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Ausgabe:

1991

Spalte:

608-611

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Moore, Henrietta L.

Titel/Untertitel:

Mensch und Frau sein 1991

Rezensent:

Gerber, Uwe

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 8

608

dein" (2). Das Heft erinnert an den 900. Geburtstag Bernhards,
der 1090 geboren worden war und als 2 ljähriger mit aller Hingabe
Mönch im gerade neu gegründeten Zisterzienserorden
wurde. Aber Bernhard wirkte weit über Klostermauern hinaus
und wurde „der eigentliche Führer der lateinischen Kirche". Die
sich daraus ergebende „innere Zerrissenheit eines kontemplativen
Mönches, der sich auch nicht scheute, auf höchster Ebene am
Gerangel um Macht und Bedeutung beteiligt zu sein, war schon
Bernhards Zeitgenossen augenfällig, und er selbst formulierte
diesen Widerspruch ..." (8). Die Hgn. hat Abschnitte ausgewählt
, die sie unter die folgenden Überschriften stellte: Was ist
der Mensch (22-36); Frei und leer sein für Besinnung (37-51);
Die Liebe erfahren (53-73); Die Kunst, Gott zu lieben (75-88);
Orte der Begegnung (89-98); Die Liebe zum anderen wächst (99-
114); Die Sprache der Liebe (115-124). Die ausgewählten Abschnitte
stammen zum größten Teil aus De consideratione und
aus den Sermonen zum Hohen Lied. Daneben werden auch Abschnitte
aus den Schriften de dedicatione ecclesiae, de diligendo
deo sowie aus anderen Sermonen geboten. Die Übersetzungen
lehnen sich zuweilen an die von Bernhard Schellenberg an, die er
in seinem Buch „ Bernhard von Clairvaux - Gotteserfahrung und
Weg in die Welt" (Ölten, 1982), gegeben hatte.

GH.

Systematische Theologie: Allgemeines

Küng, Hans: Die Hoffnung bewahren. Schriften zur Reform der
Kirche. Zürich: Benziger 1990. 230 S. 8°. geb. sFr 28.80.

Der Titel ist ein Aufruf und das ganze Buch ein Appell. In einer
Zeit, in der „die Weltprobleme sehr viel bedrückender sind als
die Kirchenprobleme, die Weltökumene bedeutsamer ist als nur
die Kirchenökumene, der Weltfriede noch sehr viel drängender
als der Kirchenfriede" (9), ist die Herausgabe eines solchen Buches
nur zu bewerkstelligen, wenn sie getragen wird von der
Überzeugung, daß Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit und Effizienz
kirchlicher Arbeit nach außen nur dann gegeben sein werden,
wenn ein entsprechender Einsatz auch nach innen greift.

Beides ist seit langem Anliegen des Autors. Er bedarf keiner besonderen
Vorstellung. Seine Bücher und sein weiteres publizistisches
Wirken in vielen Bereichen erfahren breite Resonanz. Daß
auch von dieser Aufsatzsammlung binnen kurzem schon eine
zweite Auflage fällig wurde, unterstreicht sowohl dieses wie es -
hoffentlich - ein Hoffnungssignal dafür ist, daß sein Ruf nicht
ungehört bleibt und die Sache, um die es geht, noch lange nicht
verloren ist. Eine seiner Stärken ist die Beharrlichkeit, mit der er
bei der Sache bleibt und für die einmal erkannte Wahrheit eintritt
, in diesem Falle die Notwendigkeit einer Reform der Kirche.

Es hieße, Eulen nach Athen zu tragen, wollte man einzelne
Themen, denen auch die meisten der hier vorgelegten Arbeiten
zuzuordnen sind, noch einmal für sich bedenken. Der Autor
macht selbst darauf aufmerksam, daß hinter ihnen natürlich
seine eigene „ekklesiologische Gesamtkonzeption" steht, die er
schon in seinem Buche „Die Kirche" (1967) vorgelegt hat. Seit
der Zeit tritt er mit „christlicher Radikalität" für eine Reform
seiner Kirche ein. Die hier zusammengefaßten 21 Arbeiten entstammen
zwar sehr unterschiedlichen Zusammenhängen, sind
entsprechend von recht verschiedener Dichte und sprechen in
verschiedene Richtungen. Gerade dadurch aber vermitteln sie
ein aufschlußreiches Bild sowohl von den anstehenden Problemen
, und d. h. von der Größe der Aufgabe, wie von dem breiten
Einsatz des Autors.

„In der Kirche bleiben", „Polarisierungen überwinden",
„Probleme lösen", „Auf die Zukunft setzen" - das sind nicht nur

formal die großen Bereiche hier, die jeweils mehrere Arbeiten
umfassen. Das sind die Aufgaben, auf die es jetzt ankommt und
die zu bewältigen der Autor mit seinen Beiträgen helfen will.

Im einzelnen schlagen diese einen weiten zeitlichen Bogen, fast
noch vom Ende des Konzils bis in die unmittelbare Gegenwart
herein. Die früheste Arbeit stammt aus dem Jahre 1968. die jüngste
von Ende 1989. Sehr viele von ihnen erschienen ursprünglich
an Orten, die ein späteres Zur-Kenntnis-nehmen schwierig machen
, in Tageszeitungen, Wochenblättern, z. T. sogar im Ausland.
Um so wichtiger erscheint diese Sammlung. Inhaltlich sind sie
z.T. ausgesprochen persönlich gehalten: „Warum ich in der Kirche
bleibe" - „Warum ich katholisch bleibe" - „Sehnsucht nach
Johannes XXIII." - „Wie durchhalten?" - „Über die Treue" -
„Vision einer künftigen Kirche" - das sind Bekenntnisse, die folgerichtig
in einen Epilog münden- „Mein persönliches Spero -
Die Vision einer besseren Zukunft". Einen breiten Raum nehmen
Überlegungen zur Kirchenordnung ein, über Fragen zur
Stellung des Laien in der Kirche, der Frau, über die Kirche „von
oben" oder,, von unten", die Bischofswahl (hierwird das interessante
Basler Modell vorgestellt). Ein weiteres Thema ist die pa-
storale Situation, Zölibat, Gottesdienst, die ökumenische Mahlgemeinschaft
. Den Abschluß bildet eine Dokumentation von
drei öffentlichen Erklärungen katholischer Theologen, die nach
wie vor aktuelle Bedeutung haben :„ Für die Freiheit der Theologie
" (1968), „Wider die Resignation" (1972), „Wider die Entmündigung
. Für eine offene Katholizität" (die sog. „Kölner Erklärung
", 1989), sowie der „ Aufruf zur Reform der katholischen
Kirche" einer unabhängigen Organisation von Laien, Ordensmännern
und -frauen und Priestern aus den USA vom Dezember
1989, die hier wahrscheinlich erstmals in deutsch veröffentlicht
wird - Dokumente sämtlich, die zwar für Aufsehen sorgten. Aber
haben sie auch etwas bewirkt in der Kirche? Und was bewegten
alle jenen Initiativen?

Der Autor konstatiert: „ Anders als in der Konzilszeit bläst uns
reformorientierten katholischen Theologen der amtskirchliche
Wind heute bisweilen scharf ins Gesicht. Aber ist das ein Grund,
im Engagement für eine Reform der Kirche nachzulassen? Ist das
ein Grund, die Arbeit für die Kirche aufzugeben? Nein, es ist gerade
jetzt die Stunde, die Hoffnung zu bewahren, die Hoffnung,
daß die Reform der Kirche an Haupt und Gliedern weitergehen
kann, weitergehen muß. Das ist der Grund, warum ich mich zur
Publikation dieses Buches entschlossen habe. Es soll gerade den
Enttäuschten und Resignierten signalisieren: Es gibt Grund, die
Hoffnung zu bewahren!" (9) Ein Buch auf Hoffnung also mit
Zeugnissen der Hoffnung. Und dafür gibt es wohl keine Alternative
.

Schöneiche bei Berlin Hubert Kirchner

Moore, Henrietta L.: Mensch und Frau sein. Perspektiven einer
feministischen Anthropologie. Mit einer Einführung von H.
Pissarek-Hudelist. Aus dem Engl, von S. Denzel u. S. Naumann
. Gütersloh: Mohn 1990. 381 S. 8 = GTB/Siebenstern.
483. Kart. DM 39,80.

Dieses Buch ist insofern historisch aufgebaut, als im l.Kap.
die Geschichte der Beziehungen zwischen Feminismus und Anthropologie
dargestellt wird mit dem derzeit neuesten Forschungsinteresse
, die theoretischen wie empirischen Grundlagen
für eine auf dem Begriff der „Verschiedenheit" aufbauende feministische
Anthropologie zu legen (33f)-

Es folgt die Debatte über den Geschlechtsbegriff, über die ungleiche
Stellung der Geschlechter und über die Vorherrschaft des
Mannes. Sowohl mittels des symbolischen wie soziologischen
Ansatzes bei der Geschlechterdifferenzierung als auch mittels