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Ausgabe:

1992

Spalte:

266-267

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Dell, Katharine J.

Titel/Untertitel:

The Book of Job as sceptical literature 1992

Rezensent:

Herrmann, Wolfram

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 4

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wünscht, daß unter „(III) G. aus Gott." Gen4,lbß diskutiert und Elemente in theologische und kirchliche Arbeit und Sprache
worden wäre. für berechtigt halte, ist m. E. aber doch der Begriff „Christlnnen-
Der Artikel „Genesisbuch" (783-790, P. Weimar) steht von tum" (895) schon von den Regeln der deutschen Schriftsprache
formalen Gesichtspunkten her gesehen in Beziehung zu den Arti- her gesehen albern. M. W. wird auch in alternativen Kreisen von
kein „Abraham" (14-21) und „Elohist" (527-532, beide auch der Schreibweise mit „I" wieder abgerückt. Ein solcher Begriff
von P. Weimar). Es ist dankenswert, daß der Vf. versucht, ein Ge- sollte nicht Eingang in ein Bibel-Lexikon finden. Erneut sei
samtbild zu zeichnen. Auf Grund der gegenwärtig schwierigen außerdem eine einfachere Sprache angemahnt (vgl. die Satzkon-
Lage der Pentateuchforschung wäre es verständlich, wenn ich struktion in Sp. 784, ab 3. [von P. Weimar]). Ich weiß, daß das
dazu Kritik formulieren würde. Aber natürlich kann diese Re- wegen der geforderten komprimierten Schreibweise nicht leicht
zension nicht in die Diskussion einzelner literarkritischer Ent- ist. Aber schon der kleine Druck macht es schwer, sehr lange
Scheidungen eintreten. Deshalb seien allgemeinere Fragen be- Sätze sofort zu überschauen. Durch die Konstruktion kurzer
nannt: So überzeugt mich nicht, daß noch mit elohistischen Sätze wäre viel gewonnen.
Texten gerechnet wird. Es sei hervorgehoben, daß die jahwisti-

sche Schicht nicht mehr in die Salomozeit eingeordnet wird, son- Leipzig Rainer Stahl
dem in die judäische Königszeit (787). Diese Ansetzung halte ich
für sachrichtig. Der Versuch, eine Komposition des Genesisbuches
nachzuempfinden (7830, provoziert natürlich die Frage, ob

die verschiedenen Redaktoren kompositioneile Gefüge beabsich- Altes Testament
t'gten. Die Analyse von Redaktionsetappen des Genesisbuches

könnte also durch die Feststellung von ihnen jeweils zuzuordnen- _ „ „ - . , _ ^ , . _ ......

H„_ ir r.. . , _ „. ,. . Dell, Kathanne J.: The Book of Job as Sceptical Literature. Ber-

den Kompos.t.onsgefugen ges.chert werden. Hier geht dieser Ar- ,in_New York. de Gruyter 199, x ^ § g. _ Beihefte zw

Ukel schon wichtige Schritte. Zur Josefsgesch.chte fehlt der Hin- Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, 197. Lw.
weis auf W. Dietrich, Die Josephserzählung als Novelle und dm 104,-.
Geschichtsschreibung, Biblisch-theologische Studien 14, Neukirchen
1989. Sagt Gen 12,3b nicht vielmehr nur, daß Abram Inbe- Nach Auffassung der Autorin stellt das Hiobbuch ein zutiefst
griff des Segens für alle Sippen des Erdbodens wird? Zu Gen 15,6 skeptisches Werk dar. Es beinhalte den Zweifel an der Möglichem
) hätte ich mir den Hinweis gewünscht, daß diese Stelle auch keit menschlichen Erkennens und fordere die überkommenen
ganz anders verstanden worden ist: „Abram glaubte Jahwe und Anschauungen über Gott heraus. Und zwar sei die Skepsis nicht
(Abram) rechnete es ihm als Gerechtigkeit an" (vgl. Mosche ben nur auf die Reden Hiobs beschränkt, sie erstrecke sich vielmehr
Nachman [1149-1270], M. Oeming ZAW 95 [1983] 182-197). über das gesamt Buch, das man der Protest-oder Dissenzliteratur
Dieser Hinweis betrifft auch die Artikel „Gerechtigkeit I" (797, zurechnen könne.

D- Michel) und „Glaube" (847, G. Dautzenberg). Es sei der Gattung der Weisheit nur dann einzureihen, wenn

Hervorgehoben seien die bedeutenden Artikel „Geschichte" die Grenzen sehr weit gefaßt werden. Die traditionellen Formen

(809-813) und „Geschichtsschreibung" (813-822), mit denen fehlten, denn es durchbreche die Schranken, da in ihm andere

Cancik seine diesbezüglichen Artikel im Bibel-Lexikon von H. und eigene Formen vorherrschten. Eine Gesamtklassifikation

Haag weiterführt. Sollte es nicht besser „im palästinischen müsse man auf der literarischen Ebene suchen. Eine der in ihm

^aum" statt „im palästinensischen Raum" heißen (810)? enthaltenen Gattungen dürfe man nicht zur Bestimmung des

In einem thematischen Zusammenhang stehen die Artikel Ganzen bevorzugen. Es gelte, die kleinen Einheiten gleichrangig

"Formgeschichte" (687-691, U. Bauer), „Formkritik" (691 f, J. ins Auge zu fassen und danach zu fragen, wie sie im größeren

^'°ß), „Gattung" (7320, „Gattungsgeschichte" (7330 und Kontext verwendet werden.

"Gattungskritik" (734-736, die letzten drei von J. Wehrle). Sie Das bringt D. dazu, das Buch Hiob alseine Parodie zu bezeich-

dokumentieren den wenig befriedigenden gegenwärtigen For- nen. Die überlieferten Formen des Rechts-, Kult- und Weisheits-

schungsstand. Die von U. Bauer gestellten Fragen gelten teilweise bereichs würden durch den Autor, der den Prosa- und den Rede-

auch für die Arbeit am Alten Testament. Gegenwärtig sollte si- teil zusammenfügte, absichtlich in anderem Sinne bzw. anderer

eher die Beschreibung der Form eines Einzeltextes Vorrang vor Funktion gebraucht, obwohl diese Erscheinung nicht in den er-

^er Zuordnung zu allgemein erhobenen Gattungen haben, zählenden Partien vorkomme. Sie sagt zum Verständnis, man

Bedeutende Akzente zu einer Theologiegeschichte Israelserge- verbinde mit dem Begriff Parodie ein Element des Komischen.

er> die Übereinstimmungen und die Unterschiede zwischen den Das treffe auf Hiob nicht zu. Er mag allenfalls eine gewisse Ironie

Artikeln „Gebet I" (s.o.), „Götterbild" (871-892, C. Uehlinger), oder Skepsis einschließen. Die Parodie wolle hier die Schwäche

«Göttin" (892-895, S. Schroer), „Gott I" (904-909, B. Lang), des ererbten Gutes verdeutlichen. Vergleichbar sei das Buch

"Gott der Väter" (915-919, M. Köckert), „Gottesberg" (919- Jona, das die alten prophetischen Formen satirisch in ihrGegen-

C. Frevel). Ich erinnere wieder die Artikel „El" (5070 und teil verkehre. Ihrer Behauptung, Jona stünde am Ende der Er-

Elohim" (5260- Besonders sei der Überblick hervorgehoben, scheinung,Prophetie'( 157. 160), kann man allerdings schwerlich

Wanderungen verstehbar macht. Offensichtlich steht am An- Wenn D. den älteren und rezenteren Erklärungen des Buches

ar>g kein reiner Altjahwismus, sondern vertieft sich vielmehr im Hiob anlastet, sie verführen einseitig, nach spezifischen Ge-

aufe der Jahrhunderte die Einsicht in das Wesen des Gottes Sichtspunkten und mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung,

nwe. Natürlich ist lKön6,2I (905) ein Druckfehler für so gilt das natürlich auch hinsichtlich ihrer Bestimmung als Paro-

^0n 8,12. Zur Münze „Drachme BMC Palestine 181,29" hätte die. Dieser Charakterzug ist ebenso nur einer neben anderen. Es

n°ch H. Kienle, Der Gott auf dem i'lügelrad, Wiesbaden 1975, ist schon besser, auf eine übergreifende Einordnung zu verzich-

an8ernerkt werden können. Außerdem hätte ich mir den Hinweis ten oder bei der Zurechnung Hiobs zur Weisheitsliteratur als sol-

au^ E- A. Knauf, Yahwe, VT 34 (1984) 467-472 gewünscht, der eher zu bleiben, in der grundlegende Fragen des Humanum be-

cressante Erwägungen zur Deutung von Jahwe als ursprüngli- handelt werden.

er Wettergottheit vorträgt. D. führt weiter aus, der Gebrauch an Formen in anderem

Abschließend darf ich erneut die Frage der deutschen Sprache Sinne finde sich vornehmlich in den Reden Hiobs, kaum der

sPrechen: So sehr ich die Einbeziehung weiblicher Interessen Freunde. Sie beträfen Grundsatzerörterungen über das Leben