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Ausgabe:

1991

Spalte:

37-39

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Johannes Eck (1486 - 1543) im Streit der Jahrhunderte 1991

Rezensent:

Bräuer, Siegfried

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Theologische L.iteraturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 1

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hundred years. The result is a compendium of exegetical rcsearch on 1524, Dedikationsepistel am Lorenzo Campeggio, wenig beachtetes

cruces inlerpretum in the Paulinc corpus, and a bid to interact with a Handschriftfragment) die durch Pierre Fraenkel einleuchtend rekon-

vanety of interpretative choices. Invariably the weight comes down on struierte Entstehungsgeschichte von Ecks Enchiridion aus den Angeln

•he side of conclusions amenable to the author's manifest convictions, zu heben. Nicht Campeggio gab den Anstoß zur Abfassung der Schrift,

though special pleading is visible in only a few instances. However, um Ecks Neigung zur öffentlichen Disputation in andere Bahnen zu len-

•wo factors raise some doubt orat least uneasinessabout her exegetical ken; er kam vielmehr aus den Kreisen von Klerikern und Laien, mit

aPproach. denen Eck auf seiner Rückreise aus Rom Anfang 1524 in Kontakt kam.

Rrst, she is not averse to allowing dogmatics to intrude into her Der Einfluß der Ereignisse des Jahres 1524 auf die Arbeit am Enchiri-

exegetieal inquiry, and while this fact imparts a verve to her writing, a dion kann ebenfalls aufgezeigt werden. Das Fragment dokumentiert

Passionate concern for Christian truth, and strong "devotional" eine Überarbeitung der Campeggio gewidmeten Handschrift und somit

emPhasis, occasionally there is anachronism in her style and eine Zwischenstufe zur Druckfassung.

substance. Paul is made to speak in accents of a systematic theologian, Peter Fabisch gibt in seinem umfangreichen Beitrag „Johannes Eck

and the situational character of his writing is obscured. und die Publikationen der Bullen .Exsurge Domine' und ,Decet Roma-

This leads, secondly, to a weakness notes in that Paul's letters are num Pontificem"' (74-107) eine Darstellung der Entstehung, der Über-

treated in many cases in a situation-less way and viewed more as a lieferungsgeschichte und Ecks Aktivitäten in dieser Sache anhand der

rePository ofdogmatic truth. Sometimes this approach works against Quellen und unter Berücksichtigung der Forschungsliteratur. Zum

her thesis, as in the case of the debate over the resurrection at Corinth Exemplar der Bulle „Exsurge Domine" im Staatsarchiv Dresden gibt

(271-277) "Believing in vain" is attributed to the soteriological Fabisch den Hinweis, daß eine archivgeschichtliche Untersuchung noch

'mpotence ofa distorted gospel (274) which is identified as a "gospel" anstehe, seit wann das Vorhandensein der Bulle im Archiv selbst und in

without the resurrection of Jesus (276). But she had earlier (273 n. 74) der Öffentlichkeit bekannt sei. Die Lücke, auf die der erste Teil seines

ruled this out of court as a reason for Paul's disputation with a Hinweises Bezug nimmt, läßt sich schließen. Der Dresdener Archivar

( Orinthian group. The reality of the resurrection in the case of Jesus Manfred Kobuch hat kürzlich auf das fünfbändige Findbuch des kur-

eannot, therefore, be the ground of "believing in vain". Rather, it is fürstlichen Kanzleisekretärs Lorenz Ulmann aus den Jahren

e 'uturity ofbelievcrs' resurrection and their adherence to a form of 1574-1579 aufmerksam gemacht, von dem noch der Registerband vor-

■"ealized cschatology that is the point at issue. Failure to observe this - handen ist (vgl. Manfred Kobuch: Thomas Müntzers Nachlaß, T. 2.

and she would have learned it from a wider reading on Corinthian Archivmitteilungen 40, 1/1990, S. 9-17, bes. S. 9). Eine Rückfrage bei

Problems as distinet from the Standard commentaries which are her M. Kobuch ergab, daß in diesem Registerband die Bannandrohungs-

rnain sources throughout. though Fr. Lang's commentary is clear on bulle mit der Angabe „Papst Leonis contra Dr. Luthern" als Bestandteil

'his issue-in fact weakens her case. des Faches 247 im Großen Briefgewölbe der kursächsischen Kanzlei

But. overall, Volf has produced a valuable exercise in "biblical nachzuweisen ist. Sie ist demnach mit Sicherheit von Herzog Georg

'heology" - a diseipline now widely under suspicion - and has offered empfangen worden.

°niecogent reasons to doubt that I. H. Marshall's Keptby ihe Power In seinem Beitrag „Johannes Eck und die Täufer, Bedeutung und
°fGod (1969), which is the only comparable work dedicated to this Wirkungsgeschichte des Kapitels über die Kindertaufe im Eckschen
toPic. is at all satisfactory in its conclusions. On the contrary, Volf Enchiridion" (108-128) weist Peter J. A. Nissen nach, daß das Ende
°ften Korea in the exegetical encounter, while paying tribute to this 1525 geschriebene und im Mai 1526 zum ersten Mal gedruckte Kapitel
earlier work. Her volume will appeal to all students of Paul and of die erste katholische „Antwort auf die täuferische Herausforderung" ist
^hristian doctrine. especially those who wish to see the strength of the (115). Es hatte Vorbildcharakter für die altgläubige Auseinandersetzung
etormed position on "staying in" salvation as afitndamentum and mit dem Täufertum im 16. Jh., besonders in den Niederlanden. Bedenke
threat of 'Talling away" as a necessary Stimulus to true faith and ken erheben sich gegen die auch sonst häufig anzutreffende Annahme,
eontinuingadhesion to that faith. die Kenntnis von Kirchenväterquellen sei auf Hinweise in zeitgenös-
ShefTicld Ralph P Martin sischer Literatur zurückzuführen. Mußte einem humanistisch gebildeten
Johannes Fabri wirklich erst durch zeitgenössische Lektüre (Oeko-
lampad. Zwingli, Eck) „auf die Sprünge geholfen" werden (120), um
mit Cyprian, Hieronymus und Augustin argumentieren zu können?
Ecks Kirchenverständnis ist zweimal Gegenstand der Untersuchung.
Sl'rl<>h. E-rwin [Hg.]: Johannes Eck (1486-1543) im Streit der Jahr- auf die Lehre bezogen durch Remigius Bäumer (129-154: Die Ekklesio-
"nderte. Internationales Symposion der Gesellschaft zur Heraus- logie des Johannes Eck), auf die Institution bezogen durch Heribert
gäbe des Corpus Catholicorum aus Anlaß des 500. Geburtstages des Smolinsky (155-273: Die Reform der Kirche in der Sicht des Johannes
ohannes Eck vom 13. bis 16. November 1986 in Ingolstadt und Eck) Bäumer geht es um den Nachweis, daß Eck „nicht nur die recht-
'chstatt. Münster/W.: Aschendorff 1988. 275 S. m. 7 Abb. gr. 8' = ,jche Sejte der Kirche, sondern auch die innere Seite der Kirche gewür-

xuormationsgeschichtliche Studien und Texte, 127. Kart. DM . . „ , ■ „ . . .. . , ■■■ A .

84,_ digt hat und daß er „bei aller Hochschatzung der konziharen Autorität.

papalistischc Gedanken vertreten hat (153). Der Autor ist sich bewußt.

-Ecks historische Besonderheit und geschichtliche Bedeutung unter daß auch nach seinem Überblick „eine nähere Beschäftigung mit Ecks

ern Aspekt moderner - und das heißt ökumenisch verpflichteter Ekklesiologie zu den Desideraten der Forschung zählt" (154). Wie stark

e,ormationsforsehung herauszuarbeiten" - so lautete die Aufgaben- Ecks ekklesiologische Vorstellungen vom „Brauch" der Kirche und den

^tellung für das Symposion in der Einladung. In einer repräsentativen Herausforderungen durch die Reformation, aber auch durch die baye-

JruPPeevangelischerReformationshislorikerunterden Teilnehmern rische Kirchenpolitik, die päpstliche Strategie und die Position als

nd d'ese Zielstellung sichtbaren Ausdruck. Ingolstädter Professor bestimmt waren, zeigt Smolinsky auf. Er kommt

In welch starkem Maße die Erinnerung an Eck in der Historiogra- zu dem Schluß: Eck „besaß kein Kirchenbild und keinen Reformmaß-

'e mit der Leipziger Disputation und damit auch den Wandlungen Stab, der von innen her Strukturen legte und neue Perspektiven eröfl-

Beurteilung Luthers verbunden ist, macht Johannes Burkhardts nete" (172). Gegen Bäumers Neigung zur Überschätzung des Themas

r'B „Das Bild des Johannes Eck in der Geschichtsschreibung" wird damit ein Damm gebaut.

~3r') eindrucksvoll deutlich. Das Endglied in der Kette der Eck- Bereits in Anton Schindlings Beitrag „Die Reichsverfassung und

J^eption lautet: Verwissenschaftlichung. - Nelson H. Minnich Johannes Ecks Rolle im deutschen Reformationsgeschehen"

~73: On the Origins of Eck's "Enchiridion") gelingt es, mit Hilfe (174-191) wird aufgewiesen, wie Eck durch den Auftrag, das Worm-

ncuer Quellen (Ecks Brief an Gian Matteo Giberti vom 27. Februar ser Edikt durchzuführen, mit der Territorialpolitik der bayerischen

Kirchengeschichte: Reformationszeit