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Ausgabe:

1991

Spalte:

694-698

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Dutzmann, Martin

Titel/Untertitel:

Gleichniserzählungen Jesu als Texte evangelischer Predigt 1991

Rezensent:

Hirschler, Horst

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 9

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ln ■ v- -Die alte und die neue Schöpfung. Das Neue Testament"; VI. Diese mögliche Well ist bestimmt »offl Prinzip der Gerechtigkeit und

er Logos aK Schöpfungsmittlcr. Die apostolischen Väter und die Apolo- Sehönheit.

. cn": V||. ..Djc Faszination der Negation. Origenes und der Neuplalo- 3. Die Erzählung von der eisten Sünde macht deutlieh, daß die gc-

•jsmus-; in |)lc Phänomenologie des Realen. Irenaus"; IX. „Zwei sehiehtliehe Welt nur eine zweitbeste mögliche Welt ist. sie erklärt. daQ

ystcrien: das Böse, die Zeit. August in"; X. ..Mikrokosmos und Makro- menschliches Handeln irreversiblen Sehaden hervorrufen kann,
««mos. Zum WeltvcrstSndnisdes mittelalterliehen Mensehen"; XI. ..Ex- 4. Die Gottcsvorstcllung im Sehöpl'ungs- und Ursundcnmythos hat die
^niPlaruisaehe und/oder Wirkursaehe. Von der Sehlde von Charlres zu Funktion, aufzuzeigen, daß im Umgehen mit der Welt eine unbedingte
''heim von Ockham": XII. ..Die Welt des bösen Prinzips - das Eine Grenze des Handelns existiert: es gibt Dinge, die unbedingt nicht gesehe-
rin'ip in allem Die abweichenden Weltbilder der Häretiker"; XIII. hen dürfen (z. B. Vernichtung des Lebens. Vcrunmöglichung der Freiheit).
~ '""Pienstait um die Erbsünde. Die Reformation und das Konzil von 5. Der ehristliehe Schöpfungsglauhe läßt keine Naturfrömniigkeit zu.
r,cnt-: XIV. _ Schwierigkeiten mit einem neuen Weltbild. Von Nikolaus fordert aber-um des Menschen willen -die Bewahrung der Natur. Selbst-
°n Kues zu (ialileo Galilei.: XV. ..Das Übel und die beste aller mögli- heschrankung wird damit zu einer der Sorge um Gerechtigkeit gleichwertigen
Wdicn. Gottfried Wilhelm Leibniz...; XVI... Die Wahrheit der Natur. gen Aufgabe".

b * Theologie der Periode der Aulklärung"; XVII „Der kritische Ge- Informationen und Erkenntnisgewinne vermag der Leser aus

jauch des Wcltbcgrifls. Immanuel Kant und Georg Hermes"; XVIII. dem Bueh im einzelnen zu ziehen. z.B. zur „doppelten Wahr-

- "e Selbstauslegung des Absoluten in Welt-Geschichte. Der Deutsehe heit" (330 u. a.). zu den verschiedenen ,. Sprachspielcn "... Gram-

^ whsmus und die katholische Tübinger Schule"; XIX. „Schöpfungsbc- rnatiken" und „Welten" (303. 332. 410). Der evangelische Leser

Ul>d Söre,'K rTOmmCS (?:fÖhl °dcr ah i>:"':kIox- Fricdrich Schlcicrmachcr wj|.d _ bcj der Fü||c aufgenommener protestantischer Literatur.

" egaard . u. zw. nicht nur im langen alttestamentliehen Teil - kritisch die

Unter Heranziehen von wichtiger Sekundärliteratur stellt der Frage nach der Bedeutung des „Schriftprinzips" in diesem reli-

Vr- die jeweiligen „Problemkonstellationen'' dar. nimmt Ver- gi»ns- und kulturgeschichtlichen Abriß stellen, aber auch nach

knüpfungen zwischen ihnen vor (503. 5451". 553 u.a.) und gibt der Einordnung und Beurteilung von M. Luther und der Refor-

Prägnante Zusammenfassungen. Dabei ist er sich der Problema- mation; eingeengt in das stoisch-gnostische „Grundschema"

bewußt, „daß der Verfasser eines solchen Traktats eigentlich (384. 401) wird hier zu kurz geschlossen.

bci fast allen behandelten historischen Problemen nicht genü- Im Blick auf die theologischen Ergebnisse des Buches wird

8end kompetent ist" (XIII). Sein Interesse jedoch ist folgendes: man - bei Anerkennen der Bemühungen um Durchbrechung or-

-Schöpfungs- und Erbsündenlchre stehen ... in einem systemati- thodoxer Schuldogmatik - mit K. Rahners kritischen Anfragen

^hen Zusammenhang, in dem nicht die Frage zur Diskussion an das Offenbarungsverständnis in „Auf dem Weg zu einer kriti-

Slchl. w ie die Welt entstanden ist. sondern wie wir mit der durch sehen Theologie" einen „Minimalismus" feststellen, der nicht

schuldiges Handeln beschädigten Welt verantwortlich umgehen das „mögliche volle Verständnis der Glaubensaussagen erreicht"

*°nnen und sollen" (XII. vgl. 503); der Vf. hat eine ökologische (vgl. den 528. A.57 erwähnten Aufsatz K. Rahners. „Freiheit der

TheoIogie des ethischen Imperativs vor Augen. Ferner: „Zur Gc- Theologie und kirchliche Orthodoxie: Conc 7. 1971. 427-434.

schichte der Schöpfungslehre gehört der schwierige Prozeß des ebd. 433).

erzichts auf jeden Anspruch einer wissenschaftlichen Kosmolo- Es handelt sich um ein anregendes und zur Kritik herausfor-

8le ... Zur Geschichte der Lehren von Schöpfung und Erbsünde derndes „Traktat": es leistet einen Gesprächsbeitrag zur „Theo-

Schört auch die Erinnerung an Gewalt und Leid" (XII): die idco- logie der Ökologie".

°g'ckritischc Aufgabe stellt sieh damit. Heidelberg Michael Pla.hou

oei seinen Ausführungen begleiten den Vf. die „Denktno-
ellc~(547 554) Und „Grundschemata" (583) des stoischen und

6«osti>chcn Weltverständnisses (vgl. auch: „Auf dem Weg zu Q__i,+:^-u^. tu««i.__:~. u •■

e'ner kritischen Theologie», (135). Praktische Theologie: Homiletik

Der Vf. will die skizzierten Probleme auf ihre Relevanz in der

cgenwart befragen, d. h. auf ihre ethische und ästhetische Be- Dutzmann, Martin: Gleichniserzählungen Jesu als Texte evange-

eutung (532) in der Diskurs- und Kommunikationsfähigkeit lischer Predigt. Götlingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1990.

m't den heutigen Menschen, d.h. gerade auch mit den Nicht- 232 S. gr. 8 = Arbeiten zur Pastoraltheologie. 23. Kart. DM

Raubenden. Zentrale Wertigkeit besitzt die „Bewahrung der 58-~
Natur*» i S57t

n Der Text des Buches läßt Wichtiges erwarten. Die neueren

uas Hauptanliegen der Arbeit - und das wird im Teil 3 „ Rclle- Überlegungen von Ernst Fuchs. Eberhard Jüngel. Paul Ricoeur

_on einiger Grundproblemc" denkend angegangen - richtet sich Hans Wcder, Wolfgang Harnisch. Otto Via zum Gleichnis als Me-

' ein .Koordinatensystem, weniger darauf, nun ein eigenes tap|lcr müssen dringend in ihrer Bedeutung für die Predigt und

• odcll vorzulegen" (555, A.12), das der Vf. allerdings andeuten die homiletische Lehre bedacht werden. Besonders spannend

' • Von Fr. Sehleiermacher her (483. A.7) weist sich sein präg- warc dic Fragc, was cs dcnn won, fur djc pred)gt bedcu,cn

attsches und ästhetisches Modell - in Abgrenzung von jeder könnte, wenn dic Gleichnisse Jesu als Metaphern n.cht durch an-

- eilsnietaphysik" (328. A.57) und von einer Divinis.erung der derc Sprachformen ersetzbar sind. Ihnen einen abstrakten Sinn

atur und des Kosmos (558) - als „Theologie der Ökologie" aus abzugcwinnen. zerstört unersetzbare Sprachform Was bedeute.

Ol), d.h. als „problematische" Theologie des kritischen Ratio- cs ubcr Gleichnisse zu predigen, wenn diese Texte als Gleich-

ündTV:- J" Wcl,wirkl'dl,kcil als Möglichkeit denk. (569) nisse Jcsu Ereignungen des Gottesreiches als Gleichnis waren

auf ih'ch T ,"8SaUSS;;gCn "utopi^,1c Ennnerung" (571) (Jungcl Wcdcr), Wic prcdjgt man dann neute

« ih ethisches Potential interpretier. (576) und in einem „radi- ni5SC? Laßt sich das Aufleuchten des Gottesreiches gleichsam

W, hriStC",Um"(? 'v!3 s"' —"^Selbs.beschränkungim von dcr Scitc ner beschreibend erzählen, oder zerstö m , -

ATl Na,uUn,d(VV^; rrr^''<584)- •«-*» Im ^ * Gleichnisse doch sehr kompnn en

Als Resümee erklar, der Vf. S. 5861: und kurz ,„ „ njcht SQ ^ mm „^ ^ ^ ^

»I. Der bibliseh-ehnstliehe Mythos ist primär soienologiseh-ehristolo- gcn? Da bleibt wahrscheinlich nicht viel zum Lachen. Was macht

8,sch. Die Vorstellungen von Schöpfung und Erbsünde explizieren sowohl man während einer ganzen Predigt mit einem Gleichnis?

°rausset/ungen wie Zielannahmen der Erlösungsvorsiellung. So geht man also mit großen Erwartungen an dieses als Disser-

-• Die SehöpfungseiYählungsagt nicht, wie die Welt entstanden ist. son- talion bei Professor Dr. Friedrich Wintzer in Bonn vorgelegte

ern «,c slc scnl soll; jic jsl erinnernde Antizipation einer möglichen Welt. Buch.