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Ausgabe:

1992

Spalte:

420-422

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 13

Titel/Untertitel:

Lfg. 97-101 1992

Rezensent:

Seidel, Hans

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Theologische Litcraturzcitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 6

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streuten Einzelausgaben und ihren Indices zu begeben - ein Zustand
, der eine neue Konkordanz je länger je dringlicher erscheinen
ließ.

Mit der Veröffentlichung der "Graphic Concordancc to the
Dead Sea Scrolls" von J. H. Charlesworth und seinen Mitarbeitern
ist jetzt ein wichtiger Schritt getan, um dem angezeigten Notstand
abzuhelfen. Der Titel sucht die Anlage der Konkordanz auf
den Begriff zu bringen. Abweichend von dem üblichen Verfahren
sind die Belege für einen bestimmten Begriff nicht geschlossen
unter dem zugrundeliegenden Wort (Substantiv. Verb, Präposition
etc.) rubriziert; vielmehr ist der jeweilige Beleg in gerade der
Form belassen, in der er in der Quelle begegnet, und in der alphabetischen
Abfolge der Wörter entsprechend lokalisiert. Die Form
ba-mischpat aus 1QS 7,18 findet sich so z.B. unter dem Buchstaben
bei, nicht etwa unter mein (mischpal) usw.

Um den allernächsten Kontext mitzuteilen, sind dem Leitwort
jeweils ein oder mehrere Wörter beigegeben, die ihm vorangehen
oder folgen. Der Benutzer hat somit auf Anhieb geschlossen
sämtliche Belege für eine bestimmte Form vor Augen, die in den
bisher veröffentlichen Texten begegnen, dazu mit ihrem jeweiligen
unmittelbaren Kontext.

Der Vorzug dieser Anordnung ist schwerlich von der Hand zu
weisen. Sie dürfte, der erklärten Intention des Hg.s gemäß, in der
Tat vor allem eine wichtige Hilfe bei der Ergänzung der zahlreichen
Fragmente sein und die Bemühungen um Konsistenz bei
der Ubersetzung der Texte wesentlich erleichtern. In diesem
Sinne ein exzellentes Handwerkszeug für Spezialisten, erfordert
die "Graphik Concordance" freilich umgekehrt bei all denen ein
erhebliches Maß an Mühewaltung, die sie mangels einer Alternative
im Sinne einer traditionellen Konkordanz benutzen wollen
und müssen. Wer sich so z. B. über das Vorkommen von mach in
den 223 aufgenommenen Texten und 3500 Fragmenten orientieren
will, wird an 9 verschiedenen Stellen fündig (90f. 153. 179.
217. 224. 322. 373.412.4850 und muß angesichts der prinzipiell
gegebenen grammatischen Möglichkeiten (Artikel. Numerus.
Prä- und Suffix; dazu Piene- oder Defektivschreibung) noch
mehr Stellen überprüfen. Und wer Belege für das Verb umad Qal
sucht, hat an 14 verschiedenen Stellen Erfolg (86. 147. 178. 199.
216. 230. 231f. 245. 284. 368. 441 [2x], 453. 454) und muß auch
hier weitere denkbare Möglichkeiten durchprobieren. Die vollständige
Erfassung der Belege ist deshalb nicht nur mit etlichem
Zeitaufwand verbunden. Sie erscheint auch nur für den als möglich
, der mit der Grammatik des Hebräischen einigermaßen vertraut
ist und dazu über eine Binnenkenntnis des Qumranhc-
bräisch verfügt. Denn wer würde z. B. einen Beleg für schafal
unter der Form jeschoteteni suchen - eine Bildung, die bisher nur
in Qumran belegt ist? So ist es nur zu begrüßen, daß der graphischen
Konkordanz zu einem späteren Zeitpunkt eine traditionell
angeordnete folgen soll - obwohl prinzipiell auch ein beide Konkordanzmodelle
vereinigender Mittelweg denkbar gewesen wäre,
wie ihn Salomon Mandelkern in seiner Konkordanz zur Hebräischen
Bibel eingeschlagen hat.

Die "Graphic Concordance" zeichnet sich fraglos durch einen
ausgesprochen hohen Standard der Textwiedergabe aus - dies betrifft
die Orientierung an den neuesten Textausgaben, die Kennzeichnung
von Lücken, von unsicheren Lesungen, von Korrekturen
und Ergänzungen der Schreiber usw. Wenn allerdings im
Vorwort notiert wird, es seien alle veröffentlichten Texten erfaßt,
so bedarf dies zumindest an einer Stelle einer geringfügigen Einschränkung
. In seiner Rezension des Kommentars von P. Wcrn-
berg-Moller zur Gemeinderegel (IQS) hat J. T. Milik bereits
1960 in der Revue Bibliquc zahlreiche Varianten zur Gcmcindc-
regel (IQS) und deren fragmentarisch erhaltenen Abschriften aus
Höhle 4 mitgeteilt, die z. B. in der hebräisch-deutschen Tcxtaus-
gabe von Eduard Lohse ('1964, M986) berücksichtigt worden
sind. Es ist schade, daß diese z.T. ausgesprochen interessanten

Lesarten nicht in die Konkordanz aufgenommen sind, und falls
diese Entscheidungdarin begründet sein sollte, daßdic Varianten
lediglich in Transkription und nicht in Gestalt eines zusammenhängenden
Textes veröffentlicht worden sind, so hätte doch zumindest
das etwas längere Stück aus 4QSb (= 4Q260B) Berücksichtigung
finden können, das Milik in seiner Arbeit "The Books
of Enoch. Aramaic FragmentsofQumran Cavc4"(Oxford 1976.
62) wiedergegeben, um nicht zu sagen „herausgerückt" hat. Auch
die Lesung von 4Q180 = 4QAgesCrcat (The Agcs of Crcation)
durch Milik (ebenda. 249) hätte im übrigen den Vorzug gegenüber
derjenigen von Allcgro in der Erstausgabe verdient. Dies gilt
allein schon im Hinblick auf seine Lesung he-ieiem hera'am in
4Q180 1.2 (statt kclerem bPra'am); denn diese Lesung ist nicht
nur paläographisch möglich, sondern wird aufs beste durch die
schöne Reihe von parallelen W-ftf/VW-Stellen als richtigcrwicscn.
wie sie sich nirgendwo eindrucksvoller beieinander findet als in
der "Graphic Concordancc" (66).

Zwar wäre es schließlich über die notierten Anfragen hinaus
wünschenswert gewesen, daß das Druckformat zu Lasten der
fraglos gegebenen Handlichkeit des Buches etwas größer und au-
genfrcundlichcr ausgefallen wäre. Ungeachtet alles Notierten besteht
jedoch kein Zweifel: Mit der von Charlcsworth vorgelegten
Konkordanz ist die Qumranforschung einen weiten Schritt vorangekommen
, so daß dem Hg. und seinen Mitarbeitern in erster
Linie Dank für die immense Arbeit gebührt, die von ihnen geleistet
worden ist. Und wer sich bei allem wissenschaftlichen Ernst
den Spieltricb erhalten hat. dem wird im Anschluß an das Vorwort
in Aussicht gestellt, daß dicTcxtdatcicn, auf denen die Konkordanz
fußt, in absehbarer Zeit in dem "Princcton Thcological
Scminary Dead Sea Scrolls Projcct" in CD-Rom-Format erhältlich
sind.

Berlin Pctcr von der Ostcn-Sackcn

Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur
Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt.
Hg. von E. Dassmann, C. Colpc. A. Dihlc. J. Engemann. B.
Kötting. W. Speyer. K. Thraedc. J. H. Waszink. Bd. XIII. Lfg
97-101. Stuttgart: Hicrscmann 1986. 800 Sp. 4 . je DM38.-

Bd. XIII enthält Artikel zu 33 Stichwörtern.,. Handauflegung"
und „Handel" sind auf je zwei Artikel aufgeteilt und „ Haus" aut
drei. Bei einem Durchschnitt von etwa 34 Spalten pro Stichwort
werden nur 4 Stichworte kurz abgehandelt: „Gygcs" (I 50-155)
von W. Speyer. „Hafen" (297-305) von L. Schlimme. „Hagar"
(305-313) von K. Hohcisel und „Haradrius" (585-595) von A-
Kehl.

Für die theologische Debatte um ökologische und Wirtschaft*"
ethische Probleme sind fünf Artikel interessant und instruktiv"
„Gütergemeinschaft" (1-59) und „Gütcrlchrc" (59-150) von M-
Wacht. Für das Stichwort „Gütergemeinschaft" legt der Vf. nicht
nur literarisches Material vor (z.B. zu sozialpolitischen Utopien
), sondern verzeichnet ebenso archäologische Belege (von
Qumran bis zum Mönchtum). die ein deutliches Bild von der
Verwirklichung der Gütergemeinschaft entwerfen. Im Art. ,.GU'
terlchrc" liegt der Schwerpunkt der Darstellung im griechisch-
römischen Bereich (vorphilosophische Ethik bis Plotins Schule)
und bei den Kirchenvätern. In Altisracl und im Judentum fehlt es
nicht an Wertungen der Güter, aber es wurde keine Lehre entwickelt
. Im Art. „Habsucht (Geiz)" von K.S. Frank (226-247)
kommt die negative Seite in den Blick. Habsucht als unbegrenztes
Mehrhabenwollcn und Geiz als unvernünftiges Festhalte11
von materiellem Besitz (vgl. 228). Trotz verschiedener philosophischer
und religiöser Ansätze ist die Ablehnung von Habsucht
und Geiz von den griechischen Philosophen bis zu dcn
Kirchenvätern durchgehend. Die beiden Art. „Handel I <8C'