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Ausgabe:

1992

Spalte:

267-269

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

O'Brien, Julia M.

Titel/Untertitel:

Priest and Levite in Malachi 1992

Rezensent:

Meinhold, Arndt

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 4

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und das menschliche Schicksal. Eine Parallele liege in Kohelet
vor.

Den Inhalt des Buches bestimmt D., wie schon manche vor ihr,
als Skepsis. Es werde der Glaube an einen Gott hinterfragt, der
willkürlich verfährt, und bezweifelt, mit Gott rechten zu können,
da die Gottesreden ja auch keine Lösung der im Dialogteil aufgeworfenen
Fragen gäben. Wie die Autorin im Endeffekt den so beschaffenen
Sachverhalt versteht, liest man S.208: "It suggests to
me that this is the author's experience - that often one does not
receive a satisfactory answer but all one can do before such a God
is to bow down and repent."

Die Skepsis, heißt es weiter, verwirkliche sich in zwei Ebenen:
Hiob äußere skeptische Dinge, indem durch ihn die ererbte Vorstellung
von Gott in Frage gestellt, aber keine neue Vorstellung
statt ihrer gefunden wird, und der Autor des Buches lege seine
eigene skeptische Einstellung dar durch den Gebrauch, den er
von individuellen Formen mache und wie er das Buch aufgebaut
habe. Diese Weise, die menschliche Beziehung zu Gott zu begreifen
, wird von D. bejaht, denn " Scepticism forges a new and diffi-
cult path and involves much painful questioning of traditional
beliefs but in the end Job was 'in the right' to question - not to do
so falsifies life even more." Nach Ansicht von D. stammt das
Buch Hiob aus einer vorgerückten Stunde in der Glaubensgeschichte
der Juden, und zwar aus einer philosophisch ausgerichteten
Gruppe.

Sie spricht im Blick auf die Unvereinbarkeit der einzelnen in
Hiob zum Ausdruck gebrachten Meinungen von Ironie (man vergleiche
zu dem Begriff'irony' die Erläuterung im Oxford Dictio-
nary). Ironie sei der Schlüssel zu den komplizierten Widersprüchen
und gegensätzlichen Themen. Der Gipfel der Ironie sei es,
wenn gemäß der jetzt vorliegenden Zuordnung im Epilog Hiob
von Gott als der bezeichnet wird, der richtig geredet habe, obwohl
er sich im Dialogteil vorher fluchend und blasphemisch
äußerte, und daß er schließlich entsprechend der alten Vergeltungstheorie
mit Kindern und Gütern gesegnet wird, hingegen
keine Antwort auf seine Zweifelsfragen erhält.

Es sei nicht das vornehmliche Ziel des Autors gewesen, eine
Lösung des Problems unschuldigen Leidens, der Vergeltungsdoktrin
oder der Beziehung zwischen Gott und Mensch zu geben. Im
Gegenteil zeige er bewußt, daß es dafür keine Lösungen gibt.

D. rechnet mit sekundären Zutaten. Sie benennt die Elihu-
Reden, Kap. 28, das Auftreten des Satans im Prolog und mit Vorbehalt
die Passagen über Behemot und Leviatan in der zweiten
Gottesrede. Bemerkenswerterweise finde man in diesen Stücken
die einzelnen Gattungen nicht in anderem Sinne verwendet.
Durch die Zutaten sollten nach Dafürhalten D.s die orthodoxen
Glaubensüberzeugungen bekräftigt werden.

Zum Schluß kann der Rez. nicht umhin, zu bemerken, daß
außer wenigen anderen im Text etwas zu viele Druckfehler im Literaturverzeichnis
stehengeblieben sind. Bei Abkürzungen sollte
man auf Schwertner verweisen oder sie damit in Einklang bringen
bzw. besser nur die dort nicht enthaltenen nennen.

Die Autorin hat der Fachwelt und zum Teil sicherlich auch den
interessierten Laien eine anregende Arbeit zum Buche Hiob unterbreitet
, die ihren Platz neben den bisher dazu erschienenen behaupten
dürfte. Es muß sich bewähren, ob sie eine neue Forschungsmethodik
inauguriert durch die gleichzeitige Beachtung
der Gattung, der Hauptstruktur und der Wechselbeziehung zwischen
Form, Inhalt und Kontext.

Stuttgart Wolfram Herrmann

O'Brien, Julia M.: Priest and Levite in Malachi. Atlanta, GA:
Scholars Press 1990. XIV, 164S. 8 =SBL. Dissertation Series,
121. Kart. $ 14,95.

In jüngster Zeit hat das Maleachibuch ein bemerkenswert starkes
Interesse gefunden. Unter den Arbeiten, die das letzte der
kleinen Prophetenbücher allein in den vergangenen vier Jahren
von verschiedenen Voraussetzungen und Sichtweisen aus angehen
,1 gebührt auch dem anzuzeigenden Buch, einer bei Eric L.
Meyers 1988 an der Duke University angefertigten Dissertation,
ein angemessener Platz. Es unternimmt zweierlei, einmal den
hauptsächlichen, in der Forschung schon immer auch in bezug
auf das Maleachibuch beachteten Gegenstand, das Verständnis
des Priestertums, zu bestimmen (Kapitel I, II und V), und zum
anderen, ein Gesamtverständnis dieses biblischen Buches zu ermitteln
(Kapitel III und IV). Beide Vorhaben sind nicht gleich gut
gelungen.

Was das Verständnis des Priestertums anbelangt, so werden
zuerst ausführlich Positionen vor allem der englischsprachigen
Forschungsgeschichte seit Wellhausen diskutiert, bevor eine eingehende
Untersuchung der Vorkommen von „Levi" und „Priester
" bei Maleachi erfolgt. Sie gelangt - nach Abwägen auch der
geistigen Hintergründe, Traditionen und eventuell kanonbedingten
Voraussetzungen - zu dem Ergebnis, daß das Maleachibuch
die Priesterschaft in einzigartiger Weise im AT darstellt, Priester
mit Leviten gleichsetzt und dennoch neben dem deuteronomi-
schen Einfluß auch priesterschriftlichen zeigt, wie überhaupt
noch zahlreiche Einwirkungen aus der geschichtlichen und prophetischen
Literatur des AT auszumachen sind (zusammenfassend
142-145). Dem ist im Grunde zuzustimmen, wie auch dem
Bemühen, möglichst alle Fragen, die die Maleachitexte aufwerfen
, zu erörtern und einer Antwort zuzuführen, die sich in die angestrebte
Gesamtdeutung einfügt.

Probleme tun sich auf beim Umgang mit dem Maleachibuch
und seinen Textbestandteilen. Einheit und Integrität des ganzen
Buches - einschließlich 1,1 und 3,22-24 (!) - werden mehr vorausgesetzt
und mit Verweis auf diese oder jene Fachautorität
behauptet als nachgewiesen (51-57). Mal 1,1-3,24 wird einem
Verfasser bzw. gar einer möglichen (?) Verfasser/n (z.B.
82.106f.l 11.147) zuerkannt (800- Unter holistischem Vorzeichen
stehen auch die Ausführungen zur Gattung, die das ganze
Maleachibuch verkörpern soll. Ausgehend von der Gattungsbestimmung
für 1,6-2,9 als Rechtsstreit (r/T; form) durch J. Harvey
versteht die Verfasserin das gesamte Maleachibuch so und bezeichnet
seine Gattung als Bundes-Rechtsprozeß (covenant law-
suit, 63). Zwar werden die Texte der Reihe nach behandelt, aber
ein wirklicher Nachweis einer solchen Gattung für das ganze
Buch ist damit noch nicht erbracht. Auch im einzelnen bleiben
oder entstehen Fragen. Wieso kann z. B. 1,2-5 von den anderen
Diskussionsworten bei Maleachi, mit denen es die gleiche Struktur
aufweist, abgesetzt und zum Prolog erklärt werden (630? Wie
lassen sich Strukturelemente wie „Einleitungen", „Anklage".
„Schulderklärung", „Ultimatum / Bestrafung" begründen und
an den Texten verifizieren (63-78)? Die Probleme der Arbeit liegen
also vor allem im Methodischen.

Eigenartig unbestimmt bleibt auch die Datierungsfrage. Die
Vfn. meint, die verschiedenen Merkmale des Maleachibuches
könnten ebenso in die Jahre unmittelbar vor dem Exil (?) wie in
die Persische Zeit passen (133); und obgleich sie ein früheres
Datum bevorzugt, legt sie sich doch nicht fest. Das Wiederfunktionieren
des Tempels nach 515 v. Chr. wird an keiner Stelle veranschlagt
.

Unausgewogen ist ferner das Heranziehen von Literatur.
Wichtige Kommentare wie Elliger (ATD), Vuilleumier (CAD
und van der Woude (De Prediking) werden gar nicht, die Kommentare
von Horst, Sellin und Marti lediglich über Zitationen in
anderen Werken angeführt. Obgleich törä bei Maleachi eigens behandelt
wird (z.B. 36.38.410- fehlt eine einschlägige Monographie
.2 Außerdem werden manche maßgeblichen Aufsätze vermißt
.3