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Ausgabe:

1992

Spalte:

494-495

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Fitzmyer, Joseph A.

Titel/Untertitel:

The Dead Sea scrolls 1992

Rezensent:

Holm-Nielsen, Svend

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 7

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neros. Es war eine Interlinear-Übersetzung. die indes von eben
derselben Inquisition unterdrückt wurde. Zur selben Zeit etwa
übersetzte Juan de Valdes das Mt-Ev und die Hauptbriefe des
Paulus. Wahrscheinlich ist das Complutense auf der Basis der
Vulgata und die Übersetzung des Valdes auf der Basis der Ursprachen
erfolgt. Ci sneros war Kirchenmann, Valdes ein Humanist.
Letzterer war Leiter einer Gruppe von „Hctcrodoxos", Abtrünniger
von der Autorität der Kirche und wurde dementsprechend
bald unterdrückt. Ein Neudruck dieser Übersetzung mit gutem
Kommentar durch Methodisten etwa um 1860 wurde in nur kleinen
Kreisen bekannt. In Spanien wurde 1869 eine Verfassung
eingeführt, die Glaubensfreiheit garantieren wollte, aber nichts
zuwege brachte. Im Zusammenhang mit der Aufklärung gestattete
Papst Benedikt XIV. in einem Breve am 23. 12. 1757 Bibelübersetzungen
in der Volkssprache. In Spanien folgte jedoch ein
Verbot, Bibeln herauszugeben, bis 1782. In der Literatur wird selten
vermerkt, ob eine Übersetzung von der Vulgata her oder von
den Ursprachen her erfolgt. Ebenso ist kaum vermerkt, ob es sich
um eine Übersetzung, die in Privathand verbleibt, oder einen
Druck, oder um einen Verkauf, oder um gezielte Verbreitung
handelt. Für die Gegenwart ist eine neue Lage entstanden, seit
Papst Pius XII. in der Encyclica „Divinoaftlantc Spiritu" 1943.
die Übersetzungen aus den Ursprachen in die jeweilige Volkssprache
empfahl. Bereits 1944 kam eine von Canonicus Eloina
und dem Dominikaner Alberto Colunga. beide in Salamanca, gc-
fert igte Ausgabe auf den Markt, die mit 7 Millionen verkauften
Exemplaren, scheint es. an der Spitze einer Reihe anderer Übersetzungen
steht. Es geht dabei im Urteil des Vf.s dieses Teils von
Entorno um sprachliche Beurteilungen, wohl auch um Beigaben.
Überaus wichtig ist es zu erfahren, daß auch die spanischen Minderheiten
im NW der Halbinsel (Galicicr). im NO (Catalancn)
und die Basken um Bilbao nach und nach eigene Bibeln sich
schufen. Die Aufzählungen des Vf.s enden mit einem Hinweis
auf die Bibelverbreitung in Argentinien. Die,. Biblia latinoamcri-
cana" entstand in einer Arbeit des Juan Straubinger. Über die
Verbreitung ist nichts vermerkt, aber es ist notiert, daß Exemplare
aus dem spanischen Mutterland nach Südamerika wechseln
. Was aus dieser Arbeit an und mit der Bibel einmal im Rahmen
der katholischen Amtskirchc werden soll und kann, das
steht auf einem anderen Blatt. Das Novum ist jedenfalls vorhanden
.

Ein weiteres Statement des 2. Bds. ist die ungebrochene Einheit
der Bibel von AT, Apokryphen und NT. zusammengefaßt
m't der Bezeichnung „continuidad" (fortlaufende, ununterbrochene
Folge), beginnend mit dem von Gott ausgehenden unmittelbaren
Wort, aufgenommen von denen die Gott ausgesucht
hatte, und die die gehörten Worte als Kerygma weitergaben. Der
Prediger kann sicher sein, daß sein Wort wirklich mit dem von
Gott gesprochenen Wort konform ist. Nicht ausgesprochen ist.
daß der Gegner, der sich mit einem Bibelwort, allgemein gesehen
, anlegt, sich mit Gott unmittelbar anlegt. Diese Continuidad
W|rd von der alles beobachtenden und bewahrenden Kirche garantiert
. Im 1. Bd. taucht dieses Wort zwar nicht auf. wenigstens
n,cht in dieser Dichte. Aber die „Sache" ist da. Es wird auch gar
n,cht im Ansatz sichtbar, den genannten drei Teilen der Bibel
e'ne je ihrem Inhalt zukommende besondere inhaltliche Bezeichnung
zu geben. Es kommt notwendig die Frage, ob in einer die

■bei betreffenden Schrift wirklich in extenso Erdgeschichte, po-

'tische Geschichte und auch außcrbiblischc Archäologie vorzugehen
sind. Die - vielleicht vorläufige Antwort - könnte lauten.

aß der Evangelische von vornherein sieht, „daß die Zeit erfüllt
ward". Der Katholik sieht aber, daß die Offenbarung Gottes in

er Erdgeschichte und politischen Geschichte sich abspielt. Es ist
a so von Gott her dieselbe Offenbarung: sogar die Kriege gegen

.^alck und die Bruderkriege der Hasmonäcr. Der Evangelische
s'eht einen Unterschied, eine Unterscheidung der Testamente.

nämlich Gesetz und Evangelium. In der Apologie der Bekenntnisschriften
sowie in den Loci Mclanchthons in „De discriminc
Vcteris ac Novi Testamenti" ist dazu einiges nachzulesen.

Aus demselben Grunde wird der evangelische Forscher stets
bei Josephus das Tcstamcntum Flavianum und die dem NT nicht
ganz parallele Notiz über Johannes den Täufer untersuchen,
während der Katholik diese Bücher als Hilfe zur Beschreibung
der Zeitgeschichte besieht. Übrigens ist auch das Urteil über den
Heimzug der Verbannten aus Babel in gleicher Art zu bewerten:
der Katholik sieht als Ursache die Sehnsucht nach einem Tempel
an der von Gott gefügten Stelle, also nach der Liturgie im weitesten
Sinne. Der Evangelische liest dagegen die Zerknirschung
über alte und neue Sünden des Volkes primär, und zwar aus den
Propheten vor und während des Exils. Hier steht Auslegung
gegen Auslegung.

Über Einzelheiten gibt es unterschiedliche Meinungen, die
nicht mit der Konfession zusammenhängen. Die Entstehung der
Monarchie in Israel könnte anders gedeutet werden, die Zählung
der Aufstände gegen Rom als zwei oder drei. - um nur einiges zu
nennen.

Ganz und gar falsch ist es. solchen Band mit solchen Inhalten
ohne jedes Register zu lassen. Die z.T. ausgezeichneten Bibliographien
sind ohne Register wertlos, die Studenten werden ratlos
vor diesem Wälzer sitzen. Ein Hinweis darauf, daß auch Neudrucke
von Thomas von Aquino bei Kröncrt in München ohne
Register passieren, ist keine Entschuldigung.

Bremen Walter Nagel

Fitzmeyer, Joseph A.: The Dead Sea Scrolls. Major Publications
and Tools for Study. Rcv. Ed. Atlanta: Scholars Press 1990.
XVI. 246 S. 8 = SBL. Resources for Biblical Studv. 20. Kart. $
16.95.

Sich über die Literatur der in den Höhlen am Toten Meer
(DSS) gefundenen Schriften zu orientieren, um besondere Themen
oder einzelne Funde zu erforschen, kann bisweilen ebenso
kompliziert sein, wie eine Nadel in einem Heuhaufen zu suchen.
Die Art und Weise, wie diese Schriftenrollen und -fragmente gefunden
wurden, und das weitere Schicksal der Funde, das von
Anfang an von widerstreitenden Kräften und Interessen geprägt
war. haben in beträchtlicher Weise die Übersichtlichkeit erschwert
. In wenigen Jahren ist ein halbes Jh. vergangen, seitdem
die ersten Schriften gefunden wurden, und immer noch ist ein
großer Teil des gesamten Materials nicht in gehöriger Weise publiziert
worden. Gerüchtweise und in präliminaren Veröffentlichungen
hat man sporadisch davon gehört und gelesen. Dabei
verbreitete sich der Eindruck, daß entweder von jüdischer oder
christlicher Seite die Veröffentlichung verhindert werden sollte -
Gerüchte, die sich wohl erst mit der endgültigen Publizierung erledigen
werden.

Joseph A. Fitzmycr. S. J.. hat die undankbare Aufgabe übernommen
, eine Übersicht über sämtliche Publikationen der DSS
und über die wichtigste Literatur zu ihnen bis 1990 zu erstellen.
Dazu hat er aber auch die präliminaren Mitteilungen sehr verschiedener
Zeitschriften über das noch nicht publizierte Material
gesammelt. Die ganze Angelegenheit ist aber so kompliziert, daß
es trotzdem problematisch sein kann, in seinem Buche das Gesuchte
zu finden! Der Vf. hat sich aber sorgfältig bemüht, eine
Übersicht zu geben, wobei man sich von verschiedenen Ausgangspunkten
her dem gesuchten Thema nähern kann.

Den Hauptteil bildet das Kapitel „ Major Publications" (9-93)
in dem das Material in atl. Texte, biblische Kommentare (pesha-
rim). apokryphe Texte und sektiererische Schriften aufgeteilt ist.
In jedem Falle ist der Fundort angegeben, und das gilt nicht nur