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Ausgabe:

1991

Spalte:

753-755

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Lange van Ravenswaay, Jan Marius J.

Titel/Untertitel:

Augustinus totus noster 1991

Rezensent:

Delius, Hans-Ulrich

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 10 754

j^nntes Werk des Konrad von Megenberg, ein Gedicht über eine Interessen, theologisch-denkerischen sowie emotional-persönli-
e Kapelle in Regensburg sowie ein unbekannter Text über die chen Voraussetzungen und Abläufen im Umgang Calvins mit Au-
derT6 J°hanna aus den Jahren 1429/30 beschließen die Reihe gustin"(S. 12).

gen -?xte- Die Arbeit hat als Dissertation in Regensburg vorgele- L. v. R. gliedert seine Arbeit so, daß er in einem ersten Arbeits-
fel 7 ^edeutunßfürdie Regionalgeschichte steht außer Zwei- gang die Selbstaussage Calvins: „Augustinus totusnoster" einem
Bibl U s'e s'cn cm m das Sammelwerk „Mittelalterliche dogmatischem Vergleich unterzieht, wobei er diese Verifikation

Jah l°"1e'<s'<ata'08e Deutschlands und der Schweiz", das seit 70 auf die Anschauung von der Prädestination als Modellfall ein-
ren ln Arbeit ist. Band IV, 1 enthält Bücherverzeichnisse aus grenzt. Sodann untersucht er die Arbeitsmethoden und Interpre-
unerf r^Cr ^'°stern- docn wur"de das Kloster St. Mang „aus tationsprinzipien, die Calvin in seinen einzelnen Schaffensperio-
mdlichen Gründen" übergangen (16). Die vorgelegte Un- den im Umgang mit Augustintexten anwandte. Danach versucht
men C schließt also eine Lücke in einem vorgegebenen Rah- er zu klären, inwieweit Calvins Auffassung von Schrift und Tradition
, sein Geschichtsverständnis sowie sein Selbstverständnis als
bestimmende Faktoren im Augustinverständnis anzusehen sind.
G. H. während ein letzter Komplex der Erhebung von Vorbildern und

Einflüssen auf Calvins Augustinverständnis dient (13).

Ein kurzer, jedoch kritischer Literatur- und Forschungsbericht
leitet in die Problematik ein.

I- Erstaunlicherweise muß der Autor trotz vieler Übereinstim-

1^ e"- Paul: Aus der Chronik der Pfarrei St. Ursula in Köln über die mungen in Intention und begrifflicher Präzisierung eine Reihe
'AHVnrJ,0 l942-1945' aus8cw- und vorgest. von Norbert Trippen nicht unerheblicher Differenzen in der Auffassung der Prädesti-
Hausm- l9~/l93" l990- l49-|81>- nation konstatieren, so daß von einer völligen Übernahme der

kirchlich,af'!Gerhard; DaS Bemühcn des Ansbachcr Konsistoriums um augustinisch-antipelagianischer Theologie durch Calvin zumin-
59- 1990. 69T03"8 UhrC ^ ZCi,a"er ^ 0r,h0d°xiC (ZBKG dest für diesen Bereich nicht gesprochen werden kann. L. v. R. is,

J*t*rt. Bernd: Gerhard Ters.eegen als ökumenischer Theologe (Mo- der Ansicht- daß sich diese Feststellung auch für den Bere.ch an-
„«■»efte für Evang. Kirchengeschichtc des Rheinlandes 39. 1990. 207- derer theologischer Lehrstucke ausdehnen ließe.

Im zweiten Arbeitskomplex versucht der Vf. über die große

, ub>-Alfred Hans: Geschichte der evangelisch- reformierten Gemeinde zweibändige Untersuchung von L. Smits: Saint Augustin dans

Pe>cr(BPfKG 57. 1990. 39-66). l'oeuvre de Jean Calvin (19570 hinauszugehen, da auch Smits

Bist m ^larkus: Das Projekt zur Errichtung einer „nationalen" Schweizer jjg Interpretationsprinzipien Calvins nur rudimentär untersucht

•!25-248>r8aniSa,ion am Bcginn des l9- Janrnunderts <ZKG ,01- l990- hatte. Er geht dabei nach der chronologischen Entwicklung vor

Rinn. und überprüft als erstes Calvins Senecakommentar von 1532.

**«"■* 0iH?hhard I2M-i", ZU^mmLena:b Zl t Dan"e,mann "q ehe er über mehrere kleinere Werke zu den versch.edenen Ausga-

' « T r ben der „Institutio" von .536. 1539. .543. 1550 und 1559

"'• Jl Abb. gr. 8 - Oldcnburgischc Monographien. "v " ~T . Ä „ *

*eiil.uflr. Manfred: Kirche und Staat im Kanton Luzern: das söge- kommt. Man vermißt hier jedoch d.e für die Formung reforma-

'■jnte Wesscnberg-Konkordat vom 19. Februar 1806 (ZKG 101. 1990, torischen Christentums grundlegenden Werke wie den „Genfer

,96). Katechismus" oder die „Ordonnanccs Ecclesiastiques". auch

wenn bei diesen Schriften natürlich Augustin nur eine geringere
Rolle gespielt hatte. Das Bemühen Calvins, in allen zentralen Be-

Dogmen- Und TheoloqieqeSChichte reichen des Christentums konform mit der Schrift und ebenso im

" " Einklang mit Augustin zu stehen, überrascht nicht.

Welchen prinzipiellen Stellenwert schreibt Calvin der Schrift

8e von Ravenswaay. J. Marius J.: Augustinus totus Noster. zu we|chen der kirchlichen Tradition und hierbei wieder speziell

VanH. TSt:nVceStändn!.S ^eLJoijf,nceS ClWlG0"ingen: Augustin und wie ist die Stellung des Kirchenvaters in der Ge-

"andenhoeck & Ruprecht 990. 203 S. gr. 8 = Forschungen A c ■■ j- •• l

zur Kir^K» a r> u- t. v , r>/i Af. schichtsschau Calvins - diese Fragen sollen die nächsten Te e
Ul Mrchen-und Dogmengeschichte, 45. Kart. DM 46,-.

der Arbeit beantworten. Besonders wichtig scheint dann die Un-

D'ese Tübinger Dissertation von 1986 ist ein weiterer Baustein tersuchung der Vorbilder und Einflüsse in der Entwicklung des

der Untersuchung der Bedeutung Augustins für die theologi- Augustinverständnisses bei Calvin, der doch erst relativ spät zu

^he Neuentwicklung des 14. - 16. Jh.s, hier speziell der Refor- Augustin kam und anders als bei Luther nicht in einer allgemci-

J^ationszeit. In bezug auf Calv in kann der Vf. auf Vorarbeiten nen Augustinrezeption stand. Es zeigt sich, daß Calvin ein in vie-

r^'ts aus der Zeit der reformierten Orthodoxie bis zur Calvin- len Teilen originelles Augustinverständnis entwickelte. Hierzu

0rschung unserer Zeit aufbauen. Im Gegensatz zu einigen vorlie- untersucht L. v. R. biographisch ausführlich den Werdegang Cal-

Senden Arbeiten, die das Verhältnis Calvins zum Kirchenvater vins. Luther hat wie auch Zwingli und Bucer kaum eine Bedeu-

Au8ustin untersuchten und die weithin auf einem ideenge- tung für die Augustinverwendung Calvins, um so mehr jedoch

^hichtlichen Vergleich basieren, will er aber mehr als nur eine Philipp Melanchthon. Sichere Quellen lassen sich, besonders für

j^listung der Augustinzitate im Opus Calvini. gibt doch die die mittleren Jahre, nicht nachweisen.

aufige Zitierung Augustins bei Calvin noch keinen Einblick Das Ziel, das Augustinverständnis Calvins sowohl methodisch
ber Verarbeitung und Einarbeitung augustinischer Theologie in als auch sachlich weiter zu erörtern, ist L. v. R. sicher gelungen.
Jis Werk des Reformators. L. v. R. umschreibt seine Absicht im daß Calvin jedoch „als der Initiator einer eigenen .Schola Augu-
"tertitel: es geht ihm um das Augustinverständnis. Daß dabei stiniana' zu würdigen ist, dessen Programm weit über das Wit-
Untersuchung über den Grad der Übereinstimmung beider tenberger Programm hinausgeht" (181), ist fraglich. Richtig ist
lrchenlehrer in gewissen theologischen Grundaussagen und sicher, daß spätmittelalterlicher Augustinismus von ebenso ge-
lc»t in der Behandlung dogmatischer Einzelfragen liegen kann. ringer Bedeutung ist wie etwa bei Luther. Das Verständnis für die
lrd deutlich. Aufzeigung einiger Zitate und ihr Vergleich wer- Behauptung, daß sich „Calvin als der große Augustinschüler
en als Teilaspekte einer breiter angelegten Untersuchung hilf- unter den Reformatoren" (182) erweist wie auch, daß Calvin bezieh
. „Fragen wir also nach Calvins Augustinverständnis, so fra- strebt war, den ganzen Augustin in sein Werk aufzunehmen.
n *ir nach den Interpretationsprinzipien. Intentionen und bleibt der Vf. jedoch in diesem Gesamtanspruch schuldig, nicht