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Ausgabe:

1992

Spalte:

198-199

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Maximus Confessor, Maximi Confessoris Opvscvla exegetica dvo 1992

Rezensent:

H., G.

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 3

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Kapitel. Sie sind mannigfacher Natur und werden theologisch - legen; statt dessen konzentriert ersieh auf die wichtigsten Glau-
Selegentlich auch mit Zurückhaltung - reflektiert. Wie sich die bensartikel und geht in systematischer Weise philosophisch be-
Reisen im Detail vollzogen, wird weiter nach den Quellen festge- einflußtcn Hauptgedanken und Begriffen nach. Dazu gehören
halten. Es folgen Beschreibungen der Wallfahrtsorte, ihrer Heilig- vor allem die Beweis- und Vorstcllungsmöglichkeiten der Exi-
•ümer, der Verwahrung der Reliquien, des dabei tätig werdenden Stenz und Natur Gottes sowie solche trinitätstheologischen und
Personals mit Einschluß des Umfeldes der geweihten Stätte. Wie christologischen Fachausdrucke wie Logos, Sophia, Nous,
sich der Aufenthalt am Ziele der Pilgerreise gestaltete und welche Pneuma, Ousia, Homoousios, Hypostase, Prosopon oder Physis.
kultischen Formen dabei begegnen, macht den nächsten Frage- Ein „besseres historisches Verständnis des tatsächlichen Gekomplex
aus, auf welchen gleichermaßen gründliche Antworten brauchs dieser Worte als auch eine deutlichere Analyse ihrer
ergingen. möglichen Bedeutungen" (113) wird angestrebt und in minutiö-
Der zweite Hauptteil des Werkes ist geographischer, exakter ser Weise vorlegt. Dabei soll jedoch nicht der Anschein erweckt
Besagt, historisch-geographischer Natur. Er bietet ein Rcper- werden, als hätten schon die Väter um ein so vielschichtiges Be-
'orium der östlichen Wallfahrtsstätten in Palästina, Ägypten, deutungsgcflecht mancher Ausdrücke gewußt.
Syrien und Mesopotamien, Kleinasien, Südostcuropa (Thrakien, Der dritte Teil bietet schließlich noch eine kritische Würdi-
Makedonien, Dakien) sowie in der Hauptstadt Konstantinopcl gung Augustins als fähigstem Philosophen der Spätantike. Mit
und wird durch mehrere Übersichtskarten aufgeschlüsselt. Es fol- dem Versuch, ihn - im Gegensatz zum traditionalistischen
8en eine nach Quellen und Sekundärliteratur gegliederte Biblio- Standpunkt der sonstigen Augustinus-Literatur - zu den Metho-
ßraphic sowie Verzeichnisse der Heiligen und der biblischen Per- den und Leistungen früherer Philosophen in Beziehung zu set-
sonen sowie der Wallfahrtsorte. zen. beansprucht der Vf. trotz der Kürze seiner Ausführungen,

Das höchst solide gearbeitete Werk wird für seinen Gegenstand der Forschung einen neuen Impuls zu geben.

auf lange Zeit hin zum maßgeblichen Handbuch werden. Auch wenn weitgehend auf einen wissenschaftlichen Apparat

verzichtet wird (insgesamt erscheinen nur 59 Anmerkungen), so

Berlin Johannes Irmscher mangelt es diesem Band aus der Reihe „Theologische Wissenschaft
" doch keineswegs an Akribie und Seriosität. Im Anhang
wird zu jedem Kapitel auf wichtige Literatur hingewiesen, die

Sto^j /-•_ • L •>._•. , . . n. _ Untersuchungen sind äußerst sorgfältig, und beim Leser setzt die

J«edd, Christopher: Philosophie und Theologie. Ubers, von C. , . D n . c ,__. ,

u/;ij. , .... , . „.., . rv v •, , A1, hohe Reflcxionsstute sogar beträchtliche Vorkenntnisse und die

"ildberg, unter Mitarb. von A. M. Ritter. 1: Die Zeit der Alten . , . , _, ,. . ... ,

Kirche. Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer 1990. 182 S. Bereitschaft voraus, sich auf komplizierte Überlegungen cinlas-

gr.8 = Theologische Wissenschaft, 14,4. Kart. DM 36,-. sen zu wollen. Besonders hervorzuheben ist jedoch, daß der Vf.

die damaligen philosophisch beeinflußten Lösungsversuche

Der Einfluß griechischer Philosophie auf die Denk- und Argu- nicht nur gekonnt darlegt, sondern sie aus unserem heutigen

^entationsweise frühchristlicher Theologien ist schon mannig- Erkenntnishorizont auch souverän bewertet.

•ach untersucht worden; dennoch gibt es in der neueren Literatur

kaum eine grundlegende und verständliche Einführung in diesen Erfurt Gerhard Feige
Schwicrigen Problemkreis. Dem möchte das vorliegende Buch
^helfen , wobei dessen Vf. sich aber durchaus der Grenzen seines

Unternehmens bewußt ist: Auf keinen Fall sollen weiterführende _ . . . , , „

rjc, . . , van Deun, Peter Ed.]: Maximi Confessoris Opuscula Lxegetica

-skuss.onen dadurch behindert werden. Duo Turnhout: Brepols. Leuvcn: Univcrsity Prcss 1991.

Oer erste Teil mit seinem Uberblick über die griechische Philo- CLXX1I. 135 S. gr.8 = Corpus Christianorum. Series Gracca,

°Phic von ihren Anfängen bis zur Spätantikc - eine gedrängte 23.

''ustration des geistesgeschichtlichen Hintergrunds - soll den

tinstieg zu einem besseren Verständnis erleichtern, kann aber Über das Editionswerk Corpus Christianorum berichtete

v°n Fachgelehrten (so die Meinung des Vf.s) ggf. ganz oder teil- ThLZ 115, 1990, 315f., als die Series Graeca den Band 18 mit

weise übergangen werden. einer Schrift des Maximus Confessor herausgebracht hatte. Jetzt

Der zweite - und umfangreichste - Teil jedoch enthält zahlrei- erschien Band 23 mit 2 Bibelauslegungen des Maximus Confcs-

Cne neue Forschungsergebnisse und anregende Erwägungen. An sor: Die Auslegung des 59. Psalmes gehört in das Jahr 626. als

^essen Anfang werden zunächst einmal entscheidende Weichen Konstantinopcl belagert und das byzantinische Reich erschüttert

Bestellt. Entgegen einigen Versuchen, den frühchristlichen Gc- wurde. Da hörte man die Verse: „Gott, der du uns verstoßen und

rauch philosophischer Lehren und Methoden als einen konti- zerstreut hast und zornig warst, tröste uns wieder; der du die

nuicrlichcn Entwicklungsprozeß darzustellen und schon im Blick Erde erschütterst und zerrissen hast, heile ihre Risse" (Psalm 60

auf die Väterzeit von einer „christlichen Philosophie" zu spre- der Luther-Bibel). Die 2. Auslegung gilt dem Vaterunser, sicent-

Cnen (z. B. durch H. Chadwick, E. Osborn und H. A. Wolfson), stand in den Jahren 628/30, als Maximus in Nordafrika war. Das

w'rd hier einer engeren Definition von „Philosophie" der Vorzug Wort theläma wird noch ganz unbefangen kommentiert; der

*>e8cbcn: Nur diejenigen sollten als Philosophen eingestuft wer- Streit um die Union des Kaisers Heraclius 633, der dann zum

j*i ..die derartige Lehren und Methoden als eine geistige Diszi- monothcletischen Streit führen sollte, spielt noch keine Rolle

'n eigenen Rechts betreiben, welcher sie sich verpflichtet füh- (XXI). Beide Auslegungen standen schon 1675 in der Erstaus-

n (58). Das aber treffe nur auf wenige der frühchristlichen gäbe des Dominikaners F. Combefis, dem Migne folgte (Series

utoren zu; die meisten von ihnen hätten hingegen zur Philoso- Graeca 90). Die Auslegung des 59. Psalms hatte R. Cantarclla in

.le kein inneres Verhältnis gehabt und deren Entfaltung auch einen Band ausgewählter Schriften des Maximus aufgenommen

n'cht schöpferisch vorangebracht. Daß man darüber sehr ver- (Testi cristani 4, Florenz 1931) mit einigen Tcxtverbcsscrungcn

"'cden denken kann, zeigt eine beigefügte Liste (680. in der (LXXVI). Dennoch kann man sagen, daß der jetzt vorgelegte

woh| negative als auch positive Stimmen zur philosophischen Text von Peter van Deun die erste wirklich kritische Textausgabe

Deutung einiger konkreter Väter genannt werden. Dem Vf. der jener beiden Schriften des Maximus Confessor bietet. Entsprc-

biegenden Studie erscheint es jedoch aufgrund seiner Erkennt- chend ausführlich - auf I 50 Seiten - werden die Tcxtzcugcn und

Sc nicht sinnvoll, eine zusammenhängende, nach Autoren gc- deren Abhängigkeit untereinander beschrieben sowie auch die

ncte Entwicklungsgeschichte christlicher Philosophie vorzu- indirekten Überlieferungen in Katcncn oder Florilegien. Die