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Ausgabe:

1992

Spalte:

175-176

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Eberlein, Karl

Titel/Untertitel:

Gott der Schöpfer, Israels Gott 1992

Rezensent:

Wagner, Siegfried

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Seite 1

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175

Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 3

176

Neu, Rainer: Die Analogie von buddhistischem und christlichem
Mönchtum. Eine sozialgeschichtliche und religionswissenschaftliche Untersuchung
(ZRGG 42, 1990, 97-121).

Redfield, James: J.-P. Vernant: Structure and History (HR 31, 1991,
69-74).

Religionen, Religiosität und christlicher Glaube. Eine Studie. Hg. im
Auftrag der Vereinigten Evang.-Luth. Kirche Deutschlands und der Ar-
noldshainer Konferenz. Gütersloh: Mohn 1991. 139 S. 80. Kart. DM
14,80.

Waldenfels, Hans: Das Heilige als Grundkategorie religiöser Erfahrung
(StZ209, 1991, 17-32).

Was jeder vom Islam wissen muß. Hg. vom Lutherischen Kirchenamt der
Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und vom Kirchenamt
der Evangelischen Kirche in Deutschland. Gütersloh: Mohn
1990. 223 S. m. Abb. kl. 8 - GTB/Siebenstern, 786. Kart. DM 14,80.

Zulehner, Paul M.: Religion und Autoritarismus. Inkulturation des
Evangeliums in den Kontexten der Freiheitlichkeit (StZ 209, 1991. 597-
608).

Altes Testament

Eberlein, Karl: Gott der Schöpfer - Israels Gott. Eine exegetisch-
hermeneutische Studie zur theologischen Funktion alttestament-
licher Schöpfungsaussagen. 2., erw. Aufl. Frankfurt/M.-Bern-
New York-Paris: Lang 1989. 506 S. 8" = Beiträge zur Erforschung
des Alten Testaments und des antiken Judentums, 5.

Vorliegende Monographie stellt die leicht überarbeitete Fassung
einer Dissertation dar, die im Wintersemester 1984/85 von
der Erlanger Theologischen Fakultät angenommen worden ist.
Daß nur wenige Jahre nach der Erstauflage (1986) eine zweite
notwendig geworden ist, spricht für das Interesse, das dem von E.
behandelten Thema entgegengebracht wird. In der Neuauflage ist
der einleitende Abschnitt „Erläuterungen zur Art des Themas"
neu formuliert worden. Außerdem hat der Autor einen Nachtrag
beigefügt, in welchem er sich mit dem 1985 erschienenen Buch
von J. Moltmann „Gott in der Schöpfung. Ökologische Schöpfungslehre
" befaßt. Überdies stellt der Vf. noch zwei von ihm selber
gehaltene Predigten über Jes 40,25-31 und über das Lied
„Geh aus, mein Herz, und suche Freud " zur homiletischen Konkretion
hinzu.

Ein besonderer Vorzug dieser Arbeit besteht darin, daß der
Versuch unternommen wird, alttestamentlich-exegetische Befunde
zur Schöpfungstheologie mit systematisch-theologischen
Positionen zum gleichen Gegenstand in Beziehung zu setzen und
zu diskutieren. Dabei wird dem Leser willkommen sein, daß
der Autor forschungsgeschichtliche Standortbestimmungen vornimmt
.

Das Buch gliedert sich in sechs Hauptteile (I. Hinführung zum
Thema; II. Jahwes weltweites Schöpfungshandeln und sein besonderes
Handeln an Israel. Drei exegetisch-hermeneutische Positionen
; III. Deuterojesaja; IV. Psalmen; V. Beobachtungen zur
Funktion von Gen 1,1-2,4a im Kontext der Priesterschrift; VI.
Hermeneutische Schlußbesinnung), die bis auf den sechsten in
sich noch weiter differenziert sind. Gelegentlich werden Exkurse
eingefügt. Der Vf. arbeitet mit einem ausführlichen Anmerkungsapparat
, in welchem nicht nur Stellen- und Literaturnachweise
geführt werden, sondern auch weitere Erörterungen und
Erläuterungen zum jeweils behandelten Sachgegenstand erfolgen
. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis sowie ein Bibelstellenregister
(in Auswahl) schließen sich an.

Ein besonderer Akzent der Arbeit liegt auf den stärker differenzierten
Teilen III. und IV., in denen E. seine exegetischen Einsichten
in verschiedene Texte Deuterojesajas und der Psalmen
darlegt. Hier versucht der Vf. das Verhältnis zwischen Jahwes
weltweitem Schöpfungshandeln und seinem besonderen Handeln
an Israel zu bestimmen. Ihn interessiert die Funktion, die

Schöpfungstheologie in den untersuchten Zeugnissen hat, die
von der Natur- und Geschichtsmächtigkeit Jahwes zugleich sprechen
. E. blickt über die durch Dtjes und nachexilische Pss begrenzte
Epoche hinaus auf vorexilische Belege, ohne an dieser
Stelle Vollständigkeit anzustreben. Freilich hinterläßt die Auswahl
der Stellen dabei den Eindruck des Zufälligen. Bei seinen
Untersuchungen geht er von einem zuvor definierten eigenständigen
Verständnis von „Schöpfung" aus, auf das man sich bei der
Lektüre seiner Ausführungen einlassen muß. Das Gegenüber von
Schöpfung und Geschichte in theologischer Hinsicht kann er
auch als Gottes universales und partikulares Handeln beschreiben
. Obwohl der Arbeit nicht daran liegt, eine Geschichte des
Verständnisses von Schöpfungs- und Geschichtstheologie im
Alten Testament zu bieten, kann sie nicht umhin, auf Differenzierungen
aufmerksam zu machen, die in den verschiedenen Texten
zu erkennen sind. So werden z. B. bei Dtjes zwei Wirkungsperioden
des Propheten angenommen, deren erste vor der
Wahrnehmung des Kyros durch Dtjes liegen soll, die andere danach
. Der Vf. geht der Frage nach, ob Schöpfungstheologie begründende
oder rahmende Funktion für Jahwes Geschichtshandeln
hat und bezieht auch das Thema „ Erweis der Gottheit Jahwes
" in seine Überlegungen mit ein. Neben exegetischen
Untersuchungen stehen solche typischer Termini der Schöpfungstheologie
, deren Gebrauch sowohl im Zeugnis von Jahwes
allgemeinem universalen Schöpfungshandeln als auch von seinem
partikularen Handeln an Israel zu beobachten ist. Es soll
gezeigt werden, daß beides ein einheitliches Tun Jahwes ist.
Dabei stellt sich für den Leser die Frage, ob die Einheit in Jahwe
selber gegeben ist oder ob sie - zumindest im Blick auf Dtjes - in
einer bemerkenswerten Konvergenz von Schöpfungs- und Geschichtstheologie
gelegen ist. Sicherlich soll die Verkündigung
von Jahwes Naturmächtigkeit um Zutrauen zu seiner im Exil angezweifelten
Geschichtsmächtigkeit werben, aber müßte nicht
für das Verständnis von Schöpfung und Geschichte bedacht werden
, daß bei Dtjes ein Geschichtsakt als Schöpfungsakt und umgekehrt
ein Schöpfungsakt als Geschichtsakt gesehen wird?

Die eingefügten Exkurse verfolgen die Absicht, bestimmte Nebenthemen
zu behandeln, doch vermögen sie wegen ihrer Kürze
das Thema oft nur zu annoncieren. Andererseits weisen die Darlegungen
in den Hauptkapiteln so viele Wiederholungen, Rück-
bezüge und Annoncen von später zu Behandelndem auf, daß eine
Kürzung und Straffung gut möglich wäre. Der allerdings allzu
kurz ausgefallene VI. Hauptteil ist wenig aussagekräftig. Die vorher
eingeführten Zwischenergebnisse können ein Schlußkapitel
nicht ersetzen.

Leipzig Siegfried Wagner

Link, Franz [Hg.]: Paradeigmata. Literarische Typologie des
Alten Testaments. 1: Von den Anfängen bis zum ^.Jahrhundert
. 510 S. Kart. DM 198,-. 2: 20. Jahrhundert. VIII, S. 51
953. Kart. DM 160,-. Berlin: DunckerÄ Humblot 1989.gr.8
= Schriften zur Literaturwissenschaft, 5/1+2.

Diese zwei Teilbände stellen insgesamt einen wichtigen Beitrag
zur Wirkungsgeschichte des Alten Testaments unter dem Aspel*'
einer literarischen Typologie dar. Wie der Hg. Franz Link
einem Einleitungskapitel („ Möglichkeiten einer literarischen Typologie
des Alten Testaments", 11-31) betont, gehen die hier
„ vorgelegten Untersuchungen... davon aus, daß Werke der schö"
nen Literatur oder deren Motive in ähnlicher Weise als Antitype"
zu den entsprechenden Typen des Alten Testaments betrachte'
werden können wie die Antitypen des Neuen Testaments in def
biblischen Exegese" (11). Unter dieser Voraussetzung wird e'n
hermeneutisches Konzept, das innerhalb der biblischen Exegese