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Ausgabe:

1991

Spalte:

29-31

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Adamson, James B.

Titel/Untertitel:

James 1991

Rezensent:

Popkes, Wiard

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 1

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der Autor durchaus dessen bewußt, daß weiterhin noch andere Dem Buch liegen jahrelange Studien zugrunde, die bereits zwei

Arbeitsweisen für eine zukünftige Behandlung herangezogen werden Werke entstehen ließen: 1954 die Dissertation „An Inductive

können (114). Ein Vergleich mit der Übersetzungsarbeit am Alten Approach to the Epistle of James: Materials for a Fresh Study"

Testament überhaupt, wiederum mit viel Arbeitsmaterial belegt und (Cambridge, angeregt von C. H. Dodd, betreut von C. F. D. Moule,

m den Tabellen verarbeitet, führt zu dem Resultat, daß der grie- später von F. F. Bruce) und 1976 "The Epistle of James" in der Reihe

chische Sirach-Text nicht typisch ist für die Übersetzungsarbeit ins "The New International Commentary on the N. T.", Eerdmans/

Griechische am ganzen Alten Testament: "As a result, for the catego- Grand Rapids, reprint 1984). In breiter Fülle bietet das neue Werk

r>es of segmentation, shorter quantitative translations, lexical repre- den Ertrag der Studien dar. Der Untertitel (the man and his message)

sentation, and to a lesser extent word order, the Greek Sir would not entspricht zwar nicht exakt dem Aufbau mit den Hauptteilen I. Das

seem to provide a firm basis for reconstruetions. The grandson's Buch (1-166) und II. Die Botschart (167-420), denen sich noch III.

approach to the Hebrew seems to reflect more of a concern for the Der Wert (421-471) und IV. Abschließende Überlegungen (473-488)

Message than the medium" (115). anfügen. (Es folgen noch V. Literaturverzeichnis 489-498 und 11 Indi-

Ein zweiter intensiver Arbeitsschritt (Chapter 3: "The influence of ces 499-553). Dennoch signalisiert der Untertitel, was dem Vf. wich-

Jewish-Greek biblical translations on the Greek translation of Ben tig ist, nämlich die Herkunft des Briefes vom Herrnbruder Jakobus

Sira . (| 19-230) wendet sich dem Problem zu, wie weit die Überset- und die theologische Bedeutung seiner Botschaft.

Zungen Irüherer hebräischer Texte ins Griechische den Enkel des A. schreibt m. a. W. eine Apologie des Jakobusbriefes, vor allem

Jesus Sirach beeinflußt haben könnten. Auch hier breitet der Vf. das gegen die seit Luther dominierenden Vorurteile. Teil IV faßt das noch

ganze Material mit Hilfe intensiver Computeruntersuchungen vor einmal zusammen: (1) Der Brief ist kohärent, nicht diffus, (2) er ist

dem Leser aus. Nach grundsätzlichen Erörterungen zum Vergleich orthodox, d. h. gut christlich, (3) er stammt aus alter palästinischer

des Hebräischen Textes und der griechischen Übersetzung von Jesus Tradition, wogegen auch nicht das gute Griechisch spricht, und (4) er

Sirach zu anderen alttestamentlichen Schriften geht der Vf. ins Detail ist authentisch. Die Vorurteile führten zur Bestreitung der Echtheit

und untersucht den Pentateuch (143-197), die prophetischen Bücher und der Qualität des Briefes. Die Vorurteile, die über eine objektive

(nach Einteilung der hebräischen Bibel, 197-225) und die Schriften Diskussion z. B. der Sprache und der Struktur weit hinausgehen.

'225-230). In jedem Falle werden konkrete Einzelbeispiele ausführ- stammen It. A. letztlich aus der Abneigung gegenüber dem Judenchri-

hch dargestellt. Das Resultat lautet für den Pentateuch: "All the gene- stentum überhaupt (A. beobachtet Parallelen in der Forschungsge-

ra' sta'istics and examples given above lead to the general conclusion schichte: Introduction X/XI). "Marcionism is ever with us" (XIII).

•hat the grandson was not overly dependent on the OG Pentateuch. Ja, der Jakobusbrief litt von Anfang an unter dem Verfolgungsschick-

He certainly does not appear to use it as a dictionary", (195). Hier sal.

Erfolgen auch längere Auseinandersetzungen mit früheren Arbeiten Nur so kann sich A. die Kanonsgeschichte erklären (sehr detaillierte

|on Emanuel Tov und Franz Vinzenz Reiterer. Das Ergebnis für die Angaben dazu 147-166, auch bereits 38-52). Die späte Bezeugung sei

n,crsuehungen der prophetischen Schriften lautet ähnlich: "When begründet in einer frühen Verdrängung des Jakobus und seiner Bot-

one eonsiders the lexical evidence given here, the same Situation schalt sowohl seitens der jüdischen Opposition (die Unterdrückung

Potains as above for the grandson's use of pentateuchal vocabulary. des Briefes erfolgte aus demselben Grund wie die Tötung des Jakobus:

Overall data show no predominant use of Greek terms that were 50) als auch der Heidenchristenheit (sie hatte wenig Interesse am

used by the translators of the prophetic books". (225). Brief, zumal hinsichtlich seiner Naherwartung: 38.47.50). Kopien des

'n einem kürzeren Chapter 4: "Can the parent text of the Greek Briefes, als Vademecum von Katecheten und Evangelisten verwendet,

Jranslation of Ben Sira be recovered?" (231-250) ist der Vf. überlebten in Ägypten und gelangten schließlich zu Origenes (51).

Pessimistic about the prospect of recovering the Hebrew parent text Jakobus war „christlicher Jude" (nicht „Judenchrist": 14), Expo-

0 the grandson's Greek in general" (232). Ein diesbezüglicher Ver- nent der Jerusalemer Christenheit (16), der sich (laut Präskript) an das

^""h v°n Skehan zu Ben Sira 24 wird genau geprüft und auch hier die gesamte (auch nicht-christliche) Israel wandte (11 ff). Die Heidenmis-

nmöglichkeit konstatiert (238-249). sion wird ebensowenig erwähnt wie die Debatte darüber (27). Die

H n Appendix gibt nähere Hilfsmittel für elektronische Daten, Christen besuchten noch die Synagoge (29, dort auch eine Typologie

ard- und Software an (251-260). Ein umfangreicher Anmerkungs- der damaligen Sekten); der Brief „spiegelt eine vor-christologische.

'eil (26l-3| 1), das Literaturverzeichnis (313-334), ein Bibelstellen- fast vor-Kreuzigungs-Stufe wider und enthält .den einfachsten Aus-

jndex (335-342), ein Autorenregister (343-345) und ein Sachregister druck des christlichen Bewußtseins, noch unberührt von komplexer

'-354) beschließen das Werk. . dogmatischer Reflexion'" (31 mit Bezug auf Elliott-Binns). „Die

Es ist unmöglich, die Einzeldaten zu verifizieren oder zu hinterfra- Lehre des Jakobus ist genauso einfach wie die seines Meisters . . . und

8cn, ohne das ganze Material noch einmal unter den genannten Prin- verrät fast eine vor-österliche Theologie eines frommen Juden" (32).

Pien zu untersuchen. Der Vf. weiß selbst, daß auch andere Kriterien Die Debatte mit Paulus steht noch aus, der Brief datiert wahrschein-

^Um Tragen kommen können und daß eine Weiterarbeit nötig ist lieh aus der Zeit vor dem Apostelkonzil, d. h. ca. 40-50 (mit Mayor.

j S0X Dem Rez. fehlt vor allen Dingen ein Eingehen auf sachlich- 33), am ehesten aus der Krisenzeit rund um das Jahr 44 (258, vgl. auch

a'thche Probleme. Die Übersetzungstechnik ist nicht allein abhän- 218IT).

8'g von statistischen Möglichkeiten, sondern schließt vor allem auch Theologisch steht Jakobus keineswegs im Gegensatz zu Paulus (s.

n ganzen Kulturhorizont und die Möglichkeiten des sprachlichen 195-227). Er vertritt die Linie der Evangelien, die Botschaft Jesu (s.

^usdrucks auf dem Gebiete der geistigen und vor allem religiösen 169-194; „Gäbe es keine Evangelien, so würde doch viel von der

ärnnienhänge ein. Hier könnte das dargebotene Material eine gute Lehre Jesu aus dem Jakobusbrief bekannt sein": 187). Jakobus war

vjr

^usan

Endlage für weitere Untersuchungen religionsgeschichtlicher und theologisch ein Evolutionist, ohne Antagonismus gegen die Tora

^'^'theologischer Art sein. (430), aber als Advokat einer besseren Gerechtigkeit (419). Ihm liegt

Wi,.n _ am praktizierten Gottesdienst (440ff zu 1.26f). Die theologische

CjCotr Sauer

Themenliste in Teil II 4 (Lehre) umfaßt: Glaube in Aktion, Versuchung
, Gott, Weisheit, Erlösung. Ebenso aufschlußreich ist die Liste
in Teil III: Autorität (der Brief ist wesensmäßig autobiographisch:
Neues Testament 429), "social doctrine" (Jakobus' Haltung ist „konservativ, aber

radikal": 431), Gott meistert das Böse (Jakobus geht das Problem des
Samson. James B.: James. The Man and His Message. Grand Bösen pastoral an; er rekurriert nicht auf den Südenfall: 4350. "the
^apids: Eerdmans 1989. XXII, 553 S. 8*. Kart. £23.50. passion for conduet" (440ff), die Forderung nach Gerechtigkeit