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Ausgabe:

1992

Spalte:

424-426

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Ackroyd, Peter R.

Titel/Untertitel:

The Chronicler in his age 1992

Rezensent:

Stahl, Rainer

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Theologische Literaturzeitung 11 7. Jahrgang 1992 Nr. 6

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bunden sind". In der Einleitung stellt die Vfn. im Blick auf die
Geschichte der Themenstellung fest, daß seit De Saulcy's „Judäi-
scher Kunstgeschichte" von 1858 nichts vergleichbares erschienen
sei, obwohl die reichlich vorhandenen archäologischen
Funde und die „geradezu uferlose Literatur" zu einzelnen Bildwerken
wie das Goldene Kalb genügend Stoff geliefert hätten. Im
Hintergrund stehe die vermeintliche Bildlosigkeit des alttesta-
mentlichen Glaubens, durch die die Unverfügbarkeit Gottes geschützt
werden solle. Es sei die Aufgabe gestellt, allen Hinweisen
auf reale Kunstwerke im AT nachzugehen und nach Gestalt der
Bilder geordnet das Material darzustellen. In der Geschichte
Israels sei das Bilderverbot relativ jung. Der Höhepunkt liege in
der Zeit des Exils. Ein Kunstverbot existiere aber nicht. „ Eins ist
jedenfalls sicher, weder die israelitische Kultur noch die israelitische
Religion waren bilderfeindlich." (16).

In Kap. 1 werden Bildwerke in Gestalt von Bäumen. Blüten
und Früchten vorgestellt. Von besonderem Interesse sind hier die
Ausführungen zum Kult der Aschera und dem Verhältnis JHWH
- Aschera. Bildwerke in Gestalt von Tieren und Mischwesen werden
im 2. Kap. vorgeführt. Es handelt sich vor allem um Löwen.
Stiere, Schlangen und Mischwesen (Keruben). Die Überlegungen
zur Bedeutung und Funktion des Theraphims faßt die Vfn. zusammen
: „Es hat die Identifizierung des Theraphims mit einer
großen tier- oder mischwesengestaltigen Maske, welche zur Orakelverkündigung
... von dazu befugten Personen, wohl nicht nur
Priestern, getragen wurde und sich in Israel jahrhundertelang der
Beliebtheit erfreute, einige Wahrscheinlichkeit." (154)

Kap. 3 enthält die alttestamentlichen Nachrichten von anthro-
pomorphen Bildwerken. Dazu rechnen die Krone des Milkom.
die Statue des Gottes Dagon, Reliefs und Zeichnungen im Buch
Ezechiel, die „Götzen der Völker" und ihre Herstellung in den
Büchern Jeremia und Jesaja, Gestalten im Hohenlied und im Danielbuch
und Götterbilder fremder Völker. Es ist leicht zu erkennen
, daß es sich um Abbildungen von Göttern und Gestalten
nichtisraelitischer Herkunft handelt. In manchen Einzelheiten
möchte man das Gespräch mit der Vfn. beginnen. Ist es z. B. so
sicher, daß sich in der Übersetzung von 2Sam 12,30 (Krone des
Milkom) ein Konsens gebildet hat? Vergleicht man mit dem Zürcher
Bibelkommentar zum ersten und zweiten Buch Samuel (F.
Stolz), findet sich die ungeänderte Textfassung „dann nahm er
die Krone ihres Königs von dessen Haupt". Ist aber nicht von
„Milkom" die Rede, laufen die Ausführungen über die ammoni-
tischen Götter ins Leere.

Auch die in Kap. 4 aufgeführten Bilder von Astralgotthciten in
Israel und Juda sind Importe. Dazu rechnet die Vfn. die Mönd-
chen und Sönnchen (Ri 8,21 Jes3,18), Himmelsgottheiten (Jer
7,17f 44,19), den Sonnengott und das Pferd.

Über das Wortfeld „Bild/Götterbild" informiert das relativ
umfangreiche Kap. 5. Klärend ist die Darstellung der Diskussion
um die zum Begriff „Ebenbildlichkeit" führenden Lexeme im
Alten Testament und in außerbiblischer Literatur (322-331).

Es gehört zur Gründlichkeit der Vfn.. daß sie auch die im Alten
Testament erwähnten Bildträger (Stein, Elfenbein, Keramik,
Textilien, Siegel, Amulette) und die Nachrichten über Kunsthandwerk
und Kunsthandwerker darstellt.

Verzeichnisse und Register erschließen den Band vorzüglich.
146 Abbildungen geben dem Leser eine hervorragende Anschauung
- wie man nach dem Buchtitel und der Polemik gegen ein
falsch verstandenes Bilderverbot vermuten könnte - von israelitischer
Kunst. Darin wird der Leser aber enttäuscht. Die Überzahl
der Bilder ist Vergleichsmaterial aus anderen Kulturen und
nicht gleichzeitig mit Israel. Ein Plädoyer für die Kunst Israels
und eine Fortführung von De Saulcy's Werk bis zur Gegenwart
liegt hier also nicht vor. Das mindert nicht den Wert des Buches,
denn wer etwas zum Thema „Bild" erfahren möchte, findet
einen Schatz von Informationen.

Man kann das Buch nicht nur Theologen, sondern ebenso Religionswissenschaft
lern, Kunsthistorikern und Rcligionslchrern
empfehlen.

Markklccbcrg Hans Seidel

Beckmann, Gary M. [Ed.): Hittitc Myths. Transl. by H. A. HofTrtcr. Atlanta
, GA: Scholars Press 1990. XI. 92 S. m. 1 Kte gr.8 = SBL. Writings
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Press 1990. IX. 197 S. 8 .

Eretz-Israel. Archacological. Historical and Geographica! Sludics. 21:
Ruth Amiran Volume, cd. by A. Eitan. R. Gophna. M. Kochavi. Jerusalem:
Israel Exploration Society 1990. VIII. 110*S. m. Abb.. 258 S. hebr. m. zMi.
Abb. 4 .

Esteban. Fernando Diaz [Ed.]: Abraham ihn Ezra y su liempo. Abraham
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Galil, G.: The Babylonian Calendar and the Chronology of the Last
Kings ot'Judah(Bibl 72. 1991. 367-378).

Gophna. Rani: The Early Bronze 1 Scttlcmcnt at 'En BcsorOasis(IEJ 40.
1990. 1-1 I).

Rüpke. Jörg: Domi militiac. Die religiöse Konstruktion des Krieges in
Rom. Stuttgart: Steiner 1990. 312 S. gr.8 . Kart. DM 68.-.

Schiffmann, Lawrence H. [Ed.]: Archacology and History in the Dcad
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Yadin. Sheffield: JSOT 1990. 296 S. 8 = JSOT/Asor Monograph Series. 2.
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Weipperl. Manfred u. Helga: Die Vorgeschichte Israels in neuem Licht
(ThR 56. 1991. 341-390).

Altes Testament

Ackroyd, Peter R.: The Chronicler in Iiis Age. Sheffield : Sheffield
Acadcmic Press / JSOT 1991. 397 S. 8 = Journal for the Study
of the Old Testament, Suppl.Series 101. Lw. £ 40.-.

In diesem Sammelband stellt der Vf. Aufsätze zusammen, die
zwischen 1967 und 1988 verfaßt und in ihrer Mehrzahl schon an
anderen Stellen veröffentlicht worden waren. Damit eröffnet et
die großartige Möglichkeit, seine verschiedenen Arbeiten zu den
Büchern der Chronik. Esra und Nchcmia in einem Band zusammen
vorliegen zu haben und studieren zu können. Gerade angesichts
der Tatsache, daß dieser gesamte Themen- und Problcm-
bercich noch in keiner Weise abschließend erforscht ist. sind vor
allem die ständigen methodischen und grundsätzlichen Vergewisserungen
und Reflexionen zu empfehlen, durch die jede
Studie deutlich gekennzeichnet ist. Auf diesem Wege sind die
Voraussetzungen und Grenzen aller Theorien und Erkenntnisse
klar bezeichnet worden. Schon dadurch fordert diese Publikation
zur eigenständigen Wcitcrarbcit auf. Ich denke, daß schon durch
diese pädagogische Wirkung die Arbeiten des Vf.s ihre spezifische
Bedeutung bekommen.

Die Publikation wird von einigen Verzeichnissen beschlossen: eine au*'
gewählte Bibliographie (379-386). Bibelstcllenverzeichnis (387-395) und
Autorcnverzcichnis (3960. Weil der Vf. im Vorwort hervorhebt, daß "lhL'
reader who wishes to. will know wherc to find morc recent discussions. •
(7). darf ich eine seit kurzem vorliegende Bibliographie ausdrücklich erwähnen
: Kalimi. Isaac: The HooksofC'hronklvs.. IC 'lassilh'ü BlMoKfUP"?
Simor Bible Bibliographies. hrg. von O. Lipschik und S. Friedman. JcruSf"
lern 1990. der 2122 Titel dokumentiert und so einen hervorragenden Zu'
gang zur Forschung eröffnet.

Außerdem stellt der Vf. im Vorwort fest, daß *my own Position Inis vC
come much less certain Ihan it onee was" (7). Aus diesem (irunde darf ic'1
die hier zusammengefaßten Arbeiten in der Reihenfolge ihrer Publika"0