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Ausgabe:

1991

Spalte:

551-552

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Marx, Dorothea I.

Titel/Untertitel:

Wächteramt und Mitarbeit. Kirchliche Verantwortung im nationalen Aufbau 1991

Rezensent:

Marx, Dorothy

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 7

552

aus dem Aspekt der Dogmengeschichte und der Systematischen
Theologie.

Im ersten Teil wird ein geschichtlicher Überblick vom Verständnis
der Person des Heiligen Geistes in der reformierten
Theologie gegeben. Am Beginn steht die Darstellung der Person
des Heiligen Geistes in der Theologie J. Calvins, der drei reformierten
Bekenntnisse (Heidelberger Katechismus, das zweite
Helvetische Bekenntnis und das Wcstminster-Bekenntnis), der
reformierten Orthodoxie, F. Schleiermachers und K. Barths als
Vertreter der neuzeitlichen Kritik und der niederländischen
Schule (O. Noordmans und A .A. van Ruler). Nach diesem Überblick
wird von der reformierten Theologie an der Person des Heiligen
Geistes im Zusammenhang mit derTrinitätslehre festgehalten
. Aber die reformierte Theologie tendiert dazu, die Frage nach
der Person des Heiligen Geistes (wer ist der Heilige Geist?) nur
durch das Werk des Heiligen Geistes (was der Heilige Geist tut)
zu beantworten und es fehlt noch eine systematische Behandlung
der Person des Heiligen Geistes und der damit verbundenen Tri-
nitätslehre. Deshalb hat die reformierte Theologie Schwierigkeiten
, an der Person des Heiligen Geistes festzuhalten. Wenn die
Person des Heiligen Geistes aufgelöst wird, dann entsteht eine bi-
nitarische Pncumatologie. Wenn die Person des Heiligen Geistes
mit der Gottheit Jesu Christi aufgelöst wird, dann entsteht eine
unitarische Pncumatologie.

Im zweiten Teil wird die Pneumatologie H. Berkhofs, der zur
niederländischen Schule gehört, als Darstellung einer modalisti-
schen Pncumatologie in der reformierten Tradition beurteilt.
Hier wird die Person des Heiligen Geistes in den Brennpunkt gestellt
. Wegen der oben genannten Schwäche der reformierten
Theologie gibt es eine Spannung zwischen der trinitarischen und
der modalistischen Pneumatologie. Als reformierter Theologe
nimmt H. Berkhof die modalistische unitarische Pneumatologie.
um die Spannung zu lösen. Aber diese Lösung ist nicht befriedigend
wegen der Problematik der modalistischen Pneumatologie
selbst.

Im dritten Teil werden die Fragestellungen zur Person des Heiligen
Geistes systematisch behandelt, und mit den Beiträgen der
orthodoxen Theologie wird eine trinitarische Pneumatologie entworfen
. Die Person des Heiligen Geistes muß im Rahmen der
Trinitätslehre verstanden werden, d. h. unter dem Aspekt der interpersönlichen
Beziehung muß jede Beziehung der Person des
Heiligen Geistes zu den anderen Personen ernst genommen werden
. Diese trinitarische Pneumatologie weist daraufhin, daß der
Geist urgrundhaft (principaliter) der vom Vater des Sohnes Ausgehende
, und zugleich in einer anderen Weise der vom Sohn des
Vaters Ausgehende ist.

Marx, Dorothy: Wächteramt und Mitarbeit. Kirchliche Verantwortung
im nationalen Aufbau. Diss. Tübingen 1988. 440 S.

In dieser Dissertation werden exegetische, kirchengeschichtliche
und systematische Ergebnisse erarbeitet und zusammengefaßt
. Das erklärt sich von dem praktischen Ziel, das ich mir gestellt
habe. Ich möchte einen biblisch gegründeten und theologisch
einsichtigen Weg finden, der ein integres Wächteramt und
eine konstruktive Mitarbeit der Indonesischen Kirche beim Aufbau
des Staates gewährleistet. Es soll eine für die gegenwärtige
politische Lage Indonesiens relevante theologische Anweisung
gefunden werden, die in der biblischen Wahrheit wurzelt und sich
mit den aktuellen Problemen unseres Landes hilfreich auseinandersetzen
kann.

Deshalb besteht der erste Teil aus drei Exegesen der anerkannt
politisch relevanten Texte des NT. mit deren Hilfe die theologische
Grundlage für ein politisches Wächteramt der Kirche gewonnen
werden soll. Der zweite Teil schildert das Verhältnis von

Staat und Kirche im Negativen und Positiven am Fallbeispiel der
deutschen Kirche im Dritten Reich. Der dritte Teil bezieht sich
auf das Doppelproblem, mit dem die Kirche und der indonesische
Staat zusammen ringen: Es geht um die Bildung des „Aufbau
-Menschen" (manusia pembangun), der allein mit der bedrückenden
sozial-ökonomischen Not unseres Volkes fertig
werden kann.

2. Aus der Untersuchung der drei „politischen" Perikopen Mk
12,13-17,1,1 Pctr 2,13-17 und Rö 13,1 -7 ergibt es sich, daß für
die Wahrnehmung des Wächteramtes und für die Mitarbeit der
Kirche beim nationalen Aufbau die in Mk 12,14; 1 Petr 2,13 und
Rö 13,5 gegebenen theologischen Kriterien äußerst wichtig sind.
Das bedeutet, daß die Einheit von Wächteramt und Mitarbeit im
nationalen Aufbau nur im Rahmen einer an die öööv wv 0sov
(Mkl2,14) und den Küpioq (1 Petr 2,13) gebundenen rove/ÄpWC
(Rö 13,5) gewährleistet ist.

Der zweite Teil zeigt zum einen, daß die anfängliche Vernachlässigung
und spätere Entdeckung unserer Kriterien-Trias den
Kirchenkampf im Dritten Reich auslöste. Zum anderen wird betont
, daß in der unsere Kriterien unausgesprochen miteinschließenden
Barmer Theologischen Erklärung kirchengeschichtliche
Probleme und politische Irrwege systematisch-theologisch aufgezeigt
und entschieden wurden. Da die Barmer Erklärung nach
Prof. Dr. S. Nababan, dem ehemaligen Vorstand des Indonesischen
Kirchenrates, „wegweisend als eine Orientierungshilfe"'
für die Kirche Indonesiens gilt, soll im dritten Teil die Indonesische
Kirche in ihrer gegenwärtigen Situation davon überzeugt
werden, daß ihr Auftrag nur mit Hilfe dieser Kriterien erfüllt
werden kann. Wenn eine von den Prinzipien Kaja xip öööv xoö
Oeov, Sia töv Kupwv und Siä n/v ovväöipiv bestimmte Theologie
das Wächteramt und die Mitarbeit leitet und zusammenbindet,
dann wird eine nationalistisch, rassisch, philosophisch oder anthropologisch
fundierte Deutung des Evangeliums ausgeschlossen
. Das Ergebnis unserer Dissertation soll der Indonesischen
Kirche zu dieser Erkenntnis verhelfen und sie zur Mitarbeit am
nationalen Aufbau motivieren.

3. Der wissenschaftliche Ertrag der Arbeit besteht in der Untersuchung
der Haltung führender Theologen und der Kirchen
Deutschlands im Dritten Reich. Mit Hilfe biblischer Kriterien
und den systematisch-theologischen Entscheidungen von Barmen
wird eine theologisch begründete Anweisung für das Handeln
der Christen in einem modernen Staat erstellt.

Von Personen

Traugott Holtz zum 60. Geburtstag

Sehr verehrter, lieber Herr Kollege Holtz!

Sie feiern Ihren 60. Geburtstag am 9. Juli nach zwanzigjähriger
Tätigkeit als ordentlicher Professor für Neues Testament an der
Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-
Wittenberg. Seit drei Jahrzehnten sind Sie unserer Fakultät eng
verbunden. Nach Ihrem Studium an der heimatlichen Fakultät
in Rostock arbeiteten Sie als wissenschaftlicher Assistent in
Halle, wo der Einfluß des Neutestamentiers Gerhard Delling für
Ihren weiteren wissenschaftlichen Weg prägend wurde. 1959 erfolgte
Ihre Promotion auf Grund einer Arbeit über „DieChristo-
logie der Apokalypse des Johannes", die 1962 im Akademie-
Verlag Berlin erschien. Ihre weiteren Forschungen führten 1964
zur Habilitation auf Grund der Arbeit „ Untersuchungen über die
alttestamentlichen Zitate bei Lukas". 1964 traten Sie als Dozent
für Neues Testament an der Theologischen Fakultät der Humboldt
-Universität Berlin in das akademische Lehramt ein. Be-