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Ausgabe:

1991

Spalte:

814-816

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Puttanil, Thomas

Titel/Untertitel:

A comparative study on the theological methodology of Irenaeus of Lyon and Sankaracharya 1991

Rezensent:

Brück, Michael

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813 Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 11 814

df* RL des „vir phantasticus" und „doctor illuminatus", wie- des Vf.s, dies für das Thema Religionsvergleich dargelegt zu

derholt verurteilt bzw. die Beschäftigung mit ihnen verboten war haben. , • u w ■

(25i) Aber von einer sotenologisch-harmatozentnschen Motivie-

R., „ . . • ii rune der Menschwerdung kann man bei NvK nun wahrlich nicht

Bc der Bemühen ist darauf genchtet jenseits aller Mange rung de 8 ^

^ Unzulänglichkeiten auch aus dem Koran die Wahrheit des sprechen^ ^ ^ ^

^angehums sowie der christlichen Glaubenslehre" zu erschhe- ™a^^°_ wje Lu„us _ zum absoluten Pnmat Christ, be-

^ den Koran also als „eine Art, verborgenes Evangelium J^ruck c^ ^

^stellen. Das versuch, NvK durch seine p,a mterpretet O Übereinstimmung aller Menschen in einer Religion

k0 ungleich stärker als rl, will er doch sogar den tr n ta- pnnzp

"*hen Gottesbegriffund die Geheimnisse der Chnstologie aus u erweise g orthodoxa.. ist. „als Erfu,_

*™ erweiSen (160). Auf diese beiden zentralen Fragen beschran- nh^^ns und8 Smns von Religion und somit als Vorausset-

ö"T ?Cnker Dial°8' RL bet°nt,daS " TS zung und Grund jeder konkreten Religion- zu entschlüsseln

°t liehen Tätigkeit" im Trinitätsverstandnis, die E.nhe,Gottes £ 8 J ^ ^ ^ ^

«t vo„ seiner Trinität und umgekehrt zu verstehen (65, 69) d e ^ 'y das christentum nicht in Frage. brlngt aber zum

Menschwerdung des Gottessohnes ist d,e engstmöglich: denk- l™ im Religionsvollzug (Riten) Zugeständ-

zw !erbmdUng ZwiSCh6n °0tt Und MenSCh" :i« ?nf n^s e machen und dabei Verschiedenheiten zulassen können (ein
**Kchen Unendlichem und Endlichem' versöhnt (75, 80). dersehran CA VII erinnert). Man magdasals„vorder-
Beide versuchen, das christliche Dogma als vernünftig zu er- e'Toleranz" bezeichnen (222). aber dann ist Toleranz
;«*n. Sie nehmen für ihre interrelig.ösen Diskussionen n.ch verstanden.
« christlichen Autoritäten zum Ausgangspunkt, sondern die ^ ^ kann Dar|egungen des vf s sj_
emunft. Während RL von „rationes necessariae spricht, ist *ustimmcn. Unnötig sind aber die zahlreichen Wiederholt
zurückhaltender und will „manud.ctiones ad Tnn.tatem ^ ^ ^ yf frciljch entschu,digt Ejne svstemati.

ad Christum bieten, um „einen Horizont zum Verständnis 8 Durcharbeitung wäre der Arbeit gut bekommen.

der christlichen Glaubenslehre zu eröffnen" (195). RL spricht senere uurena &

*°n vier Bedingungen zur Wahrheitserkenntnis: „ 1) Der Erken- Karl-Hermann Kandier
"ende muß die rechte Intention besitzen, nämlich Gott zu loben
Und ihm zu dienen. 2) Er muß die Möglichkeit bejahen, vermittels
notwendiger Vernunftsgründe jedweden Glaubenssatz als Comparative Study on the Theological Me-
*ahr erkennen zu können. 3) Er muß Gott größtmögliche Vor- P™J ' ™f ,renaeus JLyon and Sankaracharya. Frankfurt/
""etnichkeit und Superlativität zuschreiben. 4) Er muß sich oe- M _Bern_New York-Paris: Lang 1990. XII. 379 S. 8 = Reli-
wußt werden, daß den verschiedenen Stufen des Seienden ver- gj0nswissenschaft. 4.
^hiedene Erkenntnisweisen korrespondieren" (100). Zum

Erweis der trinitarischen Struktur des Einen Gottes wird das an- Studien zur Hermeneutik im interreligiösen Verstehensprozeß

se'mianische maximum-Prinzip herangezogen. Bei RL ist der tri- sind notWendig und willkommen. Doch was verbindet den spät-

ni,arische Gott der„deus maior". bei NvKdas„maximumabso- antj|<en Christen Irenaeus (ca. 140-200 n. Chr.) mit dem Vedän-

!utum" (236). Auch die denkerische Hinführung zur Christologie ta_pnilosophen Sahkara (ca. 800 n. Chr.) aus Südindien? Die

Seht von diesem Prinzip aus, der vollkommene Mensch muß Münchner Dissertation behauptet: die hermeneutische Grund-

mehr als ein Mensch, er muß Gott sein. Christus ist die Vollen- struktur. d.h. der Umgang mit der Offenbarung als alleiniger Au-

dung <Jes Menschen, wie Gott ihn gewollt hat, er ist die „Selbst- torjtät und gültiger Erkenntnisquelle (pramäm) hinsichtlich der

m'tteilung Gottes an die Menschheit und das Universum" letzten Wirklichkeit (Gott bzw. brahman). Beide Theologen ver-

(238f). standen Erkenntnis der Wahrheit als Heil. (311) Das ist richtig.

RL wertet die Dimension der Dynamik und Relationalst at,er beide verstehen doch unter Erkenntnis und Heil Unterwies
Seienden um und überschreitet so die Denkkategorien scho- schiedliches. was vom Vf. zu undeutlich gesagt wird und nicht in
'astischen Denkens. Das wirkt sich auf das Denken des NvK aus. den Gesamt versuch, eine wirkliche Vergleichsbasis zw ischen bei-

Beide haben vor allem den Islam vor Augen, beide meinen, er den zu finden, einfließt,

komme dem Christentum am nächsten. Islam und Judentum Der Vf. erörtert in einem 1. Hauptteil die Hauptströmungen

seien nicht gänzlich falsch, aber sie seien unvollständig. RL kennt der Gnosis (Marcion. der die Gnosis gleichzeitig attackiert und

den Islam von seiner katalanischen Umgebung her. im Liber de jm Ergebnis vom Vf. nicht als Gnostiker betrachtet wird (35). Va-

8entili hat er „ein bemerkenswert klares Bild von der islamischen lentinianismus sowie Basilides. der als Repräsentant einer frühen

Glaubenslehre" (50); NvK kennt ihn durch seine intensive Be- humanistischen Theologie erscheint (63). gegen deren offenba-

schäftigung mit dem Koran und anderem Schrifttum. In De pace rungserkenntnistheoretischen und ontologisch-theologischen

fidei erscheint NvK die „Einfügung der islamischen Anschauun- Dualismus Irenaeus apologetisch seine Theologie entwickelt,

ßen in die trinitarisch-christologische una religio" problemlos. wobei die Einheit der Offenbarung und die Einheit von Gott und

dagegen spielt in dieser Schrift das Judentum gar keine Rolle: yelt (nach dem Modell der Einheit in Unterschiedenheit) eine

-Es hat als Religion seine heilsgeschichtliche Funktion" nach spezifische Form des christlichen Nicht-Dualismus als Gegen-

Christus verloren (220); RL betrachtet die Kreuzigung Jesu „als entwurf zur Gnosis darstellen. Mit Detailkenntnis, gestützt vor

Kollektivschuld des jüdischen Volkes" (121). allem auf die Forschungsergebnisse von K. Koschorke. N. Brox

Bei RL heißt das Programm „concordantia in una lege", das er und G. Kretschmar, werden die jeweils unterschiedlichen Vorais
vollkommen identisch mit dem Christentum und seinen aussetzungen der gnostischen Systeme sowie ihre Hermeneutik
Riten ansieht (246f). er will die Menschen alle „zu einem gerei- und Methodologie dargestellt. Die Nag Hammadi Forschung ist
"igten, die Fülle seiner Wesenszüge ausschöpfenden Christen- teilweise (Valentinianismus) einbezogen. (40-57) Für Marcion
tum " vereinen (41). Stärker als bei NvK ist bei ihm der missiona- ist die radikale Trennung von Gesetz und Evangelium hermeneu-
rische Impuls. Diesen hätte der Vf. stärker herausarbeiten tisches Zentrum, für die Valentinianer ist es der nichtbiblischc
können (trotz 34. 130. 247). Beide haben den Kreuzzug gegen den Mythos, was zur allegorischen Exegese führt, bei Basilides seien
Islam befürwortet. Mythos und humanistische Tendenzen der hermeneutische Leit-

Zweifellos ist NvK stark von RL geprägt. Es ist das Verdienst faden. (750