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Ausgabe:

1991

Spalte:

873-874

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Zwischen Autonomie und Anlehnung 1991

Rezensent:

Glüer, Winfried

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Seite 1

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873 Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 11 874

^eg durch die christliche Geschichte fortgesetzt in insgesamt 12 seitens der röm.-kath. Kirche noch eine angemessene Berück-

We'teren Kapiteln, die immer ausführlicher werden: sichtigung der chinesischen Haltung aus. damit ein neuer „ Riten-

"Sources of the sacrament in the New Testament- (59-82); "Marriage streit" vermieden werden kann. - Georg Evers stellt die Proble-

and the sacrament until Nicaea" (83-136); "The sacrament in the post- matik in einen weiteren süd- und ostasiatischen Zusammenhang.

nicaean church" (137-189); "Ambrosc, Augustine and the sacrament in w0 durchweg der Staat der Religion vorgeordnet ist. Westliche

^arriage-(i9o_23i);-Thesacramentinanageoftransition"(232-273); Maßstäbe der Religionsfreiheit lassen sich nicht ohne weiteres

|>e sacrament in the early scholastics" (274-324); "Marriage and the auf Asjen beziehen. Evers verweist auf die Notwendigkeit der In-

Jor mediaval theologians. 1230-1330" (325-378); "Reformation chal- ku|turation die sich auch auf das Verständnis von Religionsfrei-

"ge and catholic reaction" (379-449); "The secularization of marriage . .._

andlhecatholicreaction"(450-5l5);"Catholictcachingintheninctcenth neit auswirken muilie.

twen.ieth centuries" (516-577); "Theologians and the sacrament in Einige kirchengesch.chthche Beitrage sind den Problemskiz-

the nineteenth and twentieth centuries" (578-625); "Current catholic zen beigegeben, die vergleichbare Spannungssituationen in der

•heology of the sacrament and critical reflections" (626-679). Jedes Kapi- alten Kirche (Peter Stockmeier), in der französischen Revolution

*el schließt mit Anmerkungen und einer eigenen knappen Bibliographie. (Karl Josef Rivinius) und in den Auseinandersetzungen mit dem

"en Beschluß des Ganzen bilden ein Index von Eigennamen vor allem der sozialistischen Staat über die Friedenspriesterbewegung in Un-

^'elen zitierten Autoren und deren verschiedener Werke, ein weiterer, in garn (Gabriel Adriäni) analysieren. Lösungen der chinesischen

em noch einmal die einzelnen besprochenen Titel alphabetisch aufge- Problematik müssen freilich vorrangig die in China in Frage ste-

BihT, U"u d'C Ste"en ihrCr BesPrcchun8 nachgewiesen werden, sowie ein henden Verha„nisse berücksichtigen. Ob dazu die von Paul Zepp

F« i-,„ ■ .. . ,. .__, .__,___ vorgetragenen Überlegungen zum CIC hilfreich sein werden.

« kann hier nicht angehen, die einzelnen Ergebnisse der z.T. ° . * 60

Subtilen Analysen der verschiedenen Quellenstücke zu referie- m"ß, sich erweisen.

ren f. „,-.j • • w i • imn j . , n „ Weiterfuhrend erscheinen eher die theologischen Erwägungen

=»■ ts wird eine eminente Matenalfulle dargeboten. Die großen ° 6. 6

Theninoon/<»,vs.<.^.--. t.__ i/ _ a a- c__ von Hans Waldenfels. der im Anschluß an Vat. II die Beziehun-

"eoiogen der Vaterzeit kommen zu Wort, dann die Summen der • .. . , , , , , .

Schniactiu ,.„.„•„ a•„ c . u -a a v i t „„ gen von Lokalkirchen und Universa 1 kirche untersucht und dabei

^noiastik sowie die Entscheidungen des Konzils von Tnent, na- 6 r . .. , ........ , ,

türlifh i,„ ■__. „__.. .. , . v „ M„ am Beispie Chinas aufweist, wie die kath. Kirche in ihrer katho-

unich das kanonische Recht, die entsprechenden Äußerungen ..... ..... ,

der Päpste bis hin zum apostolischen Schreiben ,.Familiaris con- ««sehen und chinesischen Identität in einem starken Spannungs-

sonio" Johannes" Pauls II. (1981) und zu den Verlautbarungen fe'd s'eht- Im Blick auf die doppelte Loyalitat, die von der Kirche

der Bischofssynode (1980) und der Internationalen Theologen- gefordert w,rd< befürwortet Waldenfels Schritte zur Wiederauf-

*ommission (1977). auch Entwürfe und Beiträge, die sonst nicht nahme von normalen Beziehungen zwischen der Kirche in China

s° sehr ins Gewicht fallen, und besonders für die neuere und neu- und der Weltkirche. Dabei sollte die Weltkirche der Lokalkirche

este Zeit eine Reihe von Theologen, die für die gegenwärtige Ent- Freiräume zugestehen. Als hilfreich weist er auf eine Ausweitung

fcltung der Lehre Maßgebliches beigesteuert haben. Edward der Beziehung anderer asiatischen Lokalk.rchen zur chin. kath.

Schillebeeckx und Karl Rahner. Kirche hin.

Was könnte das Buch bewirken? Daß es zusammen mit den Die Hoffnungen auf eine Annäherung zwischen beiden sind

beiden vorhergehenden Bänden dazu beiträgt, die doch recht durch die Niederschlagung der Demokrat.ebewegung und die

starren Positionen im innerkatholischen wie im interkonfessio- darauffolgende Reideologisierung in China vorerst gestört. Bi-

nellen Bereich, die sich gerade hier pastoral so verheerend aus- schöfe sind ,n China verhaf,et *°rden- Auch andere restriktive

Wirken, aufzulockern, wäre dringend zu wünschen. Für eine wie- Maßnahmen der chinesischen Behörden tragen wemg zu einer

derum nur historische Aufarbeitung wäre wohl der Aufwand .Normalisierung" bei. Es ist zu hoffen, daß die Bestrebungen,

doch etwas zu hoch die ln d'esem Kolloquium zur Sprache kamen, zu einer günstigeren
Stunde eine erneute Annäherung zwischen der chin. kath.

Schöneiche bei Berlin Hubert Kirchner Kirche und Rom ermöglichen und zur Versöhnung innerhalb der

chin. kath. Kirche führen werden, die je länger, desto mehr unter
den Spannungen leidet.

In einer Dokumentation sind die Texte der Satzungen der drei
offiziellen Organe der Chinesischen Katholischen Kirche beige-

Malek, Roman, u. Werner Prawdzik [Hg.]: Zwischen Autonomie geben,
und Anlehnung. Die Problematik der katholischen Kirche in

China, theologisch und geschichtlich gesehen. Nettetal: Steyler Stuttgart Winfried Glücr

1989. 203 S. gr. 8 = Veröffentlichungen des Missionspriesterseminars
St. Augustin bei Bonn, 37. Kart. DM 35,-.

Die Beiträge umfassen im wesentlichen Referate, die 1987 in Stirnimann, Heinrich: Marjam. Marienrede an einer Wende.

^. Augustin in einem Kolloquium zur Problematik der kathoh- Freiburg/Schweiz: Universitätsverlag 1989. XVI, 527 S. gr. 8 .

sehen Kirche in China vorgelegt wurden. Während der 80er Jahre pp. sFr48.-.
hat die offene chinesische Religionspolitik auch der röm.- kath.

Kirche mehr Möglichkeiten zur Entfaltung gegeben als in der Schon der Titel ist ungewöhnlich: nicht „Maria", wie wiresge-
vorhergehenden Zeit. Die Situation der kath. Kirche stellt Je- wöhnt sind, und auch nicht „Mirjam", was zunehmend häufiger
rome Heyndrickx dar. Sie wird durch ein starkes Streben nach begegnet, sondern „Marjam", die aramäische Form des Eigenna-
einer „autonomen Kirche" gekennzeichnet. Dieses Bemühen mens der Mutter Jesu. Das soll deutlich machen, daß es um diese
*'ird durch die Ernennung von Bischöfen erschwert, die ohne Zu- konkrete Person, diesen besonderen Menschen geht, nicht so sehr
Stimmung Roms erfolgte. Pius XII. äußerte sich dazu am um eine Heilige und schon gar nicht um einen Typus. Und der
8.9. 1958 in der Enzyklika Ad Apostolorum Principis, indem er Zusatz „ Marienrede an einer Wende" verweist auf die Situation,
vom „Abfall von der Kirche" sprach. Eine Exkommunikation „die von verschiedenen Seiten unternommenen Versuche, für
wurde freilich nicht ausgesprochen. Heyndrickx geht es darum, Maria eine neue Sprache zu finden" (VII).
daß die kath. Kirche in China nicht im Schisma lebt. - Roman Damit ist von vornherein klargestellt, daß das Buch nicht ein
Malek stellt die traditionelle Beziehung zwischen dem chinesi- weiteres Glied in der langen Reihe mariologischer oder marianischen
Staat und den Religionen dar. Das sozialistische China scher Publikationen ist, aber möglicherweise der Beginn einer
weicht davon nicht grundsätzlich ab. Nach Maleks Urteil steht neuen, nicht zuletzt auch ökumenisch bestimmten. Denn mit Be-