Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1992

Spalte:

301-306

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Erneuerte Agende 1992

Rezensent:

Cornelius-Bundschuh, Jochen

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

301

Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 4

302

Das Büchlein ist ein umfangreicher Artikel zur logischen Funk- in der Deutschen Demokratischen Republik und der Kirchention
des Terminus >Gott<. Diskutiert werden theologische Ent- leitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche
würfe aus Vergangenheit und Gegenwart, die den Ausdruck Deutschlands erarbeitet von der Arbeitsgruppe „Erneuerte
>Gott< als Namen interpretieren (18-44), als Kennzeichnung Agende". Bielefeld: Luther Verlag; Hannover: Luth. Verlags-
(45-52), als Synkategorema (52-79) und als Prädikat (79-84). haus 1990. 774 S. 4°.

Ein zusammenfassender Vergleich (87-94) und ein hilfreiches . . , , , ,.....

(,,„„, „ „u i • ,, ... ,• .... , ... Weniger als 40 Jahre nach Annahme der derzeit gehenden

(wenn auch keineswegs vollständiges) Literaturverzeichnis (94- JeJ . .. _ , . . , ,_;„_, ,r „

ine, . ... „ j. ai»'» ai u i.u . a tr ■ j Agenden durch die Generalsynode der VELKD bzw. die Synode

IU3) beschließen die Arbeit. Als unhaltbarste Auffassung wird . ■ . ' 3

ri;„ A, . „ ., . „ . . . . . ,v°. der EKU präsentieren die Kirchenleitungen beider Zusammen-

Qie Auslegung von >Gott< als Synkategorema kritisiert (Kambar- .....„„„ ., _ . . , , ■ * ,

tpi q„u t i o- u u j- u i »• u c i . Schlüsse 1990 ihren Gemeinden und synoda en Gremien den

tei, Schupp, Track). Sie habe die scholastische Synkategoremata- , . „ r'.«.., ,

Th™.-;„ • u. . a a <-u- a u a v Vorentwurf einer gemeinsamen Erneuerten Agende (EA) zur Er-

'neone nicht verstanden und führte zu der absurden Konse- , , „ ,, , _ . '__

nnor,, r> i i_i—u« v x.j i i 4j i probung und Stellungnahme. Erste lt wurde er von einer 1980 ge-

quenz,>Gott< als logische Konstante oder als sinnlosen Ausdruck f, ' . . . , , , „.f.,

„, ~ a tv. • i vi . u bildeten Arbeitsgruppe von Vertretern der VELKD und der EKU

zu verstehen. Gegen die These. >Gott< sei als Name zu verstehen, , .. _ X ,, , .. .......

wirH „ „ j. a a a i i •• • u. .u <•. i aus beiden Teilen Deutschlands, spater auch der Arnoldshainer

w'rd eingewandt, der Ausdruck >Gott< könne nicht ernsthaft als ., , . . _ ... ,,

Nam„„- ru_. a r-> h •• u . • iii Konferenz und der Gemeinsamen Arbeitsstelle für gottesdienst-

iName eingeführt werden. Dazu müsse zunächst einmal klar sein, ^ ^ ^ ^ EKD

„auf welches Objekt seine konventionelle Referenz zu beziehen 8

i<;t'Won aa . a n r~ -u. u i .i- u Kritik an mangelndem Gegenwartsbezug, veralteter Sprache und zu gc-

'st (90) und das setze voraus, daß es Gott gibt, was „bekanntlich . z ... ,6 _ F . . „,,„,,„

ux„u . • /o^, . r- nnger „Verantwortung und Beteiligung der ganzen Gemeinde (10) ließ

höchst umstntten sei (89). Auch die Kennze.chnungsthese fin- schon scjt MiUe der sechzjgcr Jahrc an dnc Reform dcnken vje|eror(s

aet wenig Gefallen, da singulare Termini prinzipiell ehminierbar wurden offene Gottesdienstformen mit unterschiedlichen (politischen,

seien und >Gott< als Kennzeichnung zu verstehen nur eine Va- kreativen usw.) Zielsetzungen erprobt: Familiengottesdicnste und Feier-

fiante davon sei, ihn als einstelliges Prädikat zu verstehen. Der abendmahle gehören inzwischen zum „normalen" gottesdienstlichen

Vf. folgt denn auch weitgehend der Analyse des Aquinaten, der Leben der Gemeinden. Durch Aufnahme in die Agende sollen sie nun auch

>deus< als Prädikat versteht. >Gott< fungiere in Aussagen und „offiziell" Anerkennung finden und gleichzeitig in ihrer Subjektivität und

Definitionen als Prädikat und „alles Anderslautende (könne) Welthaftigkeit begrenzt werden. Insgesamt hat die EA folgende Ziele: Öff-

•eicht als falsch ausgeschieden werden" (91). nung für krcativc Gestaltungsmöglichkeiten. Stärkung der Verantwortung

r»<>_ rc . .. . . • ... .. . , , , , . der Gemeinde, gleichberechtigtes Nebeneinander von bewährten traditio-

uer Vf. tragt viele nützliche (wenn auch kaum neue) Argu- „ z_ l c___ .

„.„ , nellcn und neuen Texten, Vertiefung der Gemeinsamkeiten in den deut-

"lente zusammen, um seine (ebenfalls nicht neue) Auffassung zu schcn evangelischen Kjrchcn „Erwejterung der reformatorischen Basis

begründen. Er argumentiert aber durchweg im Rahmen einer durch ökumenische Spiritualität" (10) und Gebrauch einer nicht ausgren-

tJenkwelt. die der des logischen Positivismus der 30er Jahre bis zenden Sprache.

zum Verwechseln ähnlich sieht. Die logische Syntax und Seman- Durch die Herausarbeitung einer „erkennbare(n), stabile(n)
t'k von >Gott< werden untersucht, ohne zu bedenken, daß erst ein Grundstruktur mit vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten" (10),
bestimmter (pragmatischer) Gebrauch sie fundiert. Die entschei- wie sie bereits das Strukturpapier der Lutherischen Liturgischen
dende Frage ist nicht, ob>Gott<(z.B.) ein Name ist, sondern ober Konferenz von 1974 entfaltet, soll das Heimatgefühl erhalten
ln christlicher Rede (Gebet, Verkündigung, theologischer Refle- bleiben, das sich mit den vertrauten Formen verbindet, und
x,on usf.) so gebraucht wird. Und wenn er im theologischen Den- gleichzeitig eine „vielfältige Ausgestaltung" (10) je nach Ort. Zeit
^en primär als Prädikat fungiert, muß er deshalb noch lange nicht und Gemeinde möglich werden. So steht die EA in der Tradition
auch im Gebet nur so gebraucht werden (können). Keinesfalls der geltenden Agenden und fordert gleichzeitig Gemeinden herselbstverständlich
ist auch, daß die Einführung eines Namens aus, ihre Gottesdienstpraxis zu überprüfen und neue Formen zu
„den empirischen Nachweis eines Designatums" verlange (43). erproben.

^as ignoriert nicht nur die neueren, Kripke sich verdankenden Der Vorentwurf will nicht mehr kirchenamtliche Agende sein,
Theorieansätze (die Vf. mit keinem Wort erwähnt, obgleich sie in die vom Liturg/der Liturgin vorgelesen wird, sondern einen
den vergangenen 15 Jahren die Diskussion bestimmt haben). Mit „Rahmen" (20) bieten, in dem „vom Geist Gottes .inspirierte'
dieser empiristischen Engführung ist vielmehr schon im Vorfeld Gemeinden" (21) ihren Gotesdienst mit ihren „vielfältigen Gna-
'heologischen Denkens ein negatives Urteil über die Möglichkeit dengaben" (23) gestalten und „inhaltlich und sprachlich Verant-
v°n Theologie überhaupt gefällt. Daß eine „Aussage genau dann wortung" (20) übernehmen. Dies erfordert eine liturgische (Aus-)
theologisch" sei, „wenn sie das Prädikat >Gott< enthält oder Bildung nicht nur der Pfarrer/innen und Lektor/innen, sondern
wenn sie aus einer Aussage logisch folgt, die das Prädikat >Gott< der Gemeinde, insbesondere des Kirchenvorstandes. Ihnen muß
er>thält" (93), ist schließlich eine Definition theologischer Aussa- der Gottesdienst in seinen Grundvollzügen und -elementen einten
, die keineswegs endlich den erhofften Präzisionsgewinn in sichtig sein. Dazu will die EA helfen durch die vielen, den mei-
le Theologie einführt. Sie erklärt vielmehr schlicht alle Aussa- sten größeren Abschnitten vorangestellten liturgiedidaktischen
8en zu theologischen Aussagen: Denn welche Aussage könnte Hinweise und Überlegungen, den Gottesdienst, wenn nicht zur
n'cht aus einer Aussage logisch gefolgert werden, die das Prädikat Mitte, so doch „zum Schwerpunkt" (9) und zentralen „Thema
>^ott< enthält? der Beratungen und Bemühungen in der Gemeinde" (23, vgl. die

Liste von möglichen Beteiligungsformen und -ebenen 240 zu ma-

Frankfurt/Main Ingolf U. Dalferth chen.

Nach den Ausführungen zu den Zielen und dem Stellenwert
des Vorentwurfs, zur Beteiligung der Gemeinde und zur Vorbe-

P Wt~ rho Th I n"o ■ reitung zum Empfang des Abendmahls werden im wichtigsten

rraKTISCne l neoiogie . Abschnitt der EA die Gottesdienstordnungen (Ordinarien) (29-

LiturgiewissenSChaft 140) vorgestellt, die den „dynamischen Gebrauch der Agende"

(13) ermöglichen sollen. Ausgangspunkt ist die vierteilige Struk-

Erneuprt» a a r r i a r. a d . a c tur jedes christlichen Gottesdienstes mit Eröffnung und Anru-

■cuerteAgende. Vorentwurf. Im Auftrag des Rates der Evange- . J... ,, ..... . D . . . ., .6 .

'•sehen Kirche der Union - Bereich Deutsche Demokratische fun8 <A>- Verkündigung und Bekenntnis (B). Abendmahl (C) und

Republik, des Rates der Evangelischen Kirche der Union - Be- Sendung (D), die im Vorentwurf in zwei Grundformen Gestalt

reich Bundesrepublik Deutschland und Berlin West, der Kir- gewinnt, von denen sich I an den Meßgottesdienst, II an den

ehenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche oberdeutschen Predigtgottesdienst anschließt. Jede Grundform