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Ausgabe: | 1992 |
Spalte: | 465-466 |
Kategorie: | Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik |
Titel/Untertitel: | Registerband zum Stundenbuch 1992 |
Rezensent: | Bieritz, Karl-Heinrich |
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Theologische Litcraturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 6
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Sicherlich sind nicht alle Details Tür die protestantische Litur- von 1972. Den biblischen Texten liegt die Einheitsübersetzung
gik in gleicher Weise wichtig (das betrifft etwa P.s Aufsatz über der Heiligen Schrift (1980 bzw. 1979) zugrunde,
den Heiligcnkalendcr oder seine mannigfachen Beispiele aus Geboten wird im einzelnen: ein Register der Psalmen und
lateinamerikanischer Volksreligiosität). Dennoch bleibt dem Cantica. ein Register der Perikopen und Kurzlcsungcn. ein Rcgi-
Autor in mancher Hinsicht zuzustimmen. stcr der Schriftpcrikopen für die Lesehore im Herrenjahr, ein Rc-
Läßt man sich etwa auf P.s Grundthesc ein, der Gottesdienst gistcr der Antiphonen und Versikcl. ein alphabetisches Register
sei "the central form of symbolic expression, that in which the der Rcsponsoricn. ein Gesamtregister aller biblischen Texte, ein
church ... enters into communion with the holy" (4), dann hängt alphabetisches Register der Hymnen, ein alphabetisches Register
in der Tat die Lebendigkeit des Gottesdienstes daran, inwieweit der Kirchenväter und kirchlichen Schriftsteller (von Lexikonfor-
die „liturgischen" Symbole mit den (religiösen und säkularen) mat: Zu jedem Namen findet man eine Kurzbiographic sowie biSymbolen
des jeweiligen kulturellen Kontextes in Wechsclwir- bliographischc Angaben zu den im Stundenbuch verwendeten
kung bleiben, inwieweit also auch neue Symbolisicrungcn des Texten) und ein alphabetisches Sachwortvcrzcichnis zu den Kir-
Heiligen möglich sind, die sowohl die „alten" Symbolisicrungcn chcnväterlcsungen. das sich - zusammen mit dem vorgenannten
kritisch hinterfragen als auch die jeweilige Gcgcnwartskultur. alphabetischen Register - als eine lexikalisch geordnete Patrolo-
Irnmer bleibt der Gottesdienst ein dynamisches Ereignis, nicht gic in nucc verwenden läßt, jedenfalls soweit die Äußerungen der
dem Geist der Knechtschaft, erstarrten Formeln, überantwortet, Kirchenväter und kirchlichen Schriftsteller zu den dogmatischen
sondern dem Geist der Freiheit (44). Von hier aus kann P. dann und ethischen Loci (von Abbild bis Wort) Eingang in die Vätcrlc-
etwa die Benennung Jesu - "in confidence in the superabun- sungen des Stundenbuchs gefunden haben. Auch der Aufbau der
dance of God's motherly embrace" - als Kind der göttlichen anderen Registerteile ist vorbildlich in seiner Übersichtlichkeit
Sophia ins liturgische Bewußtsein rufen (139) oder sich von und Vollständigkeit: so läßt sich zum Beispiel rasch erkunden,
liturgischen Praktiken „häretischer" Herkunft anregen lassen wie die Psalmen den einzelnen Teilen des Stundenbuchs und den
('150. Bedenkenswert auch P.s Interesse, „Übergangsstadien" jeweiligen Hören zugeordnet sind (1-38) oder welche biblischen
'rn menschlichen Lebenszyklus, also anthropologisch-kulturelle Texte - in welcher Funktion, als wörtliches oder nichtwörtliches
Vorfindlichkeitcn, nicht voreilig vermittels der Sakramente in Ii- Zitat, in welchem Abschnitt des Offizium usw. - überhaupt im
'urgische Zusammenhänge zu stellen, sondern zugleich die theo- Stundenbuch Verwendung finden (383-663).
logische Eigenbedeutung der Sakramente gegenüber allen Ritcs Der Registerband vermittelt einen Eindruck davon, welche
de Passage zu betonen (94). Schätze an biblischen wie theologisch bedeutsamen Texten das
Aus europäisch-protestantischer (und somit noch deutlicher neue Stundenbuch enthält und welch geistlichen Gewinn einer,
den Fragen des nachchristlichen Zeitalters verhafteter) Pcrspek- der dieser Ordnung des täglichen Gebets folgt, daraus zu ziehen
tlve muß indes gefragt werden, ob der Autor dem von ihm durch- vermag,
aus wahrgenommenen Phänomen der Säkularisierung (vgl. etwa
2') genügend gerecht geworden ist. In diesem Sinne wirft z.B. Berlin Karl-Heinrich Bicritz
Sem Umgang mit der Frage nach dem kosmologischen Aspekt des
Gottesdienstes Probleme auf. In der Tat: Sofern alle religiöse
Symbolik in ihrem Grund von ihrer Betroffenheit durch das Praktische Theologie: Diakonik
Ganze lebt, ist auch die Frage nach der Begegnung zwischen Gottesdienst
und Kultur nicht von der Frage nach dem kosmologi-
Schen Bezug der jeweiligen Kultur zu trennen (33). Aber läßt sich Schäfer. Gerhard K.. u. Theodor Strohm [Hg.]: Diakonie - biblisch
sagen, die neuzeitliche kulturelle Entwicklung besitze "its s,che1 Grundlagen und Orientierungen Ein Arbeitsbuch zur
own „ a r.i. j r r.u theologischen Verständigung über den diakonischen Auftrag.
w„ nced ofthe sacred and its own need of cv.ncing ,ts awc of the Heidelbe Heidelberger Verlagsanstalt 1990. 425 S. 8 - Vcr-
»niverse (ebd.)? Gilt nicht vielmehr mancherorts schon langst öffentlichungen des Diakonicwisscnschaftlichcn Instituts an
"'e Uberzeugung von der (auch „religiös" nicht zu beseitigen- dcr jjniv. Heidelberg. 2. Kart. DM 36.-.
den) „Unerkcnnbarkcit" des Ganzen? Stünde aber damit die
These von einer möglichen Vermittlung zwischen Gottesdienst In der Reihe „Veröffentlichungen des Diakonicwisscnschaftli-
Und Kultur nicht zutiefst in Frage? Mit anderen Worten: Trotz chen Instituts an der Universität Heidelberg" ist der von Ger-
aller Weitsicht von P.s Ansatz und Einzelanalyscn könnte es sein. hard K. Schäfer und Theodor Strohm vorgelegte Band 2 den bib-
daß wir mit manchen Überlegungen zur systematischen Begrün- tischen Grundlagen und Orientierungen Für die diakonischc Ar-
dung des Gottesdienstes in der neuzeitlichen Welt noch ganz an beit gewidmet. Der repräsentative Kreis der für dieses Untcrnch-
en Anfängen stehen. men gewonnenen Mitarbeiter bürgt dafür, daß von den biblischen
Grundlagen her eine durchaus kritische Überprüfung der
Düsseldorf Gustav A. Krieg inzwischen formierten Gestalt diakonischcr Arbeit stattfindet.
Die Rückbesinnung auf die biblischen Quellen soll in die Vielfalt
diakonischcr Arbeit innere Ordnung und angesichts von Ent-
Wagner, Johannes, u. Siegfried Schmitt [Hg.]: Registerband zum Ölungen und Fehlentwicklungen Eindeutigkeit bringen.
Stundenbuch. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1990. VII. 905 S. In dcn einführenden Überlegungen der beiden besonders fach-
4 = rjje Feier des Stundengebets, geb. DM 58.-. kundigen Inspiratoren und Koordinatoren der nun mit Band 2
fortgesetzten verdienstvollen Reihe wird an die Entwicklung
Nach dem Erscheinen der vollständigen Ausgabe des Stunden- zum Diakonischen Werk und seine Einbindung in die institutio-
tichs (Die Feier des Stundengebetes. Stundenbuch. Für die ka- nellc Struktur der Kirche erinnert. Zugleich wird auf die Span-
^ohschen Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Erster bis nungen und Aporien aufmerksam gemacht, mit denen die Diako-
r'tter Band, 1978) wird nunmehr in Gestalt dieses Rcgistcrban- nie als Freier Wohlfahrtsverband Anteil hat an den Ergebnissen
^ scin wichtiges Hilfsmittel zur Erschließung - und umfassen- der Human- und Handlungswisscnschaftcn. Der Diakonicwis-
n Würdigung! - der neuen Ordnung der Tagzcitcngcbctc vor- senschaft wird die von der wissenschaftlichen Theologie verlegt
. Der Band berücksichtigt neben dem Stundenbuch selbst nachlässigte Aufgabe zugewiesen, die theologischen Forschungs-
le m den Jahren 1978 bis 1980 erschienenen Faszikel der Lck- ergebnisse auf die Herausforderungen diakonischcr Arbeit heute
'"onare
sowie die vatikanische Ausgabe des Officium divinum zu bezichen.