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Ausgabe:

1991

Spalte:

141-143

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Gestrich, Christof

Titel/Untertitel:

Die Wiederkehr des Glanzes in der Welt 1991

Rezensent:

Plathow, Michael

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 2

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Senug, für diese prinzipiell relativistische Sicht religiöser Weltbilder
zu plädieren (283-287). Diese Konsequenz fügt sich nur zu gut in den
s°g- postmodernen Zeitgeist ein. Wer jedoch weiterhin der „altmodischen
" Auffassung ist, auch religiöse Sprachgebräuche unterstünden
der kritischen Geltungsprüfung (Aufklärung als „Scheidung
der Geister"), wird zu diesem Zweck das sprachanalytische Verfahren
durch ein tauglicheres philosophisches Denken zu ersetzen haben.

Wien Falk Wagner

Berger, H. H.: Metafysische Eenheid als Intersubjectiviteit (TFil 51, 1989,
207-221).

Bourgeois, Bernard: La speculation hegelienne (RThPh 121, 1989,
273-289).

Brezinka, Wolfgang: Nietzsches Lehre von den notwendigen Illusionen
(NZST-h 31,1989,288-307).

De Dijn, H. : Religie en waarheid (TFil 51. 1989,407-426).

Dienst, Karl: Die Religionsphilosophie Rudolf Ottos in ihrer Bedeutung für
feter Brunners Gottesdienstverständnis. Zur lutherischen Lehre vom Gottesdienst
(Luther 60,1989, 78-86).

Gilbert, Paul: Le phenomene, la mediation et la metaphysique. Le dernier
ehapitre de l'action (1893)de Maurice Blandel (11)(Gr. 70,1989,291-319).

Geyer, C.-F.: Weisheit - Überforderung oder Vollendung der Philosophie?
,TF'I 51,1989,427-443).

Groot, Nicolaas: Scrrieiermacher en Feuerbach. Een confrontatie van Das
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J«Rer, Alfred: Das Erscheinen Gottes in der Spätphilosophie Martin Heideggers
(ThGl 79.1989,42-55).

Labbe, Yves: Cogito et cogitatum dans l'unique preuve de Dieu. Saint
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NIaesschalck. Marc: Philosophie et revelation chez Sendling (RTL 20, 1989,
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Matthews, Gareth: A note on Ockham's theory ofthe modes ofcommon personal
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May. Re, nhard: Ex Oriente Lux. Heideggers Werk unter ostasiatischem Ein-
^"ß- Im Anhang: Tomio Tezuka, eine Stunde bei Heidegger. Japanisch/
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Phillips, D. Z.: Searle on Language Games and religion (TFil 51. 1989,
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Stein, Edith: Keine Frau ist ja nur Frau. Texte zur Frauenfrage. Hg. u. eingel.
v°n H.-B. Gerl. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1989. 144 S. 8" = Frauenforum,
geb. DM 19.80.

Strolz, Walter: Martin Heideggers Denkweg und der christliche Glaube
(NZSTh3l. 1989.165-194).

Tenorth, Heinz-Elmar: Kulturphilosophie als Weltanschauungswissenschaft
~Zur Theoretisierungdes Denkens über Erziehung-. (In: Bruch. Rüdiger vom.
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Texier, Roger: Le Dieu cache de Pascal et du Second Isaie (NRTh 111, 1989,
3-23).

Theron, Stephen: Duty and the divine (NZSTh 31,1989,328-336).

^errycken: Apokatastasis en herhaling: Nietzsches eeuwigheidsbegrip (TFil
5'.1989,649-668).

^ itre, M-M : Ä la recherche d'une hermeneutique du symbole (NRTh 111,
1989.500-521).

Wagner, Falk: Religionsphilosophie und Theorie des Absoluten (NZSTh 31,
1989.41-61).

' itschen, Dieter: Aristoteles^ Applikation der Mesotes-Lehre auf die Gerechtigkeit
(ThGl 79.1989.56-68).

Systematische Theologie: Dogmatik

bestrich, Christof: Die Wiederkehr des Glanzes in der Welt. Die

christliche Lehre von der Sünde und ihrer Vergebung in gegenwärtiger
Verantwortung. Tübingen: Mohr 1989. X, 394 S. 8". Kart.
DM 64,-.

Angeregt durch den Titel und das Sachthema, greift der Leser mit
Neugier nach Chr. Gestrichs Buch und liest es mit Freude und Gewinn
; es geht - in polemischer und apologetischer Auseinandersetzung
- um das für den christlichen Glauben und für die christliche
Kirche zentrale Thema von Sünde und Sündenvergebung. „Ein Bedürfnis
nach reformatorischer Erneuerung der Kirche besteht . .
immer im Blick auf den aktuellen Umgang mit der Gnade und auf das
ihm entsprechende Sündenverständnis." (305) Sündenvergebung ist
der „Nerv des christlichen Lebens" (309) von der zentralen christlichen
Kategorie der Stellvertretung her (327ff); diese signalisiert das
„Eingangstor" der Gnade Gottes (346) und damit der „Wiederkehr
des Glanzes" in einer von der Sünde entstellten und geminderten
Realität.

Wohl knüpt der Vf. bei der Wahl des Titels, der zugleich eine These
darstellt, bei G. Trakls Gedicht „Rondel" an (1), entscheidend wichtig
aber ist ihm das alttestamentliche kabod- und das neutestamentliche
doxa-Verständnis (18 ff, 21 ff). Er will es für die Theoriegestalt von
„Sünde" und „Sündenvergebung" und für eine Sprachhilfe in theologischer
und pastoraler Verantwortung fruchtbar machen (13ff, 43,
198 u. a.). Als „ontologische" Grundbedingung christlichen Glaubens
gilt dem Vf. „natura non tollit seipsam, quia sustineturgratia" (in Abgrenzung
des Thomasischen „gratia non tollit naturam, sed perficit")
(375 Anm. 58). Ihr korrespondiert das noetische Aufnehmen von
„Türen", „Zugängen", „Eingangstoren", „Eingangsstellen". „Erschließungen
", „Zugangsweisen" zu dem, was mit Sünde und Sündenvergebunggemeint
ist.

So greift der Vf. - wie es sich im Titel schon andeutet - für die
Versprachlichung besonders Begriffe und Bilder der Licht-Meta-
phorik auf. So bezieht der Vf. auch hinführende Meditationen
(Kap. I), Kirchenlieder, Geschichten und Parabeln (190ff, 280fT,
341 ff) sowie Schemata (64, 68, 110) in seine Entfaltungen ein. Vor
allem aber begibt sich der Vf. ins Gespräch mit humanwissenschaftlichen
und philosophischen Entwürfen („Die Evolutionsgeschichte
und die Heilsgeschichte sind letztlich koextensiv", S. 73) und setzt
sich mit ihnen als Theologe auseinander. Er tut dies im Austausch mit
anderen Theologen wie W. Pannenberg, P. Tillich, G. Ebeling, E.
Jüngel, K. Rahner u. a., aber auch J. Müller und R. Rothe (186ff) in
kritischer Abgrenzung von D. Solle (61, 95, 193 ff) und E. Drewer-
mann(151ff).

Besonderes Gewicht legt der Vf. auf das Gespräch über die Bedeutung
von „Sünde" und „Sündenvergebung" für die Identitätsbildung
(55, 56ff) und die Entfremdungsphänomene des Menschseins. Keine
Gleichsetzung (94) liegt vor, vielmehr Entsprechung, die einen Widerspruch
des unterscheidend theologischen Urteils einschließt: „Sünde
ist in erster Linie Fehlausrichtung auf Gott"; Sünde aus einem
moralisierenden und individualistischen Verständnis heraushebend
fährt der Vf. fort: „Sodann wirkt sie sich selbstverständlich aus in
destruktiven Verhältnissen zwischen Mensch und Natur, in der in U n-
ordnung geratenen Natur selbst, zwischen Mensch und Mensch
und schließlich auch psychologisch in den einzelnen menschlichen
Personen" (80). Sünde bewirkt Tod und ist in ihrer Tendenz „Anti-
schöpfung" (234) als Hybris, Konkupiszenz, Angst, verdichtet im
„Unglauben" der „Selbstrechtfertigung" (2040.

In Thesen, die die theologische Urteilskraft auf Entscheidungskriterien
zuspitzen, werden die Aussagen zu Sünde und Schuld, Sünde und
Leiden, Böses und Übel, Sünde und Tod, Sünde und Eschatologie
u.a. zusammengefaßt (97ff, 231 ff u.a.). Zugleich werden Entsprechungen
und Unterschiede im philosophisch-theologischen Diskurs
(1141T) über Rousseau (gegen Hobbes und Montesquieu), Kant,
Fichte, Hölderlin, Schiller und Kierkegaard für die Fragen von Sünde
und Bösem, Menschwerdung und Menschheitsentwicklung in ihrer
heutigen Bedeutung als „Zugänge" für „Sünde und Sündenvergebung
" aufgezeigt. Für die eigenen theologischen Urteilskriterien
greift der Vf. auf die biblischen Zeugnisse (102ff, 257ff) und auf M.
Luther zurück (215 ff). Von hier aus werden die besonders lesenswerten
Abschnitte über „Sünde wider den heiligen Geist" (248 ff),
„Erbsünde" (257ff)und „Kollektivschuld" (2840entfaltet.

Im Gesumlaufbau folgen auf Kap. I „Sieben hinführende Medita-