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Ausgabe:

1992

Spalte:

257-259

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Roloff, Jürgen

Titel/Untertitel:

Exegetische Verantwortung in der Kirche 1992

Rezensent:

Schweizer, Eduard

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 4

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ten über lKorl3 (25-33) und über Maria und Martha (34-41). menkommen" oder „Sich-versammeln" zum Mahl (1760. das

Die Juristen Albrecht Martin und Helmut Simon nehmen Stel- aber so völlig „an Jesu Weg und Werk hängt", daß es „selbst ein

•ung zum Thema „Politische Frömmigkeit -wo scheiden sich die christologisches Phänomen ist" (180). Es ist die Mahlgemein-

Geister?" (42-46 und 47-58). Weitere thematisch verwandte schaft, die durch Jesu Reden und Handeln gedeutet wird (182),

Vorträge wurden 1990 in Bensheim und Frankfurt/Main gehal- nicht Brot und Wein (185f)5. Hier liegt darum auch der Urgrund

ten: Heinrich-Nikolaus Caspary: Unser täglich Brot gib uns für die Rede vom „Leib Christi" (192)4.

heute - Evangelische Frömmigkeit im Lichte der 4. Vaterunser- Zwei Beiträge behandeln den Hebräerbrief. Der erste („Der

Bitte (59-77); Helmut Aichelin: Vom Glauben reden. Schwei- mitleidende Hohepriester. Zur Frage nach der Bedeutung des

gender Glaube - redender Unglaube (78-89); Helmut Hild: Wie irdischen Jesus für die Christologie des Hebräerbriefes", 144-

rede ich vom Glauben? (90-107); Andreas Rössler: Rechtferti- 167) fragt theologisch grundsätzlich, warum der irdische Jesus

gung: „Der Artikel, mit dem die Kirche steht und fällt?" für den Glauben der Kirche eine notwendige Rolle spielt. Im He-

(108-125). Den Jahresbericht gab in Goslar Bundesdirektor bräerbrief tritt der Status des Hohenpriesters, nicht des Gottes-

Reinhard Frieling unter der Überschrift „Evangelische Freiheit sohns,andieStelle,diesonstderKyriostitelbezeichnet(151fmit

im ökumenischen Horizont. Die Ökumenische Situation und der Anm. 27), u. zw. so, daß Jesu Solidarität mit den Sündern und

Evangelische Bund". Er konnte ein positives Echo registrieren sein Durchhalten der Gottesgemeinschaft zentral werden, nicht

auf seinen Vorschlag vom April 1990, eine Europäische evangeli- direkt sein Opfertod (1650- Das ursprünglich für den Erhöhten

sehe Synode einzuberufen (137 0- Den Abschluß bilden Auszüge geltende Hohepriestermotiv ist so dem Schema Präexistenz - Er-

aus dem Tätigkeitsbericht der Bensheimer Zentrale von Walter niedrigung-Erhöhung theologisch sinnvoll integriert (164). Der

Fleischmann-Bisten. schöne Aufsatz über „Kommunikation und Rezeption als Problem
eines frühchristlichen Lehrers" (44-61) zeigt, wie der Vf.

Rostock Gert Haendler des Hebräerbriefs (als einzige Ausnahme!) seinen Standort im

NT am Ausgang der zweiten Generation reflektiert (45) und eine
Art Synchronisation zwischen dem Wort und dem Ort der Ge-

p . „ „.' ' . meinde im Fluß der Geschichte herstellt (48)5. Nicht um Repeti-

«olorr, Jürgen: Exegetische Verantwortung in der Kirche. Auf- sondem um fortlaufende Entfaitung der Tradition geht es

orech,%nZ^ Vandenhoeck & Ru" (55-57)«, auch wo die Form eines Dualismus von „oben" und

Precht 1990. 399 S. gr.8 . Kart. DM 74,-. ^ ^ ^ ^ den damjt

Welche Wonne, im Meer der Festschriften einmal eine solche verwandten Beitrag über „die Geschichtlichkeit der Schrift und
zu finden, die neben der Bibliographie nur Aufsätze des Gefeier- die Bezeugung des einen Evangeliums" (11-43), nach dem weder
ten enthält. Sie entlastet den Jubilar: er muß nicht all die zu sei- eine historische Reduktion, z. B. auf Jesus - Urgemeinde - Pau-
"en Ehren gedruckten Aufsätze lesen und beantworten, sondern lus die Lösung bringt noch die Fixierung auf einen Kanon im
kann stattdessen an seinem von allen erwarteten Lebenswerk Kanon, noch das Verständnis des Kanons als Funktion der Kir-
weiterarbeiten. Sie entlastet seine Freunde: sie müssen nicht che. Sein Umgang mit dem AT weist das NT als Ansage eines endunter
dem Druck der Freundschaft und des unverrückbaren Da- zeitlichen Geschehens aus und grenzt es damit von rabbinischer
tums etwas schreiben, das in ihr Schaffen, das Werk ihres Freun- Exegese ab. Evangelium ist so auf Tradition wie auf gegenwärti-
d« und den Rahmen der Festschrift hineinpaßt, in der sie es (oft ges Geschehen ausgerichtet. Faktum und Deutung liegen mein-
""nter Ausschluß der Öffentlichkeit"!) veröffentlichen. Sie ent- ander wie schon bei Jesus. Auch bei ihm können weder Hoheits-
lastet die Bibliothekare: sie müssen keine Verweise auf zwanzig titel noch eine dogmatische Erklärung seines Todes diese Deu-
Autorkarten registrieren. Vor allem erfreut sie den Gefeierten: so tung fixieren. Es ist das Ostergeschehen selbst, das Ausgangs-
manche verlorene Perle wird jetzt erkannt. Sie erfreut seine punkt des Evangeliums wird. Darin wird Gottes ganze Gesunde
: dankbar Erinnertes, aber nicht mehr Aufzufindendes schichte interpretiert7, was an Paulus, Lukas, Johannes und am
,st jetzt leicht nachzuschlagen. Sie erfreut die Bibliothekare: für Hebräerbrief illustriert wird. Der unauflösbare Geschehenscha-
v'ele Verweise genügt jetzt derjenige auf die Aufsatzsammlung. rakter des Evangeliums bewirkt, daß es immer unverfügbar
Könnten wir nicht viel mehr solcher Festschriften publizieren? bleibt: als Erstbezeugung von Gottes Handeln, Erstphase der In-
Vie"eicht sogar so daß zu dem nachgedruckten Aufsatz ein terpretation und Anfang der Wirkungsgeschichte.
Fre"nd in einem kurzen Nachwort die Wirkungsgeschichte die- Hilfreich sind schließlich die kritischen Würdigungen der
ses Beitrags bei ihm selbst und bei anderen andeutete? „Confessio Augustana als Modell reformator.scher Schr.ftausle-

°as täte ich jedenfalls sehr gern zum Aufsatz über „Anfänge gung" (62-78) und der „Apologie IV als Schr.ftauslegung"

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•^oteriologischen Deutung des Todes Jesu (Mk 10,45 und Lk (79-96). Die Besprechung des Lima-Dokuments8 (97-114) beschränkt
sich auf dessen Verteidigung und einige kritische An-

23 sotcnologischen Deutung des Todes Jesu (Mk 10,45 und Lk
in dem Roloff das letzte Mahl Jesu als Sitz im Leben
"rscheinlich macht (117-143). Er gab mir den Einstieg zu merkungen, ohne daß bei der Eucharistie das sehr ungeklärte Ne-
^nem Verständnis von Diakonie, in dem der Beitrag des am sei- beneinander von Epiklese des heiligen Geistes auf die feiernde
n Tag sterbenden Jesus, also eines „extrem Behinderten" ge- Gemeinde und auf die Elemente (§27, vgl. 28) erwähnt ist oder
^ e als der wesentlichste gesehen wird'. Noch ausführlicher zei- die Vorstellung einer „Gegenwart Christi in den geweihten
^ n S. 201-218 („Zur diakonischen Dimension und Bedeutung Elementen auch nach der Feier" (§32, wobei auch römisch-
n Gottesdienst und Herrenmahl") die Wirkung des grundle- katholische Gesprächspartner „die primäre Intention der Aufbe-
w„ en Abschiedsmahls Jesu, wobei zu S. 214 noch zuzufügen Währung der Elemente" viel eher in der Erinnerung an die schon
tUr)re' daB 1 Kor 8,1 lf genau 11,27 entspricht: wer unter Mißach- geschehene Feier und die Verheißung neuen Geschehens bei
s,*>c'er Gemeinschaft „in unwürdiger Weise ißt und trinkt, wird kommenden Feiern sähen als in der Austeilung der Elemente an
ai k an und ^'ut des Herrn", d-h- an dem Herrn, der Kranke!). Ebenso wenig wird die Gefahr eines (von Laien Unterin
ri ^rden Bruder gestorben ist2. Grundlegend geklärt wird das scheidenden?) Priestertitels (§ 17), insbesondere verbunden mit
ren em Aufsatz „Heil als Gemeinschaft. Kommunikative Fakto- einer „sakramental" verstandenen Ordination (§43), erwähnt
lrT1 Urchristlichen Herrenmahl" 171-200), der sich gegen eine oder gefragt, ob wirklich eine Gemeinde ohne ordiniertes Amt
(l7-anirnengelegte Privatkommunion der einzelnen Gläubigen" (Quäker z.B.) nicht mehr als christliche Gemeinde angesehen
Hl" r'cntet- An die Stelle eines Kults tritt nämlich im NT „ein werden kann (§8, 11 Kommentar, 15 Anfang). Drei weitere Aufatmen
aus dem Bereich alltäglichen Lebens", das „Zusam- sätze kreisen um die Frage von Kirchenordnung und Amt („An-