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Ausgabe:

1991

Spalte:

590-592

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Lambdin, Thomas O.

Titel/Untertitel:

Lehrbuch Bibel-Hebräisch 1991

Rezensent:

Begrich, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 8

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Anhand der Textgraphik gliedert sich der Text in zwei große sam gemacht sowie gute und diskutable Lösungsvorschläge zu
ei|e (63.7-U und 63.15-64.1 1), die im einzelnen folgende Un- seiner Interpretation aufgewiesen zu haben.
'erabschnitte erkennen lassen: 63,7-10; 63,11-14, 63,15-19a; Ein ausführliches Literaturverzeichnis (292-307) und Stellen-
• 19b-64.4a: 64.4b-8; 64,9-11 (S. 27. 73. 281). Der innere Auf- register (308-326) finden sich am Schluß dieser anregenden Ar-
, au des Textes ist stilistisch durch Leitworte und Leitmotive ge- beit.

!.^zeichnet, die sich einerseits zu theologisch gewichtigen Leit- Ha||e (Saa|e) Ernst-Joachim Waschke

ien ausweiten und andererseits den Text in Form von
"Fusionen gestalten (vgl. 63,11-14; 63,15-64,11; 63,16-64,7).

Df^gegenüber lassen sich „wenig klar ausgestaltete Stilfiguren" Lambdin, Thomas O.: Lehrbuch Bibel-Hebräisch Hg., übers u.
erkennen v„„ ^ Hij u- t r » • a bearb. von H. von Siebenthal. Gießen-Basel: Brunnen; Neu-

senZlZ » , paralle'oder chlast,scnh ge^rmt S'"d: »r,u hausen-Stuttgart: Hänssler 1990. XXVIII. 349 S. gr. 8 .

5Cn meist Baiastvarianten auf" (S. 73). Großer Wert wird deshalb 6 6

auf die „Leitwortuntersuchungen" (S. 76-130) gelegt. Folgende Diese Grammatik hat sich bereits zwanzig Jahre im akademi-
eitworte werden ausführlich behandelt: zäkar, sein, öläm, qä- sehen Unterricht bewährt, denn die amerikanische Originalaus-
as und rip'aeraet, rüah näbat, ab, gä'al, qäxip. gäbe erschien unter dem Titel Introduction to Biblical Hebrew

Hierbei kommen schon Motive und Traditionen in den Blick, schon 1971. Es ist das Verdienst Heinrich von Siebenthals, dieses
le dann ausführlich unter „Motive und Traditionen in ihrem Lehrbuch übersetzt und den Erfordernissen und Bedürfnissen

Kontext" (131-204)besprochen werden. Der Abschnitt „Parallele der und des deutschsprachigen Lernenden angepaßt zu haben;
e*te außerhalb des tritojesajanischen Textkomplexes" (205-256) auch ist dies Lehrbuch mit Ergänzungen und Berichtigungen
'ent dann der genaueren Gattungsbestimmung im Vergleich mit (auch einem Literaturverzeichnis, Anhang E) ausgestattet, die es

^envandten Texten, und die Vfn. versucht, „innerhalb der Gruppe von seinem Original unterscheiden.

er Volksklagelieder eine relative Chronologie zu erstellen "(205). Im Vorwort stellt der Vf. seine Besonderheiten dar. wobei er
Jhrer Überzeugung nach steht das Gebet Jes 63,7-64,11 „der zuvor betont, daß sich das vorliegende Werk „eindeutig im Rah-
exilischen Volksklage näher als den späten Gebeten. Vor allem men der herkömmlichen Grammatik bewegt"; drei Punkte sind
le Ablehnung der Vätertradition, die wirklich eigenständige Ge- besonders herauszustellen: 1. von der Umschrift hebräischer
Haltung der Schilfmeertradition und die massive Anklage Gottes Worte und Texte (!) wird großzügig Gebrauch gemacht, „und
01,1 gleichzeitigem Sündenbekenntnis lassen eine Ansetzung in zwar hauptsächlich aus drei Gründen: a) der Lernende soll Heer
Spätzeit problematisch erscheinen" (255). Auch ein Ver- bräisch als Sprache und nicht als Entzifferungsübung kennenler-
Öeich dieses Volksklageliedes mit dem unmittelbaren Kontext nen; b) ein bekanntes Anfangshindernis soll aus dem Weg ge-
H>n Jes 56-66 (257-280) erhellt, daß Jes 63,7-64,11 eine eigene räumt werden, das darin bestand, daß der Lernende sich mit
r°ße innerhalb der tritojesajanischen Sammlung darstellt ohne unzähligen Seiten ziemlich abstrakter Details der Laut- und
""ekte „Verbindungslinien zu anderen Kapiteln" (278). Unter Schriftlehre abmühen mußte, ehe er auch nur einen Satz der
em abschließenden Punkt „Resümee - Theologische Linien" Sprache lernen konnte; c) auch das Auswendiglernen der Para-
(-81-291) werden die Ergebnisse der Untersuchung zusammen- digmen soll erleichtert werden: meines Erachtens treten die we-
gefaßt. Hierbei schlußfolgert sie u.a.: „Auf eine Kurzfassung ge- sentlichen Merkmale in der Umschrift besser zutage als in der

racht ließe sich also Jes 63,7-64,11 als literarisch einheitliches, herkömmlichen Schrift."
v°n seiner theologischen Vorstellung her durchaus eigenständi- Zum Zweiten geht der Vf. bei der Darstellung der Formenlehre
Volksklagelied, das im Palästina der Exilszeit und in großer des Verbs nicht primär vom Wurzeltyp aus, sondern von grundle-
ähe zum Grundbestand der Klagelieder entstanden ist, charak- genden Gemeinsamkeiten der verschiedenen Formen, und 3. ist
frisieren. Möglicherweise stand sein Verfasser Kreisen nahe, aus „der systematischen Behandlung der Formenlehre des Nomens
denen das dtr Geschichtswerk hervorging" (283). sowie des Verbs mit Objektsuffixen" so viel Platz wie möglich
Dieses Ergebnis ist in Anbetracht der methodisch konsequent eingeräumt worden. Ich habe diese Punkte auch deshalb so aus-
durchgeführten Analysen folgerichtig. Aber wenn man mit der führlich zitiert, weil sie auch aufzeigen, daß der Vf. weniger an
fr- die Meinung teilt, daß Jes 63.7-64,11 theologische Span- der Vermittlung der Erforschung des Hebräischen interessiert ist.
nungen der frühen Exilszeit widerspiegelt, dann bleiben doch als viel mehr an der Erlernbarkeit der Sprache. Das steht einem
manche Fragen offen. Lehrbuch gut an und erhöht seine Les- und Brauchbarkeit außer-
Kann die Textgraphik mii dem Bezugssystem von Leitworten und Leit- ordentlich. Dieses Anliegen von Lambdin gibt auch die Inhaltslosen
, einschließlich der Leitlinien und Konklusionen, schon absichern. Übersicht wieder. Auf das Vorwort und Abkürzungsverzeichnis
^aß dieser Text wirklich unbeschadet und mit nur geringfügigen Verände- der in der Grammatik gebrauchten Termini folgt eine kurze Ein-
ngen tradiert worden ist" Wären bei einem theologisch so pointierten, ei- iejtung. die auf die „ relative Sicherheit" der sprachlichen Über-
s nstand.gen und bisweilen eigenwilligen Text nicht redaktionelle Ein- lieferung hinweist Und mit ihren ersten Worten („ Die hebräische
sn"e geradezu zu erwarten? , , ...___, , , _ . „, ,, k™""*w

Viftoi,^^ i. j . ■_ j , , . , .. Bibel - das Alte Testament der Christen ) woh tuend dialoeisch

mögliche Anhaltspunkte für die Annahme eines redaktionsgcschichth- , . _ ... „ ...«._ uiaiugiscn

<-hen Prozesses werden bereits in der Textkritik ausgeschieden, da in der be8,nnt' Daran scnließen Slch elf Paragraphen zur Laut- und
Regel der masoretischen Lesart der Vorzug gegeben wird. Schriftlehre an, die aber nicht in einem Zusammenhang (etwa gar
Daß der MT von 63.11 „mit all seinen Ungereimtheiten" (14) die ur- in einer Lektion) behandelt werden sollen. Der Lernstoff wird
H>rüngliche Lesart bieten soll, will ebensowenig einleuchten wie bei den nun auf 55 Lektionen aufgeteilt (es ist also an eine Unterrichtsersen
64.3f Die Ursprünglichkeit der masoretischen Lesart in 63,9 ist dauer von zwei Semestern gedacht!) und beginnt mit „Genus und
*■ E. geradezu auszuschließen. Dies nicht nur wegen der Vorstellung von Numerus des Substantivs"; in Lektion 9 wird das Perfekt und
tera? 'u"^ ^"^ ^8esich,es"'die erst in der apokryphen Li- seine Bedeutung eingeführt und bis Lektion 15 behandelt; ab
e^atur begegnet worauf die Vfn. selbst hinweist (10). sondern weil die Lektion , 6 die Constructus-Verbindung und die Constructus-
^X-LesartmitderBetonungdcrAusschließlichkeitJahwcssowohldurch . , , ,. . . . umuu"6 ullu u,c ^""sirucius
den Kontext des Klageliedes als auch durch die Theologie der Exilszeit ge- F°rmen:Lekt'°n 22 Wird daS imPerfekt vorgestellt, in Lektion
s'ützt »ird. 28 der Infinitiv constructus und in Lektion 34 das passive Parti-
An dem Verständnis von 63,9 entscheiden sich dann ja die Interpreta- Z'P und der Infinitiv absolutus - erst mit Lektion 37 beginnen die
<ion der Exodustradition in 63.11(T und das Verhältnis dieses Klageliedes Stammesmodifikationen, für die vierzehn Lektionen besonders
*u den Heilstraditionen Israels insgesamt. geplant sind; in Lektion 51 wird das passive Qal vorgestellt und
Trotz dieser und anderer möglicher Einwände gebührt der Vfn. in den Lektionen 52-54 wird das Verb mit Objektsuffixen behan-
das Verdienst, auf einen wichtigen Text des AT erneut aufmerk- delt; die letzte, 55. Lektion bietet abschließende Bemerkungen zu