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Ausgabe:

1991

Spalte:

742-743

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Schwartz, Daniel R.

Titel/Untertitel:

Agrippa I 1991

Rezensent:

Wiefel, Wolfgang

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 10 742

hang der geschichtlichen Entwicklung mit den Anfängen einer Schwartz, Daniel R.: Agrippa I. The Last Kingof Judaea. Tübin-
^nstlichen Theologie eindrucksvoll hervor, die bereits vor Pau- gen: Mohr 1990. XVIII. 233 S. gr. 8 = Texte und Studien zum
^erfolg, sein müssen, dann aber in bestimmender Weise von Antiken Judentum. 23. Lw. DM 138.-.
aufgenommen und weitergeführt worden sind.

Theorien1 h" ^u"^" ^ *" ™ Weithi" kntiSCh gege"Über Die bedeutenden Gestalten, die im ntl. Zeitalter die politisieren
L * a" tCn dCS NT "1C überzeugend v,en- sehen Geschicke Palästinas bestimmt haben, sind in den letzten

Ök als d ! T,: S°/" uegC,nÜuer?J A,nnahme; d'e AP°ka|yP; Jahren Gegenstand umfangreicher Biographien geworden. Es be-
v°n d eser^ chr.stl.chen Theologie zu bezeichnen und ^ A Schalit Herodes (dt ,969) und fan(j ^ Fortset.

J«u zu um'"' TrTn!,n'CKht-aP°kaIyPtlsche Verkund.gung w Hochner Hcrodcs An ,, und , _p

,u"ge "ahEe,T te'?n ? ?' ^ Werden a 7Z Lemonon, Pilatus (frz. .981). Nun liegt auch über Agrippa ... den

^rschieden' r" ? Ch?tenT ^ ^K ™ judäischen Herrscher 41-44 n. Chr.. eine biographische Darstel-

'erschieH, k ' urUPPe" aufzusPalten' d,e s,ch jewe,ls durch«n- !ung vor. Sie stammt von einem israelischen Gelehrten, der aus

hoben hJhfl 1 °^SChe Konzeptionen vone'nander abge" dem Schülerkreis Menachem Sterns hervorgegangen ist. dessen

raum z.,r vni°nmen- " StC 6 ei" genugend *[°ßeT fe,t" Quellensammlung der antiken Zeugnisse über das Judentum ein

der UZ erf"gUng- " "m Slcn d,e Entw-^lung der Christo log.e weUwejt tztes Standardwerk ist. Dieser hat dem Vf. gleich-

«*a scZT rm lfufe'nande rfo'BC^n Phasen vorzustellen, ^ dag Stkhwon gegeben ^ ef dje Herrschaft Agrippas als das

"»enden S zurufruhesten apokalypt.schen Erwartung des kom- ^ e dgs Judentums in der Antike bezeichnete

hmzuS, "SJChenSOhneS" SPätef diC •ErhöhunSschristnologie (World History of Jewish People 1.7. 1975, 139). Auch metho-

^nZr dieSf" dan",f "ef Weiteuren Ph3^ d'e, disch ist das Werk dem Lehrer verpflichtet. Der B.ographie im

e'8ene Pn 8'1 <121 >' Dem nuchternen Urtel1- das d'e engeren Sinne ist eine gründliche quellenkritische Analyse vorge-

h^orEe°hS''10n dCS Vf f, ausze-chnet entspricht die w.ederho t , _3g) Dje beiden großen Werke des Josephus &]e ^

'^lage unfew tsk 8, J S8 f sPari,^hen Que'' sammenhängende Berichte über Agrippa bieten (BJud 2.1 78-
Orgam" TSSenbegrenztble'bt-so„über Strukturen und Am ,8 143_309; 19.1_366). werden auf Vorlagen

'ems"p ,?k "k a ^ITa^T? außerhalb . untersucht, wobei eine im Stil der Diasporanovelle gestaltete

Wh- 7- - dCr Wandermisslonarer <2'9>" Vita Agr. und Philos Bericht über die TempelstatuenafTäre die

CrerJ0Th?riTljfh^Vfffh!C wichtigsten Elemente bilden.

liehen r 5 dCS NT Lebe" ^ fruhch_r,St- Auf dieser Basis werden in drei Kapiteln die Herkunft, die Ju-
fcn.alsesTn l.86? habf." kön,ntnen-ge"auer zu gend und die vorkönigliche Zeit des Agrippa dargestellt (39-89).
über Zl ' Quel,enlage w,rkllch zulaßt- So folgt er der Theone |esondere Aufrnerksamkeit f.ndet dieGenealog.e. die für die Be-
a"em ran e"e,l^Tn, TOn Wanderpredigern die vor sejner L a( dufch gesetzestrcue Kreise von
a««8aben?n w T ! I" T' " IÜTk ^ Wichtigkeit war. Er ist ein Enkel Herodes des Großen und als
f°'8e£ 7 hrT" * T '"c ,1 synop,t,SC^" Evangelien Sohn des Aristobul über seine Großmutter Mariamme Nachen
und ü k f Cu 3Av' ^ 'm k u aUS8!.mT" komme einer hohenpriesterlichen Familie, andererseits gelten
^arusie ip h m '*^g^'^*''" g^g^b|"'L^^b^." ?. die Herodianer wegen ihrer idumäischen Herkunft und ihrererst
abe^t e^t "h aS 'a envarte''en (216)- Vorallern hundert Jahre vor der Geburt des Agrippa erfolgten Konversion
*hichte e k TPC "e"emsten- dlc der AP°r,el!e" als Fremdlinge, die nicht dem deuteronomischen Königsgesetz
^sb,,dlln ^ ' eZ b"t,mmende R°llers70hl fur d,e entsprechen (rabbinische Disputationen darüber im Anhang XI.
^rhau "8, emerr £23 £ "e'iss;nnes " k ^ 219-222). Die vom Vf. nachgezeichneten Lebensta.ionen ma-
und ö u TTf^hchns,l'<;hf n Thel°,ogle zu ('°7-i '4-'35;'48 chen es klar: der als Kind nach Rom verbrachte, durch dre.ßig-

" u)ln ihren Kreisen so die urchr.stl.che Mahlfe.er mit der f^t.i.i.^u.nrtH.*«™«— j u j ».

He Uk<»h« . j . ^ j j jahrigen Aufenthalt in der Hauptstadt geprägte, durch die Mutter

..sDedeutung des Kreuzes Jesu verbunden worden sein, indem „ i . j v ■ u . _. , ,

d'eser v j „ ■ . . ■ „hl Berenike mit dem Kaiserhaus verbundene, ohne Kontakt m t

„mit Kategorien der Bundestheo ogie und der Suhneop- ., , . . _. .

fer.0r_foI1 BJ Z ' ,, „ ., „ dem dortigen Judentum herangewachsene Herodesenke hatte es

. Vorstellungen gedeutet wurde ( 2). Die He ernsten sollen . . , . , . „ „ .. .,

-'hrei00„ c- u j , t- j ^» r schwer, von den Juden akzeptiert zu werden. Daß dies ihm den-

,r eigenes, spezifisches Verständnis von Jesu Tod und Aufer- . •„„nr,„^„ i u - . u ■ j

uecki,n„ i ■ j . ■ o... j u noch bis zu einem gewissen Grade gelang, hangt auch mit der un-

,7Kung als eines endzeitlichen Sühne- und Offenbarungshan- vnra»Li,h.»c.;^ ^ ^

den^r.^.. - ..-.«^j j j^- j mittelbaren Vorgeschichte seines Konigstums zusammen, deren

,ns Rottes" entwickelt haben ( 79). das dann in der Gemeinde Ki^-— ,,.<«^,»^ In u u ■ „

von Ant;^ u -u « i ru uu z-no^c Bedeutungen bislang unterschätzt wurde. Durch subti e Que en-

" Antiochia nähere Ausgesta tung erfahren habe (338). Erwa- "tT" "~T"° vp ^.___,., .... .. . . 2f ,

guneen a- f ,. ■• Vi •. u analyse gelingt es dem Vf., etwas Licht in die schwer durthschau-

* "gen dieser Art können zwar denkbare Möglichkeiten be- J °u„e,* a^u^ d i - . u j .
^hreih»^ i ... , . . .. ■ baren Herrschaftsverhaltnisse Palästinas zwischen der Abset-

"eiDen. lassen sich jedoch nicht zwingend beweisen. So ein- j di . ,/u n, > jj d .

drueksvoll der Versuch ist für die Entstehung einer zung des Pilatus (36 n. Chr.) und dem Regierungsantritt Agrippas

frühchriC.i;^a ™ . ... . , .„„ zu bringen und dessen Rolle als Advokat des Judentums in der

"»-nristlichen Christo ogie einen vorste baren Sitz im Leben _. ...... . . c . . .. . .

der r,Pma a ■ r> . Z. ■ u l. jju^i Diaspora anläßlich der Ereignisse in Alexandrien (38 n. Chr)

.. ' Gemeinden in Betracht zu ziehen, so sehr sind doch derlei _F . „. ■ . . ,. . . „ . . . '

Lber|p0„„ . u u u- j ii • u u ■. k i aufzuweisen (62-70). Hier gewinnt die politische Position des

Biegungen mit schwer abzuschätzenden Unsicherheiten bela- . . „_. .. . ° , r . . .. ,

stet Fin a~ .i- u r> . . . . j ■• • l. d r Agrippa Konturen, die sich darauf beschrankt, nur re igiöse

l-tin deutliches Datum ist erst mit den paulinischen Briefen ° ... ,__rj„.u.-m.j t j , --"b'"^.

gegehpr, ^ i i , . _. ,. keine politischen Rechte tur das Judentum zu beanspruchen und

° seoen. die erkennen lassen, welche Elemente einer vorpaulini- . . .. .. .„.. , ^ w unitn unu

^hen Tk. i u • . u damit einen modus vivendi für dieiudische Gemeinschaft zu er-

lcn I heologie in ihnen v orausgesetzt sind. Ob diese jedoch rejcnen **«™wu«mw zu er

Mehrheitlich auf eine einzige Quelle, nämlich die Theologie der .... .'. _, ..tJ , _

Hellenicf»- - il. . ! n . .u • Wichtiger für unser Geschichtsbi d a s die ausführlich behan-

^"enisten. zurückgehen, ist kaum mit einiger Bestimmtheit . , . , ■ . . ™u""lu' °enan

auszumachen n chronologischen und terntonalgeschichtlichen Probleme

. Die materialreiche Darstellung bietet ein nützliches Arbeits- ist die Darste""ng der inneren und religiösen Politik- Seine Re-
bu<*. das als solches benutzt sein will, um reichhaltige Belehrung Tallt zusammen mit einer sadduzäischen Renais-

* empfangen, aber sich auch ein eigenes kritisch begründetes ^ance- ru.r?c « blfh" übersehene aufschlußreiche Belege gibt.
Ur«eil zu bilden. Auch wo man anders als der Vf. zu urteilen ge- ,St.n,cht das Werk des Agr,PPa <der jedoch auch njeht den
n<% sein mag. w ird man stets aufmerksam auf seine Argumente pha"sa.smus begünstigte, wie oft behauptet wurde), sondern
*u achten haben. wurde eher von ihm hingenommen. Lukas spricht freilich in

Act 12,3 bei der Schilderung des Jakobusmartyriums nur von den

Göttingen Eduard Lohse Juden (dazu 208-212). Doch wäre die seine Darstellung beherr-