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Ausgabe:

1991

Spalte:

913-916

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Martin, Brice L.

Titel/Untertitel:

Christ and the law in Paul 1991

Rezensent:

Niebuhr, Karl-Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 12

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teils, dürfe als Leitmotiv der paränetischen Abschnitte verstau- and Romans. Leiden-New York-Kopenhagen-Köln: Brill

den, .1 Lcumouv uer pdidiicusnicii = Supp ements to Novum Testamen-

Qen werden und erscheine so geradezu als die übergreifende Ka- ' 61 Lw hfl 100 -

te8°rie. unter die die verschiedenen theologischen Orientierun- tum' * " _ , _D
f" des Hebr subsumiert werden könnten. Dabei steht nach Herausgefordert,durch d'e provozieren den E n würfe von EP
Meinung der Vfn. das Bundes-Motiv im Dienst des Bemühens, Sanders (vgl. ThLZ 09^ .984 666-66 :jl 11. ^2l-A25)
die alte Ordnung mit der neuen in Verbindung zu bringen , und H. Räisanen (vgl. ThLZ 110, 1985 894-896) steht da Geseich
aber im Prozeß der Argumentation die unüberbietbare setzesverständn.s des Paulus gegenwartig im Mittelpunkt des
Überlegenheit der durch Christus gegründeten Ordnung des Interesses der Paulus-Forschung. Da nimmt man die beiden Mo-
"euen Bundes herauszustellen. In diesem Sinne spreche Hebr nographien zum Thema die als aufeinanderfolgende Bande
dann auch von himmlischen Kult, der aus Christi ein für allemal einer renommierten Reihe und ,n entsprechend solider Aufma-
^"zogenen Opfer hervorgeht, und verdeutliche diesen Neuen chung erschienen sind mit besonderer Erwartung zur Hand,
Kult als Üben aus dem Bekenntnis, im Vollzug des Gotteslobs zumal sie schon durch ihre Titel Vermutungen über ihren
u"d im Streben nach den Werken der Liebe. Das 6. Kap.-"Con- Standort in der Debatte wecken.

Asiens" (l 19-124) - stellt noch einmal die wichtigsten Ergeb- Ein erster Blick laßt Parallelen und Lbereinst.mmungen in Ge-
ni*e zusammen. Die Vfn. führt dabei den spezifischen Gebrauch genstand, Methode und bestimmten Ergebnissen erkennen, ob-
des D,atheke-Begriffs im Hebr besonders auf zwei für die Adres- wohl beide Arbeiten unabhängig voneinander entstanden sind
*ten bedrängende Probleme zurück: einerseits auf deren Unsi- (Thielmans als Dissertation bei D. Moody Snyth an der Duke
cherheit >m Bekenntnis, die durch äußere Bedrängnisse (10,32- University, Martins auf der Grundlage seiner Dissertation von
34) ebenso wie durch massive innere irntierungen hervorgerufen 1977 an der McMaster University über Matthew and Paul on
^rden ist, andererseits auf die Tendenz zur Erneuerung des levi- Christ and the Law. Für beide wurzeln die paul.nischen Geset-
li*hen Kultes, die besonders durch konservative Judenchristen zesaussagen bei a 1er situat.onsbedingter Verschiedenheit m
jn der Gemeinde vertreten wird. In Reaktion auf das erste Pro- einer konzeptionell einheitlichen theologischen Position, nach
blem verweise der auctor ad Hebraeos auf den Leidensweg Jesu, welcher Tod und Auferweckung Christi als eschatologisches Er-
d«r als wahrer sazerdotaler Sühnedienst den Neuen Bund be- eign.s die paul.n.sche Bewertung der Tora bestimmen. Nach befindet
habe, und mahnt die Adressaten sich als Glieder des den ist für Paulus durch das C hr.stusgeschehen die Tora mch
Neuen Bundesvolkes bewußt zu sein, daß sie schon am himmli- aufgehoben, wohl aber ihre Fluch bringende und unter die Macht
*hen Kult teilhaben und zum wahren Zion hinzugetreten sind, der Sünde versklavende Funktion beendet wahrend ihr eth-
Reaktion auf das zweite Problem beschreibt er - ebenfalls an scher Teil für Christen weiter in Kraft bleibt und erst aufgrund
«L Vorgaben anknüpfend und diese zugleich überbietend - Jesu ihrer Ausrüstung mit dem Geist erfüllbar .st. Dennoch untcr-
T°d mit kultischen Begriffen als das einmal für allemal wirksam scheiden s.ch beide in ihren Grundthesen, deren Ausarbeitung
vollzogene Opfer, das nun bleibend Entsühnung gewährt. Die und wohl auch in der Uberzeugungskraft

Vfn. schließt mit dem Hinweis: "The struggle with Jewish tradi- Thielman setzt s.ch zum Ziel, die Gesetzesaussagen des Paulus
«on is omnipresent in the NT but nowhere do we find a clear rup- aus der Perspektive b.bl.sch-jud.scher eschatolog.scher Erwarte
with Judaism. Paradoxically enough, it is the writer of Heb. tungen verständlich zu machen Nach einer Skizze der For-
*ho-wh,lepassionatelyarguingalong Jewish lines-moves für- schungsgeschichte (1-27) versucht er in einem bisweilen etwas
thest in the direction of the breach with Judaism that was later to summarischen Durchgang durch das Alte Testament und die
take place " (124) frühjüdische Literatur, einen Vorstellungszusammenhang („ pat-
Die vorliegende Studie beeindruckt durch ihre knappe und un- tern"> nachzuweisen, nach welchem Israel gegenwärtig von
Pretentiöse Art der Argumentation; sie informiert gut über den Sünde beherrscht und daher unfähig .st, das Gesetz zu halten.
Stand der Forschung zum Bundes-Motiv im Hebr und führt den von der Zukunft aber Gottes eschatologisches E.ngre.fen erwar-
Leser an Hand des Diatheke-Begriffes auch grundsätzlich in die tet, das ihm Fre.he.t von Sünde gewahrt und Gesetzesgehorsam
theologische Problematik des Hebr ein. Der Versuch, gerade von ermöglicht (28-45). In den zwei folgenden Kpp., die den eigen-
der Bundesvorstellung her zu verdeutlichen, daß beim Hebr eher ständigen Kern der Untersuchung bilden, deutet Thielman die
das Denken in Spannungsfeldern als in Alternativen der Ausle- Gesetzesaussagen des Galater- und Römerbriefs auf der Basis der
gung weiterhelfen kann, stellt einmal mehr die ungemein kom- herausgearbeiteten frühjüdischen Vorstellungen (46-86. 87-
Plexe. verschiedenste theologische Vorgaben bündelnde systema- 116): Gal5,14 belege, daß Paulus dem Toragehorsam der Chri-
tische Anlage dieses Schreibens vor Augen. Die Studie stellt sten einen positiven Platz in seinen eschatologischen Anschau-
dabeiuE zu Recht die Frage, ob im Zusammenhang der Bun- ungen einräumt. Die zentrale Argumentation in Gal2,15f;
destheologie des Hebr die deutlich zutage tretende Diskontinui- 3,10-14; 3,19-5,1 setze zwar die von ihm im Christusgeschehen
tat zwischen alter und neuer Ordnung nicht doch immer auch erfahrene Aonenwende voraus, sprenge aber gerade dann nicht
vom Gedanken der Kontinuität umschlossen bleibt. Wenig über- die Grenzen jüdischer eschatologischer Konzeptionen. Mit dem
zeugend scheinen dem Rez. dagegen die Rückschlüsse auf die Si- Kommen Christi als dem Anbruch des Eschaton sei lediglich die
tuation der Gemeinde, die freilich für den in der Studie vorgetra- Funktion der Tora, die Menschheit unter die Sünde einzuschlie-
genen Lösungsversuch zentrale Bedeutung haben. Ohne Zweifel ßen, aufgehoben, nicht aber diese selbst. Auch im Römerbrief
aber hat die Vfn. den Finger kundig auf eine sensible Stelle der lasse Paulus in seinem Denken Raum für den Toragehorsam in
Hebräerbriefforschung gelegt, in der es nicht nur um den Diathe- eschatologischer Zeit (vgl. 8,4; 13.8-10). Die negativen Geset-
ke-Begriff, sondern um das theologische Schwergewicht des zesaussagen (näher untersucht werden 1,18-3,20; 4,1-25; 5,20;
Schreibens insgesamt geht. 7,1-25; 9,30-10.8) beschreiben das Gesetz aus der Perspektive

des Nichtglaubenden. Der Glaubende sei durch den Tod Christi

Erfurt Claus-Peter März dem Fluch des Ungehorsams gegenüber dem Gesetz entkommen

und durch den Geist zum Gesetzesgehorsam befähigt. Beendet

. . , Dii j„„ Nw,vr.rt sei also auch hier nicht die Rolle der Tora als solcher, sondern le-

Mart n, BnceL.: Christ and the Law in Paul. Leiden-New York- ....... .. „.. . . . „.. „ , .

Kopenhagen-Köln: Brill 1989. XI. 186 S. gr. 8 = Supplements dlSllch lhre die Sunde befordernde und den Sunder verfluchende

to Novum Testamentum, 62. Lw. hfl 115,-. Fu"ktl°n-

Thielman. Frank: From Plight to Solution. A Jewish Framework Das Schlußkapitel (117-122) enthält neben einer Zusammen-

for Understanding Paufs View of the Law in Galatians fassung der Argumentation Folgerungen: Christus und die Tora