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Ausgabe:

1992

Spalte:

508-510

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Olofsson, Staffan

Titel/Untertitel:

God is my rock 1992

Rezensent:

Aejmelaeus, Anneli

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 7

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und als Folge einer inncrchristlichcn Diskussion um die Bedeutung und
das rechte Profil des christlichen Hauses kam es in der Prägung der HT zu
einer spezifischen Rezeption der Oikonomik. in der auch die Hausher ren
als Adressaten einer verbindlichen Mahnung erscheinen und alle Gruppen
des Oikos in ihrer gegenseitigen Verantwortung ins Spiel gebracht werden.
Damit aberzeigt nach Meinung der Vfn. „die Rezeption der Oikonomik in
der ntl. HT-Ethik als ein konkretes Beispiel für die christliche Auseinandersetzung
mit gesellschaftlichen Normvorstcllungen. daß christliche Gemeinde
als Teil der Gesellschaft ihrer Zeit immer auch angewiesen bleibt
auf die vorhandenen Sozialstrukturen und ferner, daß sie mit ebendenselben
Fragen, die die Gcsamtgescllschaft bedrangen, konfrontiert wird."
(103)

Das den Hauptteil der Studie bildende 4. Kap. - „Die Texte
der neutestamentlichen Haustafeltradition" (104-545) - geht in
drei großen Abschnitten in minutiöser Einzclanalyse dem Verständnis
von Kol 3,18-4,1; Eph 5,21-6,9 und IPt 2,11 f. 13-3.7
nach. Von Kol 3,18-4,1 her wird dabei nochmals die Herkunft
der HTT aus der Oikonomik belegt, aber zugleich verdeutlicht,
„daß die äußere Gestalt der ntl. HTT im urchristlichen Bereich
ausgebildet wurde. Dabei macht die knappe, einprägsame Diktion
der Kol-HT wahrscheinlich, daß sie dem Verfasser des Briefes
noch als mündliche Tradition zukam, der bei ihrer Aufnahme
in den Kol nur geringe redaktionelle Einfügungen vornahm..."
(201)

Näherhin faßt die Vfn. die HT-Ethik „als früh nachpaulinische Bildung

im paulinischen Missionsgebict____die das Ergebnis einer innerchristlich

geführten Diskussion um die Gestaltung der zwischenmenschlichen Relationen
im Oikos wicderspicgelt..." (202) Sachlich stellt die HTT. wie sie in
Kol 3.18-4.1 begegnet, durchaus ein Festhalten an den den antiken Oikos
bestimmenden patriarchalcn Strukturen dar. bietet aber in der Unterordnung
aller unter den Kyrios zugleich einen Ansatz zu deren Relativicrung.
Auch die an Kol 3.18-4.1 orientierte Rezeption der HTT in Eph 5.21-6.9
erweist sich als sozialcthischcr Entwurf, „der den Oikos als Bczichungsgc-
füge verschiedener Personen und Personengruppen in den Blick faßt. Die
Einzelmahnungen wahren dabei nicht nur die typische Struktur, sondern
stimmen in ihrem Grundbestand auch inhaltlich mit den entsprechenden
Mahnungen in der Kol-HT übercin." (311) Freilich erweist sich die
Eph-HT gegenüber Kol 3.18-4.1 als Weiterentwicklung, insofern der Text
nicht nur die Unterordnung aller unter Christus stärker herausarbeitet,
sondern auch „alle Mitglieder eines Hauses aus ihrer Bindung an Christus
heraus... zu gegenseitiger Unterordnung aufruft, so daß nun unter christo-
logisch-anthropologischcr Prämisse die geforderten zwischenmenschlichen
Prämissen... nicht mehr im Schema von Unten und Oben einander
zugeordnet sind, sondern vielmehr auf einer gemeinsamen Ebene - der
Gleichstellung vor Christus - konvergieren." (311) Besondere Aufmerksamkeit
widmet die Eph-HT der Mahnung an die Eheleute, in derdaspar-
änetische Anliegen kunstvoll mit christologisch-ekklcsiologischcn Aussagen
verbunden ist. wobei beide Aussagereihen einander wcchclscitig interpretieren
. Die Vfn. wertet dies aus als Ausdruck dafür, „daß sich die ntl.
HT-Tradition flexibel genug erweist, unbeschadet ihres eigentlichen Anliegens
, der Gestaltung der zwischenmenschlichen Beziehungen im Oikos.
eine Trägerfunktion für ein ihr fremdes Thema zu übernehmen." (315)
Sehr ausführlich wird der der HTT verpflichtete Text I Petr 2.1 1-3.7 untersucht
, dessen Besonderheit schon durch die Überschrift - .. Die Loyaliläls-
paränesedes I. Petrusbriefes"- hervorgehoben wird. Die Vfn. versteht diesen
Text als Adaption der HTT. die in einer veränderten Situation die Beziehungen
im Oikos auf die Beziehungen der Christen zur staatlichen Autorität
und ihren Platz in der Gesellschaft hin auslegt. „Die einzelnen
Mahnungen dienen nicht mehr der Gestaltung der zwischenmenschlichen
Beziehungen im christlichen Oikos. sondern der Einweisung der Christen
in die Erfüllung ihrer Pflichten innerhalb der bestehenden Relationen zu
den Heiden." (542) I Pt sucht dabei nach Meinung der Vfn. eine Mittclpo-
sition: Er argumentiert gegen einen generellen Rückzug der Christen aus
der Gesellschaft, markiert aber andererseits deutlich die Loyalitätsgrenze,
diedie Anerkennung der göttlichen Ansprüche des römischen Kaiscrsaus-
schließt.

Das 5. Kap. - „ Die neutestamentliche Haustafelethik als Ergebnis
einer christlichen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen

Normen" (546-569) - faßt die Ergebnisse zusammen und fragt
nach „Chancen und Grenzen ntl. HT-Ethik als Modell für eine
christliche Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen

heute" (557). Die Vfn. stellt zwar mit Recht heraus, daß die HTT
heute - wegen der weitreichenden Ablösung der vom Oikos bestimmten
Sozialstruktur - als überholter sozialcthischcr Entwurf
gelten muß. Sie leitet aber aus der differenzierten Betrachtung
der HTT hermeneutische Grundsätze ab. die trotz der gewandelten
Rahmenbedingungen für die Auseinandersetzung der Christen
mit gesellschaftlichen Normen auch heute bedeutsam sein
dürften:

I. „Dasgeforderte Handeln erhält seine Verbindlichkeit durch die Berufung
auf Christus bzw. Gott." (559) 2. Die HT-Ethik geht aus einem gemeindlichen
Erfahrung»- und Rcllexionsprozeß hervor, was auch heute
Maßstab für die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normvorstcllungen
sein sollte. 3. An der HT-Ethik zeigt sich, daß eine solche Auseinandersetzung
„nicht unabhängig von der geschichtlich-gesellschaftlichen"
(559) Realität geführt werden kann. Eingehende Verdeutlichungen zur
Eheparäncse in Eph 5.22-33 und zur Loyalitätsparänese in I Petr 2.1 11.1 3-
3.6 schließen die Studie ab. Besondere Erwähnung verdienen auch die vier
Exkurse: I. „Zur Problematik einer Differenzierung zwischen Haus- und
Ortsgemeinde" (245-260). 2. „Die patria potestas" (146-158). 3. „Die
rcligions- und traditionsgeschichtlichc Einordnung der christologisch-
ckklesiologischen Vorstellung im Epheserbrief" (245-250). 4. „Der Herr-
scherkult im Imperium Romanum zum Beginn der Kaiserzeit" (421-
435).

Die Vfn. hat eine Studie geschrieben, die sich einer exegetisch
wie theologisch mit vielen Problemen belasteten Gruppe von
Texten annimmt und Lösungen vorlegt, die die weitere Forschung
zur HTT entscheidend mitbestimmen werden. Sic bietet
auf detaillierte Einzclanalysen gestützte Auslegungen, die durchweg
nachvollziehbar und überzeugend sind. Sic vermag durch die
Verdeutlichung des religionsgeschichtlichcn und soziologischen
Hintergrundes die HT-Ethik bzw. die diesem Konzept verpflichteten
Texte geschichtlich einzuordnen, exegetisch weiter zu verdeutlichen
und v. a. auch hermeneutisch zu erschließen. Das Gesamtkonzept
, das sie für die Entstehung der HTT entwirft, hat in
den urchristlichen Hauskirchen einen festen geschichtliche'1
Haftpunkt. Freilich geht die Vfn. auf diesem vielbesprochenen
Bereich durchaus eigene Wege, wie ihre differenzierenden Ausführungen
zum Verhältnis von Haus- und Ortsgemeindc zeigen
(I. Exkurs), in denen sie eine allein von der Organisationsebcne
des Oikos her denkende Vorstellung frühchristlicher Gemeinden
zu modifizieren sucht. Wie immer man in dieser Frage auch urteilen
mag, die Vfn. hat auf alle Fälle ein Problem angesprochen-
das weiterer Klärung bedürfte. Alles in allem läßt sich sagen: D|C
Vfn. hat sich mit einer Studie in die exegetische Fachliteratur eingeführt
, deren Argumentationsweisc Respekt abnötigt und deren
Ergebnisse die weitere Arbeit an den Texten der HTT mitbestimmen
werden.

Erfurt Claus-Pcler Mär/

Olofsson, Staffan: God is my Rock. A Study of Translation Tcch-
nique and Thcological Excgcsis in the Scptuagint. Stockholm-
Almquist & Wikscll Int. 1990. IX, 208 S. gr.8 = Conicctanca
Biblica. Old Testament Scrics, 31. Kart. SEK 178.-.

-: The LXX Version. A Guide to the Translation Tcchniqucot tj"
Scptuagint. Stockholm: Almquist & Wikscll Int. 1990. VII'-
105 S. gr.8 = Conicctanca Biblica. Old Testament Scrics. 30-
Kart. SEK 122.-.

Muraoka, Takamitsu [Ed.]: Melbourne Symposium on Septn*1
gint Lexicography. Atlanta, GA: Scholars 1990. XVI. 1 36 S. »
= SBL. Scptuagint and Cognatc Studics, 28. Kart. $ 14.95.

It is not often that a Scptuagintist has the opportunity to revi*
three books at once. The first in the scrics is the dissertation o(a
young Swcdish scholar. Staffan Olofsson. presenting an in'L*r
esting piccc of rescarch in the arca of Septuagintal transla''0"1
technique. The second work is a companion volumc to this d'5
sertation. an introduetion to the questions of translation techn