Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1991

Spalte:

841-843

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Schlarb, Robert

Titel/Untertitel:

Wir sind mit Christus begraben 1991

Rezensent:

Schmithals, Walter

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

841

Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 11

842

6'8 datieren - also kein allgemein anerkanntes Datum anzunehmen
ist -, hat die Energienproblematik schon in der ersten Hälfte
des 6. Jh.s eingesetzt, wie ich in Klio 69 (1987) 517f zu zeigen versuchte
. Ein besserer Terminus ante quem wäre die Doctrina pa-
trum. in die Zitate aus dem Werk des Pamphilos aufgenommen
Wurden. Diekamp hatte die Entstehung der Doctrina mit Recht
'UrEnde 7. Anfang 8. Jh. angenommen.

Als Edition der Doctina Patrum nennt Declerck S. 20 Anm. 11
nur die von Angelo Mai (in: Scriptorum veterum nova collectio,
Bd- 7. Rom 1833), zitiert deren Text aber im folgenden nur nach
der kritischen Ausgabe F. Diekamps (Münster 1907, Repr.
'981). ohne dieses Werk zu erwähnen. Da können sich nur we-
n'ge Eingeweihte zurechtfinden.

Sehr verdienstvoll ist die Bestimmung und die Analyse der von
Pamphilos zitierten Stücke aus theologischen und philosophischen
Quellen (26-84). Pamphilos »se revele en effet compila-
teur de textes bien plus qu' äuteur authentique« (25). Von den
l44 Stücken harren 12 noch der Identifizierung (vgl. 49). Dec-
'erck kann auch die schon von Richard (Rev. Sc. Phil, et Theol.
27- 1938. 27-52) vertretene These unterbauen, daß Leontios von
Byzanz zu den Hauptquellen des Pamphilos gehörte (22f. 52f.
^5~68. 830- Nach der Darstellung der direkten und indirekten
Überlieferung (85-114) werden sehr aufschlußreich die Prinzipien
der Edition dargelegt (114-125) - eine wirkliche Erleichterung
für den Benutzer. Im Text sind die Zitate und Abhängigkeiten
von Quellen durch eine besondere Drucktype hervorgehoben
und die einzelnen Zitate am Rand numeriert, so daß ein Rückgriff
auf ihre Interpretation (26ff) leicht möglich ist. Der Sachap-
Parat als Apparatus fontium et locorum parallelorum leistet dem
Theologiehistoriker große Hilfe so wie auch die sehr guten Regier
(303-389).

Es ist die gängige Meinung, daß dem gleichen Autor auch das
Encomium s. Soteridis (BHG 1642. 1642a) zugehöre (so auch in
der Clavis Patrum Graecorum 3,Turnhout 1979, 310, dokumen-
liert). das Declerck ebenfalls kritisch ediert (291 -299). Zur Autorenfrage
äußert sich Declerck nach sehr kundigen Ausführungen
*u Sprache. Stil. Datierung vorsichtig. Er neigt wohl eher zur Anlahme
des gleichen Autors, wogegen mich die Argumente für die
Trennung mehr überzeugen.

Pauline Allen ediert die sich mit der christologischen Position
des Severos auseinandersetzende Epistula de duabus naturios
eines Theodulos alias Eustathios Monachos (413-447). Dieser
Text ist für eine Reihe von Zitaten aus heterodoxen Werken einziger
Zeuge. Man vergleiche zur Frage der Zuverlässigkeit dieser
Zitate die Zusammenfassung S. 406-408. Auch hier sind Autor
und Datierung problematisch. Mit guten Argumenten und in behutsamer
Art kommt Allen zum Ergebnis, daß der Autor in der
Mitte oder der zweiten Hälfte des 6. Jh.s schrieb (398-403). Allerdings
war es in dieser Zeit beim monastischen Namenswechsel
noch nicht fester Brauch, den Anfangsbuchstaben des alten auch
beim neuen Namen zu verwenden, wie Allen S. 398 meint.

Zuverlässige Register beschließen die Edition.

Berlin Friedhclm Winkclmann

Sehlarb. Robert: Wir sind mit Christus begraben. Die Auslegung
von Römer 6.1-11 im Frühchristentum bis Origenes. Tübingen
: Mohr 1990. X. 289 S. gr. 8 = Beiträge zur Geschichte der
biblischen Exegese. 31. Lw. DM 148,-.

Der Vf. der vorliegenden, bei Kurt Niederwimmer in Wien erarbeiteten
Dissertation von 1987 beschränkt seine Untersuchung
auf die frühchristlichen Väter bis Origenes (und Methodius) vor
allem deshalb, weil nach seiner Überzeugung im Laufe des
3. Jahrhunderts eine zunehmende Ritualisierung der Taufe eingetreten
sein dürfte, die auch das Verständnis von Rom 6.1 ff spürbar
modifizierte.

Nach einer Einleitung in den Gegenstand und den Aufbau seiner
Untersuchung wendet sich Schiarb zunächst der Textgestalt
des Römerbriefs zu, die den einzelnen Vätern vorgelegen hat.
Dabei ist er sich der Schwierigkeit bewußt, zu eindeutigen Ergebnissen
zu kommen, zumal zu beobachten sei, daß die Kirchenväter
nicht mit der Genauigkeit des modernen Wissenschaftlers zu
zitieren beabsichtigten. Bei Tertullian von einer afrikanischen
Version zu sprechen, hält er für verfehlt: Tertullian dürfte direkt
aus dem Griechischen übersetzt haben, und zwar aus einer Fassung
des sogenannten westlichen Texttyps. Auch Irenäus scheint
einen Text dieser Provenienz benutzt und aus dem Gedächtnis
zitiert zu haben. Origenes kannte - zumindest auch - eine vom
alexandrinischen Normaltext abweichende Textgestalt des Römerbriefs
, in der Rom6,7 fehlte; die Katene bietet die relativ
beste Überlieferung des Römerbrief-Kommentars des alexandrinischen
Gelehrten.

Der Hauptteil der Arbeit (50-206) befaßt sich mit der Auslegung
von Rom 6,1-11 durch die einzelnen Kirchenväter, die zu
Beginn jedes Abschnitts nach Leben und Werk mehr oder weniger
eingehend vorgestellt werden. Spuren der Benutzung von
Rom 6,1 ff bei christlichen Schriftstellern vor Irenäus kann
Schiarb dabei freilich nur entdecken, weil er die traditionsgeschichtliche
Herkunft und Verwurzelung der paulinischen Ausführungen
im hellenistischen Christentum nicht untersucht.

Irenäus hat Rom6,1 ff benutzt, aber nur in Haer3,16,9 und
4,27,2 zitiert; die Benutzung von Rom 6.1 ff an den anderen von
Schiarb angeführten Stellen erscheint mir zweifelhaft zu sein.
Tertullian greift Rom 6,1 ff auf, um den Getauften die bleibende
Abkehr von der Sünde einzuschärfen und den in einem reinen
Leben Wandelnden die leibliche Auferstehung zu verheißen. Cyprian
rekurriert kaum und kaum anders als Tertullian auf
Rom6,1 ff. Auch für Hippolyt, der das „Sterben mit Christus"
und das „Leben für Gott" in Beziehung zum Martyrium setzt,
spielt Rom 6.1 ff keine hervorragende Rolle. Clemens von Alexandrien
greift gelegentlich auf Rom 6.1 ff zurück, um zum aktiven
Bruch mit der Sünde aufzufordern, der von der Taufe initiiert
wurde. Wenn Schiarb auch Methodios behandelt, obschon
dieser ein halbes Jahrhundert nach Origenes wirkte, so vermutlich
deshalb, weil Methodius relativ häufig und in unterschiedlichen
Zusammenhängen auf Rom 6,1 ff Bezug nimmt. Besonders
ausführlich (142-206) kommt wegen seines Kommentars zum
Römerbrief Origenes zu Wort, dessen häufiges Eingehen auf
Rom 6,1 ff auch in seinem übrigen Werk Schiarb Anlaß gibt, nicht
mehr die einzelnen Stellen und diese vollständig vorzustellen
und zu interpretieren, sondern in einem eher systematischen
Aufriß an wichtigen Beispielen die Bedeutung von Rom 6.1 ff für
die theologische Konzeption des Origenes insgesamt zu entfalten
. Dabei wirft freilich die unsichere Überlieferung des Kommentars
zum Römerbrief in der Übersetzung Rufins besondere
Probleme auf. Indessen ist deutlich, daß Origenes unter Hinweis
auf Rom 6,1 ff vom Katechumenen die Bereitschaft erwartet, der
Sünde abzusterben, bevor in der Taufe der Alte Mensch mit Christus
begraben werden kann, und daß die Taufe sodann in eine
Schicksalsgemeinschaft mit Christus versetzt, die zeitlich zur
Nachfolge im sittlichen Leben und im Leiden nach dem Vorbild
Jesu, ewig aber zum Auferstehungsleben führt. Neben dieser vor
allem ethische Auslegung von Rom 6.1 ff greift Origenes auf Vers
9-11 auch im Zusammenhang mit christologischen Darlegungen
zurück.

Das folgende Kapitel enthält zunächst eine nach den Versen
von Rom 6,1-11 geordnete Katene der behandelten Väterstellen,
sodann die Zusammenfassung der Ergebnisse zunächst unter formalen
, dann versweise unter inhaltlichen und schließlich unter
thematischen Gesichtspunkten. Da man auch im Hauptteil