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Ausgabe:

1991

Spalte:

611-614

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Forde, Gerhard O.

Titel/Untertitel:

Theology is for proclamation 1991

Rezensent:

Schwarzwäller, Klaus

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611

Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 8

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duum. Gottebenbildlichkeit, Humanität usw. einer Debatte mit
einer solchen feministischen Anthropologie auszusetzen.

Darmstadt Uwe Gerber

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Brauten. Carl E.: Gott und das Evangelium. Pluralismus und Apostasie
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Strube. Dorothea: Feministische Theologie. Ein Überblick (Die Christenlehre
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Türk, Hans Joachim: Fundamentalismus (StZ 209, 1991, 86-94).

Wagner, Falk: Christentum und Moderne (ZThK 87, 1990. 124-144).

Systematische Theologie: Dogmatik

Forde, Gerhard O.: Theology is for Proclamation. Minneapolis:
Fortress Press 1990. VIII, 199 S. 8 .

Mit diesem kompakten Grundriß einer Dogmatik versucht F.,
die theologische, insbesondere die dogmatische Arbeit auf die

Verkündigung hin zu konzentrieren und damit ihre Dilemmata
und Aporien zu überwinden. Systematische Theologie hat nach
F. ihren Ort und ihr Geschäft auf der Basis geschehener und im
Blick auf künftige Verkündigung. Dabei ist sieals"secondary dis-
course" (3) von der Verkündigung selbst strikt zu unterscheiden-
Nur die Beachtung dieser Differenz bewahre vor der Verkehrung
von Verkündigung in theologische raisonnements und abstrakte
Darlegungen, die dann von generellen Problemen und einem
Gottesbegriff in allgemeiner Form handeln und darin ebenso unverbindlich
wie theologisch verfehlt seien. Denn Verkündigung
geschehe im Zusprechen der Rechtfertigung in Jesus Christus
und damit im Vollziehen von Gottes Wahl. F. kann so weit zuspitzen
, daß die Verkündigung uns Gott widerfahren lasse (" to do
God").

Ausgangspunkt und Grundlage ist Luthers in De servo arbitrio
ausgearbeitete Unterscheidung zwischen dem Deus absconditus
und dem Deus praedicatus. Mit ihr ist die Ausrichtung auf die
Verkündigung gegeben; denn beim verborgenen Gott stoßen wir
auf eine uns gezogene Grenze. Dem Grauen ob seiner Existenz
entgehen wir allein, indem wir uns ganz an den verkündigten
Jesus Christus halten. Dann aber verlieren theologische Aussagen
ihre Abstraktheit und unverbindliche Allgemeinheit. Formgeschichtlich
geredet: Die Verkündigung des Wortes vom Kreuze
ist die „Gattung", in der theologische Aussagen ihre Wahrheit gewinnen
. In ihr aber zielen sie auf Leben und Tod, auf das Vergehen
des Bestehenden und das Erstehen des Neuen. In diesem
Sinne sind Tod und Leben, verstanden als die Summe des Evangeliums
, das durchgängige Thema.

F. fundiert christologisch; entsprechend sind die beiden mittleren
der acht Kapitel, "The Preacher" (57-85) und "The Prea-
ched God" (87-133), die Person und Werk Christi explizieren,
die tragenden und zugleich die originellsten. Das erste von ihnen
enthält die grundlegende Weichenstellung: Die vieldiskutierte
Frage, wie aus dem verkündigenden Jesus der verkündigte Jesus
Christus wurde, wird exponiert als die Frage danach, ob und inwieweit
wir selber uns der damit bezeichneten Diskontinuität
aussetzen. F. expliziert anhand von Mk 8,38 (630: hier sei die
Konfiguration tripolar: Jesus - der Hörer - der(eschatologische)
Titel seien aufeinander bezogen. Jesus führe also ins antwortende
Bekennen (Titel), das aber gültig und authentisch nur sei, indem
der Bekennende sein Leben an Jesus und seinen Todesweg binde,
also sich samt den eigenen Gottes- und Erlösungsvorstellungen
dem Vergehen überantworte und ganz allein dem sich anheimgebe
, der da auferstand und das Bekenntnis dessen, der sich des
Gekreuzigten nicht „schämte", gleichsam ratifiziert.

Hier treten die Strukturen einer theologia crucis heraus; zugleich
wird das christologische Problem in einer Art existentialer
Interpretation umgewendet in das des Alten und des Neuen Menschen
in ihrer radikalen Diskontinuität. Dem korrespondiert
eine Neuakzentuierung des reformatorischen „pro nobis":
"Jesus did not meet anyone's needs. He was of no use to anyone
here. He was wasted. Rather, Jesus was of use only to God. who
raised him up." (72) Das setzt nicht nur der zufassenden Vereinnahmung
- vom „Herzejesulein" über den Mann „wie wir" bis
zu allen Spielarten des „... auch du brauchst Jesus" -, sondern in
eins damit auch der Vorstellung unserer (freien) Wahl ein Ende.
Statt dessen wird das skändalon des Evangeliums unausweichlich
gemacht: Wir finden Rettung, indem wir durch die Verkündigung
an Gott zuschanden und von ihm zu neuen Menschen erweckt
werden.

Damit ist das folgende und im engeren Sinne christologische
Kapitel vorstrukturiert. In kritischer Rezeption der Tradition
und insbesondere der klassischen Versöhnungstheorien schärft F.
hierauf zu: In dem Menschen Jesus widerfährt uns Gott; er aber
ist völlig Mensch, indem er sich gehorsam ganz in Gottes Hand
gibt und sich nicht wie die Protoplasten über sein Menschsein zu