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Ausgabe:

1991

Spalte:

493-495

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Hövelmann, Hartmut

Titel/Untertitel:

Kernstellen der Lutherbibel 1991

Rezensent:

Brecht, Martin

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Theologische Literaturzeitung 116. Jahrgang 1991 Nr. 7

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. . , .ru orhreihune der in ihnen vorliegenden metaphorischen Prädikation."

... . . C' Lcx'ko"artikel verwiesen werden: E. Schweizer: Art Jesus l n .- ~» . Bczlcnun, des von Jcsus crzäh„c„ Cieschehens auf die Got-

*%^*«^™W™™*-^:A*M^ Eggese (s.o.. Ann,26, 179-189: Schnidcr. Söhne

40 V T , . «um WIMN (s o Anm. 24) 70f; Weder. Gleichnisse (s.o.. Anm. 26) 260f.

Vgl. dazu Merklcin. Gottesherrschaft (s.o.. Anm. 26) 197-201. M. N. <s.o..A , .Unsere Verbindung zur

E^nz: Das Charisma des Gekreuzigten. Zur Soziologe der Jcsusbcwc- |dcntität dcr zcitloscn Sachc noch ist sie ganz

n8 (WUNT45, Tublngen l987. I97_262. sowie zu Jesu Verha en ge- Sehr£»* t~farauf et ^ ^ ^ ^

S H ZÖ"nern JCUt UmfaSSCnd i "CrrCnbrUCkh: Jtu " Sl, US n v m. telte Anspruch Jesu, is, sozial ermöglichte Evidenzerfahrung. Wir-

S,SlMd "CQts.amen.hch.exeget.sche Untersuchungen ^ W ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^

UNI 2 4|). Tubingen 1990. bes. 228-289. Christentums vermittelt. Wirkung zeigt sich am Ende darin, daß sich Mcn-
Vgl. Harnisch. Glcichniserzählungen (s.o.. Anm. I) 131-136— ■ • ; d ■ Namcn Jcsu versammeln." S.a. ders.: Hcrmeneu-

^eWeder.Gle,chnisse(,o..Anm.26)97:„AufgabederG^ehmsaus.c- cütmlott 1988,358-365.

8U"8 'St nicht die Übersetzung in begriffliche Sprache, sondern die Um- tik des Neuen

Bibelwissenschaft Gegen K. Stackmann (nicht Strackmann) kann der Vf. nachweisen
, daß die Lutherbibel auch in der frühen Orthodoxie stän-

Jeimann, Hartmut: Kernstellen der Lutherbibel. Eine Anlei- ^,7^ T^S^J^^S^ T^r^ L" "l"

l"ng zum Schrift Verständnis. Bielefeld: Luther 1989. 394 S. gr. W'f ^ ^ ' * Prinzipiell modifiziert, ob-

8 - Texte und Arbeiten zur Bibel, 5. Lw. DM 58,-. wonl d,e Orthodoxie ein anderes Interesse an einzelnen dicta

(probantia) hatte. Die in diesem Zusammenhang geäußerte theo-
Es gibt fällige Themen, die dennoch lange Zeit übersehen wer- logische Kritik an der Übernahme der Verszählung (1594) wirkt
en. Die vorliegende Dissertation aus der Schule des Erlanger Sy- unausgewogen. Im Kernstellenbestand der Jenaer Bibeln wird
ernatikers Friedrich Mildenberger zählt dazu, weil sie den sonst der Einfluß von Flacius nachgewiesen. Ab 1587/88 sind in den
j*s selbstverständlich hingenommenen Sachverhalt besonders calvinistischen Bibeldrucken die Kernstellen getilgt. In der Blüte-
erv'orgehobener Stellen in der Lutherbibel problematisiert. Dies zeit der Orthodoxie (Kap. 4) stellen die Straßburger sowie die
jpchieht auf historische Weise, indem das Kernstellenproblem Nürnberger Bibeldrucke ganz auf den persönlichen Nutzen ab
"rch die deutschen Bibelübersetzungen bis zur Gegenwart ver- und verändern dementsprechend das Kernstellenkonzept. Hier
° 8' wird. Eine stupende Menge von Bibelausgaben ist zu diesem macht sich der Einfluß J. Arndts bemerkbar. Anhand der Schul-
Heck herangezogen worden. Die 'Arbeit gerät so nebenbei zu Ordnungen der Zeit wird dies untermauert. (Daß Methodus dem
'nem Abriß der Geschichte der deutschen Bibclausgaben, was Genus nach feminin ist, ist dem Vf. entgangen.) Ausgerechnet die
erdings gelegentlich auf Kosten der Straffheit geht. Mitunter Lüneburger Drucke wahren zunächst den alten Bestand und
remerkt man Lücken bei der herangezogenen einschlägigen Lite- schwenken erst später auf die neue Linie ein. Der Wechsel von
^tur. Manchmal werden die Meinungen eher nebeneinanderge- Gott zum Menschen als Subjekt ist gewiß ein einschneidender
e lt als gewogen. Wie der Untertitel ausweist, ist die Intention Vorgang, zumal er mit einer problematischen Bibelauffassung
er eine dogmatische, die aber letztlich praktische Entscheidun- einhergeht. Er gehört aber zum historischen Geschick der Lu-
ten der Kirche, nämlich die Gestaltung der Bibelausgaben, be- therbibel und der evangelischen Kirche und sollte darum in Seite
l °er Vf' argumentiert engagiert; bisweilen fallen seine Ur- nem relativen Recht wohl konstruktiver gewürdigt werden, sonst
"e forsch aus. droht die Gefahr, daß man mit großen Teilen der eigenen Ge-
deD,aS 1 Kap-ist Luthers Biblia Deudsch gewidmet. Die Stadien schichte zerfallen ist.

L r Übersetzung werden vorgeführt. Möglicherweise wird dabei Dies gilt verstärkt für die Lutherbibel im Pietismus (Kap. 5),

u'hers Anteil gegenüber dem Wittenberger „ Synhedrium " ver- der vor allem auf Applikation abstellt. Die Kernstellen der Halle-

AbZt Danacn wird die sprachliche Leistung erörtert. Hier sind sehen Bibeln dienen diesem Zweck, noch konsequenter die J. R.

^ striche gegenüber älteren Urteilen angebracht. Luthers Über- Hedingers. Eine Kombination von Wittenberg und Halle bieten

er *ung die Qualität eines Literaturdenkmals oder eines Sprach- die im 18. Jh. nicht unwichtigen Lemgoer Bibeln. Die Untersu-

jed'8r"SSeS abzusprechen. geht aber wohl zu weit. Dem Vf. liegt chung bietet für die Varianten pietistischen Bibeldrucks reichlich

j. 0ch an etwas anderem: „Die Bibel setzte sich nicht wegen Details. Der Überblick über die Neuübersetzungen (Berleburg,

wjrer sPrachmächtigkeit durch, sondern sie machte ob ihres Ge- Bengel, Hahn) fällt dagegen ab.

gj"ts für Theologie und Gemeinde Sprachgeschichte" (20). Die Die Lutherbibeln der Orthodoxie werden im Lauf des 18. Jh.s

ait0rjerungen über das Verhältnis der Lutherbibel zu den mittel- von den Halleschen verdrängt (6. Kap.). Die Editionen der Auf-

fü r lcnen Übersetzungen führen über den alten negativen Be- klärung werden weithin als denen des Pietismus verwandt erach-

?ür n'Cllt weser|tl'ch hinaus, wollen aber beweisen, daß sie noch tet (7. Kap.). Dabei ist jedoch die theologiegeschichtliche Klassi-

t0rr nzeit auf den Markt kamen. In dem Streit um die letzte au- fizierung unzulänglich; z.B. haben Pfaff und Storr tatsächlich

die'Slerte Lutherbibel spricht sich der Vf. mit guten Gründen für eine pictistische Mitgift. Auf den Kernstellenbestand hat sich die

aUsV°n 1545 und gegen die ein Jahr danach erschienene Ausgabe Aufklärung nicht erheblich ausgewirkt. An dieser Stelle (1220

■ Energisch wird Luthers Hermeneutik (Autorität des Wortes fügt der Vf. eine interessante „Vergewisserung" ein, in der er sich

neit rf Vernaltnis von Wort und Geist, Christozentrik und Ein- über seine Kriterien Rechenschaft gibt. Er beharrt im wesentli-

geb er Schrift), auf der seine Übersetzung basiert, zur Geltung chen auf den Prinzipien Luthers, die er dogmatisch und histo-

4lsracnt' Sie g'bt für die ganze Untersuchung das Kriterium ab. risch gegenüber denen der Folgezeit für überlegen hält. Aber hat

Sje b rfinder der Kernstellen wird Luther selbst nachgewiesen. nicht der Pietismus doch erhebliche Verdienste um die Bibel?

v0r ' den sich seit 1529 in einem längeren Prozeß heraus. Her- In Kap. 8 werden Romantik, Erweckungsbewegung und Re-

gUn e n°ben werden der Christusbezug und die auf die Rechtferti- stauration sehr pauschal zusammengenommen. Die Übersetzung

BeoKZ'e'enden Vcrheißungcn. Der Vf. macht zum Teil glänzende von J. J. Stolz dürfte dabei eher der Aufklärung zuzurechnen sein.

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biemacntungen. Ich hätte mir allerdings gewünscht, daß das Pro- Vollständigkcitshalber wird auch ein Überblick über die kathol

Dje ,V°n Luthers Bibeleinzeichnungen (WA48) erörtert wird. sehen Bibelausgaben von 1700-1850 geboten (Kap.

L'be nze'tigen spiritualistischcn. katholischen und Zürcher weitere Entwicklung sind natürlich die Ausgaben der

stelle et2Un8en s'nd Luther bezeichnenderweise bei den Kern- schaffen wichtig (Kap. 10). Bei ihnen setzt sich auf di<

n nicht gefolgt (Kap. 20). Hallesche Einheitstext mit seinen Kernstellen durch.