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Ausgabe: | 1991 |
Spalte: | 746-748 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Reformationszeit |
Autor/Hrsg.: | Rothen, Bernhard |
Titel/Untertitel: | Die Klarheit der Schrift 1991 |
Rezensent: | Dietzfelbinger, Ulrich |
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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 10 746
dieCr'e^''Cn se' noch daraufhingewiesen, daß W. im Blick auf Rezeption des Regensburger Buches von 1541 zu bringen. Mit
tjebotstexte im JohEv literarkritische Scheidungen vor- dem Sieg der römischem Inquisition über die Vertreter des Hu-
mt. Er schreibt sie einer Redaktion zu "with a point of view manismus an der Kurie wurde dem Willen zum konfessionellen
rouar t0 'hat of the author of Uohn" (99). Die Gründe dafür Ausgleich endgültig eine Absage erteilt. Bestandteil der Inquisi-
yZ. ^eugen mich nicht. Einmal werden die Darstellungen des tionsoffensive war auch das Bemühen, die Renaissance-Kirche
als S JeSU untcr den Begriffen „Gebot" und „Werk" (Kap. 2) zu liquidieren und „die Kirchengeschichte neu zu interpretieren
derh^' Verscn'edene Theologien behauptet, die nicht aufeinan- im Sinne einer dogmatischen Geschlossenheit" (103). Bei der
SD zogen se'en (74). Zum anderen bietet Kap. 4 eine Einzelbe- Übersetzung dieses wichtigen Beitrages sind offensichtlich
""ecnung der Gebotstexte des Evangeliums unter literarkriti- sprachliche Unscharfen unterlaufen (z.B. die Verwendung des
« em Gesichtspunkt. Als Beispiel sei kurz auf 14,8-15 Klassenbegriffs: 108 und 111).
^"gegangen. Auf die Nachzeichnung des Gedankengangs der Mit der unter der Überschrift „Julius Pflug in Schrift und
"Th6 8-14 *86f) fo's1 als Zwischenüberschrift sofort das Urteil: Bild" gesammelten zweiten Hälfte der Referate wird Neuland be-
v he First Editorial Addition: Vv 15-17", das der erste Satz für treten. Zwei sind dem Latinisten Pflug gewidmet: Douglas F. S.
^ 5 gleich bestätigt: " 14:15, the first of the commandment ver- Thomson: „The Latin Style of Julis Pflug" (117-138) und Karl
* s- >s not an integral part of thissequence" (87). Eine Interpreta- August Neuhausen: „Sprache und Stil der lateinischen Briefe
°n des vorgegebenen Zusammenhangs wird gar nicht erst ver- von Julius Pflug im Lichte seiner Stiltheorie sowie der Charakte-
sucht.
ristik bei Erasmus" (139-176). Thomson arbeitet vor allem an-
Kirch«
A'les in allem hat W. ein Buch mit einer interessanten These hand von Pflugs Wortschatz den Einfluß des italienischen Huma-
" einer Reihe bedenkenswerter Einzelbeobachtungen vorge- nismus (Amaseo, Bonamico). aber auch den des Erasmus heraus,
j l' Besser benutzbar wäre es mit einem Stellenregister, das von Neuhausen konzentriert sich vorrangig auf Pflugs Stiltheorie, die
m "Subject Index" nicht gleichwertig ersetzt werden kann. er genetisch an drei Briefen von 1528, 1538 und 1545 sowie auf
Grund der Äußerungen des Erasmus über den Stilisten Pflug dar-
Bochum K]aus Wengst stellt. Im Gegensatz zu Erasmus vertritt Pflug das Ideal der Cice-
ronianer, nach dem eine totale Kongruenz mit dem alleinigen
Vorbild Cicero anzustreben ist. Exemplarische Bedeutung für die
Jengeschichte: Reformationszeit Interpretation von Autoren des 16. Jh.s, insbesondere in der konfessionellen
Polemik, hat der Hinweis auf den Einfluß von Cice-
Neu». Elmar. u.J.V.Pollet [Hg.]: Pflugiana. Studien über Julius ros politischer Sprache (I54f und 1750- Elmar Neuss bietet in
fj'ug (1499-1564). Ein internationales Symposium. Münster/ * Sprache und Stil der deutschen Briefe J ulius Pflugs" (177-198)
: Aschendorff 1990. XI, 233 S. m. 13 Abb., 10 Briefe (Taf.) den Extrakt aus einer in Vorbereitung befindlichen umfangrei-
jjf- 8 - Reformationsgeschichtliche Studien und Texte, 129. cheren philologischen Untersuchung. Neuss kann auch Tür Pflugs
art. DM 78.-. Gebrauch des Deutschen das Urteil der Latinisten bestätigen:
Nach ak ui n Klarheit. Diese „beruht darauf, daß er das syntaktische Inventar
denz , .Abschluß der Tünrbändigen Ausgabe der Pflugkorrespon- des DeutSchen voll ausschöpft, es aber nirgends mit dem Lateini-
Oktoh m,Ch d3S zweitäß,ge Symposium in Münster (22723. schen vermischt" (198). Einen wichtigen Beitrag über „Die Bild-
fius inr d3S Z'el" "eme erStC Auswertung des Quellencor- nisse des Julis Pflug" steuert Jutta Zander-Seidel bei (199-226)
konze , anß" ZU bnngen (V)- D'e erStC Hälfte def 10 Be'trage Er enthält auch einen vollständigen Bildniskatalog. Bedenken
lünB«h fn S,Ch 3Uf: JU|'US Pflu8 a'S Humanist und Vermitt- ruft die unter Kunsthistorikern verbreitete Neigung zu psycholo-
nus h°, 8e' UlnCh M'Chael KremerSreift in -Petrus Mosella- gjscner Bilddeutung hervor (z. B. 200 zur Bildnismedaille von
von P Pflug- Em Beitrag Zur Gesch,cn,e des Einflusses 1530: „dem scharf geschnittenen Profil des besonnen wirkenden
Auf,,,1*5"1115 Sachsen" <3-22)- Thema und Ergebn.sse seines jungen Manncs-. 204 zur Bildnismedaille von 1540: Gelehrrück3T
ARG 73 ('982) auf' ergänZt V°r a"em dUrCh d'e BC" samkeit und der Wunsch nacn Ausgleich im Streit der Glaubenden
« Ung dCr ••°rati0 funebris" Pflugs auf Mosellanus. In parteien«) Furden Historiker schwer nachvollziehbar sind Wulf
nism eifhChter<n) ZUr Beleuchtung seines vielse,tl8en Huma" M. Listenows Ausführungen „Die Handschrift von Julius Pflug
*ährfUu/naCh dCm Katalog von Johann Rivius" (Untertitel) ge- Der graphoiogiSche Befund mit einem Anhang von Handschrif-
ajs ß hr a'ter Kalmer einen Uberblick zum Thema „Julius Pflug tenproben" (227-244). Vgl. z. B. Formulierungen wie „die beste-
oiiophile" (23-59). Mehr als die weit ausgreifende Sammel- chende Einmaiigkeit und Eigenprägung seiner Schriftgestaltung"
denen a3/1 w'" dcr au'°r mu sei"er "ach sachgebie,en geglie" oder „in den einzelnen Zügen oft von einer ergreifenden Schönen
Aufzahlung nicht belegen. heit weicn und kraftig zug|eich - der Ausdruck einer zeitlosen
*ur tntwicklung des Verhältnisses Melanchthons zu Pflug bis Menschlichkeit" (232). Hier wird eher die Grenze zur Hagiogra-
rich " 8lult,gen Entfremdung nach 1539 zeichnet Robert Stuppe- phie betreten als ein Beitrag zur paläographischen Erschließung
be nach: Melanchthon und Julius Pflug. Berufung nach Witten- ge|ejstet
CtV B,ekanntSChaft mit Pflug (43_59)' J- V- Pollet rührtdem Mit dem Symposium wurde ein Weg beschritten, der richtung-
u nalrcchen Beitrag „ Die Lehre der Rechtfertigung m den weisend aucn fur die Auswertung anderer neuer Quellenpublika-
pncaienen Werken von Julis Pflug" (60-92) den Nachweis, daß tionen sein könnte
w Auffassung zur Rechtfertigung ... zweifelsohne eine Entstand1
"18 durchgemacht" hat- aber „die irenische Intention" Ber|jn Siegfried Bräucr
ka "O'g erhalten blieb (860, die formelhaft umschrieben werden
-pei n- -was von Gott einmal umsonst geschenkt wird, muß in der
Cd^n^a?"^"5^" angeeignet und aktiv a"fgenornmen Rothen< Bemhard: Die Klarheit der ,. Manjn Lu,her
Autol k r Vertntt außerdem m,t guten Grunden pflu8s Die wiederentdeckten Grundlagen. 2: Karl Barth. Eine Kritik
rschaft von dem 1541 anonym erschienenen Mainzer Druck Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1990. 262 S. u. 211 S. gr
^ ln Christliche Lere" (89-92). Durch Auswertung neuedierter 8°. Kart, je DM 38,-.
Urnente aus italienischen Archiven gelingt es Paolo Simon-
t 1 mit seinem Aufsatz „Vom Humanismus zur Gegenreforma- Rothen unternimmt in seinen beiden Bänden den Versuch.
n- Das Schicksal des Regensburger Buches in Italien. Versuch „einen neuen Zugang ... zu den Grundfragen aller Theologie"
er Rekonstruktion" (93-114) neues Licht in die italienische (1,7) zu finden, indem er zu dem „primum prineipium" von