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Ausgabe:

1991

Kategorie:

Religionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 2

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sertation zurückreichenden und auch auf der Gegenseite sich als
fruchtbar erweisenden, Zusammenarbeit mit H. W. Attridge als dem
für TractTrip Zuständigen im U. S. amerikanischen Parallelunternehmen
der Coptic Gnostic Library (vgl. OLZ 84 [1989] 532-538)
profitiert hat. Die Textfassung (für die nach S. VII T. selbst verantwortlich
ist ) und bestimmte Notizen (besonders im kritischen
Apparat) scheinen Autopsie vorauszusetzen; doch wird das nirgends
explizit gesagt (aber auch nicht verneint). In diesem Zusammenhang
kann man dann aber auch fragen, warum Emmels Textauffassungen
nicht konsequent akzeptiert worden sind. Der kritische Apparat soll,
wenn ich recht sehe, nur eine Auswahl aus dem, was'hier zu notieren
möglich gewesen wäre, bieten.

Der wissenschaftliche Wert der Übersetzung als des primären Ausdrucks
eines weiterführenden Textverständnisses, von dem implizit ja
schon die Rede war, ist über jeden Zweifel erhaben. Allerdings wird
sie, wie mir etwa von p. 70 an aufgefallen ist, gelegentlich relativ frei,
ja paraphrasenhaft. Ein wenig enttäuschend finde ich es, daß T. nicht
wenigstens aus dem, wie er sich die Sache mit dem Je d'introduction"
zurechtlegt (10; vgl. auch im Index 526b [„utilise comme particule
pour introduire un paragraphe"]), mehr für Übersetzung und Textgliederung
gemacht hat. Ich habe mich leider geirrt, als ich meinte, der
wahre Charakter dieses je (als den Exzerptcharakter des Textes verratend
) sei so sonnenklar, daß man es nur einmal auszusprechen
brauche (ZÄS 105 [1978] 135).

Der Kommentar ist auf natürliche und angenehme Weise ungleichmäßig
. Es ist eben verschieden - und also auch verschieden viel -, was
ein Exegct zu den einzelnen Passagen eines Textes zu sagen hat, wenn
er nicht erklären will, was sowieso jeder - oder auch er selbst noch
nicht - versteht, und wenn das, was er sagen will, neu sein soll. Im
übrigen möchte ich hier bezeugen, daß der Kommentar genau das
hält, was T. von ihm (in dem Vorwort seiner Dissertation [VII]) verspricht
; "The purpose of the commentary is. first, to discuss the
reading of the text, secondly, to identify Valentinian themes and
technical terms, thirdly. to situate each passage within the context of
the System as a whole, and in relation to other Valentinian Systems,
and fourthly, to indicate the broader religious and philosophical
background for the ideas occurring in the text." Allerdings ist von
diesen vier Punkten, was zum ersten gehört, jetzt in den kritischen
Apparat zum koptischen Text gewandert. Von den drei übrigen
Schwerpunkten habe ich am meisten ,,Augenöffhung" im Rahmen
des vierten erfahren. Wichtige allgemeine Gesichtspunkte des Kommentars
, die dem Gesamtverständnis des Textes zugute kommen,
sind, daß schon die Protologie als Soteriologie gemeint ist und verstanden
werden muß. und die Verankerung des Textes im Kult.

Was den Index anbelangt, so war ich etwas irritiert, als ich im Vorwort
las: „Pierre Letourneau a prepare les index qu'Anne Pasquier a
verifies et misau point" (VII)-also gar keine Beteiligung von T. Es ist
aber erstaunlich gut gegangen. Was oben über die herausragende
Akribie des Werkes gesagt wurde, betrifft (nach meinem Gesamteindruck
und etlichen Stichproben) auch das Register, nur daß manche
Übersetzungsäquivalente der aufgelisteten Wörter und Wendungen
nicht aus dem koptischen Lexikon stammen, sondern aus der konkreten
- und manchmal eben auch recht freien - Übersetzung T.s abgeleitet
sind. In diesem Register, das ja so etwas wie das Skelett der
merkwürdigen Sprache des TractTrip bietet und also von den Liebhabern
solcher Dinge, zu denen ich mich auch selbst rechne, mit Lust
zu „lesen" ist, - aber auch in dem ganzen übrigen Buch - kommt
überzeugend zum Ausdruck, welche Stärken und Chancen eigentlich
in der besonderen Anlage der Bände des Unternehmens der BCNH,
wo jede Schrift fürsich geboten wird, stecken.

Berlin Hans-Martin Schenke

Balz. Heinrich: Mensch und Wetter in den Religionen (Der Überblick 25.
1989, 19-21).

Basso. Ellen B.: Kalapalo Biography: Ideology and Idcntity in a South
American Oral History(HR 29, 1989,1-22).

Bernhardt. Rcinhold: Ein neuer Lessing? - Paul Knitters Theologie der Religionen
(EvTh 49,1989,516-528).

Breivik. N. O.: Religionsfenomenologi igär og idag. Orientering i et problem-
fyltfagomräde(TTK60, 1989,125-139).

Davis, Winston: Buddhism and the Modcrnization of Japan (HR 28, 1989.
304-339).

Derrett, J. Duncan M.: Der Wasscrwandel in christlicher und buddhistischer
Perspektive (ZRGG 41, 1989,193-214).

Forst, Dietmar: Auf dem Weg zum Gespräch. Zu Hans Küngs Ansatz und
Paul F. Knitters Entwurf für einen Dialog der Religionen (MdKl 40. 1989.
50-53).

Kcidel. Anne Gordon: Einige Überlegungen über die Begegnung von Christentum
und Zen: Notwendigkeit ständiger Unterscheidung der Geistec (EuA
65, 1989, 122-140).

-: Wozu und wie beten? Die Antwort der Weltreligionen. Freiburg-Basel-
Wicn: Herder 1989. 157 S. kl. 8' = Herder Taschenbuch, 1644. Kart. DM
12,90.

Miller, D. A.: Functional Operations and Opposilions in the Thought-World
of the Sagas (HR 29.1989. 115-158).

Möllmann. Jürgen: Dient die ..pluralistische Theologie" dem Dialog der
Weltreligionen? (EvTh 49,1989,528-536).

Peters, Ted: The Gospel and the New Age (Dialog 28, 1989, 18-29).

Schmidt-Rost. Reinhard: Heil in Christus - Heil auf neuen Wegen .' Bemerkungen
zur praktischen Bedeutung einiger Heilsvorstellungen des New-Age
(WzM 41,1989.402-407).

Schumann. Olaf: Zum theologischen Umgang mit anderen Religionen
(ZfM 15, 1989.83-91).

Tsafrir. Yoram: Further Evidcnce of the Cult of Zeus Akraios at Belli Shean
(Scythopolis)dEJ 39,1989,76-78).

WaRner, Herwig: New Age. Faszination und Versuchung (Theologische Beiträge
20,1989,62-78).

Werner. Martin: Mystik in Christentum und in außerchristlichen Religionen.
Ein Überblick. Hg. von J. Zürcher. Tübingen: Katzmann 1989. 104 S. 8 Kart.
DM 19,80.

Altes Testament

Biddle, Mark E.: A Redaction History of Jeremiah 2:1-4:2.

Zürich: Theologischer Verlag 1990. XII. 244 S. 8'= Abhandlungen
zur Theologie des Alten und Neuen Testaments. 77. Kart. sFr.
38,-.

Dieses wegen des ungleichmäßigen Ausdrucks,' des massiven, gelegentlich
den Haupttext überwuchernden Anmerkungsapparats und
seiner schwierigen Diktion nicht leicht lesbare Buch gibt eine Zürcher
Theologische Dissertation von 1989 wieder. Mit Recht fordert der
Vf., die redaktionskritische Analyse von den Prosa-Überlieferungen,
bei denen sie in der Regel angewandt wird, auf die poetischen Texte
des Jer-Buches zu übertragen. Als Untersuchungsgegenstand hat er
Jer 2,1-4,2 ausgewählt, einen Komplex, der nicht nur in Inhalt und
Stil an Hosea erinnert, sondern auch an die integrative Kompositionstechnik
der Sprüche des Hos-Buches gemahnt. Überwiegend werden
die Sprüche dieses Komplexes als Worte an die Bewohner des ehemaligen
Nordreiches („Israel") verstanden, die aus der Frühzeit Jeremias
stammen und evtl. mit der Expansion Josias nach Norden zusammenhängen
. Mit dieser Annahme bricht das vorliegende Werk radikal. Es
entwickelt die These, daß der Komplex durch mehrere, sukzessive
Redaktionsgänge entstanden ist, die mit der Verkündigung Jeremias
kaum etwas zu tun haben.

Den Kern des Komplexes bildet nach B. eine redaktionelle Einheit
in Kap. 2. Mit S. Herrmann beobachtet er hiereine poetische (irund-
schicht mit einer prosaischen Überarbeitung,1 grenzt sie aber anders
ab (Grundschicht: 20aa.21f.23b.24.25a.33b.34. redaktionelle Bearbeitung
: 20a/fb.23a.25b.33a.35-37). Über die Herkunft des
zugrunde liegenden poetischen Materials, das Anklagen gegen Jerusalem
enthält, werden keine weiteren Untersuchungen angestellt. Wichtiger
ist dem Vf., daß er hier auf eine Redaktionsschicht stößt, die insgesamt
die Verse 2,14-27.33-37 umläßt und neben den poetischen
Fragmenten auch das Zitat einer exilischen Klage(V. 14f) enthält. Die