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Ausgabe:

1991

Spalte:

598-599

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

L' Évangile de Luc 1991

Rezensent:

Reinmuth, Eckart

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 8

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Erlangen Jürgen RolofT

"-'cht ohne Bekundung der Verlegenheit angesichts der unaufhell- Zu welch problematischen exegetischen Ergebnissen diese Vörden
Anonymität des Briefverfassers: "1t may not appeal to the entscheidung führt, zeigt besonders die Behandlung des Johan-
mmdtoadmit that athinkerofsoprofounda type shouldremain nesevangeliums (248-350). Gegen allen Augenschein muß der
anonymous" (682). Immerhin aber sucht er den Hebr durch eine Vf. die Historizität nicht nur des johanneischen Aufrisses der Ge-
■"ündatierung (705: Entstehung vor 70, falls nach Jerusalem schichte Jesu, sondern auch die Authentizität der Jesusreden beadressiert
, oder gar schon um 60, kurz vor der neronischen Ver- haupten, denn: "An intention to lead people to faith in Jesus as
0|gung. falls der Empfängerort Rom war) für die apostolische Messiah and as Son of God is hardly likely to be furthered by an
eit zu reklamieren. account of Jesus which was not closely related to the historical
Guthrie gelingt nun freilich das Kunststück, diesen traditiona- facts." (346) Daraus folgt dann etwa im Blick auf Joh 2,14-22 die
'stischen Ansatz mit einer grundsätzlichen Offenheit gegenüber Behauptung, Jesus habe zwei Tempelreinigungen durchgeführt
der Arbeitsweise und den Ergebnissen kritischer eingestellter (309) und hinsichtlich der johanneischen Reden das Postulat,
°rscher zu verbinden. Der Leser soll die Möglichkeit haben, "that the genius of Jesus'teaching method was capableof the Jo-
s'ch über Fragestellungen der Forschung zu informieren; nir- hannine discourses as well as of the synoptic parables and apho-
gends wird er indoktriniert. Abweichende Meinungen werden in risms." (309)

relativer Breite und ohne karikierende Verkürzung dargeboten Ejne Gesamtdarstellung der Kanonsgeschichte fehlt. Behandelt werden

^ a in ihrem Gewicht gewürdigt. Diese Noblesse gibt dem Buch lediglich in einem Anhang die Geschichte der Sammlung der Paulusbriefe

e'nen Rang und stellt es weit über die meisten Publikationen aus (Appendix A), die Pauluschronologie (Appendix B) sowie die Problematik

111 evangelikalen Lager. Die dabei zugrunde liegende Argumen- epistolarischer Pseudepigraphie (Appendix C). Ferner ist eine klassifi-

'ationsstruktur ist freilich ziemlich stereotyp: So wird z.B. den zierte Kommentarbibliographie beigegeben, die sich freilich schwerpunkt-

ßestreitern der Abfassung des Joh-Evg durch den Zebedaiden mäßig auf englischsprachige Kommentare konzentriert. Die Nennung ncu-

der paulinischen Authentizität der Pastoralbriefe zunächst erer deutscher Kommentare ist lückenhaft; so fehlen U. Luz. Mt. und U.

ausdrücklich das große Gewicht ihrer Argumente zugestanden Wllckens- Rom.

*-B- 258, 618-620). um sodann darauf zu verweisen, daß die

Ufch die Authentizitätsbestreitung entstehenden Aporien zumindest
ebensogroß seien, wie jene, die die traditionelle Sicht
aufwirft (z. B. zur johanneischen Frage: "It would seem at least a

[easonable conclusion to maintain that there are no irrefutable . ,_.„.. lrf .. , . TU „ , , _

historin,! „™____,„ <•„ ■ .. .. .. ... u . . Neirynck, F. [Ed.]: L Evangilede Luc. TheGospel of Luke. Re-

»lorical grounds for rejecting the Identification of the beloved ■ i Ä a caiI it,„„„;i0 a0 i„„ d ...

disrir.io„ i u r-, u . j ^ vised and enlarged Edition ot 1 Evangile de Luc. Problemes

scpieas John the son ofZebedee. [260]; zu den Past: Insp.te iitteraires et theologiques. Leuven: Universitv Press; Leuvcn

meacknowledgeddifferencesbetweenthepastoralsandPaufs peeters 1989. X, 590 S. gr. 8 = Bibliotheca ephemeridum

"er epistles. the traditional view that they are authentic wri- Theologicarum Lovaniensium. 32. Kart. BEF 2200.-.

'ngs of the apostle cannot be said to be impossible, and since

nere are greater Problems attached to the alternative theories it Bei dem anzuzeigenden Sammelband handelt es sich um eine
ls most reasonable to suppose that the early church was right in Neuauflage des Bd. 32 der Bibliotheca Ephemeridum Theologi-
accepting them as such." [646]) carum Lovaniensium, die um aktuelle Notes additionelles und
Bei der Lösung der synoptischen Frage ist der Vf. um einen einen sehr umfangreichen Supplementteil bereichert ist. Die
Vorsichtigen Ausgleich seiner traditionalistischen Sicht mit der Auswahl des Themas der 19. Sitzung der Journees Bibliques de
modernen Quellenkritik bemüht. Er bestreitet zwar die Existenz Louvain (21.-23. August 1968) war Teil eines ausgedehnteren
N°n Q. kann sich jedoch dem Gewicht der Argumente, die für die Forschungsprogramms (vgl. Vorwort zur ersten Auflage). Nach-
•^k-Priorität sprechen, nicht ganz entziehen, wobei für ihn vor dem 1965 das Thema „Tradition und Redaktion in den Synoptikern
das Papias-Zeugnis. das sie Sicht des MkEv als Wiedergabe sehen Evangelien" gelautet hatte, wurden 1968 Lukas, 1970
der petrinischen Tradition ermöglicht, von Bedeutung ist (1044). Matthäus, 1971 Markus gesondert behandelt (vgl. neben dem
°er Herrenjünger Matthäus hat das Mk-Gut aufgrund eigener vorliegenden Band BETL 25. 29. 34). Wenige Tage vor Beginn
Erinnerung ergänzt und interpretiert. Lukas schließlich hatte so- der Sitzung 1968 verstarb Lucien Cerfaux, dessen Name seit
*ohl Mk wie auch Mt vorliegen und ergänzte beide durch eine 1949 in hervorragender Weise mit den Löwener Jahrestagungen
mündliche Tradition, die vorwiegend katechetisches Material verbunden ist. Sein Beitrag L'utilisation de la Source Q par Luc.
aus Cäsarea enthielt (1044). Guthrie beharrt durchweg darauf, Introduction du seminaire ist dem Band als Appendix beigege-
daß bei der Evangelienentstehung schriftliche Quellen sich mit ben (285-293); die Ausgabe wurde als ganze seinem Andenken
Persönlicher Erinnerung von Zeugen verbunden haben. Form- gewidmet (L'Evangile de Luc. Problemes Iitteraires et theologi-
und redaktionsgeschichtliche Erwägungen beurteilt er hingegen ques. Memorial Lucien Cerfaux, BETL 32, Gembloux 1973).
hinsichtlich ihres Wertes für die Erhebung der Jesusüberlieferung Die 1968 zu seiner Würdigung erstellten Beiträge (A. Des-
Sehr skeptisch; sie sind "guesswork" (1030). Differenzen in Dar- camps, Monseigneur Lucien Cerfaux. Ebauche d'un portrait; J.
stellungsweise und Terminologie berechtigen nicht zu Rück- Coppens, La carriere et l'cevre scientifique de Monseigneur Lu-
Schlüssen auf kirchliche Trägerkreise und die in ihnen ablaufen- cien Cerfaux; F. Neirynck, Bibliographie Lucien Cerfaux), die
den theologischen Entwicklungen; sie sind vielmehr Hinweise der ersten Auflage beigegeben waren, sind inzwischen im dritten
auf die analogielose Vielfältigkeit der Botschaft Jesu: "The Band der Werkausgabe L. Cerfaux (BETL 71, Leuven 1985) abge-
8°spels concern a unique Person and must therefore themselves druckt und jetzt nicht wieder aufgenommen. Das Corpus der

e in some measure unique." (1039). Letztlich verdanken die Texte von 1968/73 enthält neben dem genannten Appendix fol-

vangelien ihre Entstehung dem Umstand, daß die Zeugen die gende Beiträge: W. G. Kümmel, Luc en accusation dans la theo-

gottliche Natur Jesu erkannten und sich darum bemühten, seine logie contemporaine (bereits veröffentlicht in ETL 46, 1970.

^orte und Taten zuverlässig festzuhalten (1034). Wobei Guthrie 265-281; dt. Fassung zuerst in ZNW 63, 1972, 149-165): J. Du-

e'ne Unterscheidung zwischen theologischer und historischer placy, P75 (Pap. Bodmer XIV-XV) et les formes les plus ancien-

^uverlässigkeit als unzulässig dekretiert. Daß dies eine auf pro- nes du texte de Luc; W. C. van Unnik, Elements artistiques dans

'ematischen weltanschaulichen Prämissen beruhende Vorent- l'evangile de Luc (bereits veröffentlicht in ETL 46, 1970. 401-

seheidung ist. auf deren Basis ein sachliches Gespräch kaum 412); E. E. Ellis, La fonetion de l'eschatologie dans l'evangile de

m°glich ist. sollte deutlich sein. Luc (dt. Fassung zuerst in ZThK 66, 1969, 387-402); F. Nei-