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Ausgabe:

1992

Spalte:

500-502

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Timm, Stefan

Titel/Untertitel:

Moab zwischen den Mächten 1992

Rezensent:

Schunck, Klaus-Dietrich

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Theologische Litcraturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 7

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wiß, aber wahrscheinlich in der vorliegenden Form in nachexili-
scher Zeit anzusetzen. 3. Ps 93-99 zeigen einen kultischen Hintergrund
, der meistens nachexilisch ist. Eine besonders enge Verbindung
besteht zwischen Ps 96/97 und Ps 98/99. die sich nicht
nur in der Länge ähneln, sondern auch gemeinsame Motive ausweisen
. Zusammengefaßt: "Ps 96-99 can betreated asa litcrary
unit, divided into two psalmpairs." (509)

In Ps 96 schenkt der Vf. dem Ausdruck „neues Lied" besondere
Aufmerksamkeit. Er könnte sich auf eine Feier Für einen militärischen
Sieg beziehen oder im kultischen Kontext von Ps 96
auf eine neue Festgelegenheit. " Every festival, or other occasion
of worship, merited a new song to celebrate Yahweh's new and re-
newed work." (513) Orientiert man sich an Jes 43,181"oder 48.6f.
wäre das „neue Lied" mehr eine Vorwegnahme künftiger Taten
Jahwes. Man könnte auch an das Feiern der „ever-newness" Jahwes
und seines Werkes denken. Der Vf. bevorzugt den Gedanken
der Antizipation und des Vertrauensauf Gottes Zukunftswerk. In
Ps 97 steht in der Exegese die Theophanic im Mittelpunkt. Zu
ihren liturgischen Elementen gehöre das Schweigen (vgl. Hab
2,20; Zef 1,7; Sach 2,17). " We can imaginc the sound of the sho-
phar breaking into the silence, followed by Levitical priests and

people chanting such psalms as 96-99 .....follewed by a prophet

speaking as the voice of Yahweh: 'This is what Yahwch says,...'
Then the whole earth must have seemed filled with the glory of
God."(522)

Ps 99 nennt der Vf. "the most anomalous". Erzeige auch keine
Beziehungen zu Deuterojesaja.

Die Psalmengruppe 96-99 bilde das Zentrum des IV. Psalmbuches
und gebe auf die Frage in Ps 94,2-3 „Wie lange will der
Gottlose noch feiern?" Antwort. Das IV. Psalmbuch stelle als
ganzes das "editorial centcr" des gesamten Psalters dar und gebe
die Antwort auf die Grundfragen nach "the apparent failure of
the Davidic covenant with which Books One-Three are primarily
concerned". (531) Die wichtigsten Elemente dieser Antwort des
IV. Buches seien, daß bereits vor dem Beginn des Königtums
Jahwe als der Schöpfer-König bekannt werde. Jahwes Königtum
sich in der Herrschaft über Völker und Reiche fortsetze, Jahwes
Königtum werde sich in der Zukunft mit neuer Macht manifestieren
.

Es ist sicher nichts gegen den Versuch einzuwenden, neue Arbeitsmodelle
auf redaktionskritischer und motivgeschichtlicher
Ebene zu entwickeln. Aber es entsteht gerade am Beispiel von Ps
96-99 die Frage, ob es genügt, das notwendige argumentative
Material Für eine These zusammenzutragen oder ob auch Gegenproben
unternommen werden müßten. Als Argumente Für die
Zusammengehörigkeit von Ps 96/97 und Ps 98/99 werden genannt
: Die gleiche Länge, "the content patterns". gemeinsame
Wörter (Ps 96/97: 22 Wörter, Ps 98/99: 13 Wörter). Solche Gemeinsamkeiten
lassen sich leicht auch bei anderen Jahwe-
Königs-Psalmen feststellen, ohne daß sie miteinander in engere
Beziehung gebracht werden müßten. Und was ist mit der Bezeichnung
"twin-Psalms" gemeint? Ist das eine redaktionelle Zusammenstellung
, wie sie auch - vom Verfasser erwähnt - in den
Handschriften von Kennicott und de Rossi für Ps 94/95 und
95/96 vorkommen oder handelt es sich um echte Zwillingspsalmen
wie Ps 42/43, die einem Verfasser zuzuordnen sind? Kann
man Für die Paare Ps 96/97 und Ps 98/99 eine Gattung bestimmen
, und wo wäre der Sitz im Leben dieser - vielleicht neuen -
Gattung? Warum sollen Ps 96-99 das theologische Zentrum des
IV. Psalmbuches sein und nicht Ps 93-99 oder Ps 95-97? Die
Fragen lassen sich mehren. Es können ebensoviel Argumente Für
die NichtZusammengehörigkeit und gegen die theologisch zentrale
Stellung der Doppelpsalmen beigebracht werden, da der Vf.
in der Erläuterung der einzelnen Psalmen auf ihre Besonderheiten
deutlich hinweist (z. B. auf den „unnormalen" Ps 99). Die in
der Rezension zu Bd. 19 gestellte Frage, ob die drei Kommentare

von den Verfassern Craigic. Täte und Allen einen guten Dreiklang
zu einem Gesamtkommentar der Psalmen liefern werden,
läßt sich jetzt beantworten. In Form und Intension fügt sich der
Kommentar von Täte nahtlos ein. Die wissenschaftliche Seite der
Auslegung steht in einer guten Balance zum kerygmatischen Anliegen
, so daß ein Leser, der über ausreichende Englischkcnnt-
nissc verfügt, auch hierzulande mit Gewinn die drei Teile des
Psalmcnkommcntars benutzen wird.

Leipzig Hans Seidel

Timm, Stefan: Moab zwischen den Mächten. Studien zu historischen
Denkmälern und Texten. Wiesbaden: Harrassowitz
1989. VII. 516 S. 4 = Ägypten und Altes Testament. 17. Kart.
DM 128.-.

Nach seiner sehr instruktiven Doktor-Dissertation über die
Dynastie Omri (vgl. ThLZ 110, 1985, 272-274) bringt S. Timm
mit der vorliegenden Arbeit nun auch seine Habilitationsschrift-
die 1987 von der Theologischen Fakultät der Christian-
Albrcchts-Univcrsität Kiel angenommen wurde, zur Publikation
. Beiden Arbeiten ist nicht nur die Beschäftigung mit
Themen, die für die Geschichte Altisracls bedeutsam sind, gemeinsam
, sondern liegt jeweils auch eine sehr gründliche Auswertung
von außcrisraelitischcn Texten und beschrifteten Denkmälern
zugrunde. Diese spezielle Zielsetzung führt in der hier zu
besprechenden Arbeit, die in 4 Hauptteile gegliedert ist. dazu,
daß 3 Hauptteile nichtisraclitischcn Inschriften und Texten gelten
. Genauer behandeln so der 1. Teil „ Moab in ägyptischen Texten
" (5-60) und der 3. Teil „inschriftliche Zeugnisse aus Moab"
(158-302), während der 4. Teil „Die assyrischen Nachrichten
über Moab" (303-399) zum Inhalt hat. Die Überlieferungen des
AT kommen demgegenüber dann im 2. Teil „ Alttcstamentlichc
Überlieferungen - Die zur Frühgeschichte Moabs in Anspruch
genommenen Texte" (61-1 57) zur Sprache.

Der Vf. begründet in der „Einleitung" (1-4) ausführlich diese
Anlage seiner Arbeit und die umfassende Berücksichtigung aller
einschlägigen Texte auch über das AT hinaus: „Wollte man
Moabs Geschichte allein nach den alttestamentlichen Texte*
skizzieren, käme das Ergebnis im wesentlichen auf eine Darstellung
hinaus, wann das Nachbarschaftsverhältnis zu Isracl/Juda
freundschaftlich war. wann kriegerisch." (1). Und dann stellt er
weiterhin fest: „Eine gründliche Diskussion der nichthebräi-
schen historischen Quellen war längst erforderlich" (2), während
andererseits alttcstamentlichc Quellen wie das Spottlicd auf
Sihon von Hcschbon (Num 21.27-30) und die Bileamperikope
(Num 22-24). die bisher für sehr alt angesehen wurden, naen
einer kritischen Analyse nunmehr historisch anders eingeordnet
werden müssen, so daß sie als Quelle für die frühe Geschichte
Moabs ausscheiden. Davon abgesehen will der Vf. mit dieser Arbeit
aber auch gar keine fundierte Geschichte Moabs vorlegen-
diese lasse sich erst schreiben, wenn die Enlstehungszeit aller bekannten
Texte und Schriftdenkmäler genau fixiert ist und deren
Aussagen ausgeschöpft sind. Es ist in diesem Zusammenhang bedauerlich
, daß der Vf. nicht mehr die Ergebnisse der erst nach seiner
Arbeit erschienenen Untersuchungen von U. Worschcch über
die Beziehungen Moabs zu Israel und Ägypten in der Eisenzeit-
die auf siedlungsarchäologischen und siedlungshistorischen U"'
tersuchungen im moabitischen Kcrnland aufbauen'. berücksichtigen
konnte.

Der Alttcstamentler wendet sich natürlich in erster Linie den
Teil der Arbeit zu. der sich mit der Analyse und Auswertung al"1-
stamcntlichcr Überlieferungen samt darin enthaltener relevai»c
Begriffe beschäftigt. Konkret handelt es sich dabei um die Übe
lieferung über Sihon von Hcschbon sowie die BilcamperikoPc'