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Ausgabe: | 1991 |
Spalte: | 592 |
Kategorie: | Altes Testament |
Titel/Untertitel: | Studien zum Deuteronomium und zur deuteronomistischen Literatur; I 1991 |
Rezensent: | Bernhardt, Karl-Heinz |
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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 8
592
Satzfolgen. An diese Lektion fügt sich ein ausführliches „Anhangsprogramm
" an: Anhang A: Substantive und Adjektive,
285ff; Anhang B: Die Stammformen der Qal-Verben nach Wurzeltypen
geordnet. 307ff; Anhang C: Übersicht über die Stammesmodifikationen
, 311ff; ein Hebräisch-deutsches und ein
Deutsch-hebräisches Glossar und ein an- und abschließendes Register
runden das Lehrbuch ab; auf der letzten Seite findet sich
eine Übersicht über die Behandlung der Verbformen und einiger
besonderer Verbformen.
Bei der Bearbeitung des für den Anfänger (und die Anfängerin)
oft spröden und komplizierten grammatischen Stoffes gelingt es
dem Vf. durch eine „menschenfreundliche Sprache", die Liebe
am Hebräischen, die für das Verstehen der Schrift doch Voraussetzung
ist, nicht erkalten zu lassen; auch macht Lambdin des öfteren
deutlich, daß nicht immer alles und nicht jede Besonderheit
der Grammatik vollständig und sicher erklärbar ist. So kann der
Vf. z.B. schreiben: (p.4) „Der Plural wird durch die Endungen
-im und -ot ausgedrückt. Leider wird der Plural nicht immer
durch einfaches Anhängen dieser Endungen an den Singular gebildet
." Das „Leider" verrät den erfahrenen Pädagogen, der
neben sein Wissen auch Einfühlungsvermögen in die Lernenden
stellt. Davon zeugt auch die Bemerkung über den Gebrauch des
infinitivus absolutus im Sinne eines Imperativs; p. 159 schreibt
der Vf. dazu: „Aus kaum erklärbaren Gründen kommt der inf.
abs. auch in Kontexten vor, in denen er die Funktionen eines
flektierten Verbs übernimmt." Über den Umgang mit der Grammatik
des Hebräischen weist der Vf. bei der Behandlung der Con-
structus-Verbindung, die das Erlernen des Hebräischen für viele
so kompliziert macht, hin: (p. 70) „ Der Lernende sollte sich merken
, daß in einer Constructus-Verbindung das erste Substantiv
durch das zweite auf irgendeine Weise näher bestimmt wird.
Davon ausgehend, sollte er dann so übersetzen, wie es Kontext
und deutscher Sprachgebrauch nahelegen. Man sollte sich nicht
sklavisch auf eine einzige Übersetzungsweise beschränken."
In diesem Zusammenhang (Vermittlung der hebräischen
Grammatik und Frage nach dem entsprechenden deutschen
Sprachgebrauch) sind dem Rez. besonders positiv aufgefallen:
die Behandlung der Seins-Prädikation in Lektion 7, die Demonstrativpronomen
in Lektion 8, wo im ersten Überblick neben den
Formen für „dieser" auch die Formen für „jener" aufgeführt
werden, wobei das selbständige Personalpronomen erst in Lektion
19 behandelt wird, so daß der/die Lernende z.B. hu erst im
Sinne von „jener" und dann als Pronomen der 3. Person begreift;
in Lektion 16 die ausführliche Behandlung der Constructus-
Verbindung mit vielen Beispielen; das gilt auch für die Stammesmodifikationen
, die ab Lektion 37 behandelt werden; Vf. verwendet
dabei folgendes (sehr hilfreiches) Abkürzungssystem:
N-Stamm; D-Stamm; H-Stamm und Ht-Stamm (p. 175); gesondert
und ausführlich werden zudem vorgestellt: 1. der Gebrauch
von hinneh als Seinsprädikation im Sinne von (z.B. „Hier/Da
bin ich"; und in Sätzen mit prädikativer Ortsbestimmung und in
Verbindung mit dem Imperativ; ebenso der idiomatische Gebrauch
von w.hinneh nach r'h und anderen Verben der Wahrnehmung
, (Lektion 36); 2. der idiomatische Gebrauch von hlk, der
dem Lernenden deutlich macht, daß es nicht nur in den „neuen
Sprachen", sondern ebenso auch in den „alten Sprachen" idiomatische
Redewendungen gibt, die die Schönheit und Beweglichkeit
einer gesprochenen Sprache nicht unwesentlich bestimmen
(§ 170); schließlich sei 3. die Behandlung des verbalen Hendia-
dyoin und verwandter Idiome (§173) genannt, wo in einer Übersicht
die im Hendiadyoin gebrauchten Verben aufgeführt sind;
im dt. wäre hier noch auf die Redewendung „komm, geh!" zu
verweisen: die Handlung des Aufforderungsverbs hat mit der
wirklich gemeinten Aufforderung im zweiten Verb (scheinbar)
nichts zu tun (oder das Gegenteil!).
Zu allen grammatischen Formen bietet jede Lektion ausführlichen
und vertiefenden Lernstoff an; ebenso ist jeder Lektion ein
„Wortschatz" beigegeben, immer gesondert in Verben. Substantive
, Präpositionen, Eigennamen, Andere, was sich als sehr hü'*
reich erweist, wie auch die Aufteilung und Anordnung der
Übungsstücke, die zuerst Übersetzungen vom Hebräischen ins
Deutsche, dann vom Deutschen ins Hebräische verlangen, was
der Einübung in den jeweils in der Lektion neu behandelten Stofi
dient; die angeschlossene Übersetzungsaufforderung dient hingegen
der Wiederholung; jede Lektion schließt mit einer Lektüre,
die einen dem Kenntnisstand angepaßten (und oftmals auch veränderten
) (Bibel-)text bietet; dieses Verfahren erscheint mit doch
recht problematisch zu sein, denn der „geänderte Bibeltext" ist
eben gerade nicht der „lebendige Text" der Hebräischen Bibel-
Damit sind wir dann auch bei einigen kritischen Bemerkungen
angekommen: gar nicht oder nur unklar bzw. ungenügend scheinen
dem Rez. behandelt:
Fragen der Syntax (z.B. Finalis und Infinitivsätze; der Gebrauch vom
min+Inf.cs. fehlt ganz); Befehlsformen und ihre Verneinung (Prohibiu1
und Vetitiv werden so term. nicht genannt), gar nicht vor kommt das nun
energicum, und das nun paragogicum wird nur in einer Anmerkung er-
wähnt, obgleich der Gebrauch dieses nun auch von literarkritisch-
theologischcr Relevanz im Pentateuch ist; von Nominalsätzcn wird erst in1
Register geredet, wobei diese aber zuvor ausführlich (als Sätze mit (I.) prä'
dikativer Ortsbestimmung. (2.) adjektivischem Prädikat. (3.) partizip'3'
lern Prädikat, (4.) mit Seins-Prädikation, (5.) pronominalem Subjekt und
(6.) substantivischem Prädikat) besprochen werden. Es wäre hilfreicher,
diese Sätze sogleich als Nominalsätze einzuführen und sie von den Verbalsätzen
zu unterscheiden. Nicht (bzw. fast nicht) behandelt wird das so
wichtige und leidige Tempus-Problem im Hebräischen: es wäre wohl doch
auf die Aspekttheorie, die Funktionstheorie und die (echte) Tempusthcorie
einzugehen; so wird auch das Narrativum eher am Rande so erwähnt und
das ,. Waw ha-hippuch" kommt gar nicht vor. was m. E. aber zur Tempusfrage
im Hebräischen gehört.
Diese Kritik soll das „gute Werk" aber nicht schmälern, denn
der Vf. schreibt doch schon im Vorwort: „daß der erfahrene Lehrer
je nach der Erfordernissen seines Kurses und den besonderen
Voraussetzungen seiner Studenten an manchen Stellen weiter
ausholen oder auch kürzen möchte."
Auch Sprachen werden im Dialog gelernt und gelehrt. Auch
dazu ist dieses Lehrbuch ein schöner und gelungener Beitrag.
Berlin Gerhard Begrich
Lohfink, Norbert: Studien zum Deuteronomium und zur deute-
ronomistischen Literatur I. Stuttgart: Kath. Bibelwerk 1990.
392 S. 8 = Stuttgarter Biblische Aufsatzbände, 8. Altes Testament
. Kart. DM 39,-.
Unter den wissenschaftlichen Arbeiten Norbert Lohfinks nehmen
Studien zum Deuteronomium einen großen Raum ein. Charakteristisch
für seine Veröffentlichung auf diesem speziellen Gebiet
ist die theologische Fragestellung. Sie verbindet die in dem
weiten Zeiraum von 1960 bis 1977 aus unterschiedlicher Veranlassung
entstandenen Arbeiten des vorliegenden Bandes miteinander
. Auf den Zusammenhang macht der Vf. in einem ausführlichen
.Vorwort' (7-13) aufmerksam. Hier werden überhaupt
dem Verständnis dienliche Selbsteinschätzungen der im ersten
Bande der Studien vereinten dreizehn Arbeiten geboten, von
denen die ersten sechs noch in das „ Umfeld " der Dissertation L.s
fallen (Das Hauptgebot, Rom 1963). Erstmalig publiziert wird
der umfangreiche kritische Beitrag .Bundestheologie im Alten
Testament. Zum gleichnamigen Buch von Lothar Perlitt* aus dem
Jahre 1973 (325-361), der bei der Forschungslage auch heute
noch aktuell ist. Vier Register erschließen den Band, dem die
zweite Sammlung - der Fachwelt gleichermaßen willkommen -
im Jahre 1991 folgen soll.
K.-H. B.