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Ausgabe:

1992

Spalte:

298-299

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Titel/Untertitel:

Naturlig teologi 1992

Rezensent:

Hornig, Gottfried

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 4

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Kirchengeschichte. Ochmann zeigt kirchenrechtsgeschichtlich, heitsthema miteinander verklammert" - im Sinne einer „Radi-

wie verkürzt eine verbreitete, vom Geist der Gegenreformation kalisierung Barths" für notwendig, wobei der schöpfungstheolo-

und des Absolutismus bestimmte katholische Sicht ist, die die gische Aspekt in dieser Arbeit dominiert, während „ Versöhnung

Autorität eines Konzils nur von der Legitimität seines Zustande- und Erlösung als Befreiung und Vollendung und somit als Voll-

kommens aus betrachtet. In der alten Kirche sei das Gewohn- konstitution menschlicher Freiheit" (19) nicht eigens themati-

heitsrecht, das von allen praktiziert und anerkannt wurde, be- siert werden.

herrschend gewesen. Erst mit steigendem Zentralismus tritt an Wenn Bieler streckenweise „rein philosophisch" (20) arguseine
Stelle das Gehorsam fordernde kirchliche Gesetz. Aber mentiert, zeigt sich, daß Theologie und Philosophie in dieser Ar-
auch in dieser Zeit spielt die acceptatio legis eine beachtete Rolle, beit in gegenseitiger Abhängigkeit stehen (siehe Teil A).
Er erinnert an den Grundsatz von Papst Bonifaz VIII., der leicht Sein Konzept unterstützende Ansätze findet er nicht nur bei
verändert auch durch Canon 119,3 CIC/1983 hindurchscheint: Kierkegaard (Konzept des Selbst; 114-138; 276-287), sondern
Quod omnes tangit, ab omnibus approbetur. er schöpft auch aus der mittelalterlichen Tradition [ein an Ri-
Der dogmatische und fundamentaltheologische Beitrag zeigt chard von St.-Victor und Bonaventura orientierter trinitätstheolo-
die Bedeutung der Rezeptionsvorgänge für eine Kirche, die sich gischer Entwurf (Teil B); Metaphysik des Thomas von Aquin, der
nach den ekklesiologischen Impulsen des letzten Konzils als Ge- er weitergehend folgt!] und der katholischen Theologie [vor allem
meinschaft Glaubender versteht. Die Kirche darf nicht einseitig H. U. von Balthasars trinitarische Kreuzestheologie]. Das „prounterteilt
werden in lehrende und belehrte, in redende und hö- testantische Anliegen" meint er schon deshalb nicht preiszugebende
Kirche, sondern alle haben zu hören auf die Offenbarung ben, weil es eher „ekklesiologische Fragen" betreffe. (19; mit P.
Gottes und auf das Zeugnis der anderen Glaubenden. Auch die Brunner)

Amtsträger haben zur Kenntnis zu nehmen, was der Geist in ein- Wenn die „trinitarischen Hervorgänge" und die „Schöpfung

zelnen Christen und Gruppen der Kirche wirkt. Freilich heißt als Seinsmitteilung" als „analoge Ordnungen" einer „freien

Rezeption nicht, in sklavischem Gehorsam mechanisch überneh- Selbstmitteilung Gottes" (20) zu verstehen sind, als Hinweise

men, sondern schöpferisch mit eigener Beteiligungsich aneignen einer „,Logik' der Selbstverschenkung" Gottes (501/2; vgl. Gres-

m't Achtung vor dem Zeugnis der anderen. Dabei ist sicher zu be- hake), als Hinweise auf den „Gabecharakter der Wirklichkeit"

achten, daß das Charisma des Propheten ein anderes ist als das schlechthin (20; mit J. Piper), dann kann - so die Grundthese

der Leitung. Wechselseitige Rezeptionsvorgänge gehören wesent- dieser Arbeit - menschliche Freiheit „angemessen" nur. als

'ich zu einem Kirchenbild der Communio, wie es die Kirchen- „Gabe Gottes" gewürdigt werden (17), als eine Gabe Gottes, die

Konstitution des II. Vatikanums empfiehlt. Pottmeyer weist dar- im „doppelten Sinn" (19) ,Gabe' ist: nicht nur als „Faktum des

auf hin, wie mißverständlich der Ausdruck „religiöser Gehorsam Gegebenseins menschlicher Freiheit", sondern auch in ihrer

des Willens und des Verstandes" für revidierbare Äußerungen „Wesensverfassung"

des Lehramtes ist. (81) Beinert geht ein auf die Bedeutung der Re- Da die „,Logik' göttlicher Selbstmitteilung" eine „.Logik' der
ZePtion für die Wiedererlangung der Einheit zwischen den ge- Liebe"(17)ist(„SchöpfungeinGleichnisderGüteGottes";20),
'rennten Kirchen. Die Ergebnisse der theologischen Gespräche kann die von Bieler konstatierte „,Logik' der menschlichen Freitischen
den offiziellen Vertretern der Kirchen müssen von den heit" nur als „Phänomenologie der Liebe" entfaltet werden. [17;
Gemeinden und den Kirchenleitungen rezipiert werden, um Be- „Koinzidenz von allmächtiger Freiheit und Liebe" (502)]: Nur im
Deutung für die Einheit der Kirchen erlangen zu können. Ergän- „sich mir zuwendenden Mitmenschen" (19) und in den „Mitge-
*end wäre hinzuzufügen, daß auch die Ergebnisse im Ökumeni- schöpfen" (20; siehe Teil D) erschließt sich „die den Menschen
sehen Prozeß für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der setzende absolute Freiheit als Freiheit" (19), denn „erst in der
Schöpfung auf Rezeption durch die Kirchen angewiesen sind, Begegnung mit dem Mitmenschen, ja erst von Jesus von Nazareth
damit das christliche Zeugnis fruchtbar wird. her als dem .Mitmenschen' schlechthin", kann sich das „Wesen"

des „SeinfsJ", das Wesen der „Wirklichkeit", der „zwischen

Dresden Michael Ulrich Schöpfer und Geschöpf" vermittelnden „Mitte" „als Ausfluß

unendlicher Freiheit" (502) erweisen.

Bieler i? u i u r u- c .u i u Wenn die „Wirklichkeit schlechthin",Gabe' ist und sie damit

,c'er, Martin: Freiheit als Gabe. Ein schopfungstheologischer ..„ . " , , . _ . * . „

Entwurf. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1991. 528 S. gr.8' = .gemäß der Grundgestait der Freiheit verfaßt und darum für

Freiburger theologische Studien, 145. Kart. DM 58,-. Freiheit zugänglich ist" (22), „so daß wir buchstäblich in allem

unsere Freiheit empfangen" (501), dann „dürfen wir in der Welt

Nachdem der Hg. der systematisch-theologischen Reihe eines so zu Hause sein, daß uns alles zur Herausforderung wird",

formierten Verlages den Druck dieser überarbeiteten Fassung „selbst das Leiden", denn „auch das schreckliche [gehorcht] den

^'ner Berner „summa cum laude" - Dissertation mit der Begrün- Gesetzen des Gabecharakters des Seins" (503; siehe 287-297 und

Ung abgelehnt hatte, sie habe ihren angemessenen Ort eher in D II).
e'nem katholischen Verlag, gewährten die Hgg. der „Freiburger

e°'ogischen Studien" erstmals einem protestantischen Theolo- Hüllhorst Rolf Becker
6 n mit einer von „vorbildlicher ökumenischer Offenheit" gesägten
Arbeit „Gastfreundschaft" in dieser Reihe, (siehe die „ . ,, _.. . . ,. _ . . _.. , . c
*°rworte'i Kvist, Hans-Olof: Naturhg Teologi. Foredrag och korreferat
Bi-i ' fan den IX konferensen för nordiska systematiker den 10.-
■eier hat schon an anderer Stelle [Karl Barths Auseinander- ,, , 19g9 j Karis (Lärkkui|a), Finland. Abo: Abo Akademis
iung mit der analogia entis und der Anfang der Theologie, in: 990. 271 S. 8 = Luther-Agricola-Sällskapets Skrifter B 18.
athohea 40 (1986). 229-245] skizziert, daß er ungleich konse-

enter als Barth den „christologisch begründeten Gedanken Die seit Jahrzehnten regelmäßig abgehaltenen Konferenzen

Richer Selbstmitteilung" (18) vertritt. Wenn er nun in dieser der nordischen Systematiker sind bereits zu einer Institution ge-

V. e,t - nicht in historisch-monographischer, sondern systema- worden. Auf der 9. Konferenz, die im Januar 1989 in Finnland

^chcr Weise - nach der ^Konstitution' und der ,Grundgestalt stattfand, hat man sich dem Thema der „Natürlichen Theologie"

' enschlicher Freiheit' (Teil A und C) fragt, so hält er bezüglich gewidmet. Unter diesem Titel sind jetzt die in dänischer, norwe-

es Themas eine „ Vertiefung der Versöhnungslehre" und eine gischer und schwedischer Sprache gehaltenen Vorträge und Kor-

' Neukon

zeption der Schöpfungsichre" - beide durch das „Frei- referate herausgegeben worden. Es sind insgesamt 17 Beiträge