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Ausgabe:

1991

Spalte:

773-774

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Thornton, Claus-Jürgen

Titel/Untertitel:

Der Zeuge Lukas 1991

Rezensent:

Thornton, Claus-Jürgen

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 10 774

up: j . . , ., ™, njph. erkannt werden wollen), lassen sich die Wir-Erzäh-

"eidenvo kern besann Mit der Dat erung in das 1. Jh. n.Chr. er- sie nicm erwum wClut „

«cm <: u ;,, ,' u.u r> ii» m, Hio ntl luneen kaum als Vortäuschung von Augenzeugen erklaren.

wc,st sich das s Hen als eine unverzichtbare Quelle für die ntl. lungcn naum a " .

pYo„ «äiiic«fli»uiicuii r- „Q im letzten Kaüite wird dieser iterarischc Befund durch eine

«egese in allen zeit- form- und trad t onsgeschichtlichen Frage- im leuten is-apuci wnu uicsc

Stellungen ' uimuauiwu 6 historische Untersuchung der Wir-Erzahlungen weitergeführt.

Kann Lukas Paulus auf den besagten Reisen begleitet haben? In
welcher Eigenschaft könnte er jeweils dabei gewesen sein? Benutzt
er für die Wir-Stücke schriftliche Vorlagen? Und wenn ja,
dornten, Claus-Jürgen: Der Zeuge Lukas. Studien zum Werk zu welchem Zweck waren sie geschrieben worden? Und schließ-
eines Paulusbegleiters. D.ss. Tübingen 1990. 331 S. lieh: Wenn Lukas in den Wir-Erzahlungen Selbsterlebtes berichtet
, in welchem Licht erscheint dann seine schriftstellerische Leiter
ist der Autor des 3. Evangeliums und der Apostelge- stung? Gerade in der Darstellung seiner eigenen Erfahrungen tritt
schichte? Hat Lukas, der Mitarbeiter des Paulus, das Doppelwerk uns das Bi|d des Menschen, Historikers und Theologen Lukas am
anTheophilus geschrieben, oder zeichnet ein späterer Anonymus klarsten entgegen: Er ist nicht mit dem Maß eines Thukydides.
dafür verantwortlich? An der Beantwortung dieser Frage ent- p0iybius oder Tacitus zu messen, die in der Antike die äußerst
scheidet sich das historische, literarische und theologische Ver- seitenen Ausnahmen waren, sondern gehört in allen Einzelheiten
ständnis dieser beiden Bücher. Die hier vorgelegten Studien be- zu jenem Normaltyp antiker Geschichtsschreibung, für den
fassen sich in drei Kapiteln mit den beiden wichtigsten Historie und Poesie, die brula facta der Geschichte und die ei-
Problemfeldern, dem äußeren Zeugnis über den Autor und den genti jcne Bedeutung des Geschehenen, untrennbar zusammenge-
^'r- Erzählungen der Apostelgeschichte. hören. Für Lukas gibt es nicht Profan- und daneben Heilsge-
Das 1. Kapitel ist den Nachrichten über den Verfasser des Dop- schichte, sondern nur eine einzige, von Gott gelenkte Geschichte,
•^'werks bei Irenäus und im Kanon Muratori gewidmet. Etwa Einige bedeutsame Abschnitte dieser Geschichte hat Lukas mit-
um das Jahr 180 zählt Irenäus die vier Evangelisten, unter ihnen erlebt. davon iegt er in den Wir-Stücken Zeugnis ab.
den Paulusbegleiter Lukas, auf. Zum ersten Mal wird hier der
Name des 3. Evangelisten genannt. Die Forschung hält die gesamte
Evangeliennotiz meist Tür ein historisch wertloses Produkt

a'tkirchlicher Legitimationsbemühungen, mit denen die Zuver- Fabuia? Nathaniel M.: Die Kraft und Methode des Heilens. Eine

'ässigkeit der großkirchlichen Evangelien gegenüber häretischen beschreibende und vergleichende Studie der Krankenheilun-

An8riffen sichergestellt werden sollte. Allerdings lassen die gen auf den Philippinen und im Neuen Testament. Diss.

Kehrichten über die vier Evangelisten keine polemische oder Tübingen 1990. 299 S.

S'TrÜ6 Zif lch,u"e erkenne^ Wie einTrotz der Jahr für Jahr rasch wachsenden Erkenntnisse in der
J*l ähnlichen Texten bei zahlreichen antiken SchnftsteHem 1 Wissenschaft sind die Ärzte manchen Kranken
handelt es s.ch vielmehr um einen Auszug aus eine B.bho- w ed.rn.se [n den Entwicklungslandern
eksllste. der k d bünd« über die Autorer.von v,ehe»- ^^.J^ die ärzthche Versorgung durcn Facnpersonal
£*h zusammengehörenden Buchern Auskunft gibt Da , Au Kta jedermann ohne weiteres zu erreichen. Das führt dann
*8e über Markus unzwei elhaft nach Rom weist durfte, d« n™^R dazu_ daß die Menschen auch nach anderen Wegen
gnze Evangehennotiz letztlich auf eine Eintragung in der om wangs.a. g > wiederzugewinnen. Der religiöse
chenGememdebibliothek zurückgehen. ^J^««™™ d"er im Laufe der Zeit gerade auch um das seelische^nd
°r Ivlarkion zurück Von dieser Grundlage aus laut sien uie

veriö , zmu^K- ]°n uieser «jiuiiuK.6 leibliche Woh der Menschen bemuht war, pflegt in diesem Be-

%er'assigkeit der Zuschrcibune des 3. Evangeliums an den rau c '. . _ . A . • A . ■ ,,

'"sbegle.ter Lukas neu bewerten' es ist nicht denkbar, daß man reich menschlicher Existenz gerade auch in den Entwicklungslan-

zu n,r -7 2 r n ki h »inPm Paulusbeeleiter dem weiterhin eine wichtige Rolle zu spielen. Neben den Hei-

^geschr bC,t h'n EVange'1Um 3 Paulusbegleiter mnerha,b dgr christlichen Kircnen ist man m

Dieser äußere Befund wird durch eine literarische Untersu- zahlreichen Kulten und Sekten eifrig darum bemüht, im Falle

chung der W,rLz^hTngen n Acta besagt Eine erzähltheore- von körperliehen Beschwerden und Krankheiten Abhilfe zu

«*h Anl e der /^Z3^h^*lg«neinen und der schaffen. Auf den Philippinen,wo die Römisch- KatholischeKir-

Wir cf l ■ u AP°slei8escmcnie * * FrBebnis daß < che die beherrschende Größe ist, gibt es zahlreiche unorthodoxe

"'T-Stucke im besonderen fuhrt einerseits zu dem brgeonis, aau „c:„u,i;„h ;„ Aor

^ Verfasser des Buches den Anspruch erhebt, Paulus teilweise Weisen des Heilen^ Offensichtlich kommt in der Art. w e die

auf seinen Reisen begleitet zu haben: andererseits läßt sich zei- Wunderheiler zu Werke gehen, auch der animist,sehe Glaube

eenHo., I ,„ , u. k„™„«M,.hpii haben zum Ausdruck, der den Hintergrund der Religiosität der Philipen
, daß der Autor sein Werk nicht anonym herausgegeben naDen ' °

ka„„ . •• u -u j«oH„^ptjnHpn n n sehen Bevölkerung bildet. Die erste Stelle unter den nicht-

Kann. Da die nahezu einmutige Zuschreibung des Buches an den P""~" 6

von Do i . „ . if . i l. „j„h„, wäre wenn medizinisch „Heilpraktikern nehmen in diesem Lande die Verton
Paulus genannten Mitarbeiter Lukas undenkbar wäre, wenn mv." _ " . . v. . .... .. „.

- , f . f ,„„t imrHpn wäre treter der Spintischen Kirche mit ihren Geistheilungen ein. Sie

ursprunglich ein anderer Verfassername genannt worden wäre, K. _ . . . ._. "7"~_ „ ....

^uß der Autor es unter dem Namen ebendieses Paulusbegleiters behandeln n.cht nur Patienten aus der e.nhe.m.schen Bevolke-
veröffentl,cht haben. Entweder war er dann wirklich Lukas, oder rung, sondern auch solche aus Landern, in denen die mediz.n-
e*n späterer Anonymus täuschte vor, Lukas zu sein, und unter- sehe Wissenschaft weit vorangeschritten und die ärztliche Berich
diesen Anspruch durch die Wir-Erzählungen. Durch einen treuung recht gut ist. Das von ihnen beanspruchte Vermögen,
ausführlichen Vergleich mit der Art und Weise, wie antike Histo- heilen zu können, und die ungewöhnlichen Methoden der Dia-
r*er (und Fälscher) ihren (angeblichen) Anteil am berichteten gnose und Behebung von körperlichen Mangeln und Krankhei-
Geschehen zum Ausdruck bringen, wird deutlich, daß der Autor ten rufen Wissenschaftler und Sachverstandige auf den Plan, wel-
der Apostelgeschichte mit seiner Erzählweise in den Wir-Stücken che die Echtheit der Heilungen nach wissenschaftlichen und an-
"> jedem Fall aus dem Rahmen fällt; in der gesamten griechi- deren Kriterien beurteilen wollen.

schen und römischen Erzählliteratur gibt es nur eine einzige Die hier vorgelegte Dissertation ist in drei Teile mit insgesamt

wirkliche Analogie nämlich die Darstellung von Julians Perser- zehn Kapiteln gegliedert. Im ersten Teil werden die verschiede-

feldzug bei Ammianus Marcellinus. Die verbreitete Annahme, nen Weisen des unorthodoxen und wunderhaft anmutenden Hei-

d'e Ich-Erzählung gehöre zu den Mitteln der Echtheitsbe- lens vorgestellt. Zunächst werden die Heilungen innerhalb der

S'aubigung. trifft jedenfalls nicht zu. Da gerade Fälscher in römisch-katholischen Kirche und auch solche in anderen Kir-

hohem Maße konventionell arbeiten (und arbeiten müssen, wenn chen relativ kurz behandelt. Der Schwerpunkt bei den Ausfüh-