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Ausgabe:

1992

Spalte:

340-343

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Maier, Johann

Titel/Untertitel:

Zwischen den Testamenten 1992

Rezensent:

Walter, Nikolaus

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Seite 1, Seite 2, Seite 3

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339

Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 5

340

,Die Begegnung zwischen Philosophie und evangelischer Theologie
im 20. Jahrhundert' (Darmstadt 1989,499 S.) Heinrich Barth
nicht nennt. Ich selbst hätte mir insbesondere für Wolfhart Pannenberg
ein interessantes und förderliches Gespräch mit dem
Basler Philosophen denken können. (Und es ehrt Emil Brunner,
in welch hohem Maß er ihm ein Gesprächspartner gewesen ist.)

Die Weise, wie der liberale Theologe Hauff mit H. Barths Bruder
Karl fertig ist - diese Theologie spiele nur noch „zur Ausbildung
von Pfarrern für schwindende Gemeinden" eine Rolle (80)
... -, ist bedauerlich, gerade weil auch das Gespräch zwischen
Karl und Heinrich nicht erledigt sein sollte. Sowohl Karl Barths
Unterscheidung von Offenbarung und Gleichnissen des Himmelreichs
(z.B. beim Phänomen Mozart!) als auch seine Rede
von Gottes Wort extra muros ecclesiae und seine integrale Chri-
stologie regen zu weiterem Gespräch an. Vielleicht findet dieses
,oben' bereits statt. Warum nicht auch ,unten'?

Wenn es dem Band in seinem Ganzen gelingt, Heinrich Barth
„als Gesprächspartner für unsere heutige Frage nach einer Einheit
der Verbindlichkeit interessant werden" zu lassen (25) und
als einen, der „das ursprüngliche,Erstaunen' und die,Besinnung'
angesichts der in Erscheinung tretenden Wirklichkeit, auch der
der Existenz", zeigt (81), dann gelingt ihm etwas für unsere Zeit
Heilsames. Ich wünsche den Autoren dies nicht zuletzt im Blick
auf meinen Lehrer Heinrich Barth.

Wuppertal-Schöller Jürgen Fangmeier

Schneider, Gerhard: Der Treue Gottes trauen. Beiträge zum Werk
des Lukas. Für Gerhard Schneider. Hg. von C. Bussmann u. W.
Radi. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1991. 400 S. gr.8°. Lw.
DM 64,-.

Das wissenschaftliche Werk Gerhard Schneiders ist in ausgezeichneter
Weise mit Lukas verbunden. Sowohl zum dritten
Evangelium als auch zur Apostelgeschichte hat er bedeutende
Kommentare geschrieben. So ist schon die straffe inhaltliche
Konzentration der ihm gewidmeten Festschrift auf das lukani-
sche Werk eine ehrende Anerkennung seiner besonderen Lebensleistung
. Ob das durch die literarische Gestaltung des Vorworts
der Herausgeber als Nachbildung des Lk-Proömiums (das übrigens
in dem Band nicht ausführlicher behandelt wird) gefördert
wird, ist freilich mehr eine Frage des Geschmacks. Eine beeindruckende
Schar bekannter Lukas-Spezialisten hat sich zusammengefunden
und Beiträge zu übergreifenden Sachkomplexen
(„I. Konzeptionen des Lukas"), zu Einzeltexten („II. Details bei
Lukas") sowie zur Vor- und Nachgeschichte des lukanischen
Werkes („III. Auf dem Weg zu Lukas und über Lukas hinaus")
vorgelegt. Es bewährt sich erneut, eine FS thematisch geschlossen
zu gestalten; so wird auch der Geehrte selbst durch sie deutlich
sichtbar.

Stellen- und Autorenregister schließen den in bewährter Güte
ausgestatteten Band ab. Er enthält diese Beiträge:

I. J. Jervell, Gottes Treue zum untreuen Volk; 15-27 - F. Mußner
, Die Erzählintention des Lukas in der Apostelgeschichte;
29-41 - W. Radi, Rettung in Israel; 43-60 - M. Rese, „Die
Juden" im lukanischen Doppelwerk. Ein Bericht über eine längst
nötige „neuere" Diskussion; 61-79 - W. Stegemann, „Licht der
Völker" bei Lukas; 81-97 - Ch. H. Talbert, Once Again: The
Gentile Mission in Luke-Acts; 99-109-J. Roloff, Konflikte und
Konfliktlösungen in der Apostelgeschichte; 111-126-A. Weiser,
„Reich Gottes" in der Apostelgeschichte; 127-135 - J. Kremer,
„Dieser ist der Sohn Gottes" (Apg 9,20). Bibeltheologische Erwägungen
zur Bedeutung von „Sohn Gottes" im lukanischen
Doppelwerk; 137-158.

II. U. Busse, Das „Evangelium" des Lukas. Die Funktion der
Vorgeschichte im lukanischen Doppelwerk; 161-179 - H. Marshall
, The Interpretation of the Magnificat: Luke 1:46-55; 181 —
196-J.Ernst, Der Spruch von den „frommen" Sündern und den
„unfrommen" Gerechten (Lk 7,290- Geschichte der Deutung
eines umstrittenen Logions; 197-213 - G. Schille, Grundzüge
des Gebetes nach Lukas; 215-228 - R. Schnackenburg, Lk
13,31-33. Eine Studie zur lukanischen Redaktion und Theologie
; 229-241 - F. Neirynck, Luke 14,1-6. Lukan Composition
and Q Saying; 243-263 - J. Dupont, Le riche publicain Zachee
est aussi un fils d'Abraham (Luc 19,1-10); 265-276 - E. E. Ellis,
„Das Ende der Erde"(Apg 1,8) 277-287; G. Lüdemann, DasJu-
denedikt des Claudius (Apg. 18,2); 289-298 - J. A. Fitzmyei. S.
J., „ A certain Sceva, a Jew, a chief priest" (Acts 19:14); 299-305
- W. Schmithals, Apg 20,17-38 und das Problem einer ,Paulus-
quelle'; 307-322.

III. H. Schürmann, Zur Kompositionsgeschichte der Rcden-
quelle. Beobachtungen an der lukanischen Q-Vorlage; 325-342 -
H.-J. van der Minde, Geschichtliches Denken und theologische
Implikationen bei Lukas und in den Damaskusschriften; 343-
360 - C. Bussmann, Lukas - Augustinus - Gutierrez. Drei Antworten
auf die Frage nach dem Verhältnis des Christentums zur
Politik; 361-374.

T. H.

Bibelwissenschaft

Maier, Johann: Zwischen den Testamenten. Geschichte und Religion
in der Zeit des zweiten Tempels. Würzburg: Echter 1990.
317 S. gr.8 - Die Neue Echter Bibel, Erg. Bd. 3 zum Alten Testament
. Kart. DM 48,-.

Es ist ein bemerkenswertes Ereignis, daß im Rahmen einer allgemeinverständlichen
Bibelkommentierung ein Ergänzungsband
vorgelegt wird, der sich mit der Zeit „zwischen den Testamenten
" befaßt. In dem Kölner Judaisten Johann Maier wurde
dafür ein Bearbeiter gefunden, dessen hohe Fachkompetenz für
diesen Bereich außer Frage steht. Ein besonderer Glücksfall ist es
aber, daß er seine Aufgabe nicht nur in historischer - einschließlich
literatur- und religionsgeschichtlicher - Information seiner
Leser sah, sondern ein Buch anbietet, das zugleich die bibelwissenschaftlichen
Grundlagen christlicher Theologie ins Gespräch
bringt, indem er - immer auf der Basis der neuesten „ intertestamentarischen
" bzw. überhaupt judaistischen Forschung - tradierte
theologische Denkmodelle aufsprengt und Denkanstöße
gibt, die sich bis in den hermeneutisch-systematischen Bereich
christlicher Theologie - den christlich-jüdischen Dialog natürlich
eingeschlossen - auswirken sollen und müssen. Dabei denke
ich nicht nur an Stichworte wie „ Kanon" (im einführenden Teil'
A) oder gar „ Kanon im Kanon " (24-27), sondern ebenso an ganz
bestimmte geschichtliche Einsichten, die sich auf Grund der Forschungen
der letzten Jahrzehnte sehr anders darstellen als das
Bild, das gerade dem NichtSpezialisten aus einer vor 40 oder
auch 20 Jahren genossenen theologischen Grundausbildung vertraut
ist. Dazu gehört etwa auch der Abschnitt über „Problem
und Bedeutung der Fremdeinflüsse" auf die israelitisch-jüdische
und damit „biblische" Religion (Teil I B, 27-37), der jedem
Theologen, der über „genuin biblisches" Denken und Glauben
nachdenkt und dabei noch bis heute in der Gefahr steht, „ hebräisches
Denken" (wenn es denn dergleichen gibt) und „biblisches
Denken" zu verwechseln bzw. gleichzusetzen, dringend zur Lek'
türe empfohlen sei.

„Zwischen den Testamenten": schon der Titel besagt, daß h'er
bibelwissenschaftliche Erforschung des vorchristlichen Judentums
aus und in christlich-theologischer Perspektive (nicht z11
verwechseln mit christlich-dogmatischem Vorurteil!) dargestellt
wird (vgl. 22-27 und 380- Freilich verbirgt sich dahinter schon