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Ausgabe:

1991

Spalte:

682-683

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Titel/Untertitel:

Opera dubia et spuria 1991

Rezensent:

Junghans, Helmar

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Theologische Litcraturzcitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 9

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•Wer Heranziehung mancher Literatur vorgenommen worden ückhani. Guillclmo de: Opera dubia et spuria venera bili ineep-

["r das Spätmittelalter folgt der VI", häufig den Arbeiten von K>ri. St. Bonaventura, NY: St. Bonaventura Univershy 1988.

He'ko V.Oberman, schließt sich aber zuweilen auch Leif Grane 31*S..670S.4 -Guillelmus de Ockham: Opera philosophica

an' Man vermißt manche Arbeiten zu dem Thema von Syntcrcsis ct 'hcolog.ca. Opera philosophica. 7.
j Gewissen wie vor allem Emanuel Hirsch. Lutherstudien. Bd.

•Gütersloh 1954. Für Luthers Theologie im ganzen ist begreifli- Fünfzig Jahre, nachdem Philotheus BoehnerOFM mit der Edi-
cherweise eine nicht sehr große Auswahl herangezogen worden. tion der „Quacstio prima principalis Prologi in primum librum
"wnlich hauptsächlich Paul Althaus. Walther von Locwcnich. Scntcntiarum" den Grundstein für eine kritische Edition der
ennart Pinomaa oder Regin Prenter. philosophischen und theologischen Werke Ockhamsgelegt hatte.
Was nun die Ergebnisse des Vf.s betrifft, so sei hier Folgendes kam diese Ockhamausgabe mit dem I 7. Band nach verzögerter
ervorgehoben. Bei der Syntcrcsis arbeitet der Vf. heraus, daß Auslieferung zum Abschluß. Wer vorher mit Inkunabeln und feh-
u'hcr in der spätmittelalterlichen Syntercsis-Auffassung die lerhaften Nachdrucken gearbeitet oder sich gar mit Handschrif-
,rundlage für den Pclagianismus erblickte. Infolgedessen hat ten abgeplagt hat. kann nun einen auf der gesamten bekannten
uther bereits in seiner Frühzeit eine neue Auffassung entwik- handschriftlichen Überlieferung beruhenden, übersichtlich ge-
he|l. daß nämlich die Syntcrcsis auf keinen Fall eine Fähigkeit gliederten und durch Register in jedem Band erschlossenen Text
lr> zum Guten meint, auch wenn der Mensch noch nach dem genießen und sich an Ockhams klarer Gedankenführung er-
• Indenfall eine gew isse Kenntnis des Guten haben mag (35-37). freuen, ohne dabei von textkritischen Fragen behindert zu Wernas
die Nachfolge sowie die Conformitas betrifft, so zeigt der den.

'- überzeugend auf. wie Luther bereits in seinen frühen Voile- Es ist verständlich, wenn sich die Herausgeber eines umfang-

^ngen jede Verdienstlichkeit ausschließt. Die neuen Anschau- reichen Lebenswerkes entschließen, nicht ganz eindeutig echte

"igen von der Gerechtigkeit Gottes, der Rechtfertigung des Texte in eine Werkausgabe nicht aufzunehmen, um eine sogcwal-

•lenschen sowie vom Glauben treten derart in den Vordergrund. tige Ausgabe eher zum Abschluß zu bringen. Die Herausgeber

aß die conformitas nicht mehr die Bedingung, sondern im dieser Ockhamausgabe haben diesen Weg nicht gewählt, sondern

'runde die Existenzform des Glaubens ist. - Allerdings meint noch einen ganzen Band mit Schriften vorgelegt, deren Echtheit

er Vf.. daß Luther bei seiner berechtigten Ablehnung der Ver- angezweifelt wird oder deren Vaterschaft unbekannt ist. Sic

lenstliehkeit der Werke des Menschen doch weithin die Verbin- haben diese nicht chronologisch angeordnet, was angesichts des

u"g zw ischen Christologie und Ethik eher thetisch und grund- Fehlens von Datumsangaben auch schwierig wäre, sondern mehr

^tzlich als praktisch und gegen Mißverständnisse abgesichert nach dem wahrscheinlichen Grad ihrer Echtheit als Arbeiten

argelegt habe. Gerade hier hätten Karlstadt und die Täufer kri- Ockhams.
''sehe Fragen gestellt, auf die Luther im Grunde nur mit dem Bi- Der „Tractatus minor logicae" und das ,. Elcmcntarium logi-
elwort habe antworten können, daß ein guter Baum gute Frucht cac" - von den Kopisten auch „Compendium logicae" bzw.
r'nge (Mt7.17). Luthers Behandlung der Verbindung von „Tractatus medius logicae" genannt - wurden von Eligius M.
•taube und Ethik habe somit eine gewisse Schwäche. - Ein Spc- Buytacrt t bearteitet und von Gedcon Gal und Joachim Giermek
Cll'cuni hat die Arbeit des Vf.s darin, daß er eigens die Frage crör- durchgesehen (1-57 und 59-304). Buytacrt brachte diese beiden
jcrt.ob LuthcrcineFührungdureh den Hl. Geist (guidanceby the Schriften 1964 bis 1966 in den "Franciscan studics" erstmals
"0|> Spirit) kenne (141-144). Überzeugend legt der Vf. dar. daß zum Druck. Da ihr Inhalt mit dem derechten Schriften Ockhams
£lr> solcher Gedanke bei Luther, anders als bei den von ihm bc- übereinstimmt und die Kopisten diese auch Ockham zugeschrie-
amplten ..Schwärmern", nicht zu finden ist: "In setting the ben haben, halten sie die Herausgebertrotz Einwände mancher
c°nseience free, the Spirit permits a moral lifc. But it docs not Forscher für echte Werke Ockhams. die er wahrscheinlich in den
autoniatieally providc instruetion. teaching or pereeption. nor Jahrenzwischen 1340 und 1347 in München abfaßte. Die aus der
^s it direct thcsclfto perform particularworks. Luther rcjcctcd Gestaltung dieser Schriften entstehenden Fragen könnten leieh-
unmediated autodidaetiocism of a Divinc-inspiration pneu- ter beantwortet werden, wenn sich ermitteln ließe, für wessen
■^atology as advocated by the Enthusiasts" (142). Ausbildung sie bestimmt waren.
Abschließend äußert der Vf.. daß bei Luther im Grunde zwei Den „Tractatus de praedicamentis". der erst während der Ar-
,n,en zu linden sind, nämlich einmal die „Fides abstracta". beiten an der vorliegenden Ockhamausgabe bekannt wurde, gab
*uni anderen die „Fides incarnata". Im ganzen habe Luther Girardus I. Etzkorn erstmals heraus (305-332). Erweist nach.
Irr|rner wieder Glauben und Werke einander entgegengesetzt. Zu- daß der Text in enger Beziehung zu Ockhams „Summa logicae"
feilen habe er jedoch auch sagen können, daß die Werke des steht, und behauptet, daß der Inhalt meist mit Ockhams Schrif-
nnsten den Glauben nach außen hin bezeugen und bewähren ten übereinstimmt, aber auch einiges enthalte, das diesem w ider-
the extcrnal Validation of an inward faith". 152). spricht. Der Hg. überläßt es dem Leser, ob er annimmt. daßOck-
Die Arbeit regt zu manchen Fragen an. von denen nur zwei gc- harn diesen Text vor seiner „Summa logicae" verfaßte und
nannt seien. Einmal, steht Luther nicht mit seiner Auffassung danach zu mehr Klarheit gelangte, oder ob er dav on ausgeht, daß
er ( hristologie und Ethik gerade der Theologie des Paulus ein Kompolator diesen Text aus Ockhams Schriften zusammennähe
.' Gibt es nicht auch bei ihm eine ähnliche „Ambivalenz" stellte. Die einzige Handschrift, die diesen Text enthält, läßt er-
N°n C hristologie und Ethik? Sodann, es wäre wünschenswert ge- kennen, daß er zwischen 1394 und 1427 in sie eingetragen wurde
Wcsen. daß der Vf. von seinen gründlichen Untersuchungen her Die „Quacstio de relationc" gab Gaudens Mohan t erstmals
auch zu der Frage nach dem Zeitpunkt von Luthers reformatori- 1951 heraus. Für die vorliegende Ausgabe w urde sie von Etzkorn
cr|er Entdeckung Stellung genommen hätte. Seine Ergebnisse durchgesehen und im Widerspruch zur Anzeige auf dem Titel-
Unlerstützen offenkundig die sog. Frühdatierung. blatt unter der Überschrift „Tractatus de relationc" veröffenl-
Djc l Untersuchung «eist einige Druck- und Flüchtigkeitsfehler auf. Fol- licht (333-369). Mohan bezeichnete diese quacstio als echt in
•w fcs sc, genannt. l'dagius war kein Mönch (30). - Karlstadl hat Luther einem weiteren Sinne, weil er annahm, ein Kompilator habe

.k*„'rsT- vT'TSÄS Z echte Ockhamtcx.c zusammengestellt. Nachdem aufgrund der

'<i ik. l Ii . l). - Lcil Grane wird durchgehend als< 'ranc zitiert. - Lei- ,,.ri;™™^n rv i u , *" .

ha, der Vf. die Belege durchgehend nach der American Edition ofLu- ,%o ]'cZc"d™ Ockhamsausgabe das Gesamtwerk dieses

Works gegehen. dagegen „ich. immer auch nach der WA Scholastikers leichter zu ubersehen ist. kommt Etzkorn zu dem

H Ergebnis, daß der traktatus auch Ockham widersprechende Aus-

amburg Bernhard Lohse sagen enthalte und „sine dubio spurius" sei (16*).