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Ausgabe:

1991

Spalte:

602-605

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Kollmann, Bernd

Titel/Untertitel:

Ursprung und Gestalten der frühchristlichen Mahlfeier 1991

Rezensent:

Kandler, Karl-Hermann

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr.

602

;erusalem". So richtet sich die paulinische Appellatio an den
(V|ISer 83r n'cnt w'rkl'cn an Rom. sondern "against Jerusalem"
-Ol). Mag solch eine Appellation das Grundrecht jedes römi-
en Bürgers gewesen sein, religiös bedeutet es „ hardly the deed
°'an Orthodox Jew".

Entgegen dem ersten Anschein versucht die vorliegende Studie
a S(> nicht, lediglich die rechtlichen Hintergründe der lukani-
^c n Aussagen zu klären, obgleich das natürlich in den Anmer-
ungen und einigen Exkursen auch geschieht. Es geht vielmehr
Um d'e Durchführung einer redaktionsgeschichtlichen These, die

re ^ irkung haben wird. Denn an den hier vorgetragenen Beobachtungen
wird die künftige Acta-Forschung nicht vorbeigehen
k°nnen und dürfen.

Borsdorf Gottfried Schillc

Kirchengeschichte: Alte Kirche

Grillmeier. Alois: Jesus der Christus im Glauben der Kirche. Bd.
2/4: Die Kirche von Alexandrien mit Nubien und Äthiopien
nach 451. Unter Mitarb. von T. Hainthaler. Frciburg-Bascl-
Wien: Herder 1990. XXIII. 436 S. gr. 8 .

v'on der groß angelegten Darstellung der Geschichte der Chri-
stologie aus der Feder von Alois Grillmeier, von der bereits die
Bände 1.2/1 und 2/2 erschienen sind1, ist jetzt der Band 2/4 veröffentlicht
worden: dieser Band ist der Entwicklung der Christo-
'°gie in den Ländern entlang dem Nil. nämlich in Alexandrien
Sowie in Ägypten, im Sudan bei den Kopten, in Nubien sowie in
Äthiopien, gewidmet. Der Band 2/3, der die Christologie in An-
'•ochien und Jerusalem sowie in Armenien, Georgien und Per-
S|en im 6. Jh. würdigen soll, befindet sich in Vorbereitung. Vorgesehen
ist weiter in Band 2/5 die Schilderung der Christologie im
lateinischen Westen während des 6. Jahrhunderts sowie in Band
* die Behandlung der christologischen Lehrentwicklung von Gregor
dem Großen (gest. 604) bis zum Frankfurter Konzil von 794.
Auch bei dem jetzt erschienenen Band hat Theresia Hainthaler
sowohl bei der Forschungsarbeit als auch bei der Manuskriptabfassung
mitgewirkt: einige Kapitel hat sie vollständig übernommen
. Die von ihr übernommenen Abschnitte fügen sich nahtlos
,n den Gang der Darstellung ein.

Der Charakter des Werkes ist auch bei dem neuen Band beibehalten
worden. Bei aller Gelehrsamkeit, die Grillmeier hier ausweitet
, ist doch auf eine wirklich lesbare Darstellung geachtet
worden. Das bedeutet u. a.. daß in jedem Teil, aber auch bei den
Onzelnen Kapiteln und Unterabschnitten zunächst einige einführende
Bemerkungen gegeben werden, welche den geographischen
Raum, die behandelte Zeit sowie die jeweils zu würdi-
Senden Personen kurz vorstellen. Für die christologische Ent-
*'cklung im Sudan, in Nubien sowie in Äthiopien wird jeweils
kurz über die dortige christliche Mission berichtet und auch die
Forschungslage kurz umrissen. Auf diese Weise wird nicht nur
die fortlaufende Lektüre erleichtert, sondern häufig zugleich ein
Hinweis auf bestimmte Besonderheiten der christologischen Vorstellungen
und Aussagen gegeben; denn Grillmeier hat sich dankenswerterweise
nicht darauf beschränkt, eigentliche Lehraussagen
oder auch Bekenntnistexte heranzuziehen, sondern ist auch
auf liturgische Formeln, nicht zuletzt auf Anaphoren. eingegan-
85n- die in der Tat besonders für den Sudan, für Nubien und
Äthiopien aufschlußreich sind.

Am Schluß des Bandes finden sich wieder eine ausgewählte Bi-
Dl'ographie. ferner Register der Schrift-Stellen, der wichtigen altsprachlichen
Wörter, der Personen sowie der Sachen. Angesichts
der Fülle des dargebotenen Materials sowie der hervorragenden
Verarbeitung des gesamten Stoffes ist es nicht möglich, hiereine

Einzelwürdigung zu geben. Lediglich einige knappe Hinweise auf
die Darstellung im ganzen mögen die großartige Leistung des Vf.s
verdeutlichen.

Die christologischen Richtungen, welche in diesem Band behandelt
werden, gelten üblicherweise als verschiedene Spielarten
des Monophysitismus. Grillmeier sagt gleich zu Beginn seiner
Darstellung, daß sowohl gegenüber dem Terminus „Monophysitismus
" als auch gegenüber demjenigen des „Dyophysitismus"
„aus ökumenischen und sachlichen Gründen Zurückhaltung geboten
" ist (7Anm. 11). Zwar wird zuweilen der Begriff „Monophysitismus
" gebraucht; es zeigt sich jedoch immer wieder, daß
es eine wesentliche Eigenart der Christologie in dem hier behandelten
geographischen und zeitlichen Rahmen ist. daß man
durchweg nicht zwischen „hypostasis" und „physis" unterschieden
hat. Es sind ganz bestimmte Gründe nicht zuletzt auch der
politischen Entwicklung gewesen, die in den Ländern entlang
dem Nil zur Ablehnung des Konzils von Chalkedon (451) geführt
haben. Grillmcier geht auf diese Gründe an verschiedenen Stellen
ein. relativiert aber von daher die globale Bezeichnung „Monophysitismus
".

Sodann, was Grillmeier und in Teilen Theresia Hainthaler hier
bieten, das sind im Grunde einige Monographien zu Gestalten,
für die kaum neuere Gesamtdarstellungen vorliegen. Für Alexandrien
werden etwa Timotheus Aelurus. Theodosius sowie die
Ausbildung der zwei „Hierarchien" (Melchiten und Kopten) gewürdigt
. Sehr aufschlußreich und förderlich ist die Schilderung
des Johannes Philoponus, desalexandrinischen Philosophen und
Theologen, die ganz von Frau Hainthaler übernommen worden
ist. Manche der hier behandelten Theologen haben faktisch ein
Bekenntnis zur wahren und vollen Menschheit Jesu Christi abgelegt
. Ein weiterer Höhepunkt des Bandes ist die Darstellung des
Schcnute, wobei durch Heranziehung neuerdings bekannt gewordener
Texte dessen „Christologie der Verkündigung" nachgezeichnet
werden kann, die überhaupt ohne Verwendung der Begriffe
„hypostasis" und „physis" ausgekommen ist.

Dem gelehrten Vf. gebührt aufrichtiger Dank für diese vorzügliche
Darstellung.

Hamburg Bernhard Lohsc

1 Siehe hierzu ThLZ 106. 1981. 109-112: 112. 1987. 367-369; 115.
1990. 694-697.

Kollmann, Bernd: Ursprung und Gestalten der frühchristlichen
Mahlfeier. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1990. 296 S.
gr. 8 = Göttinger theologische Arbeiten. 43. Kart. DM 62.-.

Die Untersuchung, eine Göttinger Dissertation von 1989/90.
setzt sich „zum Ziel, in Auseinandersetzung mit möglichst allen,
jedenfalls zunächst den wichtigsten .Abendmahlstheorien' endlich
einmal sämtliche Befunde, die uns aus dem frühen Christentum
von seinen Anfängen bis hin zu Justin überhaupt noch
greifbar sind und die irgendwie mit .kultisch' begangenen gemeinsamen
Mahlzeiten in Zusammenhang stehen könnten, ein-
zubeziehen"(13)- ein wahrlich weitgesteckter Rahmen!

Die Arbeit ist wie folgt gegliedert: Zur Forschungsgeschichte -
Die paulinischen Aussagen zum Herrenmahl - Das Brotbrechen
in der Apostelgeschichte - Die Eucharistie der Didache - Das jo-
hanneische Zeugnis vom Kultmahl - Der eucharistische Befund
in den Ignatiusbriefen - Charakter und Modalitäten der Eucharistie
nach Justin - Die Berichte von Jesu letztem Mahl - Mahlgc-
meinschaften Jesu und das Mahlmotiv als Topos seiner Verkündigung
- Ursprung und Modifikationen der frühchristlichen
Kultmahlkonzeption - Schluß.

Der Vf. geht konsequent traditionsgeschichtlich vor. Er ist sehr