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Ausgabe:

1992

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 4

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men und kaum für die Sammlung bearbeitet und vereinheitlicht. Auch in älterer Zeit sind große theologische Werke als Kate-
Neben griechischen und lateinischen Texten kommen koptische chismuskommentare erschienen; mehrbändige Werke wie das
(in originaler Schrift) und syrische (in Umschrift) vor. Unklar ist von Konrad Dannhauer oder das des schwedischen Bischofs Pau-
die Angabe, das Werk sei aus dem Französischen übertragen. Das linus Gothus können als Beispiele erwähnt werden. Zwischen
klingt so, als seien die Übersetzungen der Texte Zweitübersetzun- diesen und Peters Arbeit besteht aber ein wesentlicher Untergen
aus dem Französischen. Ein solches Verfahren müßte Beden- schied. Während die älteren Autoren den Kommentar als ein
ken erregen. Jedoch zeigen die deutschen Texte oft frappierende weites Expose über das ganze menschliche Leben verstanden
yerwandtschaft zu bereits vorliegenden Übersetzungen. Einige haben, ist Peters Werk wirklich ein Kommentar nach streng hi-
Ubersetzungen sind direkt (mit Herkunftsangabe) übernom- storischer Methode, der in erster Linie die Texte Martin Luthers
men- analysiert und diese auch dann nicht beiseite läßt, wenn die Tra-
Wer nach dem Leben frühchristlicher Gemeinden fragt, nach ditionsgeschichte oder die Problematik der Neuzeit als Ver-
der Gedankenwelt der breiten Schichten, nach Sorgen, Nöten gleichsmaterial zu Worte kommt.

und Hoffnungen, nach Stil und Brauchtum der Frömmigkeit, der Als Hintergrund zum eigentlichen Luther-Kommentar wird

w'rd hier reiches Material finden. das betreffende Thema biblisch und traditionsgeschichtlich dargestellt
, wodurch das Besondere in Luthers Auslegungen in wohl-

Greifswald Hans Georg Thümmcl begründeter Weise angegeben werden kann.

- Der „Sitz im Leben" des Katechismus war zu Luthers Zeit

. . nicht nur der Schulunterricht, sondern auch die Gemeinschaft

vatnr^"'M'^ des Hauses sowie das gesellschaftliche Leben auf bürgerlich-

vatons (CBG 5068), dans un flonlege christologique des IVe et Ve siecles .... . ... ^ * . . . 6

'vigiliaeChristianae45 1991 209-222) politischem Niveau. Der Katechismus bezeichnete sozusagen die

Bastiaensen, Antoon: La perdrix animal mechant figure du diable: Au- christliche Grundordnung für alle drei Stände, Haus, Kirche und

8ustinhertierd'unetraditionexegetique(Aug(L)40,1990,193,193-217). Obrigkeit - Untertanen. Besonders in der Auslegung der Gebote

Beiträn, Miquel: San Agustin: la nocividad moral del "liberum arbi- ist natürlich dieser weitere Rahmen von Bedeutung,

tnurn" en el "homo lapsus" (RAE 32, 1991. 579-594). Überraschend ist - was schon öfters beobachtet wurde -, daß

Boyle, MarjorieO'Rourke: Augustine in the Garden of Zeus: Lust, Love, die anthropologische Schematik von der Rechtfertigungslehre

and Language(HTR 83,7 2, 117-140). her, die in Luthers Unterweisung eine so hervorragende Rolle

Carey, John: A British Myth of Origins? (HR 31, 1991, 24-38). spielte, im Katechismus nicht direkt verwendet wird; hier behält

se;°yle'JKevon;Mauris,m™ Luther die trinitarische, heilsgeschichtliche Ordnung bei und

s«Demonbus(Aug(L)40, 1990,3-18). ,___, . . , „ , , . J „ . .. . _? .

n„u, -.. . X , . j n rechnet damit, daß auch dann das Hauptanliegen der Rechtferti-

"eKkers, Eligius: Quelques notes sur des florileges augustinicns anciens , , . , , „

et medievaux (Aug(L) 40 1990 27-44) gungslehre zum Ausdruck kommen kann. Peters Ausführungen

Feldmann, Erich: Et inde rcdiens fecerat sibi deum (Conf. 7, 20): Beob- uber diese Problematik sind von großem Interesse,
achtungen zur Genese des augustinischen Gottesbegriffcs und zu dessen wie gesagt, wird im Kommentar zum Dekalog die ganze GeFunktion
in den Confessiones (Aug(L) 40, 1990, 881-904). schichte des Dekalogs vom AT her sachkundig behandelt. Es wird
Fischer, Norbert: Augustins Weg der Gottessuche (TThZ 100, 1991,91 - u.a. gezeigt, wie der Dekalog im NT eigenartig zurückgetreten ist
1 und daß es Jahrhunderte dauerte, bis er seine Stellung als Grund-
Paulsen, David L.: Early Christian Belief in an Corporeal Deity: Origen schema für das ntl. Ethos gewann (62). Auch wenn einiges dage-
Augustine as Reluctant Witnesscs (HTR 83,1991, 105-116). gen spricht> scheinen doch die Ergebnisse richtig zu sein. Sie wer-

verwilghen, Albert: Lc Christ midiatcur selon Ph 2,6-7 dans l'ocuvre de ,„„ „, . ,,„„ »u™. i __- u„„.x.:„.

sai-, .......„ ___™ .„„ den auch von alteren Untersuchungen bestat gt.

sa'nt Augustin Aug L 40. 1990,469-482. . , ... .... ,. . ,6 „, . ,

Jeder Abschnitt uber die einzelnen Gebote beginnt mit einer

Darstellung der Auslegung vor Luther, in der Bibel wie auch in
der altkirchlichen und mittelalterlichen Tradition. Dann folgt

Dogmen- Und Theologiegeschichte eine Analyse der Eigenart des lutherschen Katechismus, „Charakteristika
der Deutung Luthers". Am Ende jedes Abschnittes

Pp,.,„ ... . „ . ^- wird auf die Texte außerhalb der Katechesen hingewiesen, wo

Clers, Albrecht: Kommentar zu Luthers Katechismen. I: Die ... . , . „ . „ . .. . , .. . . r. ,,. „, • ,

7f>hn/- k . i .u r a ii * .i i u Luther das betreffende Gebot behandelt hat. Daran schließt sich
•'-enn Gebote. Luthers Vorreden. II: Das Apostolikum. Hg. von

O. Seebaß. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1990/91. 325 e,ne L'teraturliste an.

S- u. 266 S. gr.8°. Kart, je DM 38,-. Luthers Katechismen, so wie es hier geschieht, vor dem

Hintergrund der Tradition charakterisiert werden, wirft oft ein

Im Rahmen eines größeren Projektes, die Bekenntnisschriften neues Licht auf die wohlbekannten Texte. Die Heranziehung von

der evangelisch-lutherischen Kirche in groß angelegten histo- anderen Luthertexten macht die Arbeit zu einer reichen Quelle

■"'sch-theologischen Kommentaren zu explizieren, erhielt AI- auch für das Lutherstudium,

■"echt Peters, Professor an der theologischen Fakultät Heidel- Der Unterschied zwischen der atl. Bedeutung der Gebote und

erg. die Aufgabe, Luthers Katechismus zu kommentieren. Die der Anwendung Luthers derselben Texte wird deutlich hervorge-

A-rbeit wurde unter seinen Händen so umfangreich, daß er selbst hoben. Beispiele sind die Auslegungen des neunten und zehnten

ezweifelte, einen Verleger finden zu können. Als Albrecht Peters Gebots, die im AT eine ganz konkrete Anwendung voraussetzen,

jrn Oktober 1987 unerwartet starb, war das Manuskript schon während sie in Luthers Auslegung ein anthropologisches Gegen-

jjrigst fertig. Ein Kollege an der Heidelberger Fakultät, Professor stück zum ersten Gebot bilden - einerseits der Glaube an Gott,

ottfried Seebaß, hat die Aufgabe auf sich genommen, unter andererseits die innere Begierde des Herzens. Diese Parallelität

'h'lfe von anderen Albrecht Peters großen Kommentar zu des ersten und des letzten Gebots ist ein Zeichen unter vielen für

^öffentlichen - wie sich jetzt gezeigt hat, eine wichtige und die innere Konsequenz der Dekalog-Auslegung Luthers. Durch

Wert volle Editionsarbeit. Das Werk ist auf fünf Bände berechnet Peters Kommentar wird dies in Einzelheiten und mit großer

^nach den fünf „Hauptstücken" des Katechismus disponiert. Sorgfalt klargemacht.

>e zwei ersten Bände sind erschienen und lassen erwarten, daß Der Kommentar zum zweiten Hauptstück des Katechismus -

le gesamte Edition in naher Zukunft vorliegen wird - als nicht in kurzer Zeit nach dem ersten Band erschienen - ist in ähnlicher

n.urder umfangreichste, sondern auch der historisch und theolo- Weise wie der Dekalog-Kommentar aufgebaut. Die ganze Ge-

&1Sch tiefgehendste Katechismuskommentar unserer Zeit. schichte des Apostolikums wie auch Luthers Stellung zum Credo