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Ausgabe: | 1991 |
Spalte: | 665-667 |
Kategorie: | Neues Testament |
Titel/Untertitel: | Chapitres 5 - 12 1991 |
Rezensent: | Wiefel, Wolfgang |
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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 9
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"nd nach Gal 2.9 ist der Zcbcdaidc Johannes spater eine der Jeru- 816-818). Er umfaßt die Kapitel 5-12 und legt durch die damit
ferner Säulen der Urgemeinde. angezeigte Dreiteilung den Vergleich mit der ebenso disponierten
.Nu" ist es nach dem Text des Evangeliums wohl zwingend. Kommcnticrung des Evangeliums durch R. Schnackenburg
C|nen Jüngerzeugen als maßgeblichen Urheber vorauszusetzen. nahe, der sie an Umfang nur wenig nachsteht. Im französischen
Jedoch nicht unbedingt den Zebedaiden. Es werden ja weitere Raum handelt es sich um den scitenstärksten Kommentar seit A.
n,cht namentlich genannte Jünger erwähnt (128. vgl. .loh 21.2). Loisy (2. Aull. 1921) und M. J. Lagrange (5. Aull. 1936). Der
Andererseits konvergieren nicht wenige Hinweise eben doch mit Blick auf die Vorgänger läßt die Unterschiede deutlich werden.
dcm Zebedaiden. In diesem Dilemma entschließt sich M. Hcngel die der prägenden Kraft der Schule von Lyon zu danken sind, der
*u einer bew ußt spekulativen Lösung. Ausgehend von dcrTatsa- der Vf. selbst zugerechnet wird und der seit der Jahrhundertmitte
j*e, daß nach Joh 18.6 der vermutliche Lieblingsjünger dem Ho- im frankophonen Raum eine ähnliche Wirkung zukam, wie der
hcnPriester bekannt war. der Johannes der Offenbarung mit sei- Offenbarungsthcologie im Deutschland der Zwischenkriegszeit.
ncr Verbannung nach Patmos zu den aristokratischen Kreisen Anders als die rcligionsgeschichtlich orientierte Analytik des
Serechnet werden muß und Polykrates ihn gar in hohenpriesterli- einen und die historisierende Apologetik des anderen weist diese
cl,L'ni Hang bezeugt (1250. wird ein Johannes erkennbar, der von Auslegung ein spirituell durchformtes theologisches Profil auf.
c)cni galiläisehen Fischersohn unterscheidbar ist. Daß anderer- Drei Prinzipien leiten L.-D.s Arbeit am Johanncscvangclium.
^"s Leute gleichen Namens verwechselt werden konnten, zeigt Sie hält sich an die synchrone Perspektive (obwohl traditionsge-
*"cn z. B. bei Philippus dem Jünger und dem Evangelisten (31). schichtliche Erwägungen ihr nicht fremd sind), stellt diesymboh-
Handelt es sich aber, wenn spätestens bei Irenaus allein dcrZcbc- sehe Dimension heraus und bekennt sich zu einer Interpretation
da'de Johannes als 4. Evangelist in Betracht kommt, nui um eine der Schrift auf dem Hintergrund der Schriften Israels. Mit der
erwechslung? Könnte nicht auch in Betracht gezogen werden. synchronen Sichtweise hängt es zusammen, daß er die in der
daß jener ansonsten unbekannte Johannes ein Schüler des Zebe- deutschsprachigen Forschung beliebten Kapitelumstellungen
a'den war. der sein Erbe in der kleinasiatischen Christenheit nicht nachvollzicht. Das Bethcsdawunder geht der Speisungsge-
*ertrat und in ihm den Jünger verehrte, welcher Jesus am näch- schichte voran. Der integrale Zusammenhang läßt den Wechsel
s'en war und deswegen vor Petrus tritt (131 Ij? der Schauplätze in einleuchtender Weise erklärbar erscheinen
Diese bew ußt spekulative Lösung, die den eigentümlich schwe- und erlaubt eine klare Zuordnung der Ereignisse zum jüdischen
enden Horizont des Lieblingsjüngers ebenso aufzunehmen in Festkalender - ein Auslegungsmuster, das sich L.-D. ohne Gc-
dcr Lage ist wie die antike Lehrer-Schüler-Beziehung, unterschei- waltsamkcit. aber mit erfreulicher Deutlichkeit zu eigen macht.
del sich wohltuend von jener Phantastik. die neuerdings einen Von hier aus erschließen sich dann sowohl die symbolische Di-
sscncrniönch als Quartiermeister des letzten Mahles Jesu mit mension als auch die alttcstamentlich-frühjüdischc Grundierung
crr> Lieblingsjünger identifiziert. M. Hengeis Vermutung hat des Evangeliums. Einzelheiten mögen kontrovers bleiben, etwa
C|nen weiteren Vorteil. Warnach Gal 2.9 der Zcbcdaidc Johannes ob das nicht näher bestimmte Fest in 5.1 das Neujahrsfest sein
Clne der drei Säulen der ersten Christenheit und er nur mit Petrus soll (24). Der Passabezug in der eucharistischen Perikope cap. 6
^"samnien Jünger und Erstzeugc in diesem Triumvirat, so sind und der Laubhüttenfestbezug in cap. 7 sind m. W. in zusammen-
"bcrlieferungsgeschichtliche Implikationen unausweichlich. hängender Kommcnticrung noch nie so treffend zur Darstellung
y^b es wirklich nur die primär petrinisch geprägte Jesusüberlie- gebracht worden. Wenn 8,12 unmittelbar an 7.52 anschließt.
erung. wie sie den synoptischen Evangelien im Markusrahmen dann kann die Lichtsymbolik mit der Wassersymbolik (7.37) des
°Tcnsichtlich vorgegeben ist? Das 4. Evangelium bezeugt eine Laubhüttenfestes verbunden werden. Die in der Kommentierung
durchaus andere Wiederholung on Wort und Weg Jesu, die Pe- nachgestellte Ehcbrccherinpcrikope (311-322) gilt selbstvcr-
•rus gegenübergestellt werden kann, und zwar auf mehreren Ebc- ständlich schon aus textgeschichtlichen Gründen als postjohan-
"en. im kritischen Verhältnis zu Mk und in der Gegenüberstel- neischc Interpolation, die in den Umkreis synoptischer (Lukas
ung von Lieblingsjünger und Petrus. Kann jene andere naher) Tradition gehört. Daß die von 10.22 vorgegebene Datic-
/■°niPetenz woanders verankert sein als beim Zebedaiden Jo- rung des Schiußteils der Hirtenrede auf das Tempelweihfest den
annes (Gal2,9!)? Hier hinein schwingt die noch kaum unter- Hintergrund für 10.37 bildet, ist eine interesssante Neuentdek-
suchtc Frage nach dem Verhältnis von Joh und Q und den hier kung.
Segnenden eigentümlich johanneischen Worten. Das Verhält- Für die Lazaruserzählung wird mit Vorsicht auf einen mögli-
n,s Joh-Q ist von dem Joh-Mk durchaus abhebbar und es gibt im chen Zusammenhang zu Lk 16.24-31 verwiesen. Hier wird heileren
Fall eine Fülle von Berührungen. Ließe sich also mit sonders deutlich, wie der Vf. das Gespräch mit der aktuellen For-
"e von Q der Graben des Jahres 70 doch überspringen? schung bis in die Zeit der Niederschrift des Kommentars führt.
D'es ist eine Frage an den Vf. Seine Ausarbeitung der johannei- wenn er nicht nur auf J. Krcmcr. sondern auch auf A. Marcha-
schen Frage im eingehenden Hören auf das Plcroma der Quellen dour. Lazare. Paris 1988 kritisch eingeht (409f). Wenn der Leser
C|stet in der heutigen Forschungssituation einen unverzichtba- S. 33 den Verweis auf den im Erscheinungsjahr 1990 hg. Band
J"Cn Dienst, demonstriert historische Vernunft im besten Sinne von J. D. Kacstli, La Communautc johannique et son Histoirc
es Wortes, und die Ergebnisse beruhen nicht auf einer eigenhän- findet, so kann er gewiß sein, daß ungeachtet der lescrfreundli-
'g konstruierten Quellenbasis. Das Thema des Lieblingsjüngers chen. auch dem Laien zugänglichen Präsentation der letzte Stand
lst auf neue Weise belebt und eine interessante Lösung versucht der Johannesforschung in die Auslegung eingegangen ist.
forden. Die Veröffentlichung in deutscher Sprache wäre drin- Fraglos ist cap. 6 der Höhepunkt der bisherigen Kommentierend
geboten. rung. Nachdrücklich wird die Einheit der Brotredc. also die Zu-
j. gehörigkeit von 6.51-58 zum Diskurs über das Himmelsbrot hcr-
auscn 1 "" Neugebauer ausgestellt (6.48-58 erscheint als ein Komplex). Es geht um den
mysteredu Pain vivant in seinem christologisch-eucharistischen
Uon-rw.fi»... v i . a v i,i ., f-u Doppelaspekt, den der Vf. bereits in seiner Studie Le Partagc du
"■"n-iJulour. avier: Lecture de I cnangile selon Jean. II: ( hapt- „■___. , . .. _ _ . ,,.„, ..
«res 5-12. Paris: SeuM 1990. 509 S. 8 - Parole de Dieu Kart. pam euehansticlu« «*» le Nouveau Testament. Pans 1982. auf-
FFr 180.-. gewiesen hatte. Wie in allen anderen Abschnitten wird das. was
L.-D. mit der „Osmose" zwischen jesuanischer Vergangenheit
on X. Leon-Dufour liegt nun der zw eite Band seiner Aus- und postpaschalcr Zeit meint, auch hier deutlich. Der Schlußsatz
c8ung des Johanncscvangeliums vor (vgl. ThLZ 113. 1988. kann als Zusammenfassung seiner Sicht des Evangeliums gelten: