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Ausgabe:

1992

Spalte:

351-353

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Blackburn, Barry

Titel/Untertitel:

Theios anēr and the Markan miracle traditions 1992

Rezensent:

Kollmann, Bernd

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 5

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as the morpheme -m suffixed to a preceding word resulting in the
loss of accent is problematic for those languages where accentu-
ation is poorly understood. Chapter six provides a summary of
the conclusions from the preceding chapters. The chapter lists the
sound examples of the four features. An appendix discusses the
feminine morpheme -(a)y. Bibliography and indices close the vo-
lume.

The work is both minimal in its Claims and comprehensive in
surveying the primary and secondary evidence. Given the diffi-
culties which the interpretation of proper names often pose, the
minimalist approach appears sound. This book contains a wealth
of grammatical information about proper names besides the four
main topics of the chapters, and the indices do not indicate all the
biblical passages cited or all the general topics discussed. There
are also some points pertinent to ancient Israelite religion (e.g.,
pp. 17 n. 64, 56,63, 66 n. 130, 72, 237 n. 11). Here and there one
misses some bibliographical item or notes some other minor
Omission, but on the whole the volume is a valuable treatment
which properly uses the pertinent evidence.

New Häven Mark S. Smith

Neues Testament

Blackburn, Barry: Theios Aner and the Markan Miracle Tradi-
tions. A Critique of the Theios Aner Concept as an Interpreta-
tive Background of the Miracle Traditions Used by Mark.
Tübingen: Mohr 1991. XII, 334 S. gr.8 - Wissenschaftliche
Untersuchungen zum Neuen Testament. 2. Reihe, 40. Kart.
DM 98,-.

Es handelt sich um die revidierte, zudem mit einem ausführlichen
Register versehene Druckfassung der Dissertation B.s, die
von R. Barbour sowie I. H. Marshall betreut und im Jahre 1986
an der „University of Aberdeen" eingereicht wurde. Wie bereits
der Untertitel besagt, setzt sich B. kritisch mit einem Verständnis
der christologischen Traditionen des MkEv auseinander, das fast
allen redaktionsgeschichtlichen Untersuchungen zu den mk
Wundergeschichten zugrundeliegt und in extremster Zuspitzung
von Th. J. Weeden vertreten wird: Die in der mk Wundertradition
überkommene christologische Konzeption sei eine Herrlich-
keitschristologie, die Jesus nach Art eines hellenistischen theios
aner („Gottmensch") darstelle: Mk selbst hingegen korrigiere
diese hellenistisch geprägte Wundertradition von der theolpgia
crucis her und habe die literarische Gattung Evangelium - als wesentlich
von der Passion her geprägte Darstellung des
Lebens Jesu - nicht zuletzt in kritischer Abgrenzung gegen die
Tendenz, Jesus als theios aner zu betrachten, geschaffen. Demgegenüber
bemüht sich B. um den Nachweis, daß hier bereits die
Grundvoraussetzung, nämlich die Annahme einer Prägung der
mk Wundertradition im hellenistischen Christentum unter dem
Einfluß von theios aner-Vorstellungen, falsch ist. Mit dieser Einschätzung
ist B. bekanntlich nicht der erste; schon immer stieß
die theios aner-These nicht zuletzt wegen ihres fast zwangsläufigen
Implikats, daß für nahezu alle mk Wundergeschichten von
einer missionspropagandistisch motivierten Entstehung im hellenistischen
Christentum ohne unmittelbaren historischen Anhalt
an entsprechenden Taten Jesu auszugehen sei, auf Kritik.
Dabei wird in der Regel entweder die Existenz einer theios aner-
Konzeption für die Antike überhaupt kategorisch bestritten, oder
man glaubt, unter Beanspruchung eines durchweg alttestament-
lich-jüdischen Traditionshintergrundes für die mk Wundergeschichten
deren hellenistische Parallelen von vornherein ignorieren
zu können. B. hingegen prüft das in Frage kommende
hellenistische Vergleichsmaterial mit Akribie auf seine Tragfähigkeit
für die traditionsgeschichtliche Erhellung der mk Wundergeschichten
hin und liefert damit einen die Forschung wirklich weiterführenden
Beitrag.

Dies zeigt sich bereits in Kap. II ("The Miracle-Working theioi
andresof Hellenism", 13-96), einem informativen Überblick bezüglich
hellenistischer „Wundermänner", der dem aktuellen
Forschungsstand Rechnung trägt und eine wichtige Ergänzung zu
den einschlägigen Darstellungen von H. Windisch, L. Bielcr, H.
D. Betz u. a. bietet. Man vermißt hier allerdings eine Erwähnung
des chaldäischen Wunderheilers und des palästinischen Exorzisten
(Lukian, Philopseudes 11.16), die ähnliche Wundertaten
vollbracht haben sollen, wie dies Mk 2,1-12 und 9,14-29 von
Jesus berichtet wird. Insgesamt kommt B. zu dem Ergebnis, daß
es den theios aner im Sinne eines festumrissenen Typos nicht gab,
wohl aber ein komplexes Erscheinungsbild wunderwirkender,
vielfach für göttlich gehaltener Personen. Dabei sei ein Einfluß
der mit ihnen verbundenen Überlieferungen auf die Traditionsbildung
der mk Wundergeschichten ernshaft zu überprüfen.

Zu diesem Zwecke geht B. in Kap. III ("The 'Divine' Jesus in
the Markan Miracle Traditions", 97-182) einer vermeintlich
göttlichen Darstellung Jesu im Mk-Ev nach. Er zeigt dabei eindruckvoll
, daß einzelne Aspekte wie der Gottessohntitel, die Verklärung
Jesu mit eigentlich Gott vorbehaltenen Zügen nicht allzu
selbstverständlich als Produkt hellenistischer theios-aner-Vorstellungen
betrachtet werden sollten, sondern auf vielfältige
Weise auch in jüdischer Tradition Anhalt haben.

Als wohl wichtigster Teil von B.s Werk kann Kap. IV ("Themes
and Motifs", 183-232) gelten. Dort wird der Nachweis erbracht,
daß nicht nur die Art der im Mk-Ev von Jesus berichteten Wundertaten
(Exorzismen, Heiligungen usw.), sondern auch der
überwiegende Teil des gemeinhin für hellenistisch gehaltenen
Motivinventars der mk Wundergeschichten ernstzunehmende
Parallelen in alttestamentlicher bzw. jüdischer Tradition hat.
folglich nicht in jedem Falle zwangsläufig hellenistischen theios
awr-Einfluß indiziert. Völlig unabhängig davon, wie man zu den
Untersuchungszielen und -ergebnissen B.s steht, läßt dieses Kap-
mit der Fülle des dargebotenen Materials, das über vergleichbare
Zusammenstellungen wie diejenigen von O. Weinreich, R. Bultmann
, G. Theißen u. a. noch hinaus geht, B.s Werk zu einem
wichtigen Hilfsmittel für die religionsgeschichtliche Erforschung
der mk Wundertradition werden.

Mit Sicherheit den größten Widerspruch hervorrufen wird dagegen
Kap. 5 („Genre", 233-262), wo sich B. nunmehr abschließend
der ntl. Gattung „Wundergeschichte" zuwendet. Entgegen
der differenzierten religionsgeschichtlichen Betrachtungsweise
der vorangehenden Kapitel wird hierauf einen Vergleich der mk
Wundergeschichten mit paganen Parallelen unter form- und stilkritischen
Gesichtspunkten von vornherein völlig verzichtet. B.
sucht vielmehr die Entstehung der mk Wundergeschichten als
eine im wesentlichen rein innerchristliche, und zwar bereits im
aramäisch sprechenden Judenchristentum Palästinas vollzogene
Entfaltung des Theologumenon von Jesus als wunderwirkendem
Messias zu begreifen. Die hellenistischen Wundergeschichten betrachtet
er dabei offenbar als nur phänomenologische Entsprechungen
(2390 - eine Annahme, die angesichts teilweise frappie-
render hellenistischer Parallelen und einer geographisch wie
wohl auch zeitlich im Prinzip gegebenen Möglichkeit der Einflußnahme
auf die vormk Traditionsbildung den tatsächlichen
Gegebenheiten kaum gerecht werden dürfte.

Letztlich lassen die an sich instruktiven Ausführungen B.s
nicht darüber hinwegsehen, daß Wundergeschichten wie etwa
Mk 2,1-12 (ohne Vv 6-10); 7,31-37; 8,22-26 oder 9,14-29 nicht
allein von den Motiven her, sondern auch der Form bzw. dem
strukturellen Aufbau nach ihre unmittelbarsten Parallelen in ge"
nuin hellenistischer Tradition (Epidaurosinschriften, Lukian.
Philostrat etc.) haben. Damit dürfte gegen B. nach wie vor m'1