so-called Western text, (ii) articles that deal with lexical an
grammatical matters, and (iii) articles on specific passages in the
New Testament. The editor acknowledges that there is a certain
artificiality in making such a division, for the essays on principles
also contain many practica! examples, and some of the short dis-
cussions of minute points have a bearing on much wider que-
stions of principle. Besides a frontispiece depicting the genial
countenance of Kilpatrick, the volume also contains a brief intro-
duction by the editor as well as the usual indexes of biblical refe-
rences, of ancient writers, of modern authors, and a most helpful
index of major themes treated in the several contributions. It
would have been useful if the editor would have supplicd an
index of Greek words analyzed by Kilpatrick. The editor also
provides a complete bibliography of all of Kilpatrick's publi-
cations, including books, articles, two sermons, and about 250
book reviews.

One of the recurring motifs of this book, not only in the section