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Ausgabe: | 1992 |
Spalte: | 216-218 |
Kategorie: | Praktische Theologie |
Titel/Untertitel: | Öffentlichkeitsarbeit der Kirche 1992 |
Rezensent: | Isermann, Gerhard |
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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 3
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ihre vielfaltige wissenschaftliche Benutzung wünschenswert erscheint
.
Schöneiche bei Berlin Hans-Jürgen Gabriel
Schwager, Raymund: Jesus im Heilsdrama. Entwurf einer biblischen
Erlösungslehre. Innsbruck-Wien: Tyrolia 1990. 307 S.
8° - Innsbrucker theologische Studien, 29. Kart. öS 310.-.
Raymund Schwager ist über den Kreis der Fachkollegen hinaus
bekannt geworden dadurch, daß er die am Destruktionspotential
sozialer Aggressivität orientierte und am sakralrechtlichen
Institut des Opfers samt seiner kulturgeschichtlichen
Metamorphosen abgelesene Religionstheorie von Rene Girard in
die deutschsprachige Theologendiskussion katholischer- wie pro-
testantischerseits eingeführt hat. Eigene Arbeiten dazu fortführend
, legt er jetzt eine Monographie vor, die weniger den „Entwurf
" als die durchgearbeitete Ausführung einer biblischen
Erlösungslehre enthält. Sie reformuliert mit dem neuartigen Instrumentarium
die alte, von Anselm maßgeblich entschiedene
Problemfrage, wie sich Zorn und Güte, Gerechtigkeit und Liebe
Gottes widerspruchsfrei sollen versöhnt haben können. Auffällig
ist die Breite der historisch-exegetischen Darstellungen. Sie füllen
den Hauptteil des Buches über das „Geschick Jesu" (41-
202). Der zweite Teil seines Doppelnamens: Christus fehlt mit
Bedacht, denn es handelt sich um die dogmatische Darstellung
der synoptischen Evangelien hinsichtlich des tödlichen Streits
und seiner Verwandlung ins österliche Ende der Gewalt. In fünf
Akte wird die Prozedur gegliedert: „Die anbrechende Gottesherrschaft
", „Die Ablehnung der Gottesherrschaft und das Gericht
", „Der Heilsbringer im Gericht", „Auferweckung des Sohnes
als Urteil des himmlischen Vaters", „Der Heilige Geist und
die neue Sammlung". In den beiden rahmenden Kapiteln „Para-
doxie und Drama" (11-40) und „Systematik" (287-303) wird
das schon im Titel („Heilsdrama") angekündigte histrionische
Paradigma von Theologie entfaltet: Offenbarung als göttlicher
Selbstdarstellungsprozeß mit Christus als vermittelndem Hauptakteur
zwischen Richtergott im Himmel und verwerfender
Menschheit auf Erden. Hans Urs von Balthasar hat in seiner
„Theodramatik" diesen Weg gewiesen: Gotteslehre als soteriolo-
gische Schauspiellehre. Zusammen mit den neueren Opfertheorien
der Religionsanthropologen und -ethnologen entsteht daraus
eine Reformulierungschance für die Messe, das Herzstück
des römisch-katholischen Priesterchristentums, die der Vf. überzeugend
zu nutzen weiß. Deshalb endet er auch nicht, wie es
einem Karl Barth folgenden Trinitarismus entsprechen würde,
mit der innergöttlichen Dramatisierung von Vater, Sohn und
Geist, vielmehr mit deren gottesdienstlicher Abschattung als
Präsentationsgeschehen: In der eucharistischen Feier „wird das
gesamte Heilswerk Christi, insofern es den dreifaltigen Gott offenbart
und auf das Wohl der ganzen Menschheit ausgerichtet ist,
vergegenwärtigt. Vor dem ,für mich und mein Heil' steht die
wirksame Repräsentation des Offenbarungs- und Heilsgeschc-
hens in seiner gleichsam .objektiven' Größe, d. h. in seiner Ausrichtung
auf alle Akteure des Dramas. Die Anamnese ist deshalb
wesentlich Dank für das, was Gott nicht nur für mich, sondern
für die ganze Menschheit und Schöpfung getan hat und tut, und
sie ist nicht nur Bitte für mein Heil, sondern in erster Linie für die
Vollendung des ganzen Leibes Christi" (284). - In der die Moderne
kritisierenden Parole „Objektivität" hat seit den 20er Jahren
schon vieles zusammengefunden. Darunter auch der kontra-
präsentische Eschatologismus der zurückliegenden Jahrzehnte.
Mit der Orientierung am Darstellungscharakter des Liturgischen
scheint ein Weg gefunden zu sein, der Realisierung des Versprochenen
endlich näher zu treten.
München Hermann Timm
Praktische Theologie: Allgemeines
Haslinger, Herbert: Sich selbst entdecken - Gott erfahren. Für
eine mystagogische Praxis kirchlicher Jugendarbeit. Mainz:
Grünewald 1991. 142 S.gr.8 .
Ein klangvoller Titel zu einem Thema, das im Rahmen theologischer
Reflexion eher zu kurz kommt! Herbert Haslinger, katholischer
Diplom-Theologe (z. Zt. wissenschaftlicher Mitarbeiter
im Bereich Praktische Theologie in Mainz), versteht es, durch
einen klaren Aufbau des Buches seinen Entwurf einer mystago-
gisch orientierten Praxistheorie engagiert zu vermitteln.
Ausgehend von der gängigen These, kirchliche Jugendarbeit
befinde sich in einer Krise, setzt er von Anfang an den Schwerpunkt
auf eine kritische Reflexion gängiger kirchlicher Praxis.
Den hermeneutischen Horizont seiner Ausführungen bildet eine
fundierte Beschreibung und Analyse der Situation von Jugend
heute. Es folgt - im Wesentlichen bezogen auf Karl Rahner - eine
theologische Entfaltung des Mystagogie-Gedankens. Anschließend
entwickelt er die Konsequenzen für die Praxis kirchlicher
Jugendarbeit; Stichworte wie Identität, verantwortete Freiheit
und christlicher Glaube als Lebensfähigkeit spielen eine entscheidende
Rolle. Es kann in der kirchlichen Jugendarbeit demzufolge
nicht um Wissensvermittlung, sondern um das Angebot
von Erfahrungen gehen, Gotteserfahrungen im Alltag.
Grundlegend kritisiert er, daß Jugendliche in der Regel Objekte
kirchlichen Handelns sind und selbst kaum eine Chance erhalten
, als Subjekte Teil von Kirche zu sein. Er fordert zu größerer
Kritik- und Konfliktfähigkeit auf - verständlich auf dem
Hintergrund der momentanen Situation innerhalb der katholischen
Kirche, in der eher wieder „ vorkonziliare Töne" vorherrschen
.
Es wird allerdings immer wieder deutlich, daß das Konzept der
mystagogischen Jugendarbeit über konfessionelle Grenzen hinweg
ökumenische Gültigkeit hat.
Der Schluß des Buches ist - verglichen mit den anfänglichen
Kapiteln - etwas blutleer. Vielleicht ist das ein Anreiz, bald ein
Praxisbeispiel folgen zu lassen.
Am Ende der spannenden und anregenden Lektüre, lediglich
die abschließenden Kapitel wirken etwas blaß, bleibt der Eindruck
eines sehr hohen Anspruchs an kirchliche Jugendarbeit im
Sinne mystagogischen Wirkens; denn im altchristlichcn Sinne
geht es bei Mystagogie um „die bewußtmachende Erschließung
der Bedeutung der spezifisch christlichen Geheimnisse und ihres
existentiellen Bezuges zum je eigenen Leben" (40).
Wegen seiner auf zentrale Begriffe gebrachten Praxistheorie,
die deutlich eine theologische wie auch eine „handelnde" Position
bezieht, bietet Haslinger einen Entwurf kirchlicher Jugendarbeit
, der zur Diskussion darüber einlädt, worauf es im kirchlichen
Handeln, also auch in der kirchlichen Jugendarbeit
ankommt. Der vielzitierte Satz Karl Rahners ist ernst zu nehmen
, der besagt:.....der Fromme von morgen wird ein .Mystiker
' sein, einer, der etwas,,erfahren' hat, oder er wird nicht mehr
sein ..." (61, nach Haslinger).
Schlicrscc Mechthild Bangert
Tremel, Holger [Hg.]: : Öffentlichkeitsarbeit der Kirche. 2.. völlig
neu bearb. Aufl. Redaktion: R. Lange. Stuttgart: Steinkopf
1990. 334 S. 8 . geb. DM 36,-.
Dieses Buch gibt sich zwar als zweite Auflage des 1984 erschic
nenen Bandes mit demselben Titel, ist aber ein ganz neues Werk-
Es enthält 24 verschiedene Beiträge, die in die Abschnitte I Auf'